Open Access
{"created":"2022-01-31T17:03:55.666268+00:00","id":"lit15268","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Giessler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 294-295","fulltext":[{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nLittera turbericht.\nVersuche \u00fcber den L\u00e4ngsschnitt durch den Kleinhirnwurm mit, wonach sie die Ansicht Schiffs von den Folgen der asymmetrischen Schnitte auf die Ataxie beim Hunde widerlegen, zugleich aber an ihrer von Lucianis Darstellung der Sache (Kleinhirn S. 26\u201433) abweichenden Behauptung festhalten. Zur Begr\u00fcndung der letzteren dienen ihnen zwei oberfl\u00e4chlich beobachtete F\u00e4lle, bei denen auf die von Luciani durchgef\u00fchrte scharfsinnige Analyse des gemeinpl\u00e4tzliehen Begriffes Ataxie keinerlei R\u00fccksicht genommen und der Nachweis des kompensatorischen Einflusses der Grofshirnrinde unbeachtet gelassen wird.\nIn einer Nota critica (ibid. S. 381) fertigt denn auch ihr gef\u00e4hrlicher, an Erfindungsgeist, Sch\u00e4rfe, Beobachtung und technischer Kunstfertigkeit weit \u00fcberlegener Gegner der Schule von Pavia, als deren Vertreter sie auftreten, sie wohl f\u00fcr immer ab.\tFraenkel.\nGuillery. Nochmals meine Sehproben. Knapp und Schweiggers Archiv f. Augenheilk. Bd. XXVI. S. 79-84. (1892.)\nVerfasser wendet sich gegen die Kritik, welche Dr. Liebrecht (dasselbe Archiv, Bd. XXIII. 3) an Guillerys \u201eVorschlag zur Vereinfachung der Sehproben\u201c (dasselbe Archiv, Bd. XXV. 1) ge\u00fcbt hat. Siehe Referate in dieser Zeitschrift. (IV, S. 424.)\nLiebrecht hatte die Unbrauchbarkeit einzelner Punkte zur Anstellung von Sehpr\u00fcfungen behauptet. Die Wahrnehmbarkeit kleinster Punkte sei abh\u00e4ngig von der Empfindlichkeit des Auges f\u00fcr Helligkeitsdifferenzen. Es soll hier nach Guillery eine Verwechselung vorliegen. Die. Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden ist eine Funktion des Lichtsinns und in der Weise bestimmt worden, dafs gr\u00f6fsere Fl\u00e4chen verschiedener Gemische von Weifs und Schwarz dem Sehorgan dargeboten und nun die kleinsten noch wahrnehmbaren Verschiedenheiten in den entstandenen grauen T\u00f6nen festgestellt wurden. Das Verh\u00e4ltnis von Schwarz und Weifs in diesen Mischungen ergab das Mafs f\u00fcr die Empfindlichkeit. In Liebrechts Theorie werden nun die auf diese Weise, also auf einer entsprechend gr\u00f6fseren Zahl von Netzhautelementen, gemachten Erfahrungen auf das einzelne Element angewandt. Es ist nicht zul\u00e4ssig, Erfahrungen, die bez\u00fcglich gr\u00f6fserer gereizter Fl\u00e4chen gemacht sind, ohne weiteres auf das einzelne Element zu \u00fcbertragen.\nGuillery weist ebenso die \u00fcbrigen theoretischen Einw\u00e4nde Liebrechts, sowie den der Unbequemlichkeit in der Ausf\u00fchrung seiner Sehproben wegen des digitalen Hinweisens auf die Punkte zur\u00fcck.\nDr. Greeff (Frankfurt a. M.).\n\u2022Jean Jaur\u00e8s. De la r\u00e9alit\u00e9 du monde sensible. Paris, Alcan, 1891. 370S.