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{"created":"2022-01-31T17:03:36.440076+00:00","id":"lit15288","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Brodhun, Eugen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 323-334","fulltext":[{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Die G\u00fcltigkeit des NEWTONschen Farbenmischungsgesetzes bei dem sog. gr\u00fcnblinden\nFarbensystem.\nVon\nEugen Brodhun.\nIm Jahre 1887 hat Hr. A. Honig Versuche ver\u00f6ffentlicht,1 welche ich in Bezug auf die G\u00fcltigkeit des NEWTONschen Farbenmischgesetzes angestellt hatte. Die damals gemachte Zusage, dafs eine ausf\u00fchrlichere Ver\u00f6ffentlichung dar\u00fcber .folgen solle, ist bisher nicht erf\u00fcllt worden. Obwohl nun inzwischen \u00fcber denselben Gegenstand mit einem besseren Apparate sehr viel umfangreichere Versuche angestellt sind,2 als die meinigen, welche nur orientierende sein sollten, will ich doch jetzt das Vers\u00e4umte nachholen. Dazu veranlafst mich vornehmlich der wiederholt ge\u00e4ufserte Wunsch von Hrn. A. K\u00f6nig, und es berechtigt mich dazu der Umstand, dafs es sich noch immer um eine Streitfrage handelt. In der That steht die Frage nach der strengen G\u00fcltigkeit des NEWTONschen Farbenmischgesetzes im wesentlichen noch auf demselben Punkte, wie zur Zeit meiner Versuche. Obwohl eine ganze Reihe in sich \u00fcbereinstimmender Untersuchungen vorliegen, welche erhebliche Abweichungen vom NEWTONschen Gesetz der Farbenmischung zun\u00e4chst f\u00fcr Farbenblinde erweisen sollten, haben sich dieselben doch bisher nicht allgemein Geltung verschaffen k\u00f6nnen.\nEin Blick auf die Litteratur wird das zeigen.\n1\tA. K\u00f6nig, \u00dcber Newtons Gesetz der Farbenmischung und darauf bez\u00fcgliche Versuche des Hrn. Eugen Bkodhun. Sitzungsber. d. Berl. Akad., Sitzung vom 31. M\u00e4rz 1887. S. 311.\n2\tDie noch nicht ver\u00f6ffentlichten Versuche des Hrn. E. Tonn, vgl. diese Zeitschrift. Bd. IV. S. 263. (Note.)\n21","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\nEugen Brodhun.\nEine Anzahl Untersuchungen in Bezug auf diesen Gegenstand beziehen sich auf Beobachtungen des neutralen Punktes der Farbenblinden, d. h. derjenigen Stelle im Spektrum, welche ihnen gleich dem unzerlegten weifsen Lichte erscheint. Als Hr. Preyer 1 diese Stelle der Wellenl\u00e4nge nach bestimmte, fand er, dafs ihre Lage bei ver\u00e4nderter Lichtst\u00e4rke eine andere wird, und zwar bei steigender Intensit\u00e4t sich nach dem violetten Ende des Spektrums hin verschiebt. Genauere Untersuchungen stellte Hr. A. K\u00f6nig1 2 dar\u00fcber mit H\u00fclfe des HELMHOLTZschen Farbenmischapparates an. Er bedeckte die eine Prismenfl\u00e4che mit weifsem Papier, welches mit einer Schicht Magnesiumoxyd \u00fcberzogen war, und beleuchtete dasselbe mit Wolkenlicht, w\u00e4hrend die andere Fl\u00e4che wie gew\u00f6hnlich monochromatisch erleuchtet wurde. Hie Intensit\u00e4t wurde dann bei der letzteren Fl\u00e4che durch zwei vor den Spalt gestellte Nicols, bei dem weifsen Licht durch Abdecken eines Spiegels bewirkt, welcher das weifse Licht auffallen liefs. Hr. A. K\u00f6nig erhielt dasselbe