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{"created":"2022-01-31T17:04:49.203912+00:00","id":"lit15292","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 337-338","fulltext":[{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n337\nam Sclilufs in einer Art von Thesenform die hervorgehobenen pragmatischen Momente knapp und \u00fcbersichtlich zusammenzustellen. Ebenso hat er am Schlufs der ganzen Arbeit die Grundz\u00fcge seiner Gesamtpragmatik in nicht weniger als f\u00fcnfzig Thesen zusammengestellt. Als bedeutendster Zielpunkt, dem diese Entwickelung zustrebt, erscheint der \u201edynamistische Pantheismus\u201c Herders, der unter dem Einfl\u00fcsse der Monadenlehre und des SHAFTESBUYschen Pantheismus das Unorganische beseelt, durch \u00dcbertragung eines physiologischen Princips Hallers ins Psychologische die Grundz\u00fcge einer eigenartigen Psychologie ausbildet und die hei Eeimarus f\u00fcr das Gebiet des Organischen ausgebildete Idee einer Entwickelungsreihe auf das Unorganische ausdehnt. In diesem Gedanken einer kosmischen Entwickelungsreihe soll der Schl\u00fcssel zu Herders \u201eIdeen\u201c liegen. Offenbar um f\u00fcr die nachzuweisenden Entwickelungen von Wolff his Herder einen m\u00f6glichst weiten Spielraum, einen recht langen Weg zu gewinnen, macht er Wolff ganz unhistorisch zum reinen Cartesianer, d. h. zum Vertreter einer rein mechanischen Welterkl\u00e4rung. Trotz dieses Gewaltstreiches ist aber die eine grofse Zahl von Phasen durchlaufende Entwickelung bis auf Herder im Hauptpunkte doch kein eigentlicher Fortschritt, da sie in der Annahme einer universellen Beseeltheit auf der LEiBSizschen Monadenlehre beruhen soll. Als Weiterbildner Herders hinsichtlich der Idee einer geschichtlichen Wandelbarkeit des \u00e4sthetischen Ideals und der Forderung einer \u201eIndividualpsychologie\u201c erscheinen sodann Feder und Moritz. In Kants \u00c4sthetik soll sich die schon vorher vorbereitete subjektivistische Umdeutung der Baumgarten-schen Vollkommenheits- oder Zweckm\u00e4fsigkeits\u00e4sthetik vollenden, doch unter gleichzeitiger Opposition gegen die subjektivistische \u00dcbertreibung ins Individualistische. Das transscendentalphilosophische Princip der KANTSchen \u00c4sthetik und der Einflufs Burkes bleiben dabei g\u00e4nzlich aufser Betracht.\nDen endg\u00fcltigen Absehlufs aller dieser Entwickelungen findet der Verfasser endlich in Schillers \u00c4sthetik. \u201eSchillers Kunstideal enth\u00e4lt die Vers\u00f6hnung und Verbindung der in der Geistesgeschichte des vorigen Jahrhunderts wirkenden Antagonisten. Das Wesen des Stiles in den \u00e4sthetischen Briefen beruht auf dieser Antithesenbildung mit vermittelndem Schlufs. Dieser Stil ist nicht die \u00c4ufserung eines individuell gestalteten Genies, sondern die monumentale Darstellung der kulturgeschichtlichen Gegens\u00e4tze jener Zeit.\u201c (S. 431).\nIn Summa : Die reichhaltige, geistvolle und scharfsinnige Darlegung des Verfassers mag f\u00fcr den, der schon Kenner dieser Periode ist, manchen anregenden Wink bieten, sie mag, wie der Engl\u00e4nder sagt, suggestiv sein : ein H\u00fclfsmittel f\u00fcr eine erste sachliche Orientierung zu bieten, ist sie nicht geartet.\tA. D\u00f6ring.\nJoseph Jastrow. Studies from the laboratory of experimental psychology of the University of Wisconsin. Amer. Journ. of Psych. IV. 2. S. 198\u2014223.\nDie unter obigem Titel ver\u00f6ffentlichten Arbeiten erstrecken sich auf die verschiedensten Gebiete. Wir erw\u00e4hnen hier die Untersuchung\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie V.\t22","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nLitteraturbericht.\neiner neuen optischen T\u00e4uschung. Bewegt man vor einer rotierenden Scheibe, deren gr\u00f6fserer Sektor tief blau, deren kleinerer hellgelb ist, einen Stab in horizontaler Bichtung auf und ab, so erscheint die ganze Scheibe in parallele B\u00e4nder aufgel\u00f6st, deren Farben den dargebotenen \u00e4hnlich erscheinen. Verfasser pr\u00fcft, welchen Einflufs das Verh\u00e4ltnis der die Scheibe zusammensetzenden Farben, Breite und Bewegungsgeschwindigkeit des Stabes u. dergl. auf die Erscheinung haben. \u2014 Ein weiterer Abschnitt beschreibt einen neuen Kontrollapparat f\u00fcr das Kippsche Chronoskop. Ein vertikal verschiebbarer Elektromagnet h\u00e4lt an seinem spitz zulaufenden Ende eine aus weichem Eisen gefertigte Kugel von SU Zoll Durchmesser fest. Bei \u00d6ffnung des Stromes f\u00e4llt die Kugel herab, st\u00f6fst gegen einen Hebel, dessen Bewegung das Chronoskop zum Stillstand bringt. Verfasser untersuchte hiermit Zeiten von 0,1\u20140,6 Sekunden. \u2014 Mit der Interferenz geistiger Processe besch\u00e4ftigt sich eine als vorl\u00e4ufige \u00dcbersicht bezeichnete Studie; es wurde die Zeit gemessen, welche die Ausf\u00fchrung gewisser rhythmisch und unter Mitz\u00e4hlen sich vollziehender Fingerbewegungen bedarf, wenn gleichzeitig damit psychische Th\u00e4tigkeiten, wie Addieren, Schreiben, Lesen verlaufen. Es ergab sich, dafs die Hemmung jener Bewegungen beim Addieren gr\u00f6fser war, als beim Lesen; weiter beim Lesen unzusammenh\u00e4ngender W\u00f6rter gr\u00f6fser, als wenn dieselben Sinn hatten.\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nKr\u00e4pelin. \u00dcber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorg\u00e4nge durch einige Arzneimittel. Jena, Fischer, 1892. 259 S.\nDie Untersuchungen, welche in dem vorliegenden Buche zusammen-gefafst und verwertet werden, wurden vor mehr als zehn Jahren im Laboratorium W\u00fcxdts begonnen und seitdem immer von neuem wieder aufgenommen und in mannigfacher Weise kontroliert und erweitert.. Ein Teil der Eesultate ist schon durch fr\u00fchere Publikationen bekannt geworden. Abgesehen von einer F\u00fclle werthvoller wissenschaftlicher Ergebnisse, enth\u00e4lt das Buch bedeutsame Bereicherungen der Methodik. Auf diese m\u00fcssen wir zun\u00e4chst etwas n\u00e4her eingehen.\nDurch unabl\u00e4ssige Wiederholung der Messungen, sowie durch die peinlichste Sorgfalt in der Herstellung gleicher \u00e4ufserer Bedingungen bei den zu vergleichenden Versuchsreihen suchte K. den st\u00f6renden Einflufs der \u201ezuf\u00e4lligen\u201c Schwankungen im inneren Zustande der Versuchspersonen nach M\u00f6glichkeit zu verringern.\nAufser diesen \u201ezuf\u00e4lligen\u201c machen sich aber auch noch Schwankungen geltend, welche durch die Versuchsarbeit selbst bedingt werden : die \u00c4nderungen der Leistungsf\u00e4higkeit durch \u00dcbung und Erm\u00fcdung. Um den Einflufs des Medikaments richtig absch\u00e4tzen zu k\u00f6nnen, mufsten daher zun\u00e4chst diese Schwankungen bei der nicht durch das Medikament beeinflufsten Versuchsperson bestimmt werden.\nNach der sogenannten \u201efortlaufenden Methode\u201c wurde die Aufmerksamkeit ununterbrochen zwei Stunden lang auf dieselbe Arbeit gerichtet. Als Arbeitsleistung diente das Lesen, das Addieren einstelliger Ziffern und das Auswendiglernen zw\u00f6lfstelliger Zahlenreihen. Als Zeit-","page":338}],"identifier":"lit15292","issued":"1893","language":"de","pages":"337-338","startpages":"337","title":"Joseph Jastrow: Studies from the laboratory of experimental psychology of the University of Wisconsin. Amer. Journ. of Psych. IV, 2, S.198\u2013223","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:49.203917+00:00"}