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{"created":"2022-01-31T17:04:08.790341+00:00","id":"lit15296","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 343-345","fulltext":[{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n343\n5. dafs die Ausdrucksbewegungen des Schmerzes erhalten sind.\nFormuliert man die Resultate in dieser Weise, so reihen sie sich widerspruchslos an andere sichere Beobachtungen (bei partiellen Exstirpationen) an, ohne irgendwie an Bedeutung f\u00fcr die Erweiterung unserer Erkenntnisse und f\u00fcr die Korrektur fr\u00fcherer unsicherer Beobachtungen zu verlieren. \u2014 Das Umherwandern des Tieres \u201efreiwillig\u201c zu nennen, erscheint Rezensent unzweckm\u00e4fsig. Es liegt im Hinblick auf andere Versuchsreihen und auf den Sektionsbefund viel n\u00e4her, das Umherwandern auf die Reizung infrakortikaler Centren durch den fortschreitenden Er-weichungsprozefs zur\u00fcckzuf\u00fchren. Die Frage endlich, ob die Reaktionsbewegungen und Ausdrucksbewegungen, \u00fcber welche das Tier noch verf\u00fcgt, dahin zu deuten sind, dafs das Tier noch empfand und f\u00fchlte, oder ob dieselben lediglich als komplizierte, des psychischen Parallelprozesses entbehrende Reflexe (automatische Akte im Sinne des Rezensenten) aufzufassen sind, l\u00e4fst sich \u00fcberhaupt nicht sicher entscheiden. \u00dcber solche Fragen kann nur das Selbstbewufstsein mit Sicherheit Auskunft geben. Die Argumente, welche Goltz zu Gunsten der ersten Alternative beibringt, sind nicht stichhaltig. So beweist z. B. die Intaktheit der Ausdrucksbewegungen gar nichts. Kennen wir doch Krankheitszust\u00e4nde bei dem Menschen, wo die kompliziertesten Ausdrucksbewegungen unwillk\u00fcrlich und ohne den geringsten begleitenden Affektvorgang stattfinden (Maladie des tics).\nZiehen (Jena).\nFr. W. Mott. Results of hemisection of the spinal cord in monkeys.\nPhilosophical Transactions of the B. Soc. of London. Vol. 183 [1892], B., S. 1\u201460.\nVerfasser experimentierte ausschliefslich an Affen (meist Macacus Rhoesus). Die Heilung der Operationswunde geschah stets per primam. Die halbseitige Durchschneidung fand meist im Dorsalmark statt.\nDie motorische L\u00e4hmung war stets gleichseitig. Die Muskulatur der Brust und des Abdomens liefs \u00fcberhaupt eine L\u00e4hmung nicht deutlich erkennen. Durchschnittlich kehrten nach 3 Wochen Bewegungen im H\u00fcft- und Kniegelenk des gel\u00e4hmten Hinterbeins wieder zur\u00fcck, und zwar in der Regel in Gestalt assoziierter Beuge- und Streckbewegungen. Beim Gehen, Klettern und Springen waren dieselben mit Beuge- und Streckbewegungen des Fufses verbunden. Isolierte Bewegungen des Fufses , also z. B. Greifen (abgesehen vom Klettern) stellten sich erst viele Monate nach der Operation wieder ein. Die faradische Erregbarkeit der paretischen Muskeln blieb stets erhalten. Auch ergab ihre mikroskopische Untersuchung einen normalen Befund.\nDie Sensibilit\u00e4t schien bei den gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungen (Hitze, Stich, faradischer Strom) beiderseits intakt. Nur reagiert das Tier auf gleichseitige Reize (d. h. auf Reizungen des gel\u00e4hmten Beines) in der Regel langsamer, und es vergingen einige Wochen, bis das Tier gleichseitige Reize richtig lokalisierte. Wurde hingegen die von Schiff vorgeschlagene Pr\u00fcfung mittelst einer Klemme vorgenommen, so ergab sich stets, dafs das Tier, wofern die Augen verbunden waren, die Klemme","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"344\nLitter aturberic ht.