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{"created":"2022-01-31T16:59:59.124731+00:00","id":"lit15222","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 4: 429-431","fulltext":[{"file":"p0429.txt","language":"de","ocr_de":"Litteratmbericht.\n429\nsich zusammen in jeder Assoziation. Je nach den \u201eintensiven und zeitlichen Verh\u00e4ltnissen\u201c der beiden Elementarprozesse spricht man dann von \u201eAhnlichkeits-\u201c oder \u201eBer\u00fchrungsassoziation\u201c. Dies gilt sowohl f\u00fcr die Assimilation, wie f\u00fcr die successive Assoziation.\nDer einfachste Fall einer Assimilation ist das sinnliche Erkennen, z. B. eines Tisches als Tisch. Das eigent\u00fcmliche \u201eErkennungsgef\u00fchl\u201c hat unbestimmte Erinnerungsbilder im Hintergr\u00fcnde des Bewufstseins zur Grundlage.\nDas sinnliche Wiedererkennen bewegt sich in einer seiner Arten noch im Bahmen der Assimilation, in den anderen geht es schon in die successive Assoziation \u00fcber.\nDie drei Arten: Das unmittelbare Wiederkennen, das unmittelbare Wiedererkennen mit Vergegenw\u00e4rtigung begleitender Umst\u00e4nde und das mittelbare Wiedererkennen sind bei n\u00e4herem Zusehen nur drei verschiedene Stufen ein und desselben Vorganges. Beim unmittelbaren Wiedererkennen fehlen die Nebenvorstellungen nur scheinbar. Verschiedene Umst\u00e4nde n\u00f6tigen zu der Annahme, dafs auch hier das Wiedererkennungsgef\u00fchl eine Vorstellungsgrundlage habe, nur dafs diese gar nicht oder nur durch eine besondere Anstrengung der Aufmerksamkeit zu klarem Bewufstsein gebracht werden kann. Es handelt sich bei den drei Stufen um denselben Elementarprozefs, nur die Klarheit und der zeitliche Verlauf der Nebenvorstellungen sind verschieden. Das Wiedererkennungsgef\u00fchl ist das, was H\u00f6ffding \u201eBekanntheitsqualit\u00e4t\u201c genannt hat. Indes ist in ihr, abweichend von H\u00f6ffding, nicht ein Analogon der Empfindungsqualit\u00e4t, sondern ein Gef\u00fchl zu sehen, und dieses hat stets eine Vorstellungsgrundlage.\nWie f\u00fcr die drei Stufen des Wiedererkennens, so ergiebt sich filial le \u00fcbrigen Klassen, unter die man die Assoziationen ordnet, dafs es sich nicht um strenge, qualitative Unterschiede handelt. Die simultane Assoziation f\u00fchrt in unmerklichen \u00dcberg\u00e4ngen zur successiven, diese zum eigentlichen Erinnerungsakt u. s. w. Als wirklich qualitativ differente Prozesse bleiben eben nur Gleichheits- und Ber\u00fchrungsverbindungen \u00fcbrig. Diese beiden bewirken allen Wechsel der Vorstellungen, soweit er nicht durch Sinneseindr\u00fccke bedingt ist. Alle Modifikationen desselben kommen wesentlich durch Verschiedenheiten in der Zeitfolge der Apperzeptionen zu st\u00e4nde.\tLiepmann.\nS. Ottolenghi. Anomalie del campo visivo nei psicopatici e nei criminali.\nTorino, 1891. 140 S. Mit 7 Figuren und einer Tafel.\nH. Wildrand und A. S\u00e4nger. Weitere Mitteilungen \u00fcber Sehst\u00f6rungen bei funktionellen Nervenleiden. (Jahrb\u00fccher der Hamburger Staats-Krankenanstalten. II. Jahrgang 1890.) 134 S.\n:\tDas Buch Ottolenghis bildet einen Teil der biblioteca antropologico-\ngiuridica und bewegt sich als solcher in streng LoMBRososchem Fahrwasser.\n' Der Verfasser untersuchte eine Keilie von Personen (M\u00e4nner und Frauen, Erwachsene und Kinder) in dem Gef\u00e4ngnisse und der Irrenanstalt zu 'Turin, um das Verhalten des Gesichtsfeldes, und speziell die \u00dcbefi","page":429},{"file":"p0430.txt","language":"de","ocr_de":"430\nLitteraturbaichf.