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{"created":"2022-01-31T17:04:41.686969+00:00","id":"lit15253","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 72-73","fulltext":[{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nTJtteraturbericht.\nDr. Freiherr von Schrenck-Notzino.' \u00dcber Suggestion und suggestive Zust\u00e4nde. M\u00fcnchen, 1893. J. F. Lehmann. 40 S.\nvon Schrenck will in diesem Vortrage in gedr\u00e4ngter K\u00fcrze die Auffassung von dem Wesen der hypnotischen Erscheinungen geben, die den Thatsachen am meisten gerecht wird. Zun\u00e4chst findet er die Hauptursache f\u00fcr den Eintritt der Hypnose in der Suggestion, und das wesentlichste Element aller specifisch hypnotischen Erscheinungen in dem Rapportverh\u00e4ltnis oder der Abh\u00e4ngigkeitsbeziehung, in der das Gehirn des Perzipienten mit dem Agenten oder mit der Aufsenwelt steht.\nEr unterzieht die verschiedenen Zust\u00e4nde der Hypnose, der Ekstas\u00e9 und Hysterie einer eingehenden Betrachtung, und er f\u00fchrt seinen Zuh\u00f6rern die Beziehungen der Hypnose zum normalen Schlaf und den verwandten Erscheinungen, sowie die Bedeutung der physikalischen, narkotischen und psychischen Mittel f\u00fcr die Erregung von Hypnose und Ekstase vor, indem er seine Ausf\u00fchrungen mit zahlreichen -historischen und ethnographischen Beispielen belegt.\nDie Erregung der Einbildungskraft hat von jeher in der Geschichte der Religion und der Medicin eine grofse Bedeutimg gehabt, und die Geschichte von der Gl\u00e4ubigkeit und dem Glauben ist im Grunde nichts anderes, als eine Geschichte der Suggestion.\nDaher erkl\u00e4rt es Schrenck auch f\u00fcr ein hervorragendes Verdienst der Suggestionslehre, dafs sie ein volles Licht auf die Verirrungen der menschlichen Phantasie und die Ausschm\u00fcckungen des Aberglaubens werfe, und er sieht daher in ihr eine wichtige Und fruchtbare Entdeckung unserer Zeit.\tPelman.\nSigm. Freund. Ein Fall von hypnotischer Heilung nebst Bemerkungen \u00fcber die Entstehung hysterischer Symptome durch den Gegenwillen.\nZeitsahr. f. Hypnot. I. (1893.)\nFreund besch\u00e4ftigt sich mit den sogenannten peinlichen Kontrastvorstellungen, d. h. den Vors\u00e4tzen und Erwartungen bei mit Erwartungsaffekt verbundenen Vorstellungen. Dieselben sind im normalen Vorstellungsleben anscheinend gehemmt, sind aber doch vorhanden. Fr. behauptet, dafs z. B. bei der Hysterie, die \u00fcberhaupt. zur Dissociation des Bewufstseins neigt, die peinliche Kontrastv\u00f6rstellung aufser Association mit dem Vorsatz gebracht sei und als gesonderte Vorstellung weiterexistiere. Bei der Ausf\u00fchrung des Vorsatzes objektiviert sich nun diese Kontrastvorstellung, wenn es zur Ausf\u00fchrung des Vorsatzes kommen soll, mit derselben Leichtigkeit der Innervation des K\u00f6rpers, wie im normalen Zustand die Willensvorstellung. Die Kontrastvorstellung etabliere sich sozusagen als Gegenwillen. Daher die Willensperversion der Hysteriker im Gegensatz zur Willensschw\u00e4che der Neurastheniker. Die Gelegenheitsursache zu dieser Erscheinung ist die allgemeine Ersch\u00f6pfung, die nach Freund eine blofs partielle ist. \u201eErsch\u00f6pft, sind diejenigen Elemente des Nervensystems, welche die materiellen Grundlagen der zum prim\u00e4ren Bewufstsein. asso\u00e7iierten Vorstellungen sind; die von dieser Associationskette \u2014 des normalen Ich \u2014 ausgeschlossenen, die gehemmten und unterdr\u00fcckten Vorstellungen sind nicht ersch\u00f6pft","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n73\nund \u00fcberwiegen daher im Moment der hysterischen Disposition.