Open Access
{"created":"2022-01-31T17:00:14.216753+00:00","id":"lit15182","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 239-240","fulltext":[{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberi\u00e9ht.\n239\nrung oder Aufhebung der F\u00e4higkeit zum Lesen besteht. Der Betroffene erholt sich nach kurzer Pause, fallt aber bei jedem neuen Leseversuch in den vorigen Zustand zur\u00fcck. Diese Erscheinung stellt P. in weitgehende Analogie mit dem sogenannten intermittierenden Hinken der Menschen und Pferde. Der Analogie der Symptombilder entspricht die \u00dcbereinstimmung des anatomischen Vorganges: dort wie hier handelt es sich um Erkrankung der Gef\u00e4fse, welche in einem Fall schwerere Hirnaffektionen, im anderen v\u00f6llige Obliteration der Beinarterie zur Folge hat.\tLiepmann.\nFerrero. La crudelt\u00e0 e la piet\u00e0 nella femmina e nella donna. Arch, di Psichiatr. XII. f. 5 u. 6. (1891.) S. 393\u2014434.\nIm I. Abschnitt seiner Abhandlung belegt Verfasser mit einer grofsen Reihe mehr oder weniger bekannter Beispiele den Satz, dafs das weibliche Geschlecht bei den Tieren und hei den wilden und antiken Nationen mehr grausam als mitleidig ist. Aus alten und neuen Geschichten erf\u00e4hrt man, welche aufregende Rolle Weiber in Kriegen und Revolutionen spielen, mit welcher Roheit und raffinierten Grausamkeit sie die gefallenen Feinde verh\u00f6hnen und verst\u00fcmmeln, wenn sie in Gemeinschaft handeln. Nicht weniger grausam und gef\u00e4hrlicher als bei M\u00e4nnern ist der pl\u00f6tzliche Ausbruch der Privatrache bei Weibern, wenn sie die Macht dazu besitzen, sobald ihre Eitelkeit oder Ehre verletzt wird. Als Beispiele dienen Elisabeth von England und von Rufsland. Indes wird der zum Sprichwort gewordene Ausspruch: \u201eDas Weib verzeiht niemals\u201c durch Mitteilung von Racheakten romanhafter Art bezeugt, die nach 10 Jahre lang verhaltenem Ingrimm von Weibern mit ausgesuchter Bosheit und List ausgef\u00fchrt wurden. Das Hemmungsverm\u00f6gen des weiblichen Hirnes ist eben geringer als das des m\u00e4nnlichen. \u2014 Der Neid, dafs eine sch\u00f6ner, talentvoller oder reicher ist als die andere, macht sich schon in M\u00e4dchenschulen bemerkbar und veranlafst Intriguen und Verfolgungen. \u2014 Auch ohne pers\u00f6nlich gereizt zu sein, ist das Vergn\u00fcgen an aufregenden, blutigen Schauspielen bei dem weiblichen Geschlecht lebhafter als bei dem der M\u00e4nner. (Beweis: die r\u00f6mischen Damen bei den Gladiatorenspielen, die Spanierinnen bei den Stierk\u00e4mpfen.) \u2014 Der hervorragende Charakterzug der Frauen ist, den Feind nicht blofs zu vernichten, sondern ihn zu martern, w\u00e4hrend der Mann ihn mit einem Schlage t\u00f6tet. Jede Frau, auch die fr\u00f6mmste, tr\u00e4gt einen Fonds von Grausamkeit in sich, der bei Gelegenheit, wenn auch nur auf Momente, zum Vorschein kommt. Der Grund daf\u00fcr ist die Schw\u00e4che des Weibes; List und Grausamkeit ist die defensive und offensive Reaktionsform gegen die Hindernisse im Leben, die in krankhaften Wesen bisweilen zur Monstruosit\u00e4t ausartet. \u2014 Auch andere schwache Wesen, Kinder, Greise, Idioten sind grausam. \u2014 Dazu kommt bei der Frau auch die geringere Empfindlichkeit f\u00fcr Schmerz, wodurch die Bilder und Vorstellungen vom Schmerz anderer im Frauenhirn weniger lebhaft sind, als in dem des Mannes. \u2014\nII. Im vollen Widerspruche mit dem Vorhergehenden stehen die Thatsachen, die das Mitgef\u00fchl (piet\u00e0) des Weibes bezeugen. Zahlreiche","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nLittera turbericht.