\neinstimmung zwischen seiner Beschr\u00e4nkung und dem Verhalten der psychischen Sensibilit\u00e4t des betreifenden Individuums, festzustellen.\nVor allem waren es die geborenen Verbrecherund die Epileptiker, die er einer eingehenden Untersuchung unterzog, und er konnte auf Grund seiner Ergebnisse die nahe Verwandtschaft dieser beiden Zust\u00e4nde \u2014 Verbrechertum und Epilesie \u2014 best\u00e4tigen, indem das Gesichtsfeld hier ebensoh\u00e4ufige wie \u00fcbereinstimmende Abweichungen von der Norm zeigte, w\u00e4hrend es sich von dem Gesichtsfelde der gleichfalls untersuchten Gelegenheitsverbrecher , Neurastheniker, Hysterischen und Pellagrosen deutlich unterschied. Ottoi.kxgiii fand sowohl die Ausdehnung als auch die Peripherie des Gesichtsfeldes in direkter Abh\u00e4ngigkeit von dem psychischen Verhalten. Je enger begrenzt der moralische Sinn, um so engerund un-regelm\u00e4fsiger auch das Gesichtsfeld.\nEine \u00e4hnliche Abstumpfung findet sich bei dem Tastsinne \u00fcberhaupt, aber kein anderer sensibler Teil zeigt auch nur ann\u00e4hernd dieselbe Empfindlichkeit, wie dies die Eetina thut, die von allen am besten den Zustand der psychischen Sensibilit\u00e4t widerspiegelt.\nDem Zwecke der Ver\u00f6ffentlichung entsprechend, glaubt der Verfasser seinen Befunden eine recht weitgehende Anwendung in der gerichtlichen Medizin zugestehen und auf Grund der Untersuchung des Gesichtsfeldes praktische Schl\u00fcsse auf Simulation, Epilepsie und Verbrechertum ziehen zu d\u00fcrfen.\nOb wir ihm hierin unbedingte Heeresfolge leisten werden, m\u00f6chte ich bezweifeln ; Bemerkungen, wie etwa die, dafs sich der geborene Verbrecher in einem Zustande der best\u00e4ndigen psychischen Epilepsie, in einem andauernden kortikalen Keizungszustande bef\u00e4nde, sind vorl\u00e4ufig nicht dazu angethan, unsere Bedenken zu beseitigen.\nDas zweite Werk behandelt gleichfalls die Untersuchung des Gesichtsfeldes, und zwar bei Nerv\u00f6sen, namentlich auch in seinem Verhalten zu der sogenannten traumatischen Neurose.\nDie Verfasser geben dem dargestellten Symptomenkomplexe den Namen der nerv\u00f6sen Asthenopie, da sich die bez\u00fcglichen Symptome bei allen funktionellen St\u00f6rungendes Nervensystems finden k\u00f6nnen, ohne sich gerade ausschliefslich auf die neurasthenischen Beschwerden allein zu beschr\u00e4nken.\nDa jedoch die am Auge sich abspielenden pathologischen Vorg\u00e4nge nur als lokaler Ausdruck eines allgemeinen nerv\u00f6sen Zustandes zu Tage treten, so k\u00f6nnen sie mehr oder weniger vorhanden sein, oder auch wohl ganz fehlen.\nEntwickeln sich diese selben Erscheinungen infolge eines Unfalles bei einem bis dahin v\u00f6llig gesunden Menschen, so ist damit zumeist erwiesen, dafs dieses Individuum durch jenen Unfall in einen nerv\u00f6sen Zustand versetzt worden ist. Es ist hierzu nicht erforderlich, dafs die Erscheinungen der nerv\u00f6sen Asthenopie, und speziell nicht die einer konzentrischen Gesichtsfeldeinengung, vorhanden sein m\u00fcssen, da nicht jedes nerv\u00f6se Individuum alle Symptome der Nervosit\u00e4t gleichzeitig zeigen mufs und wird. Eine Zusammenstellung der objektiv nachgewiesenen Krankheitszeichen bei Nerv\u00f6sen und bei den zufolge eines Unfalles nerv\u00f6s Gewordenen ergiebt die Thatsache, dafs Individuum durch ein Trauma","page":430},{"file":"p0431.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberivht.\n431\nin einen Zustand versetzt werden k\u00f6nnen, der die gleichen Krankheits-\u00e4ufserungen darbietet, wie .jene Individuen, die durch andere, nicht traumatische, Ursachen nerv\u00f6s geworden sind.