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{"created":"2022-01-31T17:04:45.590023+00:00","id":"lit15265","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Edinger, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 284-293","fulltext":[{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nLitteraturbericht.\ndauern, dafs in dem vorliegenden Werke gerade die Beziehungen Fechners zu den Naturwissenschaften, von denen er doch ausgegangen und denen er im Innersten seines Denkens und Strebens stets treu gehlieben ist, so ungemein wenig zur Geltung kommen. Der Verfasser giebt selbst diese L\u00fccke zu und kann daher in diesem Hinweis keinen unberechtigten Tadel sehen.\nDer innere Entwickelungsgang Fechners wird mit psychologischem Verst\u00e4ndnis geschildert. Wir lernen es verstehen, wie derselbe Mann, der mit feinf\u00fchligem Sinn dem Seelenleben der Pflanzen nachforschte, g\u00e4nzlich unber\u00fchrt von der F\u00fclle historischer Erinnerungen auf dem Forum von Born umherging. Indem wir das Buch lesen, erleben wir gleichsam seihst die verschiedenen, scharf voneinander getrennten Abschnitte von Fechners mannigfach bewegtem Lehen. Wir hangen mit ihm in der tr\u00fcben Zeit, wo ihm der dauernde Verlust des Augenlichtes drohte, und freuen uns mit ihm seiner nach der Genesung wiedergewonnenen und bis in ein hohes Alter bewahrten Lebensfreudigkeit.\nEines aber m\u00fcssen wir an dem Buche auf das entschiedenste tadeln, das ist die starke Betonung, welche der Verfasser auf seine von Fechner, abweichenden philosophischen und religi\u00f6sen Anschauungen legt. Ebensowenig, wie es gebr\u00e4uchlich ist, dafs der bildende K\u00fcnstler dem Standbild eines grofsen Mannes sein eigenes Bildnis etwa am Sockel als Medaillon anf\u00fcgt, sondern sich auf die schlichte Einmeifselung seines Namens beschr\u00e4nkt; ebensowenig k\u00f6nnen wir es f\u00fcr zul\u00e4ssig erachten, dafs der Verfasser seinen eigenen philosophischen und religi\u00f6sen Standpunkt ausf\u00fchrlich darlegt. Der Gesamteindruck w\u00fcrde harmonischer werden, wenn diese Exkurse bei einer zweiten Auflage, die wir dem Buche recht bald w\u00fcnschen, ausgelassen w\u00fcrden.\nArthur K\u00f6nig.\nL. Edinger. Bericht \u00fcber die Leistungen auf dem Gebiet der Anatomie des Centralnervensystems im Laufe des Jahres 1891. (Schmidts Jahrb\u00fccher. Bd. CCCXXXVI, S. 161 ff. Selbstanzeige.)\nIm Jahre 1891 sind 162 Arbeiten auf dem in Rede stehenden Gebiete erschienen. Von Gesamtdarstellungen sei die neue Auflage des bekannten O\u00dfERSTEiNERSchen Buches1 2 3, dann ein franz\u00f6sisches Werk von Testut 2 hervorgehoben, das aber nur die makroskopische Anatomie gut gieht, und schliefslich seien die photographischen Schnitte erw\u00e4hnt, welche in technischer Vollendung mit kurzem Text von Kr\u00f6nthals publiziert wurden,\n1\tHeinrich Obersteinf.r. Anleitung beim Studium d. Baues d. nerv\u00f6sen Centralorgane im gesunden und kranken Zustande. 2. vermehrte u. umgearb. Auflage. Mit 184 Holzschn. Leipzig u. Wien 1891. Franz Deuticke. 8\u00b0. XV. u. 512 S.\n2\tL. Testut, Trait\u00e9 d\u2019Anatomie humaine. T. II. Fase. 2. Neurologie. Paris 1891. G. Doin.\n3\tPaul Kronthal. Schnitte durch das centrale Nervensystem des Menschen. Berlin 1891. Speyer und Peters. Fol. Mit Vorwort von E. Mendel. XVII Tafeln mit kurzen Texterl\u00e4uterungen.","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n285\nCirka 18 Arbeiten besch\u00e4ftigen sich mit Verbesserungen der Technik aber die gr\u00f6fste Zahl aller Untersuchungen f\u00e4llt, wie auch im Vorjahre, dem Abschnitt zu, welcher \u00fcber die Histo logie un d Entwick elungs-ge schichte handelt.\nEs ist in beiden letzten Berichten bereits der grofsen Ver\u00e4nderungen gedacht worden, welche sich, eingeleitet durch die Arbeiten von Golgi und fortgesetzt namentlich durch Bamon y Cajal und K\u00f6lliker, dann durch die Studien von His u. A., augenblicklich in unseren Anschauungen vom feineren Aufbau vollziehen. Eine ganze Anzahl von Gesamtdarstellungen,1\t0\nvon denen als die vollst\u00e4ndigste und \u00fcbersichtlichste die von Waldeyer hervorgehoben sei, besch\u00e4ftigen sich mit den neuen Gesichtspunkten, welche durch die Chromsilbermethode und durch die Entwickelungsgeschichte gebracht wurden. Im wesentlichen ist durch die beiden fr\u00fcheren Berichte das, was in jenen Zusammenstellungen