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{"created":"2022-01-31T17:04:47.472228+00:00","id":"lit15272","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"M\u00fcller, G. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 298-301","fulltext":[{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"293\nLitteraturbericht-\nohne eine solche, die Reaktionsbewegung einzuleiten hatte. Die erste Versuchsgruppe ergab, dafs die G-r\u00f6fse der Abweichung von der Gleichzeitigkeit sowohl, wie ihre mittlere Variation abh\u00e4ngig ist von der gew\u00e4hlten Reaktionsart, dergestalt, dafs ihr Minimum bei der muskul\u00e4ren, ihr Maximum bei der unvorbereitet willk\u00fcrlichen Reaktion liegt. Zur Erkl\u00e4rung dieser Thatsache er\u00f6rtet Verfasser die bereits bekannten Verh\u00e4ltnisse der sinnlichen Aufmerksamkeit bei den verschiedenen Reaktions-formen. Als ein weiteres, daraus nicht zu erkl\u00e4rendes Resultat hatte sich aus jenen Versuchen die regelm\u00e4fsige Bevorzugung der einen oder anderen Hand hei gleichzeitig intendierter Hebung beider ergeben. Zur Erforschung dieser Thatsache variierte Verfasser in weiteren Versuchen zun\u00e4chst den Sinneseindruck, weiter die Empfindungen der ausf\u00fchrenden Bewegungsorgane (durch An\u00e4sthesierung der die Schl\u00fcssel niederdr\u00fcckenden Fingerkuppen, Elektrotonus des nervus medianus), endlich die vorbereitende Aufmerksamkeit (durch willk\u00fcrliche Bevorzugung einer Handbewegung resp. des entsprechenden Bewegungsbildes). Es ergab sich, dafs eine durch die zuf\u00e4llige Richtung der Aufmerksamkeit bedingte Bevorzugung einer der beiden H\u00e4nde in der Bewegungsvorstellung als Grund f\u00fcr die konstanten Abweichungen von der Gleichzeitigkeit anzunehmen ist.\tA. Pilzeoker (G\u00f6ttingen).\nCh. F\u00e9r\u00e9 et P. Ouvry. Note sur l\u2019\u00e9nergie et la vitesse des mouvements volontaires, consid\u00e9r\u00e9e dans l\u2019h\u00e9mipl\u00e9gie par l\u00e9sion c\u00e9r\u00e9brale, dans l\u2019amyosth\u00e9nie hyst\u00e9rique et en particulier dans la surdi-mutit\u00e9. Journal de l'Anat. et de la Physiol. 28 (1892). S. 454 if.\nBei pathologischen Zust\u00e4nden von den in der \u00dcberschrift angegebenen Arten wird die Reaktionszeit von in der Regel symmetrisch th\u00e4tigen Muskeln, und zwar Gesichtsmuskeln, bestimmt. Die Versuchsperson wird aufgefordert, mit einer in nat\u00fcrlicher Weise vollzogenen, symmetrischen Kauhewegung, Lachbewegung u. dergl. zu reagieren. Es zeigt sich, dafs die Muskeln der erkrankten Seite sp\u00e4ter und weniger kr\u00e4ftig reagieren, als die Muskeln der gesunden Seite. Es wird darauf hingewiesen, dafs eine Pr\u00fcfung der Muskeln hinsichtlich der Schnelligkeit und Kraft ihrer Reaktionen in therapeutischer Hinsicht nicht unwichtig sei. So zeige sich z. B. bei solcher Pr\u00fcfung, dafs bei der Taubstummheit nicht blofs die Ausf\u00fchrung der feineren Artikulationsbewegungen der Zunge mangelhaft sei, sondern auch diejenige der gew\u00f6hnlichen gr\u00f6beren Zungenbewegungen. Man m\u00fcsse daher auch diese letzteren Bewegungen bei den Taubstummen durch \u00dcbung verbessern.\tG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nAugustus D. Waller. On the \u201einhibition\u201c of voluntary and of electrically excited muscular contraction by peripheral excitation. Brain, LVII, 1892, S. 35 ff.