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{"created":"2022-01-31T17:02:37.069876+00:00","id":"lit15188","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schafer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 380-381","fulltext":[{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nLitteraturbericht.\nH. H. Donaldson und T. L. Bolton. The size of several cranial nerves in man as indicated by the areas of their cross-sections. Americ. Journal of Psychol. 1891. Vol. IV., S. 224\u2014229.\nDie Verfasser haben an elf Gehirnen, worunter das der blinden und taubstummen Laura Bridgman, die Querschnitte der Gehirnnerven I\u2014IV vergleichend gemessen und fanden 1. die symmetrischen Nerven eines und desselben normalen Gehirns immer ann\u00e4hernd gleich dick ; 2. die individuelle Verschiedenheit dagegen sehr bedeutend; 3. die Querschnitte der Nervi olfactorii und optici der L. B. sehr klein bei normaler Dicke ihrer oculomotorii.\tSchaefer.\nM. Schrader. \u00dcber die Stellung des Grofshirns im Reflexmechanismus des zentralen Nervensystems der Wirbeltiere. Archiv f. experiment. Pathol, it. Pharm\u00e0kol. 1891. Bd. XXIX. S. 1\u201464.\nVerfasser geht von dem Standpunkte aus, dafs alle Funktionen des nerv\u00f6sen Zentralorgans als Reflexe aufzufassen sind \u2014 die bewufsten Handlungen sind h\u00f6chst komplizierte, von psychischen Vorg\u00e4ngen begleitete Reflexe \u2014 und will an der Hand des Reflexschemas das zentrale Nervensystem, insbesondere die Bedeutung des Grofshirns f\u00fcr dasselbe, analysieren. \u2014 Bei den Fischen hat das Grofshirn keine Bedeutung f\u00fcr die Lebens\u00e4ufserungen des Organismus. Desgleichen unterscheidet sich ein entgrofshirnter Frosch von einem normalen h\u00f6chstens dadurch, dafs seine Nahrungsaufnahme erschwert ist. Von einem Ausfall von Be-wufstseinserscheinungen der Gef\u00fchls- oder Vorstellungssph\u00e4re kann keine Rede sein, da auch der gesunde Frosch solche nicht aufweist. Anders schon bei Nattern, welche vor der Operation des Ausdrucks der Furcht (erkennbar durch Fluchtbewegungen) und der Wut f\u00e4hig sind, nach der Enthirnung aber ihren Feind nicht mehr fliehen, w\u00e4hrend sie sich sonst somatisch ganz unver\u00e4ndert zeigen. Entfernt man, in der Tierreihe weiter aufw\u00e4rts fortschreitend, bei Tauben die Rinde derLobi optici, so werden sie seelenblind. Exstirpation einer Grofshirnh\u00e4lfte macht das gekreuzte Auge v\u00f6llig blind ; enukleiert man darauf das zweite Auge, so erh\u00e4lt das erstere seine Sehkraft vollkommen zur\u00fcck, eine bemerkenswerte Erscheinung, f\u00fcr die Verfasser eine komplizierte Erkl\u00e4rung giebt. Wegnahme des ganzen Grofshirns verursacht Seelenblindheit. F\u00fcr den Tastsinn hat die Entfernung des halben resp. ganzen Cerebrum genau analoge Folgen, wie f\u00fcr den Gesichtssinn. Was das Geh\u00f6r anlangt, so reagieren entgrofsliirnte V\u00f6gel auf bekannte Reize, z. B. das Hinstreuen des Futters etc. Bewegungsst\u00f6rungen treten nur bei einigen V\u00f6geln ohne Grofshirn auf, betreffen nur die F\u00fcfse, nie die Fl\u00fcgel und sind vor\u00fcbergehend. In \u00e4hnlicher Weise wie Gesicht und Geh\u00f6r sind auch die \u00fcbrigen charakteristischen Lebens\u00e4ufserungen erhalten, soweit sie n\u00e4mlich einfach-reflektorischer Natur sind; es fehlen aber das Ziel-bewufstsein und die kritische Verwertung der Eindr\u00fccke der Umgebung. So packen grofshirnlose Falken wohl die sich bewegende Beute, fressen sie dann aber nicht; die