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{"created":"2022-01-31T14:15:30.841306+00:00","id":"lit15258","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 76-77","fulltext":[{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"7 6\tLitteraturbericht,\nVorstellungen die Angst in Form der. Furcht, des Schreckens u. s. w. zu st\u00e4nde. Ist aber dem Reiz der Eintritt in das Grofshirn \u00fcberhaupt versperrt, so wird der Weg, der direkt zum Gef\u00e4fscentrum f\u00fchrt, die ganze Erregung diesem zuf\u00fchren. Bei Ausschaltung des Grofshirns wird daher der Schmerz die Cirkulation und Atmung st\u00e4rker beeinflussen, als wenn das Grofshirn einen Teil des Reizes \u00fcbernimmt.\nUnter Zugrundelegung dieser theoretischen'Betrachtungen geht der Verfasser die Angst in den einzelnen Krankheitszust\u00e4nden durch und behandelt nach und nach die Neurasthenie, wo die. Angst in den bekannten Zwangshandlungen ihre Ent\u00e4ufserung findet,-, die Melancholie, Paranoia i. s. w., und er weist besonders darauf hin, dafs die Angst, und zwar eine unbestimmte, -mit keinem Objekt verbundene Angst neben Kopfschmerzen den haupts\u00e4chlichsten Vorl\u00e4ufer der Geisteskrankheiten bildet, und dafs mancher Selbstmord auf diese prodromale Angst zu schieben sei.\nEinen besonderen Nutzen will Laehr der Angst nicht zuerkennen, dagegen glaubt er, dafs die Angst., wie die Gem\u00fctsbewegungen \u00fcberhaupt mit fortschreitender Bildung immer geringer werde, sowohl beim einzelnen, wie bei der Gesamtheit. War die Angst als Mittel zur moralischen Erziehung des Menschengeschlechtes notwendig, und kann sie als Furcht vor Strafe auch jetzt noch vielleicht nicht ganz'entbehrt werden, so d\u00fcrfen wir doch hoffen, dafs fortschreitende intellektuelle und sittliche Bildung ihren Nutzen und die Heftigkeit ihres Auftretens immer seltener machen wird.\tPelmar.\nBar\u00f6nciri. Un caso di amnesia retroattiva. Biv. di freniatr. Bd. XVIII.\nS. 599.\t:\nDer Fall, um den es sich handelt, betrifft einen jungen -, 22 Jahre alten Soldaten, der seit Ende December 1891 in Iffiola in Garnison lag und nach einem Tobsuchtsanfalle, am 15. Februar, alles vergafs, was seit November 1891 bis zum 10. M\u00e4rz 1892-mit ihm und um ihn her geschehen, dafs er jemals Uniform getragen, wie und wann er, von Frau und Kind entfernt, inlmola sich befunden und mit den Kameraden freundlich verkehrt habe.\nDas Ungew\u00f6hnliche des Falles besteht nur in der Tiefe und langen Dauer der Ged\u00e4chtnisl\u00fccke, die f\u00fcr Epileptische bisher als die Regel angesehen wurde. Patient ist der Sohn eines epileptischen Vaters und Bruder epileptischer Geschwister und hat vor seinem Eintritt in den Milit\u00e4rdienst' selbst an Schwindelanf\u00e4llen gelitten.\nAlles, der pl\u00f6tzliche Ausbruch und das ebenso pl\u00f6tzliche Verschwinden der Geistesst\u00f6rung und der-Amnesie, deutet darauf hin, dafs es sich bei ihm um eine sogenannte larvierte E pilepsie, jetzt psychische genannt, um einen Zustand handelt, den man durch Oerebral-Automatis-mus n\u00e4her bezeichnen zu k\u00f6nnen glaubt, analog dem ambulatorischen Automatismus. Die . retrograde Amnesie (\u00c0zam) der Epileptiker, bei der ein mehr oder weniger grofses St\u00fcck Lebenserinnerungen aus dem Bewufstsein des Individuums herausgerissen wird, steht \u00fcbrigens auf einer Linie mit der auf traumatische Ursachen (Fall, Schlag) und auf","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"Litter \u00e4turbericht.