\nMit \u00dcbergehung der beiden einleitenden Kapitel wenden wir uns sogleich dem Abschnitte \u00fcber die Bewegung zu und f\u00fchren daraus folgende Gedanken an:","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n295\nDie elementare und letzte Form der Bewegung ist die Bewegung des \u00c4thers. Der \u00c4ther ist das unendliche Wesen, die Substanz f\u00fcr alle Bewegung, aber noch nicht Gott selbst, h\u00f6chstens ein grandioser Anblick Gottes. Dies Wesen ist unerfafsbar f\u00fcr die Wissenschaft, denn sie kann nur das ergreifen, was sich isolieren l\u00e4fst. Sie kann aber Gott nicht von der Welt isolieren, weil er davon die intime und untrennbare Wirklichkeit ist. \u2014 Jede Art von Bewegung ist eine Wesenheit, sie offenbart sich in der Empfindung. Bewegung ist daher der Begegnungspunkt von Quantit\u00e4t und Qualit\u00e4t. \u2014 Bei jedem endlichen Wesen mufs man Potenz und Akt unterscheiden. Wenn bei dem endlichen Wesen der Akt die Potenz voraussetzt, so setzt hei dem unendlichen die Potenz den Akt voraus. Den unendlichen Akt nennen wir Gott, die unendliche Potenz die Welt. \u2014 Gott begn\u00fcgt sich nicht damit, die Vollendung zu sein, er will sie erobern, verdienen. Weil er nicht in dem Zustande der rohen Vollendung bleiben will, stellt er sich selbst in Frage, indem er sich in gewissem Sinne dem unbestimmten Erfolg der Welt preisgiebt, er wird arm und elend, um durch die Heiligkeit des freiwilligen Leidens seine wirkliche Vollendung zu erf\u00fcllen. Die Welt ist in gewissem Sinne der ewige und universelle Christus. \u2014 Die Kr\u00e4fte, welche nicht Bewegungen w\u00e4ren, w\u00fcrden Gott ebenso fremd sein, als der Natur. Auch die Seele ist Bewegung. Da nun jede Seele, \u00fcberhaupt jede Kraft als Bewegungen Objekte darbieten, welche der Empfindung zug\u00e4nglich sind, so sind sie bis auf den Grund durchsichtig. Es giebt in der Unermefslichkeit des Seins keinen einzigen Punkt, welcher nicht durch die Sinne erfafst werden k\u00f6nnte. \u2014 In Gott war die Freude das erste, der Schmerz etwas Abgeleitetes. Der Schmerz ist in gewissem Sinne eine Folge der g\u00f6ttlichen Vollendung, denn durch Anstrengung, Widerspruch und Streit, mit einem Worte, durch Leiden erlangt Gott erst die h\u00f6chste Vollendung. \u2014 Licht, Schall, W\u00e4rme, Materie sind ewig, wie Sein und Bewufstsein. Das Licht ist die Durchsichtigkeit des Seins f\u00fcr das Sein, die Bezeugung der unendlichen Identit\u00e4t, und in dieser Identit\u00e4t die Enth\u00fcllung der Form, d. h. des Individuellen. Der Ton ist die Vermittelung zwischen dem Individuellen, der intime Rhythmus einer Kraft und einer Seele, welche eindringt in die anderen Kr\u00e4fte und in die anderen Seelen.\nDies sind ungef\u00e4hr die Grundgedanken des \u00fcber 70 Seiten umfassenden Kapitels. Leider st\u00fctzen sich zahlreiche Erkl\u00e4rungen und Er\u00f6rterungen auf Begriffe, zu denen der \u00dcbergang von der gew\u00f6hnlichen Denkweise nicht gen\u00fcgend vorbereitet ist. Nichtssagende Nehenbemerkungen und nicht erkl\u00e4rte Spitzfindigkeiten halten bisweilen den Gedankenfortschritt unn\u00f6tigerweise auf. \u00dcberhaupt fehlt es an verschiedenen Stellen an der sorgf\u00e4ltigeren Durcharbeitung, Gruppierung und Konzentrierung. Daher kommt es auch, dafs sich Ungereimtheiten und Widerspr\u00fcche einschleichen konnten, auf welche jedoch hier nicht n\u00e4her eingegangen werden kann.\nDie folgenden Kapitel behandeln eine Reihe interessanter, mehr psychologischer Fragen, f\u00fchren jedoch zu Resultaten, welche meist recht problematischer Natur sind.\tGiessler (Erfurt).","page":295}],"identifier":"lit15268","issued":"1893","language":"de","pages":"294-295","startpages":"294","title":"Jean Jaur\u00e9s: De la realit\u00e9 du monde sensible. Paris, Alcan 1891","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:55.666277+00:00"}