enthalten ist, den Lesern dieser Zeitschrift bereits bekannt geworden. Die Mehrzahl der Autoren steht auf dem Standpunkte, dafs die Nervenzelle eine Einheit ist, welche einen Axencylinder nach der einen, Dentriten-forts\u00e4tze nach anderen Seiten ausschickt. Der Axencylinder verzweigt sich entweder in der Peripherie oder im Centralorgan selbst, im letzteren Falle gew\u00f6hnlich um Dendriten von anderen Zellen herum. Die erw\u00e4hnte Einheit wurde von Waldeyer zuerst als \u201eNeuron\u201c bezeichnet. Alle Ausl\u00e4ufer von Nervenzellen, Dendritenausl\u00e4ufer ebensogut, wie Axencylinder, enden frei ohne Anastomosenbildung, und es finden daher alle \u00dcbertragungen von Fasern auf Zellen und umgekehrt von Faser auf Faser nur durch Kontakt statt. In einem Vortrage auf dem medizinischen Kongrefs in Valencia hat Bamon y Cajal1 2 3 4 5 6 7 seine Ansichten \u00fcber die Bedeutung der verschiedenen Zellenforts\u00e4tze in der grauen Substanz ausgesprochen. Er meint, dafs sich im ganzen der Aufbau des Nervensystems so gestaltet, dafs Zellen mit langem Axencylinder diesen zu entfernteren Gegenden schicken oder zu Teilen, die aufserhalb des Nerven-\n1\tW. His. Histogen\u00e8se u. Zusammenhang der Nervenelemente. Ver-handlg. d. X. internat, med. Kongresses. Berlin 1891. II. Bd. 1. Abt. : Anatomie, P. 93. Mit 30 Abbild. Diskussion: Kupffer, Schafer, v. K\u00f6lliker, Edinger, Waldeyer, Merkel. P. 113.\n2\tW. Waldeyer. \u00dcber einige neuere Forschungen im Gebiete der Anatomie des Centralnervensystems. Sond.-Abdr. aus d. Deutsch, med. Wochnschr. XVII, 44 ff. 1891.\n3\tA. van Gehcchten. Les d\u00e9couvertes r\u00e9centes dans l\u2019Anatomie et l\u2019Histologie du syst\u00e8me nerveux central. Ann. de la Soc. belge de microscopie XV, p. 115. 1891.\n4\tA. von K\u00f6lliker. Die Lehre von den Beziehungen der nerv\u00f6sen Elemente zu einander. Er\u00f6ffnungsrede d. 5. Versamml. d. anatom. Gesellsch. in M\u00fcnchen. Verhandl. der anatom. Gesellschaft. Jena 1891.\n5\tS. Lenhoss\u00e9k, Neuere Forschungen \u00fcber den feineren Bau d. Nervensystems. Korr.-Bl. f. Schweizer \u00c4rzte XXI, 16. Ang. 1891.\n6\tH. Obersteiner. Die neueren Anschauungen \u00fcber den Aufbau des centralen Nervensystems. Naturw. Rundschau VII. 1. 1893.\n7\tS. Bamon y Cajal. Significaci\u00f6n fisiologica de las expansiones protoplasmaticas y nerviosas de las c\u00e9lulas de la sustancia gris. Bevista de ciencias m\u00e9dicas de Barcelona 1891. Num. 22 y 23. (Mem. leida en ei Congresso m\u00e9d. de Valencia. Jun. 24. 1891.) Sond.-Abdr. 8. 15 S. 5 Fig.","page":285},{"file":"p0286.txt","language":"de","ocr_de":"286\nLitteraturbericht.\nsystems liegen, zu Muskeln, Dr\u00fcsen. Zellen mit kurzem Axencylinder scheinen geeignet, eine Zellgruppe untereinander in dynamische Beziehung zu setzen. Fasern, die von der Peripherie her kommend, sich in der grauen Substanz aufzweigen, sind wohl zum Teil sensitiver Natur und stammen (siehe fr\u00fchere Berichte) aus Spinalganglien. Die \u00dcbertragung findet statt durch Anlegung einer Axencylinder-Aufzweigung an die Dendritenforts\u00e4tze einer anderen Zelle. Man k\u00f6nnte also unterscheiden einen Aufnahmeapparat, den Dendritenfortsatz, einen Leitungsapparat, den Axencylinder, und einen Aus\u00fcbeapparat, die terminale Aufzweigung des Axencylinders. Diese verschiedenen Apparate k\u00f6nnen, wenn auch von einer Zelle ausgehend, doch in sehr verschiedenen Teilen des Nervensystems liegen. Ein morphologischer Unterschied zwischen sensitiven und motorischen Zellen ist nicht anzunehmen. Jede Zelle, deren Dendriten- oder Axencylinder in sensitiven peripheren Teilen enden, mufs als sensorische, jede, deren Axencylinder sich in einer Muskelfaser aufzweigt, mufs als motorische angesehen werden. Das ganze Nervensystem ist ein ungeheures Netz von intercellul\u00e4ren Beziehungen.