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{"created":"2022-01-31T17:03:56.421148+00:00","id":"lit15293","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liebmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 338-339","fulltext":[{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nLitteraturbericht.\neiner neuen optischen T\u00e4uschung. Bewegt man vor einer rotierenden Scheibe, deren gr\u00f6fserer Sektor tief blau, deren kleinerer hellgelb ist, einen Stab in horizontaler Bichtung auf und ab, so erscheint die ganze Scheibe in parallele B\u00e4nder aufgel\u00f6st, deren Farben den dargebotenen \u00e4hnlich erscheinen. Verfasser pr\u00fcft, welchen Einflufs das Verh\u00e4ltnis der die Scheibe zusammensetzenden Farben, Breite und Bewegungsgeschwindigkeit des Stabes u. dergl. auf die Erscheinung haben. \u2014 Ein weiterer Abschnitt beschreibt einen neuen Kontrollapparat f\u00fcr das Kippsche Chronoskop. Ein vertikal verschiebbarer Elektromagnet h\u00e4lt an seinem spitz zulaufenden Ende eine aus weichem Eisen gefertigte Kugel von SU Zoll Durchmesser fest. Bei \u00d6ffnung des Stromes f\u00e4llt die Kugel herab, st\u00f6fst gegen einen Hebel, dessen Bewegung das Chronoskop zum Stillstand bringt. Verfasser untersuchte hiermit Zeiten von 0,1\u20140,6 Sekunden. \u2014 Mit der Interferenz geistiger Processe besch\u00e4ftigt sich eine als vorl\u00e4ufige \u00dcbersicht bezeichnete Studie; es wurde die Zeit gemessen, welche die Ausf\u00fchrung gewisser rhythmisch und unter Mitz\u00e4hlen sich vollziehender Fingerbewegungen bedarf, wenn gleichzeitig damit psychische Th\u00e4tigkeiten, wie Addieren, Schreiben, Lesen verlaufen. Es ergab sich, dafs die Hemmung jener Bewegungen beim Addieren gr\u00f6fser war, als beim Lesen; weiter beim Lesen unzusammenh\u00e4ngender W\u00f6rter gr\u00f6fser, als wenn dieselben Sinn hatten.\nA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nKr\u00e4pelin. \u00dcber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorg\u00e4nge durch einige Arzneimittel. Jena, Fischer, 1892. 259 S.\nDie Untersuchungen, welche in dem vorliegenden Buche zusammen-gefafst und verwertet werden, wurden vor mehr als zehn Jahren im Laboratorium W\u00fcxdts begonnen und seitdem immer von neuem wieder aufgenommen und in mannigfacher Weise kontroliert und erweitert.. Ein Teil der Eesultate ist schon durch fr\u00fchere Publikationen bekannt geworden. Abgesehen von einer F\u00fclle werthvoller wissenschaftlicher Ergebnisse, enth\u00e4lt das Buch bedeutsame Bereicherungen der Methodik. Auf diese m\u00fcssen wir zun\u00e4chst etwas n\u00e4her eingehen.\nDurch unabl\u00e4ssige Wiederholung der Messungen, sowie durch die peinlichste Sorgfalt in der Herstellung gleicher \u00e4ufserer Bedingungen bei den zu vergleichenden Versuchsreihen suchte K. den st\u00f6renden Einflufs der \u201ezuf\u00e4lligen\u201c Schwankungen im inneren Zustande der Versuchspersonen nach M\u00f6glichkeit zu verringern.\nAufser diesen \u201ezuf\u00e4lligen\u201c machen sich aber auch noch Schwankungen geltend, welche durch die Versuchsarbeit selbst bedingt werden : die \u00c4nderungen der Leistungsf\u00e4higkeit durch \u00dcbung und Erm\u00fcdung. Um den Einflufs des Medikaments richtig absch\u00e4tzen zu k\u00f6nnen, mufsten daher zun\u00e4chst diese Schwankungen bei der nicht durch das Medikament beeinflufsten Versuchsperson bestimmt werden.\nNach der sogenannten \u201efortlaufenden Methode\u201c wurde die Aufmerksamkeit ununterbrochen zwei Stunden lang auf dieselbe Arbeit gerichtet. Als Arbeitsleistung diente das Lesen, das Addieren einstelliger Ziffern und das Auswendiglernen zw\u00f6lfstelliger Zahlenreihen. Als Zeit-","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n339\nmesser diente ein gutes Uhrwerk, das alle f\u00fcnf Minuten einen Glockenschlag ausl\u00f6ste. Die Versuchsperson markierte jeden Glockenschlag mit einem Bleistiftstrich, an der Stelle, wo sie sich gerade befand. Das Arzneimittel wurde nach halbst\u00fcndiger Dauer des Versuches ein verleibt und dieser dann ohne jede Pause fortgesetzt. \u2014 Ferner suchte K. den Einflufs der betreffenden Arzneimittel auf die associativen Vorg\u00e4nge festzustellen. Er benutzte eine Reihe von Tagen hindurch immer dieselben Reizworte in derselben Reihenfolge. Die Associationszeiten werden bei dieser Anordnung bis zum sechsten Tage immer k\u00fcrzer, zeigen dann aber aufser den Tagesschankungen keine fortschreitende Ver\u00e4nderung mehr. Nach dieser \u201eWiederholungsmethode\u201c hat K. an sich selbst eine siebzehnt\u00e4gige Versuchsreihe durchgef\u00fchrt, derart, dafs er abwechselnd ein Medikament nahm oder nicht. Hier wie bei allen Reaktionsversuchen benutzte er zur Zeitmessung das Hippsche Chronoskop. Betreffs eines neuen, dem CATTELLSchen Lippenschl\u00fcssel \u00e4hnlichen Apparates zur Reizausl\u00f6sung mufs auf das Original verwiesen werden. Bei der Untersuchung der Alkohol- und Theewirkung wurden auch Zeitsch\u00e4tzungsversuche angestellt. Folgende Substanzen wurden zu den Versuchen verwendet: Alkohol, Thee, Paraldehyd, Chloralhydrat, Morphium, \u00c4ther und Amyl-nitrit. Wir \u00fcbergehen die Abschnitte, welche \u00fcber die angestellten Versuche Rechenshaft geben, und wollen nur noch die wesentlichsten Schl\u00fcsse, die der Verfasser aus den Alkoholversuchen zieht, in K\u00fcrze anf\u00fchren. Alkohol in gr\u00f6fseren Gaben erschwert s\u00e4mtliche untersuchten psychischen Vorg\u00e4nge. Dieser Erschwerung pflegt jedoch eine vor\u00fcbergehende Erleichterung vorauszugehen, deren Dauer und Ausdehnung abh\u00e4ngig ist von der Gr\u00f6fse der Gabe. Bei grofsen Gaben pflegt die Erleichterung ganz zu fehlen. Die einzelnen psychischen Leistungen werden verschieden beeinflufst. Die anf\u00e4ngliche Erleichterung ist vorhanden bei den einfachen Reaktionsformen, bei den Dynamometerversuchen, beim Lesen und Auswendiglernen, dagegen fehlt sie g\u00e4nzlich bei den Associationen, sowie beim Rechnen. K. folgert hieraus, dafs der Alkohol die sensorischen und intellektuellen Vorg\u00e4nge von vornherein erschwert, die motorischen zun\u00e4chst wenigstens erleichtert. Bei den Associationsversuchen nehmen die \u00e4ufseren Associationen erheblich zu, und die F\u00e4higkeit, zu reimen, scheint eher erleichtert zu werden. Es wird also ein begrifflicher Zusammenhang in einen mechanisch einge\u00fcbten verwandelt, die innerlich gegenst\u00e4ndliche Beziehung geht verloren zu Gunsten einer rein \u00e4ufserlich zuf\u00e4lligen Verbindung. Auch jedem von den \u00fcbrigen angewandten Stoffen schreibt K. nach seinen Versuchen eine durchaus eigenartige Wirkung auf das Seelenleben zu. \u2014 Es ist unm\u00f6glich, im Rahmen eines kurzen Referates die Versuchsergebnisse und Schlufsfolgerungen des inhaltreichen Werkes ersch\u00f6pfend wiederzugeben. Das Studium des Originals wird nicht nur dem Psychologen, sondern auch dem Pharmakologen reiche Ausbeute bringen.\nLiebmann (Bonn).","page":339}],"identifier":"lit15293","issued":"1893","language":"de","pages":"338-339","startpages":"338","title":"Kr\u00e4pelin: \u00dcber die Beeinflussung einfacher psychischer Vorg\u00e4nge durch einige Arzneimittel. Jena, Fischer 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:56.421154+00:00"}