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L. Kirn: Geistesstörung und Verbrechen: Festschrift zur Feier des 50jährigen Jubiläums der Anstalt Illenau. Heidelberg, 1892

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{"created":"2022-01-31T16:59:44.127223+00:00","id":"lit15139","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 139-140","fulltext":[{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n139\ncentra der Entartung entgangen, so verraten die Idioten einige Anlagen, die Schwachsinnigen einige Talente. Daher die partiellen Genies Yoisins. Die grofsen Verschiedenheiten der geistigen Entartung lassen sich in drei Klassen bringen: 1. Vorwiegen der intellektuellen Entwickelung hei moralischem Defekte ;\t2. normale Moralit\u00e4t hei intellektuellem\nSchwachsinn ;\t3. Ausfallen oder mangelhafte Entwickelung einzelner\nF\u00e4higkeiten. Magnan selbst teilt die Entarteten in vier Klassen : die Idioten, die Imbecillen, die Schwachsinnigen und die h\u00f6herstehenden oder intelligenten Entarteten. Mit der letzteren Klasse besch\u00e4ftigt er sich im vorliegenden Werke fast ausschliefslich. Auf Grund des zeitlebens bei den Entarteten bestehenden abnormen Etat mental entwickeln sich nun, oder k\u00f6nnen sich entwickeln die sog. Syndrome, Zuf\u00e4lle. Sie sind die psychischen Stigmata der Entarteten, auf welche Magnan mehr Gewicht gelegt -wissen will, als auf die physischen Stigmata oder die Degenerationszeichen. Unter diese geh\u00f6ren die fr\u00fcheren Monomanien, von denen hier nur die Platzangst, Gr\u00fchelsucht, geschlechtliche Verkehrtheiten, Dipsomanie etc. etc. erw\u00e4hnt seien. \u201eDie Hereditarier tragen von vornherein sozusagen ihren Stempel an sich : k\u00f6rperliche und\ngeistige Stigmata, die ihnen eigent\u00fcmlich sind. Fr\u00fchzeitig..k\u00f6nnen\nsich bei den Entarteten Zust\u00e4nde von Besessenheit, krankhafte Triebe, Hemmungserscheinungen, intellektuelle und moralische Abweichungen, Wunderlichkeiten zeigen, die charakteristisch sind und ihren Tr\u00e4gern zweifellos eine Sonderstellung anweisen.\u201c \u201eDiese Zuf\u00e4lle kommen nur hei den Entarteten vor, sie sind ihre psychischen Stigmata.\u201c Magnan geht dann noch auf das f\u00fcr die Entarteten charakteristische Irresein im engeren Sinne ein. Es w\u00fcrde zu weit f\u00fchren, darauf hier noch n\u00e4her einzugehen. Das oben Gesagte wird gen\u00fcgen, um zur Lekt\u00fcre von Magnans interessanten Vortr\u00e4gen anzuregen. M\u00f6bius sind wir durch Seine \u00dcbersetzung zu grofsem Danke verpflichtet. Umpfenbach (Bonn).\nL. Kirn. Geistesst\u00f6rung und Verbrechen. Festschrift zur Feier des 50j\u00e4hrigen Jubil\u00e4ums der Anstalt Illenau. Heidelberg 1892.\nLombroso hat durch sein Vorgehen eine gewaltige Bewegung in den Gang gebracht, deren endliches Geschick sich mit Sicherheit nicht Vorhersagen l\u00e4fst. Zur Zeit befinden wir uns etwas in der r\u00fcckl\u00e4ufigen Welle, und dem anf\u00e4nglichen Enthusiasmus gegen\u00fcber haben jetzt die besonnenen Elemente das Wort.\nKirn hat sich von Anfang an, wenn auch nicht gerade ablehnend gegen die neue Lehre, so doch immerhin recht kritisch ihr gegen\u00fcber verhalten, und dem gleichen Sinne ist dieser vorliegende Vortrag entsprungen.\nDafs ein gewisses verwandtschaftliches Verh\u00e4ltnis zwischen Geistesst\u00f6rung und Verbrechen besteht, dies in Abrede zu stellen W\u00e4re heutzutage ein th\u00f6richtes Unterfangen, dafs es aber geborene Verbrecher gebe, wie Lombroso behauptet, die infolge eines angeborenen krankhaften Geisteszustandes unvermeidlich und widerstandslos der verbrecherischen","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nLitteraturbericht.