\nDie meisten Autoren, namentlich alle die bisher genannten, stehen auf dem Standpunkt, dafs im Nervensystem \u00fcberall isolierte Leitungen vorhanden sind, Leitungen, die, aus Zellen entspringend sich, durch Kontakt an andere Leitungen anreihen. Dem gegen\u00fcber steht die gewichtige Stimme Golgis. Dieser hat neuerdings1\u20142 die Technik seines Verfahrens verbessert und seine wichtigen Studien wiederaufgenommen. Golgi bleibt mit Entschiedenheit bei der Ansicht stehen, die er jetzt noch besser, als fr\u00fcher, vertreten zu k\u00f6nnen glaubt, dafs das ganze Nervensystem von einem ungeheuer feinen Netzwerk durchzogen sei, das gebildet werde von den Axencylindern der Ganglienzellen und den Kollateralen derselben. Durch das Netz wird eine absolute Kontinuit\u00e4t durch die ganze graue Substanz des Centralorgans hin hergestellt. Seine Fibrillen umspinnen eng nicht nur den K\u00f6rper der Ganglienzellen, sondern auch deren feinste Verzweigungen. Die Ausbreitung und Dichte des Nerven-netzes ist derart, dafs sie geeignet ist, die allergr\u00f6fste und engste Verbindung, welche zwischen verschiedenen Gruppen von Elementen m\u00f6glich ist, oder welche zwischen verschiedenen Kegionen des Nervensystems gedacht werden kann, herzustellen. Ob es sich um ein wahres Netzwerk oder doch nur um eine Art Flechtwerk handelt, dar\u00fcber will Golgi sich noch nicht aussprechen. Er begn\u00fcgt sich mit der Angabe, dafs es sich um eine so feine unendliche Subdivision von Fibrillen handelt, dafs es nicht absolut n\u00f6tig scheint, dafs die Endteile geradezu ineinander \u00fcbergehen, weil alle so dicht bei einander liegen. In diesem Nervennetz sind alle M\u00f6glichkeiten der \u00dcbertragung gegeben, aber die M\u00f6glichkeit\n1\tCamillo Golgi. La rete nervosa diffusa degli organi centrali del sistema nervoso. Suo significato fisiologico. Reale Istituto lombarda di scienze e lettere. Rendiconti. Serie II. Vol. XXIV, Fase. IX, p. 656. 1891.\n2\tCamillo Golgi. Le r\u00e9seau nerveux diffus des centres du syst\u00e8me nerveux. Ses attributs physiologiques. M\u00e9thode suivie dans les recherches histologiques. Arch. ital. de Biol. XV, 3, p. 434. 1891.","page":286},{"file":"p0287.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n287\nder isolierten Leitung, mit der wir bisher immer gerechnet haben, scheint ausgeschlossen. Eine einzige Nervenfaser kann durch das Netz Beziehungen mit einer unendlichen Anzahl centraler Zellen und mit sehr verschiedenen Stellen des Nervensystems haben. Es giebt keine Zellen, welche nur zu einer Faser, und keine Fasern, welche nur zu einer Zelle in Beziehung stehen. Dennoch scheint, daf\u00fcr spricht die Physiologie, die graue Substanz nicht \u00fcberall gleichwertig, und G\u00f6lgi sieht sich deshalb gezwungen, anzunehmen, es gebe Bezirke, wo bestimmte Fasern reichlicher und direkter endigten. Aber diese \u201eterritoires \u00e0 distribution plus abondante\u201c vermischen sich durch allm\u00e4hliche \u00dcberg\u00e4nge mit benachbarten Gebieten.\nEs ist aufserordentlich schwer, die Wahrheit in diesem Widerstreit der Meinungen zu erkennen. Referent haben die eigenen Untersuchungen immer wieder auf die von K\u00f6lliker, Waldeyer, Cajal, His und Forel vertretenen Meinungen gef\u00fchrt. Aber man mufs zugeben, dafs es beim Anblick eines gut gelungenen Goi.Gi-Pr\u00e4parates immer schwer ist, etwas anderes, als jenes von Golgi geschilderte Flechtwerk, zu sehen. Die Golgi entgegenstehenden Ansichten werden wesentlich begr\u00fcndet durch Bilder, die man an Pr\u00e4paraten erh\u00e4lt, an denen eine oder die andere Zelle, bezw. Faser besonders gut, andere gar nicht geschw\u00e4rzt sind. Solche Pr\u00e4parate scheinen sehr lehrreich, aber das Gef\u00fchl, dafs man es eben doch immer nur mit Partialf\u00e4rbungen zu thun hat, macht unsicher. So ist es als ein willkommenes Ereignis aufzufassen, dafs Retzius,1 mit ganz anderen Methoden arbeitend, an der lebenden Zelle niederer Tiere Bilder uns gezeigt hat, die vollkommen beweisen, dafs wenigstens bei Krebsen, W\u00fcrmern, Amphioxus und Myxine kein Flechtwerk vorliegt, sondern dafs die Zellenausl\u00e4ufer sich frei verzweigen, und dafs diese Verzweigungen sich aneinanderlegen, ohne zu verkleben. Die Resultate sind gewonnen durch Injektion von Methylenblau in lebende Tiere. Es f\u00e4rbt sich dann nur die lebende Ganglienzelle und ihre Verzweigungen. Auf das mit prachtvollen Tafeln gezierte RETZiussche Werk sei besonders aufmerksam gemacht. Es enth\u00e4lt aufserordentlich reichliche Thatsachen. Schon bei der Anzeige des ersten Teiles wurde darauf hingewiesen, dafs vielleicht der gr\u00f6fste Wert der RETZiusschen Arbeit darin liegt, dafs sie uns zum ersten Male ganze Centralorgane, Ganglienknoten, in feinerem Bau und Anordnung der Teile erblicken l\u00e4fst. Zum erstenmal liegt hier der Gesamtmechanismus eines einzelnen, selbst\u00e4ndig wirksamen Nervenknotens vor uns. Mit der gleichen Methode und \u00e4hnlichen Resultaten haben Biedermann2 und B\u00fcrger3 das Nervensystem von W\u00fcrmern untersucht.