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{"created":"2022-01-31T17:03:53.756563+00:00","id":"lit15257","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 75-76","fulltext":[{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n75\n3.\tDer Prozentsatz der an Spiegelschrift leidenden Epileptiker ist bedeutend geringer als der bei Schwachsinnigen.\n4.\tDie Schriftproben mit der linken Hand, sowohl bei der Spiegelschrift wie bei der normalen Schrift, sind bei den epileptischen Kindern durchgehend unruhiger, welliger als bei den idiotischen Kindern.\nVon interessanten Einzelf\u00e4llen sei ein Knabe erw\u00e4hnt, welcher seinen Vornamen rechtsl\u00e4ufig, alles \u00fcbrige in Spiegelschrift schreibt. Zwei Z\u00f6glinge schreiben mit der linken Hand wie die Chinesen von oben nach unten (Senkschrift).\tGoldscheider (Berlin).\nHans Laehr. Die Angst. Heft 58 der Berliner Klinik. Sammlung klinischer Vortr\u00e4ge. Berlin, Fischers medic. Buchhandlung. 28 S.\nLaehr f\u00fchrt in diesem recht anschaulich und klar gehaltenen Vortrage aus, wie die Angst entsteht und wie sie wirkt. Ausgehend von Mossos bekannten Versuchen, wonach jeder kleinste Beiz, der auf die Haut- oder Sinnesnerven trifft, eine Kontraktion der peripheren Gef\u00e4fse zur Folge hat, weist er darauf hin, wie diese Kontraktion der Gef\u00e4fse bei den schmerzlichen Gem\u00fctsbewegungen in einem erh\u00f6hten Mafse stattfindet und eine \u00fcber das N\u00fctzliche hinausgehende Wirkung aus\u00fcbt, die sich in den mannigfaltigsten k\u00f6rperlichen und geistigen St\u00f6rungen ent\u00e4ufsern kann. Die Atmung wird unregelm\u00e4fsig, die Muskeln zeigen Schw\u00e4che und Zittern, die Darmbewegung wird beschleunigt, die Pupillen werden erweitert, und kalter Schweifs bedeckt die Haut, w\u00e4hrend die intellektuelle Th\u00e4tigkeit eine Einengung erleidet.\nLaehr denkt sich den Vorgang bei der Angst in der Art, dafs von irgend einer Stelle des Organismus aus das Gef\u00e4fssystem gereizt wird. Dieser Reiz pflanzt sich teilweise auf benachbarte Centren (Vagus, Schweifs, Speichel, Pupillen) fort. Zugleich aber kommen mehr oder weniger die Folgen der in den peripheren Teilen am st\u00e4rksten wirkenden Gef\u00e4fsverengung (G\u00e4nsehaut, Blasenkontraktion, bisweilen Atemsver\u00e4nderung, ferner \u00dcberf\u00fcllung der Bauch- und Brustgef\u00e4fse mit ihren Folgen) zum Vorschein. Das Wesentliche f\u00fcr die Angst bleibt aber die Th\u00e4tigkeit des Gef\u00e4fscentrums in \u00e4hnlicher Weise, wie f\u00fcr die intellektuelle Th\u00e4tigkeit die der Grofshirnrinde wesentlich ist. Findet der sensible Reiz jedoch im Grofshirn Ablauf in solche Bahnen,. die nicht zum Gef\u00e4fs-centrum f\u00fchren, so wird er den Affekt nicht hervorrufen, sondern andere und zweckm\u00e4fsigere Verwendung finden. So fliefst z. B. beim Schmerz ein Teil dieses Reizes nach dem Gef\u00e4fscentrum, ein anderer nach dem Grofshirn ab. Je gr\u00f6fser der letztere Teil ist, um so mehr wird es auf die dort angeregten Vorstellungen ankommen, ob und in welcher St\u00e4rke der Reiz von dieser Seite zum Gef\u00e4fscentrum weitergegeben wird. Wenn er keine Vorstellungen oder solche, die auf das Gef\u00e4fscentrum keinen EinfLufs haben, hervorruft, so bleibt dieser Teil des Reizes ohne Wirkung auf das Gef\u00e4fscentrum, wird aber vielleicht auch bei abgelenkter Aufmerksamkeit zu unwillk\u00fcrlichen oder Abwehrbewegungen f\u00fchren.