Resultat, wie Hr. Preyer; er fand, dafs bei hohen Intensit\u00e4ten die Lage des neutralen Punktes unver\u00e4ndert ist, dafs sie aber bei niedrigen Intensit\u00e4ten nach dem roten Ende des Spektrums wandert. Hie Bestimmung des neutralen Punktes ist nun aber offenbar nichts anderes, als die Herstellung einer Farbengleichung zwischen homogenem Licht und einer komplizierten Mischfarbe, dem weifsen Licht. Hie erw\u00e4hnten Beobachtungen, welche an mehreren Farbenblinden ausgef\u00fchrt wurden, ergaben also Abweichungen vom NEWTONschen Gesetz, nach welchem die Farbengleichung von der Intensit\u00e4t unabh\u00e4ngig sein m\u00fcfste.\nHie Hrn. A. K\u00f6nig und 0. Bieterici3 waren der Ansicht, dafs sich diese Abweichung nur auf einen sehr kleinen Teil des Spektrums erstreckt, und dafs sie mit der Absorption durch die Macula lutea in Zusammenhang stehe. Es soll hier gleich erw\u00e4hnt werden, dafs Hr. Hering4 auch Bestimmungen des\n1\tW. Preyer, Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. 25, 1881; auch, separat erschienen unter dem Titel: \u00dcber den Farben- und Temperatursinn. Bonn 1881.\n2\tA. K\u00f6nig, Wied. Ann. Bd. 22. S. 567. 1884. Gr\u00e4fes Archiv, Bd. 30. Abt. 2. S. 155. 1884.\n3\tA. K\u00f6nig und 0. Dieterici, Sitzungsber. d. Berl. AJcad. vom 29. Juli 1886. S. 805.\n4\tE. Hering, Lotos. Neue Folge. Bd.VI. 1885. Auch separat erschienen unter dem Titel: \u00dcber individuelle Verschiedenheiten des Farbensinns. Prag. 1885.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Newton sches Fafbenmischungsgesetz b. d. sog. gr\u00fcnblinden Farbensystem. 325\nneutralen Punktes ausf\u00fchren liefs, bei welchen obige Versuche sich nicht best\u00e4tigten. Hr. Hering fand die Lage des neutralen Punktes konstant, obwohl er die Intensit\u00e4t des verglichenen Lichtes zwischen 1 und 50 variierte.\nWeiter ist dann eine Inkonstanz der Farbengleichungen von den Hrn. A. K\u00f6nig und C. Dieterici1 bei Bestimmung der Elementarfarbenempfindungen an einem Farbenblinden, Hrn.\nR.\tRitter, vermutet worden. Die Verfasser sagen: \u201eDie Unabh\u00e4ngigkeit von der Intensit\u00e4t schien nicht ganz sicher vorhanden zu sein.\u201c Aufserdem hebt Hr. J. v. Kries2 die mangelhafte \u00dcbereinstimmung in den von Hrn. R\u00e4hlmann gewonnenen Gleichungen (zwischen rot, gr\u00fcn und blau) desselben Farbenblinden hervor. Er schliefst daraus, dafs, wenn jene Gleichungen richtig w\u00e4ren, die GRASSMANNschen S\u00e4tze unrichtig sein m\u00fcfsten, setzt aber dann hinzu: Dies anzunehmen, wird man wohl kaum geneigt sein. Schliefslich sind Beobachtungen ganz derselben Art, wie ich sie beschreiben werde, von Hrn. van der Weyde 3 ver\u00f6ffentlicht worden, ohne dafs aber ihre Tragweite, wie auch Hr. Hering4 hervorhebt, von ihm recht erkannt worden ist.\nHr. Hering ist diesen Versuchen sehr bestimmt entgegengetreten. Er sagt z. B. :5 \u201eIch habe seinerzeit mit zwei sehr grofsen Nicols am DoNDERSschen Spektroskop die Versuche van der Weydes demonstriert zum warnenden Beispiel, wie man derartige Versuche nicht machen d\u00fcrfe\u201c, und an anderer Stelle6: \u201eWenn heute jemand zu beweisen versuchen w\u00fcrde, dafs die Atomgewichte sich mit den absoluten Gewichten \u00e4ndern, so k\u00f6nnte dies f\u00fcr den Chemiker nicht weniger \u00fcberraschend sein, als die Behauptungen van der Weydes f\u00fcr den Physiologen sind. Denn w\u00e4ren sie richtig, so m\u00fcfste, wie dort die Chemie, so hier die Lehre vom Farbensinn wieder von vorn beginnen.