\nIn die Centralganglien von Wirbellosen m\u00fcnden Fasern ein, die\n1\tG. Retzius Biologische Untersuchungen. N. F. II. Stockholm 1891. Mit 16 Tafeln.\n2\tW. Biedermann. \u00dcber den Ursprung und die Endigungsweise der Nerven in den Ganglien wirbelloser Tiere. Jenaische Ztschr. f. Natur-wissemch. N. F. XXV, 18. 1891.\n3\tOtto B\u00fcrger. Beitr\u00e4ge zur Kenntnis des Nervensystems d. Wirbellosen. Neue Untersuchungen \u00fcber das Nervensystem der Nemertinen. Mitteil, aus d. Zoolog. Station zu Neapel. X, 2, p. 206. 1891.","page":287},{"file":"p0288.txt","language":"de","ocr_de":"288\nLitteraturbericht.\nzum Teil aus Zellen in anderen Ganglien stammen, zum Teil aber unbekannter Herkunft sind. v. Lenhoss\u00e9k 1 hat gezeigt, dafs beim Regenwurm einige dieser Fasern aus peripheren in der Haut liegenden Zellen stammen. Die sensiblen Nerven des Regenwurmes beginnen mit epithelartig aussehenden Ganglienzellen in der Haut, aus denen sich ein Axencylinder dem Centralorgan zuwendet, wo er sich aufzweigt. Diese Thatsache ist von fundamentaler Wichtigkeit und wird sicher bald Nachpr\u00fcfungen auch bei den Wirbeltieren hervorrufen.\nMehrere Arbeiten sind der Histogen\u00e8se der Nervensubsta nz gewidmet. Hervorgehoben sei eine Mitteilung von Doiutx.1 2 3 4 5 6 Nach Dohrn entstehen die peripheren Nerven nicht als Ausw\u00fcchse von Zellen des Centralorgans (motorische) oder der Spinalganglien (sensorische), wie nach den Untersuchungen von His alle Welt bisher angenommen hat, sondern sie stammen von Zellspr\u00f6fslingen, die vom Ektoderm nach der Nervenanlage hin wachsen. Es sind Reihen von Zellen, die, sich aneinanderlegend, schliefslich das Centralnervensystem mit den peripheren Sinnesorganen verbinden. Diese Zellen differenzieren im Inneren den Axencylinder, welcher sich an die n\u00e4chste Zelle anlegt, und der Axencylinder der centralsten Zelle tritt in Kontaktzusammenhang mit einer Ganglienzelle des Centralorgans. Gegen diese Auffassung, welche Dohrn durch sehr zahlreiche Abbildungen belegt, sprechen nicht nur die Bilder, welche die meisten anderen Autoren bekommen haben, sondern ganz besonders auch (Referent) die Erfahrungen der Pathologie. Eine neuere Arbeit von Lenhoss\u00e9k 3 best\u00e4tigt f\u00fcr den Vogelembryo vollkommen die His\u2019schen Lehren.\nMehrere Autoren4-6 beschreiben das St\u00fctzgewebe des Nervensystems und seine Abstammung genauer, als wir es bisher kannten.\n\u00dcber die Furchung der Hirnoberfl\u00e4che liegen 24 Arbeiten vor, von denen, da sie sich meistens mit der Beschreibung einzelner Gebiete besch\u00e4ftigen, hier nur die Gesamtdarstellung der Hirnoberfl\u00e4che von\n1 M. v. Lenhoss\u00e9k. Die sensiblen Nerven des Regenwurms. Vorl\u00e4ufige Mitteilung. 3 S. 8. (Sond.-Abdr.)\n* A. Dohrn. Nervenfaser und Ganglienzelle. Histogenetische Untersuchungen. Mitteil, aus d. zoolog. Station zu Neapel X, 1891, p. 255.\n3\tv. Lenhoss\u00e9k. Zur Kenntnis der ersten Entstehung d. Nervenzellen und Nervenfasern beim Vogelembryo. Verhandlungen des X. internat, med. Kongresses. Berlin 1890, Bd. II, Abt. I. Anatomie. P. 115. (Siehe vorigen Bericht.)\n4\tG. Valenti. Contribution \u00e0 l\u2019histog\u00e9n\u00e8se de la cellulle nerveuse et de la n\u00e9vroglie du cerveau de certains poissons chondrost\u00e9iques. Atti della Societ\u00e0 Toscana di scienze naturali. Vol. XII. Autorreferat im Arch, ital. di Biol. P. 247. 1891.\n5\tPilade Lachi. Contribute alla istogenesi della nevroglia sul mi-dollo spinale del polio. Con 3 tavole. Atti della societ\u00e0 toscana di scienze naturali, Vol. XI, p. 267. 1891. Vgl. auch Autorreferat im Arch. ital. de Biol. XV, p. 160.\n6\tv. Lenhoss\u00e9k. Zur Kenntnis d. Neuroglia d. menschlichen R\u00fcckenmarks. Verhandl. d. anat. Gesellsch. 1881. P. 193. \u2014 Gustav Retzius. Zur Kenntnis der Ependymzellen der Centralorgane. Verband. d. biol. Vereins in Stockholm, III, 4\u20146. 1891.","page":288},{"file":"p0289.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n289\nTurnee1 und die Studien von Waldeyer2 3 4 5 6 7\u20145 \u00fcber das Gehirn der anthro-pomorphen Affen hervorgehoben seien.