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{"created":"2022-01-31T17:03:29.320311+00:00","id":"lit15181","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liepmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 238-239","fulltext":[{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nLitter aturbericht.\nden Weibern, als bei den M\u00e4nnern ist. Aus der Pr\u00fcfung der Sch\u00e4delkapazit\u00e4ten ergiebt sich, dafs bei s\u00e4mtlichen untersuchten Geisteskrankheiten die Durchschnittskapazit\u00e4ten der M\u00e4nner gr\u00f6fser sind als die der Weiber, ferner dafs die Durchschnittskapazit\u00e4ten irrer M\u00e4nner gr\u00f6fser als die normaler, die irrer Frauen kleiner als die normaler Frauen sind. Danach erscheinen in Bezug auf die Entstehung der Geisteskrankheiten die Geschlechter nicht gleichwertig, so dafs namentlich Frauensch\u00e4del, die zu klein bleiben und M\u00e4nnersch\u00e4del, welche zu grofs werden, die gr\u00f6fsere Disposition zum Erkranken h\u00e4tten. Aus der Tabelle s\u00e4mtlicher Atrophien ergiebt sich ein betr\u00e4chtliches \u00dcberwiegen der Atrophie auf der M\u00e4nnerseite; dies hat seine Ursache nicht etwa darin, dafs das m\u00e4nnliche Geschlecht zufolge spezifischer Eigenschaften die Disposition zu intensiverer Hirnatrophie in sich tr\u00fcge, sondern sie erkl\u00e4rt sich aus der bedeuteren Gr\u00f6fse des m\u00e4nnlichen Gehirns und daraus, dafs die Gr\u00f6fse der Atrophie in direktem Verh\u00e4ltnis stehen mufs zur Gr\u00f6fse des Gehirns. Verfasser kn\u00fcpft noch neben litterarischen Bemerkungen interessante Betrachtungen an \u00fcber das Verh\u00e4ltnis der Pubert\u00e4tsentwickelung zur Entstehung von Geisteskrankheiten und weist mit Recht auf die mannigfachen intimen Beziehungen der weiblichen Geschlechtssph\u00e4re zu psychischen Affektionen hin.\nA. Lewandowski (Berlin).\nA. Richter. \u00dcber Ausg\u00fcsse von Sch\u00e4deln Geisteskranker. Virchows\nArch. Bd. 128. S. 224 ff. (1892.)\nVerfasser f\u00fchrt seine soeben besprochenen Untersuchungen in dieser Arbeit fort, indem er vermittelst eines sinnreichen Apparates Sch\u00e4delausg\u00fcsse in gr\u00f6fser Anzahl mafs. Es ergab sich, dafs die Ausg\u00fcsse von Idioten unter den m\u00e4nnlichen Krankheitsformen die geringste L\u00e4nge und Breite aufzuweisen haben. Bei weiblicher Idiotie besteht die geringste L\u00e4nge unter allen weiblichen Krankheitsformen. Verfasser nimmt Gelegenheit, eine besonders in Sektionsprotokollen h\u00e4ufig sich findende Ansicht richtig zu stellen, dafs n\u00e4mlich die Hinterhauptslappen das Kleinhirn nicht bedeckten. Nach des Verfassers Untersuchungen bedecken sie es immer. Verfasser weist ferner darauf hin, dafs man nur sehr vorsichtig von der \u00e4ufseren Form eines Sch\u00e4dels auf seine innere Gestaltung schliefsen darf; es mildern sich offenbar auf dem Wege von der \u00e4ufseren Knochentafel zur inneren die \u00e4ufseren Abweichungen ab und das Gehirn wirkt w\u00e4hrend seiner Entwickelung im Inneren ausgleichend. Es ist im \u00fcbrigen keine Seltenheit, dafs oft die betr\u00e4chtlichsten Sch\u00e4deldeformit\u00e4ten mit vollkommener Geistesgesundheit, ja geistiger Hervorragung vergesellschaftet sind. Die Sch\u00e4deldeformit\u00e4t kann sich unter Adaption des Gehirns vollziehen, ohne es selbst erkranken zu machen.\tA. Lewandowski (Berlin).\nA. Pick. Zur Lehre von der Dyslexie. Neurolog. Centralbl. 1891. No. 5. (3 S.)\nUnter Dyslexie versteht man eine St\u00f6rung, deren Hauptcharakter in der nach voraufgegangenem korrekten Lesen eintretenden Verminde-","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberi\u00e9ht.