\nDie konzentrische Gesichtsfeldeinschr\u00e4nkung findet sich in beiden F\u00e4llen verh\u00e4ltnism\u00e4fsig h\u00e4ufig, wobei indefs zu beachten ist, dafs geringe konzentrische Gesichtsfeldeinschr\u00e4nkungen von demselben symptomatischen Werte sind wie die hochgradigen, dafs sie im Laufe der Beobachtung wechseln k\u00f6nnen und daher eine einmalige Aufnahme des Gesichtsfeldes nicht immer gen\u00fcgt.\nDie Verfasser schiefsen mit den S\u00e4tzen: Die konzentrische Gesichtsfeldeinschr\u00e4nkung, die kutanen Sensibilit\u00e4tsst\u00f6rungen und die Steigerung und Ungleichheit der Sehnen- und Hautreflexe bilden eine Trias von grofsem diagnostischen Werte. Haben wir dieselbe nachgewiesen, dann unterliegt es keinem Zweifel, dafs das bis dahin gesunde Individuum durch ein Trauma in einen nerv\u00f6sen Zustand versetzt und hierdurch in seinem subjektiven Wohlbefinden und in der Widerstandskraft seines Nervensystems gesch\u00e4digt worden ist.\nVon der Intensit\u00e4t und Extensit\u00e4t der gefundenen Symptome wird es abh\u00e4ngen. ob der Kranke absolut oder relativ arbeitsunf\u00e4hig sei, oder ob er seiner seitherigen Besch\u00e4ftigung wieder obliegen k\u00f6nne.\nDie Verfasser haben mit ihrem Werke einen wertvollen Beitrag zur Entscheidung der vielumstrittenen Frage von der traumatischen Neurose geliefert, und ihre Arbeit wird ebenso wie die des italienischen Gelehrten dazu beitragen, der Untersuchung des Gesichtsfeldes eine gr\u00f6fsere Beachtung zuzuwenden, als dies im allgemeinen bisher zu geschehen pflegt.\tPelman.\nCh\u00e2telain. Das Irresein, Plaudereien \u00fcber die Geistesst\u00f6rungen,\n\u00dcbersetzt von 0. Dornbl\u00fcth, Neuch\u00e2tel 1891.\nCh. sagt in seiner Vorrede unter anderem: Das Studium des Irreseins ist die unentbehrliche Erg\u00e4nzung des Studiums der Vernunft. Das letztere zu f\u00f6rdern und die vielen auf dem Gebiete der Geisteskrankheiten noch bestehenden schweren Vorurteile zu bannen, \u2014 sollen die Plaudereien dienen. Ch. schreibt daher haupts\u00e4chlich f\u00fcr die Laien. Wir bekommen zun\u00e4chst einen kurzgefafsten geschichtlichen \u00dcberblick, ausgehend von der biblischen Zeit und endigend bei Pinel und Esquirol. Dann folgt als Einleitung eine knappe Darstellung der Verrichtungen des Gehirns nach Wahrnehmung, Bewegung und Verstand. Das Gehirn ist der einzige ausschliefsliche Sitz des Verstandes, in specie die graue Bindensubstanz, und es kommt nicht auf die Schwere des Gehirns an, sondern auf Zahl und Tiefe der Bindenfurchen, welche eben die Gr\u00f6fse der Gesamtoberfl\u00e4che der grauen Hirnsubstanz bedingt. W\u00e4hrend das Gehirn von Gauss einen bemerkenswerten \u00dfeichtum an Windungen und Furchen aufweist, imponieren die untergeordneten Menschenrassen, z. B. die Papuas und Austral-Wilden, durch aufserordentliche Einfachheit. Des weiteren wird dann kurz erw\u00e4hnt, wie der \u00e4ufsere Eindruck zur inneren Wahrnehmung wird (durch H\u00fclfe der Aufmerksamkeit), \u2014 diese zur Vorstellung oder einfachen Idee, welche die Grundlage f\u00fcr jede geistige","page":431}],"identifier":"lit15222","issued":"1893","language":"de","pages":"429-431","startpages":"429","title":"S. Ottolenghi: Anomalie del campo visivo nei psicopatici e nei criminali. Torino 1891, H. Wilbrand und A. S\u00e4nger: Weitere Mitteilungen \u00fcber Sehst\u00f6rungen bei funktionellen Nervenleiden. Jahrb\u00fccher der Hamburger Staatskrankenanstalten, II. Jahrgang, 1890, 134 S.","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:59:59.124737+00:00"}