\nDie Hirnrinde ist uns in ihrem feineren Aufbau erst durch die Studien von Golgi n\u00e4her bekannt geworden. Eine neue, auf diesen fufsende Arbeit von Bamon y Cajal6 7 bringt aber unsere Kenntnisse nicht nur um einen guten Schritt vorw\u00e4rts, sondern scheint auch endlich Klarheit \u00fcber den Gesamtaufbau, \u00fcber die Beziehungen der Zellen und der vielen feinen Fasern, welche in der Hirnrinde liegen, zu bringen. Diese Arbeit ist wohl eine der wichtigsten, welche im Berichtsjahre erschienen sind. Es mufs hier auf das ausf\u00fchrliche Beferat, das eine erkl\u00e4rende Abbildung enth\u00e4lt, hingewiesen werden. Im wesentlichen zeigt Cajal, dafs die ganze Hirnrinde bedeckt ist von einem ungeheuer reichen Faserwerk, welches teils aus Zellen stammt, die in dieser periphersten Schicht liegen, teils aus solchen, die, tiefer liegend, ihren Axencylinder in diese \u201eTangentialfaserschicht hinauf senden\u201c. In die gleiche Schicht tauchen massenhaft verzweigt, zu einem f\u00f6rmlichen dichten Filz aufgel\u00f6st die Dendritenausl\u00e4ufer der bekannten Eindenpyramiden ein. Diese entsenden ihren Axencylinder abw\u00e4rts in das Marklager des Gehirns; vorher giebt er allerdings noch reichlich Verzweigungen ab. Durch den innigen Kontakt der Dendriten mit dem Faserwerk der Tangentialschicht ist die M\u00f6glichkeit gegeben, dafs die Pyramidenzellen, denen wir bisher wesentlich die physiologische Th\u00e4tigkeit in der Hirnrinde zuschrieben, in tausendfache Beziehungen untereinander kommen. In der gleichen feinen Faserschicht enden aber noch reich aufgezweigte Fasern, die nicht aus der Hirnrinde stammen, sondern irgendwo im Nervensystem oder in der Peripherie ihren Ausgangspunkt haben. Aufser-dem finden sich zwischen all den Zellen der Hirnrinde noch Zellen mit reich aufgezweigtem Axencylinder, die wiederum geeignet sind, Fasern und Zellen tieferer Schichen untereinander in Verbindung zu bringen.\nWir sehen also aus der Hirnrinde Fasern entspringen, wir sehen Fasern darin enden, wir erkennen, dafs die Ausl\u00e4ufer beider durch ein feines Faserwerk in Beziehung untereinander gebracht werden k\u00f6nnen\n1\tW. Turner. The convolutions of the brain a study in comparative anatomy. Verhandl. d. X. intern, med. Kongresses. Berlin 1891. Bd. II, Abt. 1. Anatomie. P., 8. Mit 42 Abbild. (Im vorigen Bericht angezeigt.)\n2\tWaldeyer. Die Hirnwindungen des Menschen. Verhandl. d. X. intern, med. Kongresses. Berlin 1891. Bd. II. Abt. 1. Anatomie. P. 46.\n3\tW. Waldeyer. \u00dcber die \u201eInsel\u201c des Gehirns der Anthropoiden. Korr.-Bl. d. deutschen Ges. f. Anthropologie, Ethnologie u. Urgeschichte. No. 10, p. 110. Okt. 1891.\n4\tW. Waldeyer. Das Gibbon-Hirn. Internat. Beitrag zur wissensch. Medizin. Festschrift, Bud. Virchow gewidmet zur Vollendung seines 70. Lebensjahres. Bd. I. Berlin 1891.\n5\tW. Waldeyer. SYLvische Furche und BEiLsche Insel des Genus Hylobates. Sitz.-Ber. d. Mn. preufs. Akad. d. Wissensch. zu Berlin, XVI. 1891.\n6\tS. Bamon y Cajal. Sobre la existencia de celulas nerviosas espe-ciales en la primura capa de las circonvoluciones cerebrales. Gac\u00e9ta medica Gatal. Barcelona 1890. XIII, p. 737. (Siehe vorigen Bericht.)\n7\tS. Bamon y Cajal. Sur la structure de l\u2019\u00e9corce c\u00e9r\u00e9brale de quelques mammif\u00e8res. La Cellule. VII. 1891. (Siehe auch No. 55.)\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie V.\t19","page":289},{"file":"p0290.txt","language":"de","ocr_de":"290\nLitteraturbericht.\nund gewinnen so einen ersten Einblick in den Aufbau des komplizierten Organs. Weitere wichtigere Arbeiten \u00fcber die Rinde, namentlich \u00fcber das markhaltige Faserwerk in derselben, sind von Kaes 1 und Bechterew 1 2 ver\u00f6ffentlicht worden, und es hat schliefslich Sala 3, ein Sch\u00fcler Golgis, eine neue Beschreibung des Ammonshornes gegeben, die sich auf vollkommenste Metallimpr\u00e4gnation der Zellen und Auff\u00e4rbung der markhaltigen Fasern st\u00fctzt.