\nLaufbahn \u00fcberantwortet seien, hierzu will sich Kien nicht verstehen. Er unterzieht die Ansichten der positiven italienischen Schule, wie sie sich nach dem Yorbilde Lombrosos ausgebildet hat, einer eingehenden Pr\u00fcfung und kommt dabei zu dem entgegengesetzten Schl\u00fcsse, dem n\u00e4mlich, dafs von einem einheitlichen Yerbrechertypus keine Rede sein k\u00f6nne.\nWohl giebt es unter den Gewohnheitsverbrechern zahlreiche Abweichungen von der Norm, weit zahlreicher, als sie sich unter der nicht verbrecherischen Bev\u00f6lkerung befinden, aber sie sind nur zum Teil angeboren, zum Teil sp\u00e4ter erworben, und ebenso entsprechen sie durchaus nicht einem einheitlichen, einem bestimmten Krankheitsbilde. Ein krankhafter Verbrechertypus, wie ihn die italienische Schule gezeichnet hat, besteht demnach nicht, und damit werden auch alle die Schl\u00fcsse hinf\u00e4llig, die sich an diese Voraussetzung kn\u00fcpfen.\nTrotzdem kann die diesem Gebiete zugewandte geistige Arbeit nicht als verloren bezeichnet werden. Sie hat wenigstens so viel aufgedeckt, dafs sich unter den Insassen der Zucht- und Arbeitsh\u00e4user zahlreiche geistig unentwickelte und herabgekommene Individuen befinden, deren Geisteszustand in die Reihe der geistigen Schw\u00e4chezust\u00e4nde eingereiht werden mufs, Zust\u00e4nde, die sowohl vor Gericht als im Zuchthause besondere Ber\u00fccksichtigung verlangen.\nKiens Ansichten werden diesseits der Alpen auf mehr Zustimmung zu rechnen haben, als ihnen jenseits derselben zu teil werden d\u00fcrfte-Allein in einer so eminent praktischen Frage ist es mit dem Enthusiasmus allein nicht gethan, und dafs die Ergebnisse der Verbrecher-Anthropologie zur Zeit nicht ausreichen, um die weitestgehenden Schlufsfolgerungen f\u00fcr Strafrechtspflege und Strafvollzug zu rechtfertigen, dar\u00fcber d\u00fcrfte ein Zweifel bei uns wenigstens nicht bestehen. \u201eDie wissenschaftliche Anthropologie wird noch eine gute Weile weiter forschen und arbeiten m\u00fcssen, um allm\u00e4hlich noch mehr Licht in dieses noch im Halbdunkel liegende Gebiet zu bringen.\u201c\tC. Pelman.\nC. C. Hartmann. Der jugendliche Verbrecher im Strafhause. Deutsche Zeit- und Streitfragen, Heft 99. Hamburg. Verlagsanstalt u. Druckerei A.-G. 1892. 55 S.\nDafs der von dem Verfasser behandelte Gegenstand zu den Zeitfragen geh\u00f6rt, wird ihm niemand bestreiten und ebenso kann man ihm zugestehen, dafs er ihn in einer ruhigen und n\u00fcchternen Weise behandelt hat, die ein richtiges Bild von den Sch\u00e4den der bestehenden Regelung entwirft und die Mittel zu ihrer Besserung kennen lehrt. Vielleicht etwas zu n\u00fcchtern und einseitig, da Hartmann der Er\u00f6rterung anthropologischer Streitfragen, wie sie, durch die Schule Lombrosos angeregt, zur Zeit im Brennpunkte der Verhandlungen stehen, anscheinend geflissentlich aus dem Wege geht, so dafs wir von dem Seelenleben des jugendlichen Verbrechers nicht viel erfahren.\nEs war dem Verfasser vor allem um den Nachweis zu thun, dafs das vorhandene Strafsystem durch zu lange Freiheitstrafen s\u00fcndige, und dafs der jugendliche Gefangene durch die allzulange Dauer der","page":140}],"identifier":"lit15139","issued":"1893","language":"de","pages":"139-140","startpages":"139","title":"L. Kirn: Geistesst\u00f6rung und Verbrechen: Festschrift zur Feier des 50j\u00e4hrigen Jubil\u00e4ums der Anstalt Illenau. Heidelberg, 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:44.127229+00:00"}

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