\u201c\n1 A. K\u00f6nig u. C. Dieterici, Sitzmgsber. d. Bert. AJcad. v. 29. Juli 1886.\nS.\t808.\n* J. y. Kries, Die Gesichtsempfindungen und ihre Analyse. Leipzig 1882. S. 143.\n5 J. A. van der Weyde, Onderzoekingen gedaan in het Physiol. Labor, der Utrechtsche Hoogschoel. 3. Keeks. D. VII Bl. 1. 1881, Gr\u00e4fes Archiv. Bd. 28. Abt. 1. S. 1. 1882.\n4\tE. Hering, a. a. O., S. 5 ff. der Separatausgabe.\n5\tA. a. O. S. 5 ff.\ne A. a. 0. S. 8.","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nEugen Brodhun.\nDa ich \u00f6fter Gelegenheit hatte, mich von der Inkonstanz des neutralen Punktes bei meinem Farbensystem zu \u00fcberzeugen, so ging ich bei meinen Yersuchen von dieser Thatsache aus, substituierte aber f\u00fcr die komplizierte Mischfarbe eine solche, welche nur aus zwei homogenen Lichtern besteht. Der Apparat, dessen ich mich bediente, war der HELMHOLTZsche Farbenmischapparat in der Gestalt, wie ihn die Hrn. A. K\u00f6nig und C. Dieterici beschrieben haben;1 ich brauche ihn deshalb hier nicht nochmals zu beschreiben.\nEs wurde z. B. mit dem linken Rohre eine Mischung aus 2 = 615^ und 2 = 460^ hergestellt und das Verh\u00e4ltnis der beiden Farben so gew\u00e4hlt, dafs es bei einer bestimmten Intensit\u00e4t (Spaltbreite) gleich 2 ==496 pp, war. Sodann wurde die Intensit\u00e4t der Mischung verringert und immer mit dem rechten Rohre diejenige Wellenl\u00e4nge gesucht, welche der Mischung bei dieser Intensit\u00e4t gleich war. Das Ergebnis war:\nLinker Spalt (Mischung): 60\t40\t20\t10\t5\nWellenl\u00e4nge rechts:\t496,0 496,2 497,1 499,9 509,6\nDie ausgezogene Kurve in Fig. 1 zeigt dasselbe in graphischer Darstellung; als Abscissen sind die Wellenl\u00e4ngen, als Ordinaten die Spaltbreiten (Intensit\u00e4ten) benutzt. Die gleichzeitig eingetragene punktierte Kurve ist die vollst\u00e4ndigste der von Hrn. A. K\u00f6nig bei seinen erw\u00e4hnten Versuchen an Farbenblinden f\u00fcr Wolkenlicht erhaltenen Kurven. Beide Kurven haben genau denselben Typus ; eine vollst\u00e4ndigere \u00dcbereinstimmung kann nicht erwartet werden, da die benutzten Einheiten f\u00fcr die Intensit\u00e4t nicht miteinander zu vergleichen sind und auch verschiedenes Licht zur Ausf\u00fcllung des nicht homogen erleuchteten Feldes verwandt wurde. Der obere Teil, welcher den h\u00f6heren Intensit\u00e4ten entspricht, steigt sehr steil an, der untere sehr allm\u00e4hlich ; bei niedrigen Intensit\u00e4ten \u00e4nderte sich die Gleichung sehr viel schneller, als bei h\u00f6heren. Bedenkt man, dafs an der beobachteten Stelle des Spektrums die Empfindlichkeit f\u00fcr Farbenunterschiede f\u00fcr mich am gr\u00f6fsten ist,2 so wird man das Ergebnis nicht auf Beobachtungsfehler schieben k\u00f6nnen.\nEs ist vielleicht nicht ohne Interesse, wenn ich erw\u00e4hne,\n1 Biese Zeitschrift Bd. IV. S. 243 ff.