\nIm vorigen Bericht ist der Arbeiten Cajals gedacht worden, welche den Nachweis erbrachten, dafs aus den Epithelzellen der Nase eine Faserbahn hirnw\u00e4rts f\u00fchrt, dafs diese sich im Riechlappen als Pinsel aufspaltet, und dafs diesem Axencylinderpinsel ein Dendritenfortsatz aus einer Hirnzelle entgegentritt, der sich zwischen seine Fasern wieder verzweigt. Gehuchten und Martin4 5 6 haben dem Bulbus olfactorius eine eingehende Studie gewidmet und sind ebenfalls zum Resultat gekommen, dafs die Riechnervenfasern in Kontakt mit Dendritenausl\u00e4ufern von Ganglienzellen des Gehirnes treten, mit anderen Worten, dafs die \u00dcbertragung der Riechempfindung durch Kontakt geschieht. Einstweilen geht also wenigstens f\u00fcr diesen einen Sinnesvorgang ein sicherer Weg von der aufnehmenden Zelle in der Nase durch jenen Kontakt hindurch in eine Ganglienzelle des Gehirnes ; aus dieser entspringt ein weiter ins Hirn hinabziehender Axencylinderfortsatz. So w\u00e4ren mindestens f\u00fcr die Riech- und f\u00fcr die Sehbahn (siehe vorigen Bericht Monakow) die Faserverh\u00e4ltnisse \u00fcberraschend klargestellt.\nNeuerdings hat Keibel, dann Froriep 5 nachgewiesen, dafs es Seh-nervenfasern giebt, welche aus der Retina hirnw\u00e4rts wachsen, und S. Ramon y Cajal 6 belehrt uns dar\u00fcber, dafs mindestens bei den V\u00f6geln der gr\u00f6fste Teil der Sehnervenfasern in den optischen Centren des Mittelhirns vollkommen frei mit reichlichen Aufzweigungen um dort liegende. Zellen herum endigt. Diese Axencylinder stammen wahrscheinlich aus inneren Zellen der Retina. Aufserdem aber enth\u00e4lt der Sehnerv auch Axencylinder aus Zellen, die in diesen Centren liegen; ihnen geh\u00f6ren wahrscheinlich die freien Aufzweigungen an, welche man in der Retina findet. Die CAJALSche Arbeit will den Nachweis erbringen, dafs die\n1\tTh. Kaes. Die Anwendung der WoLTERSschen Methode auf die feinen Fasern der Hirnrinde. Vorl\u00e4ufige Mitteilung. Neurolog. Centr.-Bl. X, 15, p. 456. 1891.\n2\tW. von Bechterew. Zur Frage \u00fcber die neueren Assoziationsfasern der Hirnrinde. Neurolog. Centr. Bl. X, 22, p. 682. 1891.\n3\tLuigi Sala, Zur feineren Anatomie des grofsen Seepferdefufses. Aus Golgis Laboratorium. Mit 2 Taf. Zeitschr. f. wiss. Zoologie. LII, 1, p. 18. L\u2019anatomie fine de la fascia dentata Tarini. Verhandl. d. X. intern, med. Kongresses. II p. 153. 1891.\n4\tA. van Gehuchten. et J. Martin. Le bulbe olfactif chez quelques mammif\u00e8res. La Cellule. VII. 1891.\n5\tFroriep. Zur Entwickelungsgeschichte der Kopfnerven. 1. \u00dcber die Entwickelung des Trochlearis bei Torpedo. Verhandl. d. anatom. Gesellsch. p. 55. 1891.\n6\tS. Ramon y Cajal. Sur la fine structure du lobe optique des oiseaux et sur l\u2019origine r\u00e9elle des nerfs optiques. Internat. Mon.-Schr. f. Anat. u. Physiol. VIII, 9 u. 10. 1891.","page":290},{"file":"p0291.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n291\nSehbalm sich aus zahlreichen St\u00fccken zusammensetzt, zwischen denen Verzweigungskontakte stattfinden. Neben den Leitungshahnen existieren sowohl innerhalb der Retina, als innerhalb der Schichten des Tectum opticum Assoziationshahnen.\nBernheimEr1 2 3 hat die Sehnervenurspr\u00fcnge nach der Markscheidenentwickelung studiert, und Darkschewitsch 2 und Hebold 3 haben nach verschiedenen Methoden die Sehnervenkreuzung entwirrt. Diese Autoren kommen zum Resultat, dafs keine totale Sehnervenkreuzung existiert, und, soweit Referent die Litteratur \u00fcbersieht, hat sich \u00fcberhaupt in den letzten Jahren zu Gunsten einer solchen keine Stimme mehr erhoben.\n\u00dcber die Fasersysteme im centralen Grau des Zwischen- und Mittelhirns liegen wichtige Arbeiten von einstweilen noch rein anatomischem Interesse von Sch\u00fctz,4 5 sowie von Darkschewitsch und Pribyt-kow 5 vor. Sie sind mit allen H\u00fclfsmitteln der verfeinerten neuen Technik ausgef\u00fchrt.\nDer Aufbau der Kleinhirnrinde ist von Geh\u00fcchten6 untersucht worden, der wesentlich die fr\u00fcher referierten Ansichten von Ramon y Cajal und von K\u00f6lliker durch reiches Material und sch\u00f6ne Abbildungen belegt. Die zum Kleinhirn f\u00fchrenden Bahnen sind nach Atrophie von Cramer,7 8 nach k\u00fcnstlich gesetzten Degenerationen von Marchi 8 und entwickelungsgeschichtlich von Mingazzini9 studiert worden.\nDie motorischen Nervenkerne im verl\u00e4ngerten Marke verhalten sich nach K\u00f6lliker,10 der sie mit den neueren Methoden untersucht hat,\n1\tSt. Bernheimer. \u00dcber d. Sehnervenwurzeln d. Menschen. Ursprung, Entwickelung und Verlauf ihrer Mark fasern. Wiesbaden 1891. J. F. Bergmann. 8. 92 S. mit 3 farbigen Tafeln.\n2\tL. Darkschewitsch. \u00dcber die Kreuzung von Sehnervenfasern. Mit 6 Figuren im Text. Arch. f. Ophthalmol. XXXVII, 1, p. 1. 1891.\n3\t0. Hebold. Der Faserverlauf im Sehnerven. Neurol. Centr.-Bl. X, p. 167. 1891.