Hennen schicken sich zum Br\u00fcten an, k\u00fcmmern sich dabei aber gar nicht um die Eier u. s. f. \u2014 Eine funktionelle Ungleichwertigkeit der einzelnen Grofshirnabschnitte ist bei V\u00f6geln nicht","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n381\nsicher nachgewiesen, w\u00e4hrend sie hei S\u00e4ugetieren bekannt ist. \u2014 Exstirpation einer Grofshirnh\u00e4lfte f\u00fchrt weder bei V\u00f6geln noch bei S\u00e4ugetieren zu einer gekreuzten Hemiplegie. Dagegen kann man durch Rindenreizung bei S\u00e4ugetieren bekanntlich Epilepsie und nach Versuchen des Verfassers durch k\u00fcnstlich gesetzte Entz\u00fcndungen der motorischen Rindengebiete einer Seite gekreuzte Hemiplegie erzeugen, die nach Exstirpation des Entz\u00fcndungsherdes schwindet. Hiernach glaubt Verfasser, die Hemiplegie der menschlichen Pathologie in erster Linie als protahierte Hemmungserscheinung ansprechen zu sollen.\nSchaefer.\nTh. W. Exgklmaxx. \u00dcber elektrische Vorg\u00e4nge im Auge bei reflektorischer und direkter Reizung des Gesichtsnerven. Nach Versuchen von G. Grijns mitgeteilt. Beitr\u00e4ge zur Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane. Helmholtz - Festschrift. Hamburg und Leipzig. 1891. L. Voss.\nG. Grijns. Bijdrage tot de physiologie van den Nervus Opticus. Akademisch proefschrift. \"Utrecht 1891.\nIm Sommersemester 1891 habe ich auf Veranlassung des Hrn. Prof. Exgelmann einige Versuche angestellt \u00fcber das Verhalten der galvanischen Str\u00f6me im Auge bei reflektorischer und direkter Reizung des Sehnerven. Es handelte sich darum, ausfindig zu machen, ob auf galvanischem Wege nachzuweisen sei, dafs ein Reflex vom einen Auge auf das andere besteht, entsprechend der von Engelmann gefundenen, von E. A. Eick aber widersprochenen Thatsache, dafs die Zapfen und das Pigment des einen Auges von der Beleuchtung des anderen beeinflufst werden.\nDer Ruhestrom (Holmgren, Dewar und Mac Kendrick, K\u00fchne und Steiner) wurde nach dem du Bois-RETMoxDschen Prinzip kompensiert und gemessen, die Stromesschwankungen als Spiegelausschl\u00e4ge im Fernrohr an einer WiEDEMANxschen Spiegelbussole abgelesen (durchschnittlich 1 mm = 0.00002 Dan.) Es wurde teils an curarisierten Fr\u00f6schen, teils an Pr\u00e4paraten experimentiert, die aufser den deckenden Knochenteilen nur noch Gehirn und Augen mit ihren Nerven und Muskeln enthielten.\nAnfangs schon wurde unsere Aufmerksamkeit auf einen st\u00f6renden Einflufs von Hautstr\u00f6men geleitet, und eine n\u00e4here Pr\u00fcfung ergab, dafs die Hautstr\u00f6me durch Beleuchtung des Auges betr\u00e4chtlichen \u00c4nderungen unterliegen.\nMit einer Elektrode an einer mit Sublimat stromlos gemachten und der anderen an einer unversehrten Stelle fand ich :\n1.\tDer Hautstrom steigt anfangs im Dunkel betr\u00e4chtlich.\n2.\tKurze Beleuchtung des Auges giebt eine Schwankung dieses Stromes, die das eine Mal positiv, das andere Mal negativ und nicht immer f\u00fcr beide Augen gleich ist.\n3.\tDer Strom sinkt bei l\u00e4nger anhaltender Beleuchtung der Augen; Beleuchtung der Haut bei verdeckten Augen hat wenig oder gar keinen Einflufs.","page":381}],"identifier":"lit15188","issued":"1893","language":"de","pages":"380-381","startpages":"380","title":"M. Schrader: \u00dcber die Stellung des Gro\u00dfhirns im Reflexmechanismus des zentralen Nervensystems der Wirbeltiere. Archiv. f. experiment. Pathol. u. Pharmakol., 1891, Bd. XXIX, S. 1-64","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:37.069882+00:00"}