\nFindet er dagegen den Weg zu Vorstellungen frei, deren Betonung vielleicht von fr\u00fcher her auf das Gef\u00e4fscentrum reizend einwirkt, so kommt je nach St\u00e4rke des Reizes und der durch ihn hervorgerufenen","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"7 6\tLitteraturbericht,\nVorstellungen die Angst in Form der. Furcht, des Schreckens u. s. w. zu st\u00e4nde. Ist aber dem Reiz der Eintritt in das Grofshirn \u00fcberhaupt versperrt, so wird der Weg, der direkt zum Gef\u00e4fscentrum f\u00fchrt, die ganze Erregung diesem zuf\u00fchren. Bei Ausschaltung des Grofshirns wird daher der Schmerz die Cirkulation und Atmung st\u00e4rker beeinflussen, als wenn das Grofshirn einen Teil des Reizes \u00fcbernimmt.\nUnter Zugrundelegung dieser theoretischen'Betrachtungen geht der Verfasser die Angst in den einzelnen Krankheitszust\u00e4nden durch und behandelt nach und nach die Neurasthenie, wo die. Angst in den bekannten Zwangshandlungen ihre Ent\u00e4ufserung findet,-, die Melancholie, Paranoia i. s. w., und er weist besonders darauf hin, dafs die Angst, und zwar eine unbestimmte, -mit keinem Objekt verbundene Angst neben Kopfschmerzen den haupts\u00e4chlichsten Vorl\u00e4ufer der Geisteskrankheiten bildet, und dafs mancher Selbstmord auf diese prodromale Angst zu schieben sei.\nEinen besonderen Nutzen will Laehr der Angst nicht zuerkennen, dagegen glaubt er, dafs die Angst., wie die Gem\u00fctsbewegungen \u00fcberhaupt mit fortschreitender Bildung immer geringer werde, sowohl beim einzelnen, wie bei der Gesamtheit. War die Angst als Mittel zur moralischen Erziehung des Menschengeschlechtes notwendig, und kann sie als Furcht vor Strafe auch jetzt noch vielleicht nicht ganz'entbehrt werden, so d\u00fcrfen wir doch hoffen, dafs fortschreitende intellektuelle und sittliche Bildung ihren Nutzen und die Heftigkeit ihres Auftretens immer seltener machen wird.\tPelmar.\nBar\u00f6nciri. Un caso di amnesia retroattiva. Biv. di freniatr. Bd. XVIII.\nS. 599.\t:\nDer Fall, um den es sich handelt, betrifft einen jungen -, 22 Jahre alten Soldaten, der seit Ende December 1891 in Iffiola in Garnison lag und nach einem Tobsuchtsanfalle, am 15. Februar, alles vergafs, was seit November 1891 bis zum 10. M\u00e4rz 1892-mit ihm und um ihn her geschehen, dafs er jemals Uniform getragen, wie und wann er, von Frau und Kind entfernt, inlmola sich befunden und mit den Kameraden freundlich verkehrt habe.\nDas Ungew\u00f6hnliche des Falles besteht nur in der Tiefe und langen Dauer der Ged\u00e4chtnisl\u00fccke, die f\u00fcr Epileptische bisher als die Regel angesehen wurde. Patient ist der Sohn eines epileptischen Vaters und Bruder epileptischer Geschwister und hat vor seinem Eintritt in den Milit\u00e4rdienst' selbst an Schwindelanf\u00e4llen gelitten.\nAlles, der pl\u00f6tzliche Ausbruch und das ebenso pl\u00f6tzliche Verschwinden der Geistesst\u00f6rung und der-Amnesie, deutet darauf hin, dafs es sich bei ihm um eine sogenannte larvierte E pilepsie, jetzt psychische genannt, um einen Zustand handelt, den man durch Oerebral-Automatis-mus n\u00e4her bezeichnen zu k\u00f6nnen glaubt, analog dem ambulatorischen Automatismus. Die . retrograde Amnesie (\u00c0zam) der Epileptiker, bei der ein mehr oder weniger grofses St\u00fcck Lebenserinnerungen aus dem Bewufstsein des Individuums herausgerissen wird, steht \u00fcbrigens auf einer Linie mit der auf traumatische Ursachen (Fall, Schlag) und auf","page":76}],"identifier":"lit15257","issued":"1894","language":"de","pages":"75-76","startpages":"75","title":"Hans Laehr: Die Angst. Heft 58 der Berliner Klinik, Sammlung klinischer Vortr\u00e4ge. Berlin, Fischers medic. Buchhandlung","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:53.756569+00:00"}