\u201c \u2014 Freund geht dann noch auf die Ticks ein. auf Koprolalie, Echolalie und Zwangsvorstellungen, was im Original nachgelesen zu werden verdient. Er h\u00e4lt es f\u00fcr lohnend, der Objektivierung des Gegenwillens auch aufser-halh der Hysterie und der Ticks nachzusp\u00fcren, wo sie im Eahmen der Norm so h\u00e4ufig vorkommt.\tUmpfenbach (Bonn).\nG. M. Robertson. The use of hypnotism among the insane. Journ. of Mental Science. No. 164. Bd. 39. S. 1\u201412. (1893.)\nAn einer grofsen Zahl von Psychosen hat'R. hypnotische Versuche gemacht und bezeichnet den hypnotischen Schlaf als ein direktes therapeutisches Agens in folgenden F\u00e4llen:\n1.\tVortreffliche Wirkung bei Schlaflosigkeit, wo Medikamente keinen Effekt mehr erzielten.\n2.\tIn Erregungszust\u00e4nden kann ein neuer Anfall verh\u00fctet werden.\n3.\tFl\u00fcchtige Sinnesst\u00f6rungen, k\u00f6nnen beseitigt werden.\n4.\tDie krankhafte Widersetzlichkeit der Patienten gegen zu ihren Gunsten getroffene Anordnungen wird gebrochen.\nPlaczek (Berlin).\nMagnan. Psychiatrische Vorlesungen, \u00cfV. und V. Heft. \u00dcber die Geistesst\u00f6rungen der Entarteten, das intermittierende Irresinn u. a. Deutsch von M\u00f6bius. Leipzig. 1893, Georg Thieme. 112 S.\nDiese beiden Hefte enthalten, eine Reihe von Aufs\u00e4tzen, von denen die Onomatomanie bereits fr\u00fcher ihre Besprechung gefunden ' hat. Das gemeinsame Band, das die verschiedenen Arbeiten verbindet, ist in dem Boden der erblichen Entartung gegeben, auf dem sich diese St\u00f6rungen entwickeln, und als deren Symptome sie aufzufassen sind.\nIn gleicher Weise, wie f\u00fcr die Onomatomanie, gilt dies auch f\u00fcr die kontr\u00e4re Sexualempfindung, die krankhaften Antriebe zu Verbrechen und f\u00fcr das intermittierende Irresein, sie alle sind \u00c4ufserungen der durch die erbliche Anlage \u00fcberkommenen krankhaften Disposition, der Degeneration.\nDas meiste Interesse d\u00fcrften wohl die Aufs\u00e4tze in Anspruch nehmen, die \u00fcber krankhafte Antriebe zu Verbrechen, \u00fcber Kauf- und Spielwut u. dergl. handeln. Es gab eine Zeit in der Psychiatrie, wo man der Ansicht war, dafs einzelne Teile des Seelenlebens f\u00fcr sich erkranken k\u00f6nnten, w\u00e4hrend die anderen v\u00f6llig unber\u00fchrt blieben, und wo ein im \u00fcbrigen gesunder Mensch stehlen, morden oder brandstiften mufste. Dieser Trieb, die Mord-, Stehl- oder Brand-Monomanie machte das Wesen der Krankheit aus, es war ihre einzige Ent\u00e4ufserung, und man wird hieraus leicht entnehmen k\u00f6nnen, eine wie unheilvolle Rolle diese Lehre von der Monomanie in der wissenschaftlichen Entwickelung der Psychiatrie, insbesondere aber in der gerichtlichen Medicin spielen mufste. Dafs man diesen Monomanien ein Ende gemacht und sie ' samt und sonders aus der Psychiatrie hinausgeworfen hatte, wurde lange ais eine befreiende That angesehen, und sie galten seitdem als eine nicht gerade angenehme historische Erinnerung. Und nun kehren sie mit vollen Segeln zui'\u00fcck, und es zeigt sich, wie schon so oft, dafs die alten Psychiater ganz","page":73}],"identifier":"lit15253","issued":"1894","language":"de","pages":"72-73","startpages":"72","title":"Sigm. Freud: Ein Fall von hypnotischer Heilung nebst Bemerkungen \u00fcber die Entstehung hysterischer Symptome durch den Gegenwillen. Zeitschr. f. Hypnot. I, 1893","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:41.686975+00:00"}