\nvon dem gel\u00e4hmten Fufs nicht entfernte, wohl aber von dem nicht gel\u00e4hmten.\nDie Knieph\u00e4nomene waren in den ersten Tagen geschwunden und sp\u00e4ter auf der gel\u00e4hmten Seite gesteigert. In der ersten Woche nach der Operation wurde R\u00f6tung, Schwellung und Trockenheit auf der gel\u00e4hmten Seite gefunden. Die Hauttemperatur der Sohle war auf der gel\u00e4hmten Seite einige Grad h\u00f6her, die Kniekehlentemperatur einige Grad tiefer als auf der gesunden Seite. Nach einigen Monaten glich sich dies mit R\u00fcckkehr der Motilit\u00e4t wieder aus. Schliefslich war die Hauttemperatur der gel\u00e4hmten Pfote sogar etwas tiefer als die der nicht-gel\u00e4hmten.\nReizung des Hinterheincentrums der rechten Hemisph\u00e4re bei links operierten Tieren l\u00f6ste erst bei Anwendimg sehr starker Str\u00f6me Bewegungen aus und zwar meist nur im Oberschenkel.\nBez\u00fcglich der sekund\u00e4ren Degenerationen, welche die mikroskopische Untersuchung p. m. feststellt, stimmen die Befunde mit den fr\u00fcheren anderer Autoren in der Hauptsache \u00fcberein. Wie Hom\u00e9n und Tooth fand M. in dem gleichseitigen Hinterstrang auch eine absteigende Degeneration, welche er 2 cm weit zu verfolgen vermochte. Im Yorderstrang fand sich sowohl absteigende wie aufsteigende Degeneration. Erstere war bis in das Coccygealmark zu verfolgen. Da Mott mit Sch\u00e4fer und Sherrington dem Alfen eine Pyramiden vor der strangsbahn \u2014wenigstens im Dorsalmark \u2014 abspricht, so bezieht er die in den Vorderstr\u00e4ngen beobachtete. Degeneration im wesentlichen auf Assoziationsfasern, welche vertikal verlaufen und kaudalw\u00e4rts gelegene Vorderhornzellen mit kapitalw\u00e4rts gelegenen verbinden. Zum Teil treten diese Fasern auch in die vordere Kommissur ein und w\u00fcrden sonach h\u00f6hergelegene Vorderhornzellen der einen Seite mit tiefergelegenen der anderen Seite verkn\u00fcpfen.1 \u2014 Gekreuzte absteigende Degeneration der Pyramidenseitenstrangsbahn konnte nicht konstatiert werden. \u2014 Die aufsteigende Degeneration des GowERSschen anterolateralen B\u00fcndels war gleichfalls stets nur eine gleichseitige.\n\u00dcber den Verlauf der sensiblen Bahnen schliefst M. aus seinen Versuchen folgendes :\n1.\tSchmerzempfindungen und Temperaturemplindungen werden sowohl gekreuzt wie ungekreuzt durch das R\u00fcckenmark geleitet.\n2.\tDiejenigen Empfindungen, durch welche ein Tier Reize lokalisiert (\u201eby which an animal localises his relation to the external objects producing sensory impressions\u201c), werden vorzugsweise ungekreuzt durch das R\u00fcckenmark aufw\u00e4rts geleitet.\n3.\tDie Lageempfindungen (\u201eimpressions leading consciousness of position in space\u201c) werden ungekreuzt aufw\u00e4rts geleitet.\nMit H\u00fclfe dieser Annahmen glaubt Mott auch erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen, dafs die operierten Tiere zuweilen Allochirie zeigten, d. h. die am gel\u00e4hmten Bein angebrachte Klemme am nicht-gel\u00e4hmten suchten. Dem ersten und dritten Satz des Verfassers wird man auf Grund seiner Versuche kaum\n1 Seltsamerweise hat Mott die hierher geh\u00f6rigen Untersuchungen L\u00f6wenthals ganz \u00fcbersehen.","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n345\nwidersprechen k\u00f6nnen; nur d\u00fcrfte es vorteilhafter sein, statt der \u201eEmpfindungen\u201c \u00fcberall die sie verursachenden Reize resp. \u201eErregungen\u201c einzusetzen. Dem zweiten Satz vermag hingegen Referent in dieser Form nicht