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{"created":"2022-01-31T17:03:35.911916+00:00","id":"lit15269","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 296-297","fulltext":[{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nL\u00fcteraturbericht.\nE. B. Delabarre. \u00dcber Bewegungsempfindungen. Inaug.-Dissert. Freiburg, 1891.\n\u2014 The influence of muscular states on consciousness. Mind, Juli 1892, S. 379 IF.\nNachdem sich gezeigt hat, dafs Innervationsempfindungen1 nicht existieren, und dafs Muskelempfindungen nicht die alleinige Quelle f\u00fcr die Wahrnehmung der Bewegung Unserer Glieder sein k\u00f6nnen, bleiben nur zwei M\u00f6glichkeiten \u00fcbrig. Entweder sind die Gelenkempfindungen die Hauptquelle, oder der ganze Komplex von Gelenk-, Muskel-, Sehnen- und Hautempfindungen ist mafsgebend f\u00fcr die Wahrnehmung der Bewegung. W\u00e4hrend nun mehrere neuere Autoren der ersten Annahme zuneigen, sucht Verfasser, Sch\u00fcler von James und M\u00fcnsterberg, die bekannten Versuchsthatsachen mit H\u00fclfe der zweiten Annahme zu erkl\u00e4ren. Bekanntlich bietet die Thatsache, dafs ein und derselbe Druck auf die sensorischen Muskelnerven sowohl bei h\u00f6herem Kontraktionsgrade und geringerer Spannung des Muskels, als auch bei geringerem Kontraktionsgrade und h\u00f6herer Spannung vorhanden sein mufs, f\u00fcr die Annahme, dafs Muskelempfindungen eine wesentliche Rolle bei der Wahrnehmung der Bewegung spielen, einige Schwierigkeiten. Verfasser sucht dieselben in folgender Weise aus dem Wege zu r\u00e4umen: \u201eAber in der That lehrt die einfachste Selbstwahrnehmung, dafs wir im st\u00e4nde sind, sehr genau eine Spannung des Muskels ohne dadurch bewirkte Bewegung des Gliedes von einer wirklichen Verk\u00fcrzung mit zunehmender Spannung zu unterscheiden. Wenn wir eine Spannung des Muskels und gleichzeitig eine starke Spannung der Antagonisten oder starke Hautdruckempfindungen, ohne gleichzeitige Reibung der Gelenkenden aneinander, wahrnehmen, wissen wir, dafs es sich um eine blofse Spannung wegen \u00e4ufseren oder antagonistischen Widerstandes handelt. Wenn jetzt die Gelenkreibungsempfindung damit verbunden wird, so tritt die Bewegungsempfindung mit Empfindung der Last oder der starken Mitspannung der Antagonisten sogleich ein. Und wenn zunehmende Spannung ohne die eben erw\u00e4hnten Nebenempfindungen, aber mit Gelenkreibung vork\u00f6mmt, so wissen wir, dafs eine Bewegung bewirkende Verk\u00fcrzung des Muskels stattfindet. Wir ziehen in jedem Falle in Rechnung die Spannung, welche von dem vorhandenen Widerstande verursacht ist, und wenn wir dies gethan haben, k\u00f6nnen wir den Verk\u00fcrzungsgrad, welchen die Bewegung erzeugt, genau sch\u00e4tzen, da die resultierende Empfindung nicht mehr zweideutig ist. Mit einer und derselben Gliedbewegung, plus einem und demselben Grade des Widerstandes, wird nur ein und derselbe Muskelempfindungskomplex verbunden; und wir wissen mit ziemlich grofser Genauigkeit, welcher Teil dieser Muskelempfindung dem Widerstande zuzuschreiben ist und welcher Teil der Gliedbewegung.\u201c Mit H\u00fclfe dieser Anschauungen sucht Verfasser u. a. auch die Thatsache, dafs von zwei gleichen Gewichten, welche nacheinander ruckweise gehoben werden, das mit st\u00e4rkerem Impulse gehobene als das leichtere\n1 Vorausgesetzt, dafs man unter Innervationsempfindungen nicht Erinnerungsbilder peripherischer Empfindungen versteht.","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n297\nerscheint, zu erkl\u00e4ren. Er setzt dabei voraus, dal's die T\u00e4uschung nicht eintritt, wenn die Gewichte bereits am Anfang der Hebung in der Hand liegen, sondern nur dann, wenn die hebende Hand erst im Verlaufe der Bewegung auf den Widerstand des Gewichtes st\u00f6fst. Diese Voraussetzung ist indessen nicht richtig. Ich habe mich durch besondere Versuche mit den EECHNERSchen Gewichtsgef\u00e4fsen davon \u00fcberzeugt, dafs die T\u00e4uschung auch in dem ersteren Falle in hohem Grade besteht.\nEin grofser Teil der Abhandlung ist experimentellen Untersuchungen \u00fcber die Genauigkeit der Sch\u00e4tzung von E\u00fchlstrecken gewidmet. Die Versuche wurden nach der Methode der mittleren Fehler ausgef\u00fchrt. Die Versuchsperson hatte einer Normaldistanz eine Vergleichsdistanz unter denselben oder unter anderen Bedingungen gleich zu machen. Untersucht wurde der Einflufs der verschiedensten Umst\u00e4nde auf den konstanten Fehler. \u201eDie Berechnung der Resultate geschah folgender-mafsen: Bei den einh\u00e4ndigen Experimenten wurden die Normaldistanzen (N) angeordnet nach ihrer L\u00e4nge, und die Abweichungen der Vergleichsdistanzen (V) von diesen wurden f\u00fcr jeden Einzelversuch in Prozenten\nberechnet (Y~^.100\\ Aus den so erhaltenen Prozentwerten f\u00fcr alle\nStrecken, die unter gleichen Versuchsbedingungen von jeder Versuchsperson zur\u00fcckgelegt waren, wurde dann jedesmal der Durchschnittsprozentwert berechnet. Die Anzahl der Einzelexperimente, aua welchen dieser Wert erlangt wurde, war meistenteils 10\u201420. Dieser Wert zeigt den konstanten Fehler f\u00fcr die betreffenden Versuchsbedingungen und Versuchspersonen.\u201c \u2014 Dieser sogenannte konstante Fehler d\u00fcrfte bei den zahlreichen Fehlerquellen derartiger Versuche eine sehr variable Gr\u00f6fse sein, die wohl h\u00e4ufig bei den n\u00e4chsten zehn Versuchen das entgegengesetzte Vorzeichen angenommen h\u00e4tte. Die Resultate der Versuche sind-daher etwas reichlich unsicher.\nDie zweite Abhandlung ist im wesentlichen nur ein Auszug aus der ersten.\tSchumann (G\u00f6ttingen). : .\nOswalp K\u00fclpe. \u00dcber die Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeit von Bewegungen. Wundts philos. Studien. Bd. VI, S. 514\u2014555 und Bd. VII, S. 147\u2014168.\nVerfasser untersucht im Anschlufs an L. Langes Arbeit \u00fcber den Reakti\u00f6nsvorgang und unter Benutzung derselben Versuchsanordnung, ob nicht auch f\u00fcr koordinierte Bewegungen (gleichzeitig intendiertes Aufheben beider H\u00e4nde von einer Unterlage) die der Ausf\u00fchrung vorangehende, beabsichtigte oder unbeabsichtigte psychophysische Dispositon von Bedeutung ist. Die Ermittelung der zeitlichen Beziehung des Eintritts beider Bewegungen zu einander geschah mit H\u00fclfe des W\u00fcNDTSchen Chronographen, Die Reaktion erfolgte in vierfacher Form, indem zu den bekannten Typen der einfach muskul\u00e4ren und sensoriellen Reaktion noch eine sog. vorbereitete und eine unvorbereitete Willk\u00fcrreaktion eingef\u00fchrt wurde, bei denen beiden die Versuchsperson erst einige Zeit nach empfundenem Reiz durch besonderen Willensimpuls, und zwar in ersterem Falle unter muskul\u00e4r gerichteter Aufmerksamkeit, in letzterem","page":297}],"identifier":"lit15269","issued":"1893","language":"de","pages":"296-297","startpages":"296","title":"E. B. Delabarre: \u00dcber Bewegungsempfindungen. Inaug.-Dissert., Freiburg 1891, The influence of muscular states on consciousness. Mind, Juli 1892, S. 379 ff.","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:35.911922+00:00"}