\nBeispiele aus der Tierwelt sprechen f\u00fcr die gr\u00f6fsere Sanftmut des weiblichen Geschlechtes (bei Brehm, Meunier, Romanes u a. mj| weshalb auch die Tierb\u00e4ndiger meistens an Individuen des letzteren ihre Vorstellungen geben. Das \"Weib der sogen. Wilden ist enthaltsamer, nimmt weder an den Trinkgelagen noch an den Mahlzeiten von Menschenfleisch teil, sch\u00fctzt oft die Fremden vor den Mordanschl\u00e4gen der M\u00e4nner, stiftet Frieden, heilt die Wunden und bestattet die Toten. \u2014 Die Mutterliebe, die F\u00fcrsorge f\u00fcr die Kinder und damit f\u00fcr die Erhaltung der Rasse, ist eine aus der Natur des weiblichen Organismus entspringende Eigenschaft, die sogar bei den niedersten Tierklassen sich geltend macht, bei den V\u00f6lkerschaften auf niederer Kulturstufe zum Matriarchat gef\u00fchrt und bei denen h\u00f6herer Gesittung, namentlich mit dem Aufgang des Christentums, die sch\u00f6nsten Fr\u00fcchte der Selbstverleugnung und Aufopferung f\u00fcr den Nebenmenschen in den Werken der Barmherzigkeit gezeitigt hat. Es ist beachtenswert, dafs die Stiftungen und Orden der letzteren zumeist von Witwen und Frauen herr\u00fchren. \u2014\nIII. Fragt man nun, ob das Weib grausam oder barmherzig ist, so lautet die Antwort, das Weib ist beides zugleich und zwar aus einem und demselben Grunde, aus Schw\u00e4che. Diese beruht auf der geringeren Entwickelung der Muskelkraft und der geistigen Energie, als es beim Manne der Fall ist. \u2014 Da die Schw\u00e4che der Grund zu leichterer impulsiver Erregbarkeit ist, so befindet sich das betr. Individuum in einem best\u00e4ndig schwankenden Zustande zwischen Extremen. Das mitleidigste Weib kann grausam werden und an der Dem\u00fctigung seiner Nebenbuhlerin sich weiden, sobald seine Gatten- und Mutterliebe ins Spiel kommt. \u2014 Ein Fortschritt in der Entwickelung des Weibes zur Milde kann darin gesucht werden, dafs selbst unter den Wilden die mit Verlust der Muskelkraft verbundene Entw\u00f6hnung von harter und kriegerischer Arbeit um sich greift, dafs Mutter- und Familienliebe mehr gepflegt, endlich auch, dafs eine gewisse Zuchtwahl ge\u00fcbt wird, infolge deren die schlimmen Elemente der Gesellschaft ausgeschieden werden. \u2014 Der Widerspruch von Grausamkeit und Milde findet \u00fcbrigens auf dem Gebiete der Psychologie, namentlich auf seiten des Gem\u00fctes, Analoga und ist mehr Regel als Ausnahme.\tFraexkel (Dessau).","page":240}],"identifier":"lit15182","issued":"1893","language":"de","pages":"239-240","startpages":"239","title":"Ferrero: La crudelt\u00e0 e la piet\u00e0 nella femmina e nella donna. Arch. di Psichiatr., XII, f. 5 u. 6, 1891, S. 393-434","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:14.216758+00:00"}