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{"created":"2022-01-31T17:03:45.931366+00:00","id":"lit15305","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 350-351","fulltext":[{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nLi tteraturberich t.\ntungsgabe der Untersuchten. Auch ist kein allgemein g\u00fcltiges Gesetz \u00fcber die Sehsch\u00e4rfe der Netzhautperipherie bekannt.\nVerfasser bespricht sodann bisherige Untersuchungen \u00fcber indirektes Sehen von Aubert, F\u00f6rster; Hirschberg und Burchardts Gesetz \u00fcber die periphere Sehsch\u00e4rfe und die Methoden von Wertheim und Bjerrum.\nVerfasser operierte auf Grund mitgeteilter Beobachtungen aus der Natur mit kleinen dunklen Objekten auf hellem Grund. Es kam ihm darauf an, das Gesetz \u00fcber die Verteilung der \u201ePunktsehsch\u00e4rfe\u201c auf der Netzhaut zu finden. Zu Grunde liegt das Prinzip Guillerys, welcher Sehsch\u00e4rfe die F\u00e4higkeit, einen kleinen Punkt noch wahrzunehmen, bezeichnet. Diese Punktsehsch\u00e4rfe, die F\u00e4higkeit, einen kleinen Punkt wahrzunehmen, ist genau zu trennen von der F\u00e4higkeit, zwei oder mehr Objekte als getrennt zu beobachten, welche Distinktionsverm\u00f6gen oder Formsinn genannt wird. Nach Aubert wird der kleinste noch wahrnehmbare Punkt als \u201ephysiologischer Punkt\u201c bezeichnet. Die Gr\u00f6fse dieses Punktes wird durch schwarze Objekte auf grauem Grund (nach Aubert) und durch graue Objekte auf weifsem Grund gepr\u00fcft.\nEin dunkler Punkt auf hellem Grunde erfordert zu seiner Wahrnehmbarkeit einen desto gr\u00f6fseren Gesichtswinkel, auf je peripherere Teile der Netzhaut er f\u00e4llt. Je weiter man also auf der Netzhaut vom Centrum nach der Peripherie hin fortschreitet, eine um so gr\u00f6fsere Ausdehnung hat der physiologische Punkt.\nDie Grenzlinien f\u00fcr das Erkennen kleiner schwarzer Punkte bei peripherem Sehen haben die Form eines liegenden Ovals und sind den Aufsengrenzen des Gesichtsfeldes fast genau parallel. Diese \u201eGrenzlinien\u201c werden mit Hirschberg als Isopteren bezeichnet.\nDie Punktsehsch\u00e4rfe (kleine schwarze Punkte in der Peripherie der Netzhaut) wird bei zahlreichen pathologischen Zust\u00e4nden des Auges festgestellt.\tR. Greeff (Frankfurt a. M.).\nH. Bl\u00fcmner Die Farbeiibezeichnungen. bei den r\u00f6mischen Dichtern.\n(Berliner Studien f\u00fcr klassische Philologie und Arch\u00e4ologie. 13. Bd. 3. Heft.)\nBerlin 1892. Calvary & Co. 231 S.\nGladstone und Lazarus Geiger haben vor mehr als dreifsig Jahren, der erstere, indem er auf die Sprache Homers, der andere, indem er auf die Sprache der alten Inder und Juden sich st\u00fctzte, den Nachweis zu f\u00fchren versucht, dafs das menschliche Farbenunterscheidungsverm\u00f6gen noch innerhalb historischer Zeiten eine tiefgreifende Entwickelung durchgemacht habe. Auf den lebhaften Streit, der sich hieran ankn\u00fcpfte, n\u00e4her einzugehen, liegt jetzt keine Veranlassung mehr vor; die Frage ist dahin entschieden, dafs wohl der Reichtum der Farben be Zeichnungen, nicht aber der Farbenempfindungen fr\u00fcher \u00e4rmer gewesen sei, als heutzutage, ebenso wie der Ungebildete und der sogenannte Wilde auch f\u00fcr ihn v\u00f6llig bekannte Dinge einen geringeren Wortschatz hat, als der Gebildete.