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{"created":"2022-01-31T17:02:22.148037+00:00","id":"lit15178","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 236-237","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLitteraturbericht.\nIn einem speziellen Falle soll jedoch nach dem Verfasser das Wiedererkennen einer einfachen Empfindung A noch auf eine andere Weise zu st\u00e4nde kommen k\u00f6nnen, n\u00e4mlich dann, \u201ewenn man eine Empfindung A gehabt hat und nach dem Verlauf der Zeit t eine andere Empfindung x kommt, von der man entscheiden soll, oh dieselbe A gleich oder davon verschieden ist\u201c. In diesem Falle soll \u201eeine solche Sch\u00e4tzung (zufolge der Ber\u00fchrungstheorie) nicht m\u00f6glich sein, wenn nicht ein Erinnerungsbild \u00ab von A besteht,, mit welchem die gegenw\u00e4rtige Empfindung sich vergleichen l\u00e4fst.\u201c Dieses \u00ab soll jedoch nicht durch A erst reproduziert werden, sondern es soll als ein willk\u00fcrlich reproduziertes Erinnerungsbild aufzufassen sein. Mit H\u00fclfe von experimentellen Untersuchungen hatte nun Verfasser in der ersten Abhandlung eine Entscheidung zwischen dieser seiner Anschauung und der Annahme der \u00c4hnlichkeits-Hypothese, nach welcher die Empfindung A dadurch wieder erkannt wird, dafs sie Erinnerungsbilder von den fr\u00fcheren A-Empfindungen reproduziert und mit diesen verschmilzt, herbeizuf\u00fchren gesucht.. Da die Beweiskraft der erhaltenen Versuchsresultate indessen von Hoffding, und zwar mit vollem Hechte, angezweifelt wurde, so hat Verfasser neue Versuche angestellt und zwar in folgender Weise: Der Versuchsperson wurde zuerst ein Schallreiz von bestimmter Intensit\u00e4t (Normalreiz) angegeben und darauf nach einiger Zeit entweder derselbe oder ein st\u00e4rkerer oder ein schw\u00e4cherer Schallreiz, und die Versuchsperson hatte zu entscheiden, ob der zweite Reiz dem ersten gleich oder davon verschieden war. Es ergab sich, dafs, wie schon fr\u00fcher Starke, Merkel u. a. gefunden haben, eine Tendenz zur \u00dcbersch\u00e4tzung der Intensit\u00e4t des zweiten Schallreizes besteht. Verfasser betrachtet diese That-sache als einen Beweis f\u00fcr seine Anschauung, da diese Neigung bei bewufster Vergleichung der zweiten Empfindung mit dem an Intensit\u00e4t schw\u00e4cher gewordenen Erinnerungsbilde der ersten Empfindung notwendig bestehen m\u00fcsse. Zwei weitere mitgeteilte Versuchsreihen, welche den Einflufs der Gr\u00f6fse des Intervalls auf den konstanten Zeitfehler zeigen sollen, sind v\u00f6llig wertlos, da bei der einen Versuchsreihe auf jedes untersuchte Intervall nur 60 nach der Methode der r- u. /'-F\u00e4lle ausgef\u00fchrte Versuche kommen und da in der anderen Versuchsreihe f\u00fcr jedes untersuchte Intervall nur eine einzige Bestimmung der oberen und der unteren Unterschiedsschwelle mit H\u00fclfe der Methode der eben merklichen Unterschiede ausgef\u00fchrt ist.\nEine eingehende Kritik der beiden Abhandlungen des Verfassers d\u00fcrfte zu dem Resultate f\u00fchren, dafs Verfasser weder in experimenteller noch in theoretischer Beziehung sich dem behandelten Probleme gewachsen gezeigt hat.\tSchumann (G\u00f6ttingen).\nA. Binet. Les mouvements de man\u00e8ge chez les insects. Bevue philos.\n1892. No. 2. S. 113\u2014135.\nEine sichere Methode, Manegebewegungen bei Insekten zu erzeugen, ist die Zerst\u00f6rung eines der Cerebroidganglien. Vorsichtig Operierte lassen sich wochenlang am Leben erhalten. Sie haben ein f\u00fcr allemal die F\u00e4higkeit verloren, sich geradlinig fortzubewegen, beschreiben viel-","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericlit.\n237\nmehr stets kreisf\u00f6rmige Kurven und zwar derart, dafs die unverletzte K\u00f6rperh\u00e4lfte dem Zentrum zugekehrt ist. Man k\u00f6nnte zun\u00e4chst diese Erscheinung rein physikalisch zu erkl\u00e4ren versuchen. Es k\u00f6nnten n\u00e4mlich die Beine der einen K\u00f6rperh\u00e4lfte durch die Verletzung so viel an lokomotorischer Leistungsf\u00e4higkeit gegen\u00fcber den normal funktionierenden Extremit\u00e4ten der anderen Seite eingeb\u00fcfst haben, dafs deren \u00dcbergewicht das Tier fortw\u00e4hrend von der beabsichtigten geraden Weglinie seitw\u00e4rts abdr\u00e4ngte und so eine Kreisbewegung veranlafste, wie sie analog ein Wagen mit grofsen Kadern auf der einen und kleinen auf der anderen Seite beschreiben w\u00fcrde. Dem widerspricht jedoch zun\u00e4chst, dafs w\u00e4hrend der Manegebewegung von einer teilweisen Schw\u00e4chung der Beine oder von einem Koordinationsdefekt nichts wahrzunehmen ist. Ferner bleibt nach k\u00fcnstlicher Motilit\u00e4tsst\u00f6rung sowohl bei einem normalen Insekt die Tendenz zu geradliniger Fortbewegung wie bei einem in Manegebewegung begriffenen die Tendenz zur Kreisbewegung durchaus bestehen. Die Manegebewegung kann daher nur psychologisch oder physiologisch bedingt sein. Der ersteren Auffassung huldigt Faivre {Ann. d. sciences natnr. 1857). Er meint, das Insekt bewege sich im Kreise, weil es sich im Kreise bewegen wolle. Verfasser ist der anderen Ansicht. Offenbar mit Recht; denn Insekten, welche intensiv einem Lichtstrahl oder sonst einem bestimmten Punkte zustrebten oder zu entfliehen trachteten, zeigten unzweideutig den Kampf zwischen dem Streben, das Ziel geradlinig zu erreichen, und dem \u00fcberlegenen Zwange, die Kreistour innezuhalten. Die Manegebewegung ist also physiologischer Natur, eine echte Zwangsbewegung. Sie beruht auf einer durch die Verletzung verursachten ungleich grofsen Innervation der beiden K\u00f6rperh\u00e4lften, welche im Zusammenwirken mit den normalen koordinatorischen Assoziationsvorg\u00e4ngen eine koordinierte stetige Abweichung vom geraden Wege, d. h. eine Manegebewegung ausl\u00f6st.\nSchaefer (Rostock).\nA. Richter. Sch\u00e4delkapazit\u00e4ten und Hirnatrophie bei Geisteskranken.\nVirchows Arch. Bd. 124. S. 297\u2014333. (1891.)\nVerfasser stellte volumetrische Bestimmungen an, um das Mafs der Hirnatrophie finden zu k\u00f6nnen, welches sich bei den einzelnen Arten der Gehirnkrankheiten nach verschieden langer Dauer derselben ausbildet. Es kamen zur Untersuchung Gehirngewichte von Idioten, bei denen die Menge der Cerebralfl\u00fcssigkeit ganz aufserordentlich schwankte, ferner die Imbezillen und Epileptiker. Bei diesen ergab sich, dafs die L\u00e4nge des Bestehens der Epilepsie auf den Grad des Hirnschwundes keinen ohne weiteres nachweisbaren Einflufs aus\u00fcbt. Es folgt die Messung von Paranoikern, wo die Untersuchungsreihen ann\u00e4hernd \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse ergaben. Ein durchaus anderes Bild bieten die Tabellen, die Verfasser \u00fcber die Gehirngewichte paralytischer Individuen anf\u00fchrt. Es zeigt sich n\u00e4mlich, dafs die Paralyse bez\u00fcglich des Verlaufs der Hirnatrophie eine rapid verlaufende Krankheit und zwar noch mehr bei","page":237}],"identifier":"lit15178","issued":"1893","language":"de","pages":"236-237","startpages":"236","title":"A. Binet: Les mouvements de man\u00e8ge chez les insects. Revue philos., 1892, No. 2, S. 113-135","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:22.148046+00:00"}