\n239\nrung oder Aufhebung der F\u00e4higkeit zum Lesen besteht. Der Betroffene erholt sich nach kurzer Pause, fallt aber bei jedem neuen Leseversuch in den vorigen Zustand zur\u00fcck. Diese Erscheinung stellt P. in weitgehende Analogie mit dem sogenannten intermittierenden Hinken der Menschen und Pferde. Der Analogie der Symptombilder entspricht die \u00dcbereinstimmung des anatomischen Vorganges: dort wie hier handelt es sich um Erkrankung der Gef\u00e4fse, welche in einem Fall schwerere Hirnaffektionen, im anderen v\u00f6llige Obliteration der Beinarterie zur Folge hat.\tLiepmann.\nFerrero. La crudelt\u00e0 e la piet\u00e0 nella femmina e nella donna. Arch, di Psichiatr. XII. f. 5 u. 6. (1891.) S. 393\u2014434.\nIm I. Abschnitt seiner Abhandlung belegt Verfasser mit einer grofsen Reihe mehr oder weniger bekannter Beispiele den Satz, dafs das weibliche Geschlecht bei den Tieren und hei den wilden und antiken Nationen mehr grausam als mitleidig ist. Aus alten und neuen Geschichten erf\u00e4hrt man, welche aufregende Rolle Weiber in Kriegen und Revolutionen spielen, mit welcher Roheit und raffinierten Grausamkeit sie die gefallenen Feinde verh\u00f6hnen und verst\u00fcmmeln, wenn sie in Gemeinschaft handeln. Nicht weniger grausam und gef\u00e4hrlicher als bei M\u00e4nnern ist der pl\u00f6tzliche Ausbruch der Privatrache bei Weibern, wenn sie die Macht dazu besitzen, sobald ihre Eitelkeit oder Ehre verletzt wird. Als Beispiele dienen Elisabeth von England und von Rufsland. Indes wird der zum Sprichwort gewordene Ausspruch: \u201eDas Weib verzeiht niemals\u201c durch Mitteilung von Racheakten romanhafter Art bezeugt, die nach 10 Jahre lang verhaltenem Ingrimm von Weibern mit ausgesuchter Bosheit und List ausgef\u00fchrt wurden. Das Hemmungsverm\u00f6gen des weiblichen Hirnes ist eben geringer als das des m\u00e4nnlichen. \u2014 Der Neid, dafs eine sch\u00f6ner, talentvoller oder reicher ist als die andere, macht sich schon in M\u00e4dchenschulen bemerkbar und veranlafst Intriguen und Verfolgungen. \u2014 Auch ohne pers\u00f6nlich gereizt zu sein, ist das Vergn\u00fcgen an aufregenden, blutigen Schauspielen bei dem weiblichen Geschlecht lebhafter als bei dem der M\u00e4nner. (Beweis: die r\u00f6mischen Damen bei den Gladiatorenspielen, die Spanierinnen bei den Stierk\u00e4mpfen.) \u2014 Der hervorragende Charakterzug der Frauen ist, den Feind nicht blofs zu vernichten, sondern ihn zu martern, w\u00e4hrend der Mann ihn mit einem Schlage t\u00f6tet. Jede Frau, auch die fr\u00f6mmste, tr\u00e4gt einen Fonds von Grausamkeit in sich, der bei Gelegenheit, wenn auch nur auf Momente, zum Vorschein kommt. Der Grund daf\u00fcr ist die Schw\u00e4che des Weibes; List und Grausamkeit ist die defensive und offensive Reaktionsform gegen die Hindernisse im Leben, die in krankhaften Wesen bisweilen zur Monstruosit\u00e4t ausartet. \u2014 Auch andere schwache Wesen, Kinder, Greise, Idioten sind grausam. \u2014 Dazu kommt bei der Frau auch die geringere Empfindlichkeit f\u00fcr Schmerz, wodurch die Bilder und Vorstellungen vom Schmerz anderer im Frauenhirn weniger lebhaft sind, als in dem des Mannes. \u2014\nII. Im vollen Widerspruche mit dem Vorhergehenden stehen die Thatsachen, die das Mitgef\u00fchl (piet\u00e0) des Weibes bezeugen. Zahlreiche","page":239}],"identifier":"lit15181","issued":"1893","language":"de","pages":"238-239","startpages":"238","title":"A. Pick: Zur Lehre von der Dyslexie. Neurolog. Centralbl., 1891, No. 5","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:29.320317+00:00"}