Open Access
{"created":"2022-01-31T17:01:21.558543+00:00","id":"lit15237","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Du Bois-Reymond, Claude","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 62-63","fulltext":[{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nLitteraturbericht.\nheit, indem das in jenen befindliche G-eh\u00f6rscentrum, mit dem die Wortbilder vernommen werden, zerst\u00f6rt und dadurch auch die Association des Geh\u00f6rscentrums mit dem motorischen Sprachcentrum, welches das geh\u00f6rte Wortbild in ein Bewegungsbild umsetzt, verhindert worden war.\nDiese centrale Form der Taubstummheit tritt, zum Unterschiede von der auf peripherischer L\u00e4sion des Geh\u00f6rorganes beruhenden, meistenteils mit epileptischen Kr\u00e4mpfen und Idiotie zusammen auf.\nDer zweite Fall dient dem Verfasser zum Belag daf\u00fcr, dafs die Zerst\u00f6rung des linken Schl\u00e4fenlappens bei Linksh\u00e4ndigen Worttaubheit nicht zur Folge hat, weil (nach Blanchi) das H\u00f6r centrum der Sprache bei ihnen nicht in der linken, sondern in der rechten Hemisph\u00e4re seinen Sitz habe. Der an Pellagra leidende 67 Jahre alte Patient starb an chronischer Enteritis, hatte nie an Sprach-, Geh\u00f6rs- und Bewegungsst\u00f6rungen gelitten, war intelligent, aber linksh\u00e4ndig. Leichenbefund: normale Sch\u00e4delkapacit\u00e4t, keine Asymmetrie. Hirngewicht 1565 g, rechte Hemisph\u00e4re 665 g, linke 590 g. Linke Hemisph\u00e4re: In der Gegend der Fossa Sylvii eine tiefe und breite H\u00f6hle, durch einen destruktiven Herd alten Datums verursacht, die Windungen der Insel fast ganz verschwunden, der Boden der Fossa Sylvii in ein glattes, schmutzig-weifses Bindegewebe verwandelt. Die Markb\u00fcndel der ersten und zweiten Schl\u00e4fenwindung atrophisch, sklerotisch. Die \u00e4ufsere Kapsel und Vormauer verschwunden. \u2014 Hechte Hemisph\u00e4re ohne jede Ver\u00e4nderung.\nFraenkel.\n\u00c4ltere Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Sinnesorgane. In Neudrucken und \u00dcbersetzungen herausgegeben von Arthur K\u00f6nig. I. .Das Augenleuchten und die Erfindung des Augenspiegels. Dargestellt in Abhandlungen von E. von Br\u00fccke, W. Gumming, H. von Helmholtz und C. G. Th. Ruete. Hamburg, 1893. Leopold Voss. IX und 154 S. Mit 12 Abbildungen.\nBald wird ein halbes Jahrhundert seit Erfindung des Augenspiegels vergangen sein, und der gewaltigste Umschwung, den je eine medizinische Lehre durch ein neues diagnostisches Werkzeug erfuhr, hat sich in dem Zeitraum vollzogen. So allbekannt die Thatsache ist, verm\u00f6gen doch heute nur Wenige zu ermessen, wie bedeutungsvoll diese Wandlung gewesen ist Denn die \u00e4lteren B\u00fccher sind heute verschwunden, die Quellen zur Vorgeschichte der Erfindung nur Wenigen zug\u00e4nglich. Aber f\u00fcr jeden, der es liebt, Einblicke in die geistige Werkstatt einer grofsen Epoche zu thun, wird dies erste B\u00e4ndchen der Neudrucke ein bleibender Genufs sein. Sch\u00f6pferische Thaten, wie die Erfindung von Helmholtz, springen nicht wie Pallas aus dem Haupte des Zeus gewappnet und ger\u00fcstet hervor. Wie billig, er\u00f6ffnet die Reihe die Schrift des genialen Br\u00fccke \u00fcber die leuchtenden Augen bei den Wirbeltieren, des ersten, der dieses mit Aberglauben und Geheimnis noch umwobene Gebiet in rein wissenschaftlichem Geiste durchforschte. Er legt die Grundlagen nieder. William Cumming studiert die Erscheinung am Menschen mit Sorgfalt;","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n63\n\u2022wir sehen ihn sich m\u00fchen, im Dunkelzimmer aus der Helligkeit und F\u00e4rbung des Reflexes k\u00e4rgliche diagnostische Schl\u00fcsse an Augenkranken zu gewinnen. Wie