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{"created":"2022-01-31T17:04:15.035822+00:00","id":"lit15291","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"D\u00f6ring, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 335-337","fulltext":[{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nTh. Ziehen. Leitfaden der physiologischen Psychologie in 15 Vorlesungen. Zweite vermehrte und verbesserte Auflage. Jena 1893. Fischer. IV u. 220 S. Mit 21 Abbildungen im Text.\nDer in Bd. II, S. 301, besprochenen ersten Auflage des vorliegenden Leitfadens ist recht bald die zweite gefolgt. Die wenigen Stellen, welche wir damals als verbesserungsf\u00e4hig bezeichneten, finden wir in dieser neuen Auflage ge\u00e4ndert. Aufserdem ist nicht nur eine ganze Vorlesung (Gef\u00fchlston der Vorstellungen und Affekte) hinzugef\u00fcgt, sondern es sind auch durchg\u00e4ngig kleinere L\u00fccken ausgef\u00fcllt und neuere Ergebnisse, wenn auch nicht \u00fcberall mit gleicher Vollst\u00e4ndigkeit, nachgetragen.\nM\u00f6ge das vortreffliche Buch stets weitere Verbreitung finden.\nArthur K\u00f6nig.\nDavid J. Hill. Psychogenesis. Philosophical Beview. I, 5. S. 481. (1892.)\nEine nicht allzu tiefe, wohl mehr f\u00fcr popul\u00e4re Zwecke bestimmte Darstellung einer \u201emonistischen\u201c Metaphysik, untermischt mit einigen allbekannten psychologischen Bemerkungen.\nK\u00f6rperliches und Geistiges, nerv\u00f6se und psychische Vorg\u00e4nge, Kinesis und sogenannte \u201eMetakinesis\u201c sind nur zwei verschiedene Seiten desselben Wesens, laufen daher stets parallel, stehen aber nicht untereinander in Wechselwirkung. Bewufstsein ist nicht selber ein psychischer Akt, sondern ist das einigende Band zwischen denselben, entsteht aber erst, wo mehrere seelische Vorg\u00e4nge vorhanden sind. \u2014 Die M\u00f6glichkeit des Daseins Gottes, der Unsterblichkeit der Seele, ja auch der Seelenwanderung wird mit dieser Theorie f\u00fcr vereinbar erkl\u00e4rt. \u2014 Warum dieser Titel, der ganz anderes erwarten l\u00e4fst?\nW. Stern.\nRob. Sommer. Grundziige einer Geschichte der deutschen Psychologie und \u00c4sthetik von Wolff-Baumgarten bis Kant-Schiller. Nach einer von der k\u00f6nigl. preufsischen Akademie der Wissenschaften in Berlin preisgekr\u00f6nten Schrift des Verfassers. W\u00fcrzburg, Stahelsche Buchh. 1892. XIX u. 445 S.\nNach der von der Berliner Akademie gestellten Preisaufgabe sollte die Entwickelung der deutschen Psychologie in dem Zeitraum vom Tode Chr. Wolfes bis zum Erscheinen der Vernunftkritik (1754\u201481) dargelegt und der Einflufs dieser psychologischen Arbeiten auf die Ausbildung der \u00c4sthetik unserer klassischen Litteraturepoche festgestellt werden","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"336\nLitteraturbericht.\nDie vorliegende Arbeit \u00fcberschreitet \u00e4ufserlich die durch das Thema gesteckten Grenzen, insofern nicht nur Kants, sondern in sehr ausf\u00fchrlicher Darstellung auch Schillers \u00c4sthetik zur Darstellung gebracht wird; inhaltlich sucht sie dem Thema insofern gerecht zu werden, als sie in Schillers \u00c4sthetik die Verschmelzung und Ausgleichung der in der vorhergegangenen Periode hervortretenden Richtungen und Gegens\u00e4tze nachzuweisen versucht. Die Arbeit hat einen zweiten Preis erhalten, der erste ist einer Arbeit von Max Dessoir, die inzwischen auch schon ver\u00f6ffentlicht worden ist, zu teil geworden. Der Verfasser hat seine Schrift dem Andenken seines teuern Lehrers Heinrich v. Stein gewidmet.\nLebhaftes Interesse erregen zun\u00e4chst die Einzeluntersuchungen \u00fcber eine grofse Mannigfaltigkeit von Autoren jenes Zeitraums f\u00fcr sich genommen, nicht nur durch die umfassenden Studien, die der Verfasser auf einem von seinem Specialfache (er ist Privatdocent der Psychiatrie an der Universit\u00e4t W\u00fcrzburg) abliegenden Gebiete unternommen hat, sondern mehr noch durch die Energie und Bedeutung des Denkens bei Autoren, die f\u00fcr uns meist nur als Namen und Schemen ihr Dasein fristen. Da ist der Wolffianer Meier, Sch\u00fcler Baumgartens, der teils vor diesem, teils gleichzeitig mit ihm in klarster Weise die Principien der neuen Wissenschaft, der \u00c4sthetik, auf der Grundlage der LEiBNizschen Psychologie und Erkenntnislehre zum Ausdruck bringt. Da ist der geistvolle Casimir v. Creuz, der scharfsinnige Ploucket; auch Sui.zer, Eberhard, Feder erscheinen als eigenartige und respektable Denker. Nicht als ob der Verfasser vollst\u00e4ndige zufriedenstellende Analysen der besprochenen Erscheinungen g\u00e4be; seine Analysen haben etwas Aphoristisches, Sprunghaftes und weisen mehr hin, als dafs sie ein ab-schliefsendes Gesamtbild vermittelten. Aber es ist dem Verfasser auch weniger um das Einzelne, als um den Zusammenhang der Entwickelung zu thun. Die hervorstechendste Eigent\u00fcmlichkeit der Schrift ist das Streben nach einer fast ins Konstruktive ausartenden Pragmatik, nach einer h\u00f6chst intensiven, ja \u00fcbertreibenden Betonung der Beeinflussungen und Zusammenh\u00e4nge unter den geistigen Bewegungen der geschilderten Decennien. Nach der Auffassung des Verfassers beruht die geschilderte Gedankenentwickelung auf einem festgef\u00fcgten Netzwerk von Beeinflussungen, die den Fortschritt vermitteln. Die stillschweigende Voraussetzung seiner Geschichtsbetrachtung ist, dafs eine jede der besprochenen Publikationen sowohl generell, als auch auf die gerade in Betracht kommenden einzelnen Nachfolger die ganze Wirkung, die m\u00f6glicherweise von ihr ausgehen k\u00f6nnte, thats\u00e4chlich auch uneingeschr\u00e4nkt ge\u00fcbt habe. Ja, er konstruiert Vorg\u00e4ngerschaften und Einwirkungen, die v\u00f6llig der \u00dcberzeugungskraft ermangeln. Es entsteht so ein System von best\u00e4ndigen Vorblicken und R\u00fcckweisungen, das im einzelnen die Lekt\u00fcre sehr erschwert und im ganzen mehr niederdr\u00fcckend als \u00fcberzeugend wirkt, zumal, wie bemerkt, die Einzeldata nicht in der w\u00fcnschenswerten Vollst\u00e4ndigkeit hervortreten und die vom Verfasser angenommene Entwickelung ein sehr komplicierter Vorgang ist.\nDer Verfasser liebt es, bei den bedeutenderen Entwickelungsfaktoren","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n337\nam Sclilufs in einer Art von Thesenform die hervorgehobenen pragmatischen Momente knapp und \u00fcbersichtlich zusammenzustellen. Ebenso hat er am Schlufs der ganzen Arbeit die Grundz\u00fcge seiner Gesamtpragmatik in nicht weniger als f\u00fcnfzig Thesen zusammengestellt. Als bedeutendster Zielpunkt, dem diese Entwickelung zustrebt, erscheint der \u201edynamistische Pantheismus\u201c Herders, der unter dem Einfl\u00fcsse der Monadenlehre und des SHAFTESBUYschen Pantheismus das Unorganische beseelt, durch \u00dcbertragung eines physiologischen Princips Hallers ins Psychologische die Grundz\u00fcge einer eigenartigen Psychologie ausbildet und die hei Eeimarus f\u00fcr das Gebiet des Organischen ausgebildete Idee einer Entwickelungsreihe auf das Unorganische ausdehnt. In diesem Gedanken einer kosmischen Entwickelungsreihe soll der Schl\u00fcssel zu Herders \u201eIdeen\u201c liegen. Offenbar um f\u00fcr die nachzuweisenden Entwickelungen von Wolff his Herder einen m\u00f6glichst weiten Spielraum, einen recht langen Weg zu gewinnen, macht er Wolff ganz unhistorisch zum reinen Cartesianer, d. h. zum Vertreter einer rein mechanischen Welterkl\u00e4rung. Trotz dieses Gewaltstreiches ist aber die eine grofse Zahl von Phasen durchlaufende Entwickelung bis auf Herder im Hauptpunkte doch kein eigentlicher Fortschritt, da sie in der Annahme einer universellen Beseeltheit auf der LEiBSizschen Monadenlehre beruhen soll. Als Weiterbildner Herders hinsichtlich der Idee einer geschichtlichen Wandelbarkeit des \u00e4sthetischen Ideals und der Forderung einer \u201eIndividualpsychologie\u201c erscheinen sodann Feder und Moritz. In Kants \u00c4sthetik soll sich die schon vorher vorbereitete subjektivistische Umdeutung der Baumgarten-schen Vollkommenheits- oder Zweckm\u00e4fsigkeits\u00e4sthetik vollenden, doch unter gleichzeitiger Opposition gegen die subjektivistische \u00dcbertreibung ins Individualistische. Das transscendentalphilosophische Princip der KANTSchen \u00c4sthetik und der Einflufs Burkes bleiben dabei g\u00e4nzlich aufser Betracht.\nDen endg\u00fcltigen Absehlufs aller dieser Entwickelungen findet der Verfasser endlich in Schillers \u00c4sthetik. \u201eSchillers Kunstideal enth\u00e4lt die Vers\u00f6hnung und Verbindung der in der Geistesgeschichte des vorigen Jahrhunderts wirkenden Antagonisten. Das Wesen des Stiles in den \u00e4sthetischen Briefen beruht auf dieser Antithesenbildung mit vermittelndem Schlufs. Dieser Stil ist nicht die \u00c4ufserung eines individuell gestalteten Genies, sondern die monumentale Darstellung der kulturgeschichtlichen Gegens\u00e4tze jener Zeit.\u201c (S. 431).\nIn Summa : Die reichhaltige, geistvolle und scharfsinnige Darlegung des Verfassers mag f\u00fcr den, der schon Kenner dieser Periode ist, manchen anregenden Wink bieten, sie mag, wie der Engl\u00e4nder sagt, suggestiv sein : ein H\u00fclfsmittel f\u00fcr eine erste sachliche Orientierung zu bieten, ist sie nicht geartet.\tA. D\u00f6ring.\nJoseph Jastrow. Studies from the laboratory of experimental psychology of the University of Wisconsin. Amer. Journ. of Psych. IV. 2. S. 198\u2014223.\nDie unter obigem Titel ver\u00f6ffentlichten Arbeiten erstrecken sich auf die verschiedensten Gebiete. Wir erw\u00e4hnen hier die Untersuchung\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie V.\t22","page":337}],"identifier":"lit15291","issued":"1893","language":"de","pages":"335-337","startpages":"335","title":"Rob. Sommer: Grundz\u00fcge einer Geschichte der deutschen Psychologie und \u00c4sthetik von Wolff-Baumgarten bis Kant-Schiller, Nach einer von der k\u00f6niglich preu\u00dfischen Akademie der Wissenschaften in Berlin preisgekr\u00f6nten Schrift des Verfassers. W\u00fcrzburg, Stahelsche Buchh. 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:15.035827+00:00"}