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{"created":"2022-01-31T17:04:01.577818+00:00","id":"lit15256","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Goldscheider, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 74-75","fulltext":[{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\nLitter aturbericht.\nrichtig beobachtet hatten und ihnen nur f\u00fcr das Wesen der Erscheinung das richtige Verst\u00e4ndnis fehlte.\nDieses Verst\u00e4ndnis suchen wir in der Lehre von der erblichen Entartung, um die sich Magnan besondere Verdienste erworben hat, und wir k\u00f6nnen die krankhaften Antriebe zu Verbrechen nur im Zusammenh\u00e4nge mit den Zwangsvorstellungen verstehen, die man geradezu als geistige Stigmata der Entartung bezeichnen mufs.\nDer durchschlagende Unterschied gegen fr\u00fcher liegt in der Erkenntnis, dafs die Zwangshandlung nur ein Symptom einer gut charakterisierten und daher auch ohne die Handlung nachzuweisenden Krankheit bildet, und dafs dieser Nachweis geliefert werden mufs, soll die Handlung \u00fcberhaupt als krankhaft angesehen und dem Th\u00e4ter folgerichtig nicht zugerechnet werden.\nIn diesem neuen. (Jewande, als Teilerscheinung einer nicht nur theoretisch,, angenommenen, sondern einer klinisch nachweisbaren Erkrankung kann man sich die alten Begriffe einigermafsen gefallen lassen, wenn auch die Lehre von der Besessenheit (Obsession), wie sie uns in diesen Aufz\u00e4tzen Magnans entgegentritt, vorderhand noch auf einige Bedenken stofsen wird.\nF\u00fcr den, der sich mit diesen Anschauungen aus erster Hand vertraut machen will, werden gerade diese Aufs\u00e4tze Magnans von besonderem Interesse sein, und dafs die \u00dcbersetzung eine vortreffliche ist, wurde schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt.\tPelman.\nHer.m. Piper. Schriftproben von schwachsinnigen Kindern. Berlin, Fischers Medic. Buchhandlung, 1893.\nVerfasser hat sich der verdienstlichen M\u00fche unterzogen, eine grofse Anzahl von idiotischen und epileptischen Kindern der Idioten-Anstalt in Dalldorf, an welcher Verfasser als Erziehungs-Inspektor th\u00e4tig ist, bez\u00fcglich ihrer Handschrift zu pr\u00fcfen. In dem vorliegenden Werke findet sich eine Auswahl der gewonnenen Schriftproben wiedergegeben, welche viele interessante Einzelheiten erkennen lassen. Verfasser bespricht die von ihm gewonnenen Ergebnisse kurz und fafst sie schliefslich in einige S\u00e4tze zusammen :\nAllgemeines.\n1.\tDa, -wo centrale M\u00e4ngel bezw. St\u00f6rungen vorhanden, wird h\u00e4ufig Spiegelschrift geschrieben.\n2.\tNicht immer, wo centrale St\u00f6rungen vorhanden, .mufs Spiegelschrift geschrieben werden.\n3.\tDie Spiegelschrift giebt bei Aufstellung der Prognose ein wertvolles Mittel bezw. einen beachtenswerten Mafsstab zur Beurteilung des intellektuellen Zustandes der geistig schwachen Z\u00f6glinge.\nBesonderes.\n1.\tDie rechtsseitig gel\u00e4hmten Z\u00f6glinge schreiben, durch den Unterricht daran gew\u00f6hnt, mit der linken Hand keine Spiegelschrift.\n2.\tVon 149 Z\u00f6glingen schreiben 10 mit der linken Hand teilweise Spiegelschrift; in einzelnen F\u00e4llen ist das Erinnerungsschriftbild gegenw\u00e4rtig und-wird daher normal geschrieben.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n75\n3.\tDer Prozentsatz der an Spiegelschrift leidenden Epileptiker ist bedeutend geringer als der bei Schwachsinnigen.\n4.