er zum Konvexglas greift, um die Linse der Staroperierten zu ersetzen, fehlt ihm nichts weiter als ein zuf\u00e4lliger gl\u00fccklicher Blick, und er k\u00f6nnte das umgekehrte Netzhautbild sehen. Aber ahnungslos streift er nur an den Lorbeer von Helmholtz. Die englische Schrift ist zur besseren Einf\u00fcgung in das Ganze von L. K\u00f6nig in treffliches Deutsch \u00fcbertragen, dem man die \u00dcbersetzung nicht anmerkt. Noch einmal nimmt dann Br\u00fccke das Wort, ohne Kenntnis der vorigen Arbeit, um die ihm durch Zufall offenbarte Erscheinung des menschlichen Augenleuchtens zu schildern, und giebt auch die Erkl\u00e4rung des von Erlach wahrgenommenen Brillenph\u00e4nomens. Von diesem bis zum ersten Augenspiegel d\u00fcnkt uns jetzt nur ein Schritt zu sein; aber diesen Erfinderschritt thut er nicht. Er bleibt Helmholtz Vorbehalten. Und nun zergliedert in wunderbar abgekl\u00e4rter Sprache der grofse Denker vor uns die Einzelheiten der Theorie und baut stufenweise und l\u00fcckenlos seine Erfindung vor uns auf, die er selbst bescheiden f\u00fcr eine geringe That erkl\u00e4rt hat, der aber noch Keiner etwas wesentliches hat hinzuf\u00fcgen k\u00f6nnen. Diese Schrift, die unentbehrliche Grundlage aller Arbeiten \u00fcber Augenspiegel, war \u00fcberhaupt nur noch in wenigen H\u00e4nden. Sie ist wortgetreu mit in den Text gedruckten Nachbildungen der Tafel wiedergegeben. Vom Standpunkt der Wissenschaft und der Theorie w\u00e4re nichts mehr hinzuzuf\u00fcgen. In der Praxis jedoch, der Helmholtz fern stand, gewann das umgekehrte Bild, das er zwar vollst\u00e4ndig diskutiert und gepr\u00fcft, aber im Werte untersch\u00e4tzt hatte, anfangs sogar unverdientes \u00dcbergewicht, und zwar haupts\u00e4chlich durch Ruetes Lochspiegel, der nahezu viermal st\u00e4rkere Beleuchtung anzuwenden erm\u00f6glichte. Der Originalbeschreibung dieses Spiegels von Ruete geb\u00fchrt deshalb mit Eug und Recht der folgende Platz. In ihr bietet sich uns zugleich ein Bild von der ersten Aufnahme des neuen Werkzeugs, wie sie ein Jahr sp\u00e4ter dem erfahrenen und th\u00e4tigen Ophthalmologen sich darstellte. Zum Schl\u00fcsse folgt dann noch die kleinere Zusatzarbeit von Helmholtz, worin er das Verdienst Ruetes w\u00fcrdigt und zuletzt noch die praktisch h\u00f6chst wertvolle Erfindung des Mechanikers Rekoss, Drehscheiben zum Austausch der Korrektionsgl\u00e4ser, bekannt macht.\nO. du Bois-Reymond.\nWolffberg. Buchstaben-, Zahlen- und Bildertafeln zur Sehsch\u00e4rfe-Pr\u00fcfung, nebst einer Abhandlung \u00fcber die Sehsch\u00e4rfe. Preufs & J\u00fcnger, Breslau, 1892.\nIn der Einleitung will der Verfasser zwischen die Gruppen der dioptrischen und nerv\u00f6sen Sehst\u00f6rungen noch als dritte die \u201ephotochemische\u201c einschalten, die M\u00e4ngel des Lichtsinns, der Adaptation, kurz der mutmafslichen Aderhautfunktionen, umfafst. Nach einer kurzen \u00dcbersicht \u00fcber die Erfordernisse einer genauen Eunktionspriifung : ruhende Accommodation, Entfernung und Beleuchtung der Probeobjekte, richtig abgestufte Brillengl\u00e4ser, geht er n\u00e4her auf die Probezeichen ein. Sie sollen so beschaffen sein, dafs ihre Wahrnehmung nur bei physikalischer","page":63}],"identifier":"lit15237","issued":"1894","language":"de","pages":"62-63","startpages":"62","title":"\u00c4ltere Beitr\u00e4ge zur Physiologie der Sinnesorgane, In Neudrucken und \u00dcbersetzungen herausgegeben von Arthur K\u00f6nig, I: Das Augenleuchten und die Erfindung des Augenspiegels, Dargestellt in Abhandlungen von E. von Br\u00fccke, W. Cumming, H. von Helmholtz und C. G. Th. Ruete. Hamburg, 1893, Leopold Voss","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:01:21.558548+00:00"}