\n77\nGem\u00fctsbewegungen (Schreck) zu beziehenden Amnesie. Ihr Gemeinsames ist der Chok, d. h. (wie Referent meint) doch nichts anderes) als die Funkti\u00f6nsl\u00e4hmung einer Partie Nervenzellen und -Fasern, denen die Aufgabe zuf\u00e4llt, die Association des Bewufstseinsinhaltes mit den \u00fcbrigen ihresgleichen zu vermitteln. Von der Er\u00f6rterung der psychologischen Frage des Vorganges steht Verfasser ab.\tFraexkel.\nGeorg Simmel. Die Probleme der Geschichtsphilosophie. Eine erkcnnhuL-theoretische Studie. Leipzig. Duncker u, Humblot,; 1892.\nDie; Aufgabe der Philosophie in Bezug auf Geschichte wild in zwiefacher Weise bestimmt, je nachdem Geschichte wissenschaftliche Vorstellung und Darstellung von Thatsachen, oder aber diese Thatsachen.selber bedeute. So soll sie zuerst nachweisen, wie viele Vorstellungsweisen, die man sonst philosophisch nennt, in der scheinbar rein empirischen Geschichtsforschung enthalten sind. Insonderheit handelt es sich darum, die-psychologischen Interpretationen und Interpolationen, die der Geschichtserz\u00e4hlung regelm\u00e4fsig zugesetzt werden, zu enth\u00fcllen. Ferner um Analyse der metaphysischen Vorstellungen, wodurch s\u00e4mtliche Inhalte der historischen Forschung nach Tendenz, Form; und Inhalt affiniert werden. \u2014 In anderem Sinne hat die Philosophie mit dem Inhalt der Geschichte selbst zu thun, und zwar 1. die Gesetze der Ge-schichte zu finden \u2014 was eine illusorische Bem\u00fchung ist, wenn nicht darauf beschr\u00e4nkt, in vorl\u00e4ufigen Verallgemeinerungen die exakte Erkenntnis zu anticipieren und vorzubereiten; 2. den Zweck und Sinn im geschichtlichen Sein zu erkennen. Hier ist eine eigentliche Erkenntnis nicht m\u00f6glich, weil der Inhalt eines geistigen Prinzips nur aus der Wirklichkeit gewonnen werden kann, die es doch erst erkl\u00e4ren soll. Hingegen kann man symbolische Deutungen der Wirklichkeit nicht als falsch bezeichnen, sofern sie nicht Erkenntnisse, sondern Ausgestaltungen von Interessen sind, die als psychologische Thatsachen unanfechtbar sind.\nDiese Angaben folgen der eigenen Zusammenfassung des Autors am Schl\u00fcsse seiner Schrift (S. 106\u2014109), Der psychologische Faden wird im ersten der drei Kapitel gesponnen und soll die Vorau ssetzun gen, die in der Geschichtsforschung enthalten sind, bezeichnen. \u201eG\u00e4be es eine Psychologie als Gesetzeswissenschaft, so w\u00fcrde Geschichtswissenschaft in demselben Sinne angewandte Psychologie sein, wie Astronomie angewandte Mathematik ist\u201c (S. 2). Die Aufgabe der Geschichte, nicht nur Erkanntes zu erkennen, sondern auch Gewolltes und Gef\u00fchltes, ist nur l\u00f6sbar, indem in irgend einem Modus .psychischer Umsetzung das Gewollte mitgewollt, das Gef\u00fchlte mitgef\u00fchlt wird (S. 15). Nicht erst in der Darstellung wird der Historiker K\u00fcnstler, sondern schon im Processe seiner Erkenntnis ist die dichterische Freiheit enthalten, wenn auch, verglichen mit der Th\u00e4tigkeit des Dichters, in umgekehrter Folge: zuerst an das thats\u00e4chliche Material gebunden, in der Formgebung frei (S. 19). Wesentlich f\u00fcr den psychologischen Nachbildner ist 1. der Umfang seiner eigenen Kr\u00e4fte und der Kategorien, die er an die Dinge heranbringt,.","page":77}],"identifier":"lit15258","issued":"1894","language":"de","pages":"76-77","startpages":"76","title":"Baroncini: Un caso di amnesia retroattiva. Riv. di freniatr. Bd. XVIII. S. 599","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:15:30.841312+00:00"}