\n* E. Brodhun, Biese Zeitschrift, Bd. III. S. 97.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Newtonsches Farbenmischungsgesetz b. d. sog. gr\u00fcnblinden Farbensystem. 327\nFig. 1.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nEugen Brodhun.\ndafs es nach dem Augenschein das monochromatische Licht ist, welches bei Intensit\u00e4ts\u00e4nderung seine Farbe \u00e4ndert oder wenigstens in weit h\u00f6herem Grade \u00e4ndert, als die Mischung. Wenn der Farbenton beider Felder im Farbenmischapparat etwa so gew\u00e4hlt war, dafs er mir gelblich erschien, so wurde bei Herabsetzung der Intensit\u00e4t beider Felder der Ton des homogenen Feldes bl\u00e4ulicher, w\u00e4hrend der der Mischung gelblich blieb. Dies stimmt dem Sinne nach \u00fcberein mit einer bereits von Purkinje1 am trichromatischen Farbensystem beobachteten Thatsache, wonach gelbliches Gr\u00fcn bei abnehmender Helligkeit bl\u00e4ulich wird.\nEs liegt auf der Hand, dafs ich mich bei der Beobachtung der beschriebenen Erscheinung nach M\u00f6glichkeit vor im Apparate verborgenen Fehlerquellen oder vor solchen, welche der Untersuchungsmethode etwa anhafteten, zu sichern bem\u00fchte. Aus diesem Grunde stellte ich zwei Kontrollversuche an. Erstens brachte ich zwischen dem rechteckigen Okularspalt, durch welchen die gef\u00e4rbten Felder betrachtet werden, und dem Auge zwei Nicolsche Prismen an, von denen das dem Spalte n\u00e4chste so gestellt war, dafs es die Farbengleichung im Apparat nicht zerst\u00f6rte, d. h. dafs sein Hauptschnitt mit den Polarisationsebenen der Komponenten der Farbenmischung einen Winkel von 45\u00b0 bildete, w\u00e4hrend der dem Auge n\u00e4chste eine beliebige Stellung hatte. Durch beide Nicols blickend, stellte ich nun v\u00f6llige Gleichheit beider Felder her und drehte dann das dem Auge n\u00e4chste Nicol, wodurch die Helligkeit beider Felder zugleich erh\u00f6ht oder erniedrigt wurde. Die Erscheinung war genau dieselbe, wie fr\u00fcher: jedesmal trat mit der \u00c4nderung der Intensit\u00e4t Farbenungleichheit in der beschriebenen Weise ein. Noch einfacher war ein zweiter Versuch. War vollst\u00e4ndige Gleichheit hergestellt, so wurde der rechteckige Okularspalt von oben oder unten verk\u00fcrzt. Auch hierdurch wurde gleichzeitige Schw\u00e4chung beider Felder bewirkt, und wieder zeigte sich die beschriebene Erscheinung, ja sie war infolge des schnellen Helligkeitswechsels besonders auffallend.\nDie Wanderung des neutralen Punktes ist nun folgender-\n1 J. E. Purkinje, Beobachtungen und Versuche zur Physiologie de)' Sinne. 1825. Zweites B\u00e4ndchen. S. 109.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"New tonsches Farbenmischungsgesetz b. d. sog. gr\u00fcnblinden Farbensystem. 329\nmafsen aufzufassen: Das weifse Licht besteht zum Teil aus solchen Strahlen, welche ihre Farben in der beschriebenen Weise \u00e4ndern, zum Teil aus solchen, bei denen dies wenig oder gar nicht der Fall ist, es wird mithin zwar bei geringerer Intensit\u00e4t bl\u00e4ulicher werden, aber weniger, als das ihm bei einer bestimmten Intensit\u00e4t gleiche homogene Licht. Je niedriger also die Intensit\u00e4t der Mischung wird, um so mehr verschiebt sich das ihr gleiche homogene Licht nach dem roten Ende des Spektrums. Nach dieser Erkl\u00e4rung steht auch die von Trichromaten und Farbenblinden beobachtete und h\u00e4ufig beschriebene Thatsache, dafs weifses Licht bei geringerer Intensit\u00e4t bl\u00e4ulicher wird, nicht mehr mit der Wanderung des neutralen Punktes im Widerspruch.