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{"created":"2022-01-31T14:34:03.487828+00:00","id":"lit15198","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziem","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 401-403","fulltext":[{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Das Tap\u00e9tum lucidum bei Durchleuchtung des Auges.\nVon\nDr. Ziem\nin Danzig.\nIn zwei unl\u00e4ngst ver\u00f6ffentlichten Arbeiten1 habe ich \u00fcber \u2022eine Untersuchungsinethode frisch herausgenommener Augen von Tieren Mitteilung gemacht, welche Anwendung bis dahin merkw\u00fcrdigerweise nicht gefunden zu haben scheint und welche darin besteht, dafs das Licht, Sonnen-, Tages- oder auch Lampenlicht, von hinten her durch den Sehnerven und die hintere und seitliche Wandung des Bulbus durchf\u00e4llt und in das Auge von vorne her hineingesehen wird, bei Einstellung des untersuchenden Auges entweder 1. auf unendliche Entfernung, sofern es um normalsichtige Tiere sich handelt, oder 2. auf den betreffenden, endlichen (oder \u00fcberunendlichen) Fernpunkt, bei ametropischen Tieraugen. Bei Ausdehnung dieser Versuche auf Augen, bei welchen die Chorioidea innerhalb eines so und so grofsen Gebietes in eine metallisch gl\u00e4nzende, irisierende Membran umgewandelt ist (Tapetum lucidum), habe ich nun die gleich zu schildernde Beobachtung bei Katzen gemacht.\nDas Bild des Augenhintergrundes bei der Katze, wie der Spiegel das erkennen l\u00e4fst, ist wohl schon \u00f6fter, neuerdings noch von J. Hirschberg,2 geschildert und von Jos. Bayer,3 im\n1\tZiem, \u00dcber das Schwellgewebe des Auges, Virchows Archiv, Bd. 126, S. 467 ; \u00dcber Durchleuchtung des Auges, Deutsche mediz. Wochenschr. 1892.\n2\tHirschberg, Physiol. Gesellsch. zu Berlin, 22. Mai 1891, Centralhl. f. Augenheilk. 1891, S. 385.\n3\tJos. Bayer, Das Auge unserer Haustiere, Wien 1892, Taf. XII.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie IV.\t26","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"402\nZiem.\nganzen richtig, auch abgebildet worden: doch war bei fast allen der von mir untersuchten grauen und schwarzen Katzen 1. die Papille dunkler grau-rot; 2. das Gr\u00fcn des Tapetum lucidum kr\u00e4ftiger, mehr smaragdfarben oder atlasgr\u00fcn, nicht so gelblich, wie in Bayers Abbildung; 3. auch der blaue Farbenton sowohl an dem den Opticus umgebenden Walle als auch in der Peripherie des Tapetum lucidum verschieden von dem in Bayers Abbildung, und zwar bei Vereinzelung des Pigmentes heller blau, etwa dem Berliner Blau entsprechend, bei dichter Anh\u00e4ufung aber viel dunkler violett und selbst indigofarben (Tapetum nigrum). Hinzuzuf\u00fcgen ist noch, dafs das Tapetum nigrum abw\u00e4rts von der Papille sehr nahe an dieselbe herangeht, weniger nahe medialw\u00e4rts, temporalw\u00e4rts sowie besonders aufw\u00e4rts am weitesten von derselben entfernt bleibt.\nBei Durchleuchtung lebend oder unmittelbar nach dem Tode enukleierter Augen \u00e4ndert sich dieses Bild nun in ganz \u00fcberraschender Weise.\nSchon auf Abstand erh\u00e4lt man hierbei einen hellroten Reflex anstatt des bei auffallendem Lichte gr\u00fcnlichen. Stellt man auf den Fundus ein, so ist die Papille schwach gelblich-rot, von einem dunklen Hofe umgeben, an welchen sich eine hellere, im ganzen rubinrote oder hellweinrote Zone anf\u00fcgt, die nur nach abw\u00e4rts von der Papille nicht geschlossen, sondern durch indigofarbenes und in der Peripherie immer dichteres und dunkleres Pigment ersetzt ist, welches dann nur an ganz vereinzelten Stellen hellrubinrote Flecken, gewissermafsen Inseln, durchschimmern l\u00e4fst. Nach oben und seitw\u00e4rts von jener rubinroten Zone findet sich, besonders bei schwarzen Katzen, ein aufserord entlieh sch\u00f6nes Mosaik und eine pr\u00e4chtige Maserung und \u00c4derung, indem rubinrote und schwarze Flecken und Streifen miteinander abwechseln und nach der Peripherie hin strahlen, wobei die dunklen Streifen immer breiter werden. Die Blutgef\u00e4fse der Papille und Netzhaut sind an dem enu-kleierten Bulbus nat\u00fcrlich viel d\u00fcnner und selbst nur streckenweise sichtbar, an einzelnen Stellen aber deutlicher sichtbar als bei auffallendem Lichte.\nL\u00e4fst man zu gleicher Zeit Licht auffallen und von hinten her durchfallen, so erh\u00e4lt man die gr\u00fcne und die rote Belichtung nebeneinander, bezw. die erstere vor der letzteren stehend.","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"Da,s Tap\u00e9tum lucidum bai Durchleuchtung des Anges.\n403\nBedeckt man an der R\u00fcckfl\u00e4che des Bulbus die Eintrittsstelle des Sehnerven mit einem Fleckchen eines ganz dunklen Tuches, so dafs Licht durch den Sehnerven nicht mehr durchf\u00e4llt, so wird die Zeichnung in der Peripherie nicht ge\u00e4ndert.\nNoch nach mehr als f\u00fcnf Stunden erh\u00e4lt man bei auffallendem Lichte gr\u00fcnen, bei durchfallendem roten Reflex und erkennt selbst dann noch an einzelnen Stellen, besonders nach oben hin, Teile jener r\u00f6tlich-schwarzen Maserung, obwohl die Zeichnung dann im allgemeinen schon sehr zusammengeflossen ist.\nEs ist klar, dafs hier bei der Durchleuchtung nicht nur eine Interferenzerscheinung an den Krystallen und welligen Fibrillen des Tapetum vorliegt, nach Analogie der an d\u00fcnnen Bl\u00e4ttchen bei durchfallendem Lichte auftretenden Komplement\u00e4rfarbe, sondern dafs auch das Durchfallen des Lichtes durch die gef\u00e4fsreiche Chorioidea in Betracht kommt.\nMan kann also bei der Katze durchaus nicht von einem pigmentlosen, sondern nur von einem pigmentarmen Epithel der Retina sprechen, was bei der Durchleuchtung allerdings klarer zu Tage tritt als bei auffallendem Lichte, obwohl es auch bei letzterem zu erkennen ist, dafs das gr\u00fcne Licht nicht ein homogenes, sondern ein vielfach mit dunkleren, blau-gr\u00fcnen Flecken und P\u00fcnktchen durchsetztes ist.\nWenn das Auge einer Katze im Halbdunkel oder in erregtem Zustande des Tieres rot oder \u201efeurig\u201c aufleuchtet, so kann dieses nur so zu st\u00e4nde kommen, dafs ein Hervortreten des Bulbus stattfindet und das Licht dann durch die Sklera, nicht aber durch die Hornhaut durchf\u00e4llt.\n26*","page":403}],"identifier":"lit15198","issued":"1893","language":"de","pages":"401-403","startpages":"401","title":"Das Tapetum lucidum bei Durchleuchtung des Auges","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:03.487833+00:00"}