\tDie Schriftproben mit der linken Hand, sowohl bei der Spiegelschrift wie bei der normalen Schrift, sind bei den epileptischen Kindern durchgehend unruhiger, welliger als bei den idiotischen Kindern.\nVon interessanten Einzelf\u00e4llen sei ein Knabe erw\u00e4hnt, welcher seinen Vornamen rechtsl\u00e4ufig, alles \u00fcbrige in Spiegelschrift schreibt. Zwei Z\u00f6glinge schreiben mit der linken Hand wie die Chinesen von oben nach unten (Senkschrift).\tGoldscheider (Berlin).\nHans Laehr. Die Angst. Heft 58 der Berliner Klinik. Sammlung klinischer Vortr\u00e4ge. Berlin, Fischers medic. Buchhandlung. 28 S.\nLaehr f\u00fchrt in diesem recht anschaulich und klar gehaltenen Vortrage aus, wie die Angst entsteht und wie sie wirkt. Ausgehend von Mossos bekannten Versuchen, wonach jeder kleinste Beiz, der auf die Haut- oder Sinnesnerven trifft, eine Kontraktion der peripheren Gef\u00e4fse zur Folge hat, weist er darauf hin, wie diese Kontraktion der Gef\u00e4fse bei den schmerzlichen Gem\u00fctsbewegungen in einem erh\u00f6hten Mafse stattfindet und eine \u00fcber das N\u00fctzliche hinausgehende Wirkung aus\u00fcbt, die sich in den mannigfaltigsten k\u00f6rperlichen und geistigen St\u00f6rungen ent\u00e4ufsern kann. Die Atmung wird unregelm\u00e4fsig, die Muskeln zeigen Schw\u00e4che und Zittern, die Darmbewegung wird beschleunigt, die Pupillen werden erweitert, und kalter Schweifs bedeckt die Haut, w\u00e4hrend die intellektuelle Th\u00e4tigkeit eine Einengung erleidet.\nLaehr denkt sich den Vorgang bei der Angst in der Art, dafs von irgend einer Stelle des Organismus aus das Gef\u00e4fssystem gereizt wird. Dieser Reiz pflanzt sich teilweise auf benachbarte Centren (Vagus, Schweifs, Speichel, Pupillen) fort. Zugleich aber kommen mehr oder weniger die Folgen der in den peripheren Teilen am st\u00e4rksten wirkenden Gef\u00e4fsverengung (G\u00e4nsehaut, Blasenkontraktion, bisweilen Atemsver\u00e4nderung, ferner \u00dcberf\u00fcllung der Bauch- und Brustgef\u00e4fse mit ihren Folgen) zum Vorschein. Das Wesentliche f\u00fcr die Angst bleibt aber die Th\u00e4tigkeit des Gef\u00e4fscentrums in \u00e4hnlicher Weise, wie f\u00fcr die intellektuelle Th\u00e4tigkeit die der Grofshirnrinde wesentlich ist. Findet der sensible Reiz jedoch im Grofshirn Ablauf in solche Bahnen,. die nicht zum Gef\u00e4fs-centrum f\u00fchren, so wird er den Affekt nicht hervorrufen, sondern andere und zweckm\u00e4fsigere Verwendung finden. So fliefst z. B. beim Schmerz ein Teil dieses Reizes nach dem Gef\u00e4fscentrum, ein anderer nach dem Grofshirn ab. Je gr\u00f6fser der letztere Teil ist, um so mehr wird es auf die dort angeregten Vorstellungen ankommen, ob und in welcher St\u00e4rke der Reiz von dieser Seite zum Gef\u00e4fscentrum weitergegeben wird. Wenn er keine Vorstellungen oder solche, die auf das Gef\u00e4fscentrum keinen EinfLufs haben, hervorruft, so bleibt dieser Teil des Reizes ohne Wirkung auf das Gef\u00e4fscentrum, wird aber vielleicht auch bei abgelenkter Aufmerksamkeit zu unwillk\u00fcrlichen oder Abwehrbewegungen f\u00fchren.\nFindet er dagegen den Weg zu Vorstellungen frei, deren Betonung vielleicht von fr\u00fcher her auf das Gef\u00e4fscentrum reizend einwirkt, so kommt je nach St\u00e4rke des Reizes und der durch ihn hervorgerufenen","page":75}],"identifier":"lit15256","issued":"1894","language":"de","pages":"74-75","startpages":"74","title":"Herm. Piper: Schriftproben von schwachsinnigen Kindern. Berlin, Fischers Medic. Buchhandlung 1893","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:01.577824+00:00"}