\nNachdem mit den beschriebenen Versuchen, wie ich glaube, unwiderleglich, f\u00fcr mein Farbensystem erhebliche Abweichungen von dem NEWTONschen Gesetz nachgewiesen waren, lag es nahe, zu einer zweiten Untersuchung \u00fcberzugehen : n\u00e4mlich festzustellen, in welchem Bereiche des Spektrums und in welchem Helligkeitsbereich diese Abweichungen Vorkommen. Auch ein zu diesem Zwecke einzuschlagender Weg lag auf der Hand: es waren die Elementarempfindungskurven f\u00fcr sehr verschiedene, jedesmal zu messende Helligkeiten herzustellen. Aber dieser Weg erforderte mehr Zeit, als ich auf die Untersuchung verwenden konnte, um so mehr, als ich bei dem vorliegenden Apparat auf die von den Hrn. A. K\u00f6nig und C. Dieterici1 als \u201ezweite\u201c beschriebene, umst\u00e4ndlichere Methode angewiesen war. So entschlofs ich mich, nur orientierende Versuche anzustellen und mich dabei der \u201eersten\u201c Methode zu bedienen, indem ich aus zwei Komponenten, welche so weit auseinanderliegend gew\u00e4hlt wurden, als es der Apparat gestattete, Gleichungen mit den dazwischenliegenden Wellenl\u00e4ngen bei m\u00f6glichst verschiedenen Intensit\u00e4ten herstellte.\nAls Komponenten wurden die Wellenl\u00e4ngen 615 pp und 460 iifi gew\u00e4hlt und die Wellenl\u00e4ngen 580, 560, 540, 520, 500, 480 [tp bei verschiedenen Helligkeiten, n\u00e4mlich den Spaltbreiten 80, 40, 20, 10, 5, 2,5 und 1,25 untersucht. Die gew\u00e4hlten Komponenten geh\u00f6ren zwar nicht den Endstrecken des Spektrums an, bei welchen sich nur Intensit\u00e4tsunterschiede und keine S\u00e4ttigungs-\n1 A. K\u00f6nig und C. Dieterici, Diese Zeitschrift, Bd. IV. S. 268.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nEugen Brodhun.\n\u25a0unterschiede zeigen, aber sie liegen doch nahe bei denselben. Man wird somit aus den unten angegebenen Zahlen sehr nahezu die Elementarfarbenkurven W und K f\u00fcr das benutzte Gas-licht-Dispersions-Spektrum f\u00fcr verschiedene Helligkeiten hersteilen k\u00f6nnen, wenn man f\u00fcr den Anfang und das Ende die von den Hrn. A. K\u00f6nig und C. Dieteeici gegebenen Zahlen zu H\u00fclfe nimmt. Um auch kleine Verschiebungen des Nicols kontrollieren zu k\u00f6nnen, welcher das Verh\u00e4ltnis der Komponenten angab, wurde an demselben ein Spiegel angebracht, dessen Stellung mit Fernrohr und Skala bestimmt wurde. Es brauchte aber davon nur bei den Wellenl\u00e4ngen 480 und 500 pp Anwendung gemacht zu werden. Die Farbe von 480 pp blieb bei allen untersuchten Spaltbreiten (80, 40, 10) gleich der der Mischung. Bei 500 pp war die Farben\u00e4nderung bei den niedrigen Intensit\u00e4ten schon erheblich. Sie zeigte sich noch bei 600 pp, indessen war es schwer, sie hier zahlenm\u00e4fsig festzustellen, weil der Nicol bei so weit entfernten Komponenten wie in unserem Falle f\u00fcr die dazu erforderliche Genauigkeit der Messung mangelhaft ausl\u00f6schte.\nDie erhaltenen Resultate sind in der folgenden Tabelle und in Fig. 2 eingetragen.\nZum Unterschied von der K\u00d6NiG-DiETEEiClschen Bezeichnung W und K f\u00fcr die Elementarempfindungen habe ich meine Mischungskomponenten, welche von jenen nur wenig abweichen, mit W' und K' bezeichnet. Um sp\u00e4ter f\u00fcr die Aufzeichnung in Fig. 2 einen bequemen Mafsstab zu haben, ist W' f\u00fcr X \u2014 615 pp gleich 1,5 und K' f\u00fcr X = 460 pp gleich 0,4 angenommen, und demgem\u00e4fs sind die Werte f\u00fcr die \u00fcbrigen Wellenl\u00e4ngen berechnet. Da, wo f\u00fcr mehrere Intensit\u00e4ten die Werte f\u00fcr W und K' nur so unbedeutende Abweichungen zeigten, dafs man sie als Folge von Beobachtungsfehlern betrachten konnte, ist der Mittelwert berechnet und in die Tabelle eingetragen.\nDamit die relativen \u00c4nderungen von W und E', worauf es bei dieser Untersuchung doch haupts\u00e4chlich ankommt, besonders deutlich hervortreten, ist da, wo eine derartige \u00c4nderung zu konstatieren war, also bei allen untersuchten Wellen-\nK\u2018\nl\u00e4ngen, mit Ausnahme von X \u2014 480 pp, der Quotient gebildet und in einer besonderen Kolonne eingetragen.","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Newtonsches Farbenmischungsgesetz b. d. sog gr\u00fcnblinden Farbensystem. 331\nI:\no\n00\nTh\nI\n\nid i^:\n\nGO\n\u00a9\no\nd\nKonstant\n\t\t\u00a9\t\u00a9\t\t\t\t\niG\t1\t\u00a9\t1 \u00abs\t\u00a9\tCO\th-\t1\nGO\t\tCO\t1 \u00a9\t\u00a9'\tco\t\u00a9\t\n\t\t\t\tth\tTH\trH\t\n\u00a9\t\tco\t1 ^\tI>*\tio\tt'T\t\n\t|\t\t\tIG\t\u00a9\tCO\t- 1\n\u00a9\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\n\t\t\t020'0 I9XX\u00ceM\t\t\t\t\nD-\t\tGO\t\u00a9\t\t\u00a9\tCM \u2019\t\ntH\tI\t\t1 ^\tiG\t\tIG\tI\n\u00a9\t1\t\u00a9\t1 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t1\n\u00a9\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u00a9\ti\to\t\u00a9\t\t\tTH\n\t?h\tCM\tj\tCM\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\trH\trH\t\u00bbH\tCM\tCO\t\u00a9\tGO\n\t\ttH\t\u25a0 \u00a9\tT*\tr\u2014\tCM\tcm'\n\tCM\tCM\tCO\t\t\u00a9\t\u00a9\tiG\n\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\trH\t\n\t\t26X 0 PWW\t\t\t\t\t\n\tr \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9 '\t\t\u00a9\tC-*\n\tT\u20141\t\t|\tCM\tCM\tT\u2014<\tr\u2014i\trH\n\t\u00a9\t\u00a9\t1 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\td\n\tCO\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t00\t\u00a9\t/^-s\n\tCM\tX\u2014\t,\tCM\t\u00a9\t\t\t\u00a9\n\trH\tH\t1 \u00a9\t\u00a9\t\\G\tCM\t\u00a9\n\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\trH\t\u00a9\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t\u00bbo\tr\u2014\t\tco\t\u00a9\t\u00a9\tCM\n\t\u00a9\t\u00a9\t|\tlO\tCM\t\u00a9\t\u00a9\t\n\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\trH\t\u25a0 \u00f6\n\t\t2X 0 1\u00aeWM\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\tCO\trH\t\n\tHjl\t\t1 ^\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\t\u00a9\t\u00a9\t1 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9,\n\t\t\u00a9\tCM\tOl\t\u00a9\t\t\n\t\tO\t1 20\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\t\t\u00a9\tH\tCO\t00\t\u00a9\t\u00a9\n\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\tCM\t\u00a9\n\t\t\t1 ^\t\u00a9\tio\t\u00a9\t: \u00e0O\n\t\t\u00a9\t1\tH\tGM\tiG\t\t\u00a9\n\t\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\ttH\ti\n\t\t\t8i'0 I9XX\u00cfM\t\t\t\t\n\t\t' CO\t\tGO '\t\u00a9\tI-\t1 \u00a9\n\t\t\t1 *\"\u2022\tih\t\u00a9\tlO\tiG\n\t\t\u00a9\t1 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t; \u00a9\n\t\t\t\tCO\t\u00a9\t\u00a9\t\n\t\t\tCM\t\u00a9\tco\t\u00a9\t1-\t; \u00bbo\n\t\t\t\u00a9 \u00a9\trH\t\u00a9\t\t; CM\n\t\t\t\u00a9 \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\trH\n\t\t\t^\t\u00a9 CM\t\u00a9\t\u00a9\t\t\u00a9\t\u00a9\n\t\t\t\u00a9 \u2022 \u00a9\trH\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n\t\t\t\u00a9' \u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\t\u00a9\n3-\n2L\nO\nCM\niG\n\u00dfs|l&=\n\n3.\n3-\n\u00a9\ntH\niG\n\ni:\n\u00a9\n\u00a9\nIO\n3-\n\u00a9\nGO\nuO\n\n\n\n\nIXX PW'I\n\u00a9\nCM\nlO\nCO\n\u00a9\n-4J\t\u00a7\n\"\u00f6S *h\np\u00ab \u00a3\nm \u00a3\n\u00a9\nGO\n\u00a9\n\u00a9\n5\n\u00a9\nCO\n\u00a9\nCM\niG\ncm'\nio\nCM","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"<M\n332\nEugen Brodhun.\n\n\nr\n\u00ab\ni\nSpaltbreite 40","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Newtonsches Farbenmischungsgesetz b. d. sog. gr\u00fcnblinden Farbensystem. 333\n\u00dcberall sind die wegen zu geringer Spaltbreite in der Beobachtung unsicheren Werte eingeklammert.\nIn Fig. 2, wo als Abscissenaxe das benutzte Dispersionsspektrum dient, sind den Kurven W\u2018 und K\u2018 die betreffenden Spaltbreiten an dem das homogene Licht liefernden (rechten) Kollimatorrohre beigeschrieben. Die Enden der Kurven, welche aufserhalb des untersuchten Spektralgebietes liegen, sind willk\u00fcrlich erg\u00e4nzt, wobei jedoch der Umstand, dafs es hier sich wesentlich nur noch um Intensit\u00e4tsabstufungen handelte, benutzt wurde.\nUm meine W- und A'-Kurven mit den auf mein Farbensystem bez\u00fcglichen W- und A- Kurven, wie sie in der mehrfach citierten Arbeit der Hrn. A. K\u00f6nig und 0. Dieterici angegeben sind, bequem vergleichen zu k\u00f6nnen, habe ich diese ebenfalls punktiert eingezeichnet. Da die Hrn. K\u00f6nig und Dieterici nur bei hohen Intensit\u00e4ten arbeiteten, so mufs nat\u00fcrlich meine auf die Spaltbreite 60 bez\u00fcgliche Kurve zum Vergleich herangezogen werden. Es zeigt sich, dafs die Abweichung zwischen W' und W sehr gering, zwischen A' und A aber auch nicht gr\u00f6fser ist, als sie aus dem Umstand, dafs meine kurzwellige Mischungskomponente sich noch sehr merkbar von meinem ges\u00e4ttigtsten Blau unterscheidet, vorher zu erwarten war.\nEin Blick auf die Figur l\u00e4fst erkennen, dafs die beobachteten Abweichungen etwa m\u00f6gliche, selbst sehr grofs angenommene Beobachtungsfehler weit \u00fcberragen. Man sieht, dafs im mittleren Teile des Spektrums die Inkonstanz der Farbengleichungen sehr erheblich ist. Man kann daraus z. B. ersehen, dafs ich f\u00fcr jede Wellenl\u00e4nge zwischen 520 (ifi und 580 (ifi eine Intensit\u00e4t finden kann, bei welcher diese Wellenl\u00e4nge mir gleich einer und derselben Mischung aus 615 (ifi und 460 [ifi erscheint. Am st\u00e4rksten treten die Abweichungen bei 540 (ifi und 560 [ifi auf; sie nehmen \u00fcberall mit steigender Intensit\u00e4t ab. Es w\u00e4re aber darum irrig, anzunehmen, dafs es sich um untere Abweichungen handelt, welche etwa erst bei Intensit\u00e4ten auf-treten, bei denen man im allgemeinen nicht beobachtet. Um einen ungef\u00e4hren Begriff von den Helligkeiten zu geben, um welche es sich hier handelt, diene folgende Angabe: Wenn man eine normalweifse (d. h. von Magnesiumoxyd gebildete)\nFl\u00e4che, welche mit einer Beleuchtungsst\u00e4rke von 100\t\u2014-","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nEugen Brodhun.\nerleuchtet ist, durch ein Diaphragma von 1 qmm anblickt, so hat man nahezu die gleiche Helligkeit, welche bei der Wellenl\u00e4nge :\n580 (ifi durch die Spaltbreite 2,6 560\t\u201e\tn\tn\tn\t^,9\n540\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t6,8\n520\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t\u201e\t15,3\nausgedr\u00fcckt ist.\nAndererseits giebt es nach oben hin einen breiten Helligkeitsbereich, in welchem die Farbengleichungen von der Helligkeit unabh\u00e4ngig sind, in welchem es also Sinn hat, Mischungen herzustellen und die Gr\u00f6fse der Komponenten zu bestimmen, ohne die Helligkeit anzugeben, bei welcher die Mischungen gemacht sind. Die von den Hrn. A. K\u00f6nig und C. Dieterici gegebenen Empfindungskurven d\u00fcrften diesem Bereiche angeh\u00f6ren.\nZum Schl\u00fcsse sind vielleicht noch einige Worte am Platze \u00fcber die Konstanz der Farbengleichungen bei Trichromaten. Die Hrn. v. Kries und Brauneck1 haben dieselbe an einigen Mischungen untersucht und keine Abweichungen beobachtet. Dagegen hat Hr. Albert2 an einer gelben Mischung aus homogenem Rot und homogenem Gr\u00fcn Beobachtungen angestellt, welche dem JSlEWTONschen Gesetze widersprechen. Ferner hat Hr. A. K\u00f6nig3 dasselbe weifsliche Gelb einmal aus 670 [ifi und 520 fifi und zweitens aus 580 fifi und 475 fi/i hergestellt und beobachtet, dafs bei abnehmender Lichtst\u00e4rke die S\u00e4ttigung der ersten Mischung st\u00e4rker als die der letzteren abnahm.\nSomit scheint es erwiesen, dafs auch bei Trichromaten Abweichungen von dem NEWTONschen Gesetz vorhanden sind. Sie sind aber offenbar weniger hervortretend, als bei den Farbenblinden, und lassen sich infolgedessen auch erheblich schwerer quantitativ feststellen.\nEs bleibt mir \u00fcbrig, Hrn. Prof. A. K\u00f6nig f\u00fcr die mir bei den beschriebenen Versuchen gew\u00e4hrte Unterst\u00fctzung auch an dieser Stelle meinen besten Dank aussprechen.\n1\tJ. v. Kbies und Brauneck, Du Bois Reymonds Archiv. Jahrg. 188\u00fc S. 79-84.\n2\tE. Albert, Wied. Ann. Bd. 16. S. 129. 1882.\n3\tA. K\u00f6nig, Sitzungsber. d. Berl. Alcad., 31. M\u00e4rz 1887. S. 316.","page":334}],"identifier":"lit15288","issued":"1893","language":"de","pages":"323-334","startpages":"323","title":"Die G\u00fcltigkeit des Newtonschen Farbenmischungsgesetzes bei dem sog. gr\u00fcnblinden Farbensystem","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:36.440082+00:00"}