beizustimmen. Die Lokalisation eines Hautreizes beruht doch im wesentlichen darauf, dafs eine bestimmte, d. h. an einem bestimmten Punkt der Hautoberfl\u00e4che endigende sensible Faser ganz bestimmte, ihr eigent\u00fcmliche Verbindungen mit motorischen Elementen hat. Diese letzteren liegen teils im R\u00fcckenmark, teils in der Hirnrinde, teils vielleicht in den grofsen Ganglien. Verm\u00f6ge solcher kortikalen Verbindungen f\u00fchrt das Tier z. B. die Pfote richtig an die ber\u00fchrte Stelle. Zur Erkl\u00e4rung der Versuchsergebnisse des Verfassers gen\u00fcgt es nun, vollst\u00e4ndig, anzunehmen, dafs taktile Erregungen jeder Art im R\u00fcckenmark vorzugsweise ungekreuzt aufw\u00e4rts geleitet werden und erst in h\u00f6heren Ebenen (z. B. in der Oblongata) zur gekreuzten Hemisph\u00e4re hin\u00fcber geleitet werden, eine Annahme, die Mott selbst zu teilen scheint, und dafs nur dieser in h\u00f6heren Ebenen sich kreuzenden Hauptbahn der taktilen Erregungen die erw\u00e4hnten assoziativen Verkn\u00fcpfungen mit motorischen Rindenelementen zukommen, w\u00e4hrend die sofort nach dem Eintritt in das R\u00fcckenmark sich kreuzende Nebenbahn solcher Verbindung entbehrt. Auch die Allochirie w\u00fcrde sich so ohne Schwierigkeit erkl\u00e4ren. Die unklare Annahme lokalisatorischer Erregungen, wie 'sie der zweite Satz des Verfassers zu involvieren scheint, wird so ganz \u00fcberfl\u00fcssig. (Vgl. auch die Formulierung, welche Mott S. 50 unten seinen Resultaten giebt.)\nDen Schlufs der Arbeit bildet eine Auseinandersetzung des Verfassers mit den experimentellen Resultaten fr\u00fcherer Untersucher, sowie mit den klinischen Beobachtungen \u00fcber die sog. Brown-S\u00c9QUARDSche Halbseitenl\u00e4hmung. Das ohnehin auf schwachen F\u00fcfsen ruhende klinische Bild, welches man von letzterer zu entwerfen gew\u00f6hnt war, bedarf nach den Versuchen Motts jedenfalls einer gr\u00fcndlichen Revision. Die Kreuzung der sensiblen Fasern unmittelbar nach ihrem Eintritt in das R\u00fcckenmark, wie sie die \u00fcbliche Lehre annimmt, findet weder in den derzeit bekannten anatomischen Thatsachen noch in den exakteren physiologischen Beobachtungen eine Best\u00e4tigung.\tZiehen (Jena).\nDr. Brazier. Du trouble des facult\u00e9s musicales dans l\u2019aphasie. Revue philosophique. Bd. 34, S. 337\u2014368 (1892, No. 10).\nBeobachtungen \u00fcber Verlust des musikalischen Ausdrucksverm\u00f6gens bei Aphasischen sind von grofser Wichtigkeit, da auf diesem Wege das Dunkel, welches noch \u00fcber der Psychologie des musikalischen Vorstellungsverm\u00f6gens herrscht, gelichtet werden k\u00f6nnte. Noch immer ist es zweifelhaft, ob die Centren f\u00fcr Wort und Musikvorstellungen identisch oder getrennt sind. Dar\u00fcber k\u00f6nnten nur pathologisch-anatomische Forschungen Auskunft geben. Vom physiologischen Standpunkte scheint Brazier die Theorie der drei Vorstellungsformen die plausibelste. Am h\u00e4ufigsten d\u00fcrften diejenigen Menschen sein, welche sich Musik durch Geh\u00f6rsvorstellungen vergegenw\u00e4rtigen; bei vollkommen ausgebildeten Musikern scheinen die motorischen und die Gesichtsvorstellungen eine gewisse Rolle zu spielen.","page":345}],"identifier":"lit15296","issued":"1893","language":"de","pages":"343-345","startpages":"343","title":"Fr. W. Mott: Results of hemisection of the spinal cord in monkeys. Philosophical Transactions of the R. Soc. of London, Vol. 183, 1892), B., S. 1\u201360","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:04:08.790347+00:00"}