\nVor mehreren Jahren hatte ich mit einem Indianer aus dem \u00e4ufsersten Westen von Kanada folgendes Erlebnis, welches in der angedeuteten Beziehung sehr interessant war und daher hier erz\u00e4hlt sein mag. Ich","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n351\nhatte seine Sehsch\u00e4rfe gepr\u00fcft und liefs mir dann mit H\u00fclfe eines Dolmetschers die Bezeichnung f\u00fcr die verschiedenen an den von seinen Stammesgenossen angefertigten Holzschnitzereien vorkommenden Farben angeben. Alle Antworten erfolgten ganz glatt und sicher ; da bemerkte ich, dafs unter den vielen Pigmenten kein ges\u00e4ttigtes Blau vorkam. Ich zog einen so gef\u00e4rbten Karton aus der Tasche Und fragte nach der Bezeichnung dieser Farbe. Der Indianer stutzte, sah mich einen Augenblick ratlos an, als wenn er gar nicht verstehen k\u00f6nne, wie ich zu einer solchen Frage k\u00e4me. Als ich diese dann wiederholte, ging er schweigend in einen Nebenraum, wo sich eine Ausstellung der in seiner Heimat vorkommenden V\u00f6gel befand; nach wenigen Augenblicken kehrte er wieder zur\u00fcck mit einem Vogelbalge in der Hand und breitete dessen Fl\u00fcgelfedern \u00fcber meinen Karton aus: die Farbe war genau dieselbe. Ein Wort f\u00fcr die Farbe hatte er nicht, vermutlich, weil es kein so gef\u00e4rbtes Pigment oder keinen so gef\u00e4rbten im allt\u00e4glichen Leben seiner Stammesgenossen verwendeten Stoff gab ; wohl aber konnte er die Farbe sicher von allen anderen unterscheiden, denn er suchte unter vielen \u00e4hnlichen (wovon ich mich nachher \u00fcberzeugte) die gleiche heraus.\nWenn nun auch die Streitfrage \u00fcber die historische Entwickelung des Farbensinnes l\u00e4ngst entschieden ist, so bleibt die anregende Wirkung, welche sie auf die sprachliche Forschung aus\u00fcbte, doch noch immer bestehen. Als fleifsige Frucht einer solchen Untersuchung liegt ein Buch Bl\u00fcmners vor uns, welches die Farbenbezeichnungeil bei den r\u00f6mischen Dichtern eingehend behandelt. Das Einzelne darin hat zu ausschliefslich philologisches Interesse, als dafs wir es hier erw\u00e4hnen und besprechen k\u00f6nnten, doch mag darauf hingewiesen werden, dafs nach den gegebenen Belegstellen auch bei den r\u00f6mischen Dichtern noch die Bezeichnungen f\u00fcr Blau die schwankendsten gewesen sind und manchmal f\u00fcr solche N\u00fcancen angewendet werden, die wir kaum noch dem Blau zurechnen w\u00fcrden, ebenso wie dieses nach Gladstone bei Homer, nach Geiger bei den Indern der Fall ist.\tArthur K\u00f6nig.\nF. Holmgren. Studien \u00fcber die elementaren Farbenempfindungen. Erster Abschnitt. Skand. Arch. f. Physiol. Bd. 1. S. 152\u2014183 [mit 1 Figur] (1889). Zweiter Abschnitt. Ebenda. Bd. 3. S. 253\u2014294 [mit 1 Figur u. 1 Tafel] (1891).\nAuf dem internationalen medicinischen Kongrefs zu Kopenhagen im Jahre 1884 berichtete Holmgren \u00fcber Versuche, welche er zur Bestimmung der Grundfarben im Sinne der YouNG-HELMHOLTZschen Theorie in der Weise angestellt hatte, dafs er von spektral erleuchteten kleinen Punkten Bilder auf der Retina erzeugte, deren Durchmesser zweifellos kleiner als der Durchmesser eines Zapfens war. Rote, gr\u00fcne und violette Punkte erschienen immer in ihrer wirklichen Farbe, w\u00e4hrend gelbe Punkte entweder rot oder gr\u00fcn, und blaue Punkte entweder gr\u00fcn oder violett gesehen wurden. Zwei Jahre sp\u00e4ter (1886) liefs Holmgren dann durch den Referenten in der Berliner Physiologischen Gesellschaft davon Mitteilung machen, dafs ihm der Versuch auch mit weifsem Lichte","page":351}],"identifier":"lit15305","issued":"1893","language":"de","pages":"350-351","startpages":"350","title":"H. Bl\u00fcmner: Die Farbenbezeichnungen bei den r\u00f6mischen Dichtern. Berliner Studien f\u00fcr klassische Philologie u. Arch\u00e4ologie, 13. Bd, 3. Heft, Berlin 1892, Calvary & Co, 231 S.","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:45.931372+00:00"}