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{"created":"2022-01-31T16:26:32.115616+00:00","id":"lit15306","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"K\u00f6nig, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 351-352","fulltext":[{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n351\nhatte seine Sehsch\u00e4rfe gepr\u00fcft und liefs mir dann mit H\u00fclfe eines Dolmetschers die Bezeichnung f\u00fcr die verschiedenen an den von seinen Stammesgenossen angefertigten Holzschnitzereien vorkommenden Farben angeben. Alle Antworten erfolgten ganz glatt und sicher ; da bemerkte ich, dafs unter den vielen Pigmenten kein ges\u00e4ttigtes Blau vorkam. Ich zog einen so gef\u00e4rbten Karton aus der Tasche und fragte nach der Bezeichnung dieser Farbe. Der Indianer stutzte, sah mich einen Augenblick ratlos an, als wenn er gar nicht verstehen k\u00f6nne, wie ich zu einer solchen Frage k\u00e4me. Als ich diese dann wiederholte, ging er schweigend in einen Nebenraum, wo sich eine Ausstellung der in seiner Heimat vorkommenden V\u00f6gel befand; nach wenigen Augenblicken kehrte er wieder zur\u00fcck mit einem Vogelbalge in der Hand und breitete dessen Fl\u00fcgelfedern \u00fcber meinen Karton aus: die Farbe war genau dieselbe. Ein Wort f\u00fcr die Farbe hatte er nicht, vermutlich, weil es kein so gef\u00e4rbtes Pigment oder keinen so gef\u00e4rbten im allt\u00e4glichen Leben seiner Stammesgenossen verwendeten Stoff gab ; wohl aber konnte er die Farbe sicher von allen anderen unterscheiden, denn er suchte unter vielen \u00e4hnlichen (wovon ich mich nachher \u00fcberzeugte) die gleiche heraus.\nWenn nun auch die Streitfrage \u00fcber die historische Entwickelung des Farbensinnes l\u00e4ngst entschieden ist, so bleibt die anregende Wirkung, welche sie auf die sprachliche Forschung aus\u00fcbte, doch noch immer bestehen. Als fleifsige Frucht einer solchen Untersuchung liegt ein Buch Bl\u00f6mners vor uns, welches die Farbenbezeichnungen bei den r\u00f6mischen Dichtern eingehend behandelt. Das Einzelne darin hat zu ausschliefslich philologisches Interesse, als dafs wir es hier erw\u00e4hnen und besprechen k\u00f6nnten, doch mag darauf hingewiesen werden, dafs nