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{"created":"2022-01-31T14:40:25.038610+00:00","id":"lit15143","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Simmel, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 144","fulltext":[{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nLi tteraturberich t.\nlogische, die Revolte und Anarchie dagegen eine pathologische Erscheinung bilden; die Revolution\u00e4re sind die Vork\u00e4mpfer eines neuen und besseren Zeitalters und nichts weniger als Verbrecher, deren Natur bei den Anarchisten dagegen in vollstem Mafse zu Tage tritt.\nDafs Lombroso gegebenen Falles nach seinen Grunds\u00e4tzen handelt und einen Verbrecher lediglich auf seine \u00e4ufsere Erscheinung hin als den Schuldigen erkl\u00e4rt, ist \u00fcbrigens mehr ein Beweis f\u00fcr seine \u00dcberzeugungstreue, als f\u00fcr den praktischen Wert der Methode.\nDie folgenden Kapitel suchen den Nachweis zu f\u00fchren, dafs die bisherigen Strafmittel und Systeme, wie Deportation, Reformh\u00e4user u. dergl. mehr, dem geborenen Verbrecher gegen\u00fcber unwirksam sind, und zu gleichem Zwecke f\u00fchrt er die Ansichten einer ganzen Menge von Autoren ins Feld, wie die von Garofalo, Ferri, Tarde, Drill u. a. m.\nEine Best\u00e4tigung f\u00fcr die Richtigkeit seiner Ansichten findet er endlich in Litteratur und Kunst bei Daudet, Dostojewski, Zola und'lBSEN, obwohl er mit Zola nicht \u00fcberall zufrieden ist.\nAuch die alten Maler wufsten genau, wie sie einen Verbrecher zu malen hatten, und die Bilder von Rafael, Rubens, Ribera u, a. zeigen in ihren B\u00f6sewichtern, D\u00e4monen und Sch\u00e4chern schon die bekannten Entartungszeichen des geborenen Verbrechers.\nEine Schilderung der verschiedenen anthropometrischen Methoden und Instrumente beschliefst das Buch, das, wie alle Werke Lombrosos, manches Interessante und Beachtenswerte bietet, im \u00fcbrigen aber den Eindruck macht, als ob es aus allerhand Ausschnitten und Ausz\u00fcgen zusammengestellt worden sei und des inneren Zusammenhanges entbehre.\nPelman.\nOelzelt-Newin. \u00dcber sittliche Dispositionen. Graz, Leuschner und Lubensky, 1892. 92 S. dt. 2.70.\nGegen\u00fcber der empiristischen Lehre, die die sittlichen Qualit\u00e4ten der Menschen von Erziehung und Erfahrung abh\u00e4ngen I\u00e4fst, bem\u00fcht sich der Verfasser, die angeborenen Bestimmtheiten des ethischen Status festzustellen. Doch handelt es sich f\u00fcr ihn nur um Dispositionen zu Affekten, da aus diesen sich erst das eigentlich Sittliche entwickele. Solche Affekte sind: Furcht, Zorn, Mitleid, Liebe, Scham und Stolz. Die Urspr\u00fcnglichkeit der Dispositionen zu denselben wird nachgewiesen auf Grund 1. der individuellen Verschiedenheiten, die nicht durch empirische Einfl\u00fcsse erkl\u00e4rbar sind ; 2. der relativen Machtlosigkeit der Erziehung; 3. der k\u00f6rperlichen Korrelate dieser Affekte, die die Dis-poniertheit derselben entweder ausmachen oder beweisen. Als Material der Induktion werden besonders pathologische F\u00e4lle und Erfahrungen an Kindern herangezogen. Eine gewisse Ungewandtheit der Stilisierung einerseits, der Mangel einer Auseinandersetzung mit den erkenntnistheoretischen Standpunkten, die gerade die Fragen der Erblichkeit in so hohem Mafse tangieren, andererseits, machen das Buch weniger erfreulich als es wegen seiner vielen feinen und tiefen Bemerkungen und seiner h\u00f6chst anzuerkennenden, vorurteilslosen Grundtendenz zu sein verdiente.\nG. Simmel (Berlin).","page":144}],"identifier":"lit15143","issued":"1893","language":"de","pages":"144","startpages":"144","title":"Oelzelt-Newin: \u00dcber sittliche Dispositionen. Graz, Leuschner u. Lubensky, 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:25.038615+00:00"}