\n4\tH. Sch\u00fctz. Anatomische Untersuchungen \u00fcber den Faserverlauf im centralen H\u00f6hlengrau und den Nervenfaser sch wund in demselben bei der progressiven Paralyse der Irren. Aus d. Laboratorium d psychiatr. u Nervenklinik in Leipzig. (Flechsig). Mit 2 Tafeln. Arch. f. Psychiatrie XXII, 3, p. 527. 1891.\n5\tL. Darkschewitsch u. C. Pribytkow. \u00fcber die Fasersysteme am Boden d. dritten Hirnventrikels. Neurol. Centr.-Bl. X, 14, p. 417. 1891.\n6\tA. van Geh\u00fcchten. La structure des centres nerveux. La moelle \u00e9pini\u00e8re et le cervelet. La Cellule. VII. 1891.\n7\tA. Cramer. Einseitige Kleinhirnatrophie mit leichter Atrophie der gekreuzten Grofshirnhemisph\u00e4re, nebst einem Beitrage zur Anatomie der Kleinhirnstiele. Beitr\u00e4ge zur pathol. Anat. u. zur allgem. Pathol. XI, 1, p. 39. 1891. Mit 1 Tafel.\n8\tV. Marchi. S\u00fcll\u2019 origine e decorso dei peduncoli cerebellari e sui loro rapporti cogli altri centri nervosi. Pubblic. d. B. Istit. di studi superior. Firenze. Sezione di scienze fisiche, natur., 1891. 8\u00b0. 38 pp. Con 5 tavole. Bivista di freniatria e di medicina legale XVII. 3. p. 357. 1891.\n9\tG. Mingazzini. Recherches compl\u00e9mentaires sur le trajet du pe-dunculus m\u00e9dius cerebelli. Avec 3 planches. Internat. Mon.-Schr. f. Anat. u. Phys. VIII, 7, p. 266. 1891.\n10\tA. v. K\u00f6lliker. Der feinere Bau des verl\u00e4ngerten Markes. Anatom. Anzeiger, VI, 14 u. 15. 1891.\n19*","page":291},{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\nLitteraturbericht.\nganz wie die motorischen R\u00fcckenmarkkerne. Der Axencylinder ihrer Zellen wird zum Nerv. Sie stellen also Ursprungskerne dar. Das gilt auch f\u00fcr die Radix descendens Nervi trigemini. Alle sensiblen Elemente vom 10., 9., 7., 5. und 8. Hirnnerven entspringen wie die sensiblen Nerven des R\u00fcckenmarkes aus den Ganglien (Ganglion jugulare, Gasseri u. s. w). Ihre ins Gehirn tretenden Wurzeln zweigen sich in den dort liegenden Endkernen frei um Zellen herum auf; vielfach teilen sie sich beim Eintritt. Zu den motorischen Hirnnervenkernen treten Fasern der aus der gekreuzten Rinde stammenden Pyramidenbahn (Willensbahn), aber es enden dort auch, und das w\u00e4re ganz neu, Fasern der sensiblen Bahn. Analog den schon von Referent aufgestellten Anschauungen wird die Schleife als Gef\u00fchlsbahn zweiter Ordnung aus den Hinterstrangkernen aufgefafst.\nDer Untersuchungen von Simerling,1 welche Ausf\u00fchrliches \u00fcber die Kerne der Augenmuskelnerven bringen, der von Gudden,2 welche Interessantes \u00fcber den Nervus trigeminus berichten, und der von Held3 4 * und von Sala 4 \u00fcber die Ursprungsverh\u00e4ltnisse des H\u00f6rnerven sei hier nur kurz gedacht. Wichtig ist auch die Arbeit von Forel,6 welche zum ersten Male klar ausspricht, dafs Durchschneidung eines motorischen Nerven sch\u00e4digend auf die Ganglienzellen auch im reifen Leben wirkt und an Hand dieser Erkenntnis den Facialiskern einer Neuschilderung unterzieht. Forel ist, wie Referent, der energisch betonten Meinung, dafs zur Entscheidung hirnanatomischer Fragen alle Methoden, die zur L\u00f6sung f\u00fchren k\u00f6nnen, heranzuziehen sind, und dafs nichts gef\u00e4hrlicher ist, als das Vertrauen auf die Resultate einer einzigen.\nIm Berichtsjahre haben wir durch Gehuchten (S. Note 6 S. 291) eine mit grofserExaktheit durchgef\u00fchrteUntersuchung von dem B au des R\u00fcckenmarkes erhalten, die, auf die Silberchromatf\u00e4rbung sich st\u00fctzend, wesentlich die gleichen Resultate bringt, wie die fr\u00fcher erw\u00e4hnten Arbeiten von K\u00f6lliker und Ramon y Cajal. Kaiser 6 hat eine sehr gute, auf klinische und anatomische Thatsachen sich st\u00fctzende Schilderung vom Aufbau der einzelnen Gangliengruppen im Halsmark des Menschen\n1\tE. Siemerling. \u00dcber die chronische progressive L\u00e4hmung der Augenmuskeln. Unter Benutzung der von C. Westphal hinterlassenen Untersuchungen. Arch. f. Psychiatrie. Suppl.-Bd. 22. 1891. (Auch als Buch bei A. Hirschwald.)\n2\tHans Gudden. Beitrag zur Kenntnis der Vhirzeln der Trigeminusnerven. Mit 1 Tafel. Ally. Zeitschr. f. Psychiatrie. XLVIII, 1 u. 2, p. 16. 1891.\n3\tHeld. Die centralen Bahnen d. Nervus acusticus bei der Katze. Arch. f. \u00c4nat. u. Physiol. (Anat. Abth.) 1891. P. 271.\n4\tLuigi Sala, S\u00fcll\u2019 origine del nervo acustico. Nota preventiva. Dal\nLaboratorio di patologia generale de istologia della R. Universita di Pavia. Monitore Zoologico Italiano. 1891. No. 11.\n6 August Forel. \u00dcber das Verh\u00e4ltnis der experimentellen Atrophie u. Degenerationsmethode zur Anatomie u. Histologie des Centralnervensystems. Ursprung des IX., X. u. XII. Hirnnerven. Mit 1 Tafel. Festschrift zur Feier d. f\u00fcnfzigj\u00e4hrigen Doktor-Jubil\u00e4ums vonKarl Wilh. v. N\u00e4geli in M\u00fcnchen u. Albert v. K\u00f6lliker in W\u00fcrzburg. 1891. P. 37.\n6 Otto Kaiser. Die Funktionen der Ganglienzellen des Halsmarkes. Preisschrift. Haag 1891. Martinus Nijhoff.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n293\ngegeben, welche namentlich die Zugeh\u00f6rigkeit der Zellgruppen zu bestimmen Muskeln klarstellt. Rossolimo ,1 2 * 4 * Barbacci,2 Otti und Rossi3 haben 'durch Verfolgung der nach R\u00fcckenmarkdurchschneidung auftretenden Degenerationen unsere Kenntnis von den Leitungsbahnen gef\u00f6rdert.\nEndlich wird auch erkannt, wieviel f\u00fcr das Ganze durch die ven gleichende Anatomie zu gewinn en ist. Die Arbeiten von Retzius(S. Notel S. 287) \u00fcber das R\u00fcckenmark des Amphioxus und der Myxine, von Schaffer4 \u00fcber das R\u00fcckenmark der Reptilien und von Halber 5 \u00fcber das des Mondfisches (Orthagoriscus mola) bringen viel Neues und allgemein Interessantes. Aber nicht nur das R\u00fcckenmark, sondern auch die \u00fcbrigen Teile des Centralnervensystems, namentlich der niederen Tiere, haben vielfach Beachtung erfahren. Der Abschnitt \u201eVergleichende Anatomie\u201c z\u00e4hlt 20 Nummern. Hervorgehoben sei hier nur die Arbeit von Ramon y Cajal6 \u00fcber das Gehirn der Eidechsen, weil bei diesen Tieren, von denen Referent gezeigt hat, dafs sie in der Tierreihe zum ersten Male eine eigentliche Hirnrinde besitzen, sich jetzt herausstellt, dafs sie einen bestimmten Typus im Aufbau der Rindenelemente aufweisen, der in der ganzen Wirbeltierreihe mehr oder weniger kompliziert immer wiederkehrt. Das Interesse an der vergleichende Anatomie des Central-nervensystemes hat aufserdem eine neue Zeitschrift Journal of Comparatio Neurology entstehen lasssen, deren verdienstvoller Herausgeber, C. L. Herrick schon im ersten Bande mit einer ganzen Anzahl von Arbeiten \u00fcber das Gehirn der Fische, Reptilien etc. hervortritt.\nGallerani und Borgherini. Sezione mediana antero - posteriore del Verme del cerveletto. Bivista di Frenialr. ecc. XVIII, II, S. 369\u2014380 (1892).\nIm Anschlufs an ihre fr\u00fcheren Arbeiten, Bivist. Vol. XIII und XVII \u2014 vergl. diese Zeitschrift III. S. 341 \u2014 teilen die Verfasser ihre\n1\tGr\u00e9goire Rossolimo. Recherches exp\u00e9rimentales sur les voies motrices de la moelle \u00e9pini\u00e8re. Arch, de Neurol. XXII, 64, p. 52; 65, p. 189. 1891.\n2\tOttone Barbacci. Le degenerazioni sistematiche secondarie ascen-denti del midollo spinale. Studio critico-anatomico e sperimentale. Bivista sperimentale di freniatria e di medicina legale. XVII, 3, p. 263. 1891. Die sekund\u00e4ren Systeme aufsteigender Degeneration des R\u00fcckenmarkes. Centr-Bl. f. allgem. Pathol, u. pathol. Anat. Mai 1891.\n5\tR. Otti e U. Rossi. Sul decorso delle vie afferenti del midollo spinale studiate col metodo delle degenerazioni. Lo Sperimentale. P. 49, u. Arch. ital. de Biol. XV. p. 296. 1891.\n4 Karl Schaffer. Vergleichend-anatomische Untersuchungen \u00fcber R\u00fcckenmarksfaserung. Aus dem SENCKENBERGischen Institut zu Frankfurt a. M. Mit 1 Tafel u. 1 Holzschnitt. Arch. f. mikroskop. Anat. XXXVIII,\n1, p. 157. 1891.\n6\tB. Haller. \u00dcber das Centralnervensystem, insbesondere \u00fcber das R\u00fcckenmark von Orthagoriscus mola. Mit 3 Tafeln u. 3 Figg. im Text. Morphol. Jahrb. XVII. 2, p. 198. 1891.\n6 S. Ramon y Cajal, Pequenes contribuciones al conocimiento del Sistema nervioso. Con 15 zincograf. Agosto 20. Barcelona 1891. 8\u00b0. 56 S. (Inhalt: Sympath. Ganglien.. \u2014 Hirnrinde. \u2014 Retina. \u2014 R\u00fcckenmark der Reptilien. \u2014 Subst. gelatinosa. \u2014 Sympath. Zellen.)","page":293}],"identifier":"lit15265","issued":"1893","language":"de","pages":"284-293","startpages":"284","title":"Bericht \u00fcber die Leistungen auf dem Gebiet der Anatomie des Centralnervensystems im Laufe des Jahres 1891, Selbstanzeige. Schmidts Jahrb\u00fccher, Bd.CCCXXXVI, S.161 ff.","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:45.590029+00:00"}