\nVerfasser besch\u00e4ftigt sich in dieser Abhandlung zun\u00e4chst mit der schon fr\u00fcher (vergl. diese Zeitschr., IV, 1892, S. 134 f.) von ihm untersuchten, von Fick gefundenen Thatsache, dafs der Spannungsgrad eines durch maximale Willensanstrengung erregten, auf einen Spannungsanzeiger","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"LiUeraturbericht.\n299\nwirkenden Muskels nicht eine Zunahme, sondern eine Abnahme erf\u00e4hrt, wenn der Muskel noch von einem elektrischen Reize betroffen wird. Verfasser stellte zun\u00e4chst den FiCKSchen Versuch genau in der Weise dieses Forschers (Benutzung des musculus abductor indicis) von neuem an und fand, dafs, um die von Fick beobachtete Erscheinung zu erhalten, die elektrische Reizung viel zu stark genommen werden mufs, als dafs die Annahme erlaubt sei, dafs die antagonistischen Muskeln durch diese Reizung nicht gleichfalls erregt w\u00fcrden. H\u00e4ufig trat das FiCKSche Ph\u00e4nomen erst ca. 1/io Sekunde nach Auftreten der Reizung ein. Da indessen dieses Ph\u00e4nomen ebensooft nach Beendigung wie nach Beginn der faradischen Reizung auftrat, so hat man, wie Verfasser bemerkt, diese F\u00e4lle nicht auf eine besondere centrale Hemmung, sondern einfach auf eine reflektorische Erregung der Antagonisten zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nVerfasser stellte ferner Versuche an, bei denen gleichzeitig die longitudinalen und lateralen Effekte (vergl. diese Zeitschr. IV, S. 127) graphisch verzeichnet wurden, welche bei willk\u00fcrlicher oder direkter elektrischer Reizung der auf einen Dynamographen wirkenden Beugemuskeln des Vorderarms oder bei Superposition beider Reizungsarten eintraten. Wurde zu einer vorhandenen maximalen willk\u00fcrlichen Muskelerregung noch die direkte Tetanisierung der Muskeln hinzugef\u00fcgt, so zeigte sich folgendes:\n1.\tDer einer maximalen willk\u00fcrlichen Erregung der Beugemuskeln des Vorderarms entsprechende Longitudinaleffekt kann durch eine hinzukommende direkte Faradisierung der Muskeln nicht erh\u00f6ht werden, wohl aber wird der jener maximalen Willenserregung entsprechende Lateraleffekt durch die hinzukommende Faradisierung gesteigert.\n2.\tIst die hinzukommende faradische Reizung sehr stark, so erleidet der der maximalen Willensanstrengung entsprechende Longitudinaleffekt sogar eine Verringerung, w\u00e4hrend der derselben entsprechende Lateraleffekt eine Erh\u00f6hung erf\u00e4hrt. Die Latenzzeit f\u00fcr das Auftreten dieser gegenteiligen Ver\u00e4nderungen des Longitudinal- und des Lateraleffektes ist zuweilen gleich lang wie die gew\u00f6hnliche Latenzzeit der direkten Muskelreizung.\nWurde umgekehrt zu einer vorhandenen faradischen Reizung von verschiedener St\u00e4rke eine maximale Willenserregung hinzugef\u00fcgt, so zeigte sich folgendes:\n1.\tDer Longitudinaleffekt der faradischen Reizung erf\u00e4hrt beim Hinzukommen der Willenserregung eine Zunahme, die um so geringer ist, eine je gr\u00f6fsere Intensit\u00e4t die elektrische Reizung besitzt.\n2.\tDer Longitudinaleffekt besitzt nach Hinzukommen der Willenserregung einen geringeren Wert, als dann, wenn die Willenserregung allein wirkt.\n3.\tHat der Lateraleffekt der elektrischen Reizung (infolge succesiver Erh\u00f6hung der St\u00e4rke dieser Reizung) seinen Maximalwert erreicht, so erf\u00e4hrt der Lateraleffekt bei hinzukommender Willenserregung doch noch eine Zunahme, und zwar ist der alsdann zur Beobachtung kommende Gesamtwert des Lateraleffektes gr\u00f6fser, als der Lateraleffekt, welcher bei alleiniger Tetanisierung oder alleiniger willk\u00fcrlicher Erregung der Muskeln vorhanden ist.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nLitteraturbericht.\nAlle diese Resultate erkl\u00e4ren sich hinl\u00e4nglich ohne die Annahme, dafs zwischen der Willenserregung und der elektrischen Reizung innerhalb der Nerven-oder Muskelsubstanz eine gegenseitige Hemmung stattfinde. Diese Versuchsresultate erkl\u00e4ren sich gen\u00fcgend daraus, dafs die elektrische Reizung stets zugleich die Antagonisten erregt, dafs die Lateraleffekte durch gleichzeitige Erregung der Antagonisten erh\u00f6ht werden, dafs die Willensanstrengung ein st\u00e4rkerer Muskelreiz ist, als die maximale elektrische Reizung, und dafs ein gegebener Reiz in einem bereits in Erregung befindlichen Muskel einen um so geringeren Erregungszuwuchs bewirkt, je st\u00e4rker die bereits vorhandene Muskelerregung ist.\nDafs die von Fick beobachtete Hemmungserscheinung einfach auf antagonistischer Hemmung beruht, scheint sich auch daraus zu ergeben, dafs dieses Ph\u00e4nomen ausbleibt, wenn man den Versuch an den Hebern des Unterkiefers anstellt, wo der Verdacht einer elektrischen Miterregung antagonistischer Muskeln ausgeschlossen ist. Sind diese Muskeln durch maximale Willensanstrengung kontrahiert, so zeigen bei hinzukommender elektrischer Reizung weder der Longitudinal- noch der Lateraleffekt eine Ver\u00e4nderung.\nVerfasser er\u00f6rtert dann weiter die Frage, was gesch\u00e4he, wenn wir eine willk\u00fcrliche motorische Th\u00e4tigkeit beenden. Handelt es sich um aktuelle Kontraktionen, so kommt nat\u00fcrlich der Erregung der Antagonisten eine wichtige Rolle zu. Anders steht es im Falle blofs virtueller Kontraktionen, z. B, dann, wenn die Beugemuskeln des Vorderarms auf einen Dynamographen wirken. Alsdann beruht die Beendigung der willk\u00fcrlichen Muskelth\u00e4tigkeit wesentlich auf einer \u201enegative aktion\u201c dieser Muskeln (worunter Verfasser anscheinend ein blofses Aufh\u00f6ren der Muskelerregung versteht). Denn w\u00e4re eine Erregung der antagonistischen Streckmuskeln wesentlich im Spiele, dann m\u00fcfste im Anf\u00e4nge desjenigen Stadiums, in welchem sich die Spannung des Dynamographen verringert, eine Nachdauer des Lateraleffektes beobachtet werden, was thats\u00e4chlich nicht der Fall ist.\nWird in einem und demselben Augenblicke die Tetanisierung eines Muskels begonnen und die Tetanisierung eines anderen Muskels beendet, so wird man finden, dafs der zweite Muskel noch eine kurze Zeit kontrahiert bleibt, w\u00e4hrend der andere seine Kontraktion bereits begonnen hat. Nimmt man sich aber vor, in einem und demselben Momente einerseits die Beugemuskeln des einen Vorderarms willk\u00fcrlich zu erregen und andererseits eine vorhandene willk\u00fcrliche Erregung der Beugemuskeln des anderen Vorderarmes zu beenden, so treten, wie Verfasser bei Benutzung eines Doppeldynamographen und graphischer Verzeichnung der Longitudinal- und Lateraleffekte fand, beide Willens\u00e4ufserungen mit gr\u00f6fstm\u00f6glicher Ann\u00e4hrung gleichzeitig auf. Verfasser f\u00fchrt dieses Versuchsresultat auf Ein\u00fcbung zur\u00fcck.\nVerfasser stellte endlich noch Versuche zur Beantwortung der Frage an, ob eine willk\u00fcrliche Erregung der Beugemuskeln durch anodische (und kathodische) Polarisation des Mediannerven oder der Muskeln selbst gehemmt werden k\u00f6nne. Die Versuche ergaben eine verneinende Antwort","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n301\nauf diese Frage,1 w\u00e4hrend bei Benutzung elektrischer Beize die betreffenden Hemmungserscheinungen nicht ausblieben.\nVerfasser kommt also zu dem Schlufsresultate, dafs f\u00fcr die Skelettmuskeln des Menschen die Existenz hemmender Nervenfasern oder sonstige physiologische Hemmung ihrer Th\u00e4tigkeit zur Zeit nicht nachgewiesen sei. Hieran kn\u00fcpft er (S. 56 ff.) eine Reihe allgemeinerer Betrachtungen, in denen insbesondere das Hypothetische von Herings Theorie der Erregungsvorg\u00e4nge hervorgehoben wird.\nG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nF\u00fcrstner. \u00dcber einige motorische Schw\u00e4che- und Beizzust\u00e4nde. Archiv f\u00fcr Psychiatrie, XXIV. 2, pag. 491.\nDie typischste Form eines psychomotorischen Schw\u00e4chezustandes bietet uns die Agarophobie. Gewisse Sinneseindr\u00fccke l\u00f6sen Angstempfindungen aus, die ihrerseits gewollte Bewegungsakte st\u00f6ren oder ganz unm\u00f6glich machen, und die andererseits auch nicht intendierte Bewegungen ausl\u00f6sen. Es ist eine eigent\u00fcmliche Beaktion der Psyche auf sinnliche Beize mit bestimmten Konsequenzen f\u00fcr die Muskelth\u00e4tigkeit. Man mufs das Leiden lokalisieren in der Gehirnrinde. Analoge Vorg\u00e4nge mufs man annehmen bei f\u00fcnf Beobachtungen F\u00fcrstners. Es handelt sich in drei F\u00e4llen um Barbiere, die bei gewissen Sinneseindr\u00fccken, z. B beim Anblick glatter Gesichter, durch Auftreten von Angstzust\u00e4nden, von Schw\u00e4che und Tremor im Arm, ihre Besch\u00e4ftigung unterbrechen mufsten. \u00c4hnlich konnte ein Kapellmeister bei bestimmten Sinneswahrnehmungen infolge von Angstempfindung und Schw\u00e4che nicht weiter dirigieren, ein Arzt aus anderen Gr\u00fcnden seinen Namen nicht mehr schreiben. In den f\u00fcnf weiteren von F\u00fcrstner berichteten F\u00e4llen handelte es sich nicht um Angstzust\u00e4nde und Schw\u00e4che und Tremor in den Muskeln, sondern nur um letztere beiden Symptome, die bei \u00e4lteren Leuten vor\u00fcbergehend auftreten, und an Paralyse, auch an die Pseudoparalysis agitans erinnern.\tUmpfenbach (Bonn).\nZeitschrift f\u00fcr Hypnotismus, Suggestionstherapie, Suggestionslehre und und verwandte psychologische Forschungen. Redigiert von Dr. Grossmann, K\u00f6nitz, Westpr. Berlin, Hermann Brieger. 1892.\nAuf die am 1. Oktober 1892 ins Leben getretenen Monatshefte f\u00fcr Hypnotismus sei f\u00fcr heute nur kurz hingewiesen. Nicht weniger als 47 Mitarbeiter figurieren auf dem Titelblatt. Forel beginnt die neue Schrift mit einer l\u00e4ngeren Abhandlung, betitelt: Suggestionslehre und Wissenschaft, um zu beweisen, dafs der Hypnotismus \u201eein Zweig der Psychologie und der Gehirnphysiologie mit Nutzanwendung in der Medicin und an manchem anderen Orte\u201c ist. Forel bricht mit der ihm\n1 Hierzu scheint es nicht zu stimmen, dafs K\u00fclpe (Wundts Philos. Studien, 7, 1892, S. 158) bei Elektrotonisierung des Mediannerven eine Erschwerung der willk\u00fcrlichen Kontraktionen beobachtete.","page":301}],"identifier":"lit15272","issued":"1893","language":"de","pages":"298-301","startpages":"298","title":"Augustus D. Waller: On the \"inhibition\" of voluntary and of electrically excited muscular contraction by peripheral excitation. Brain, LVII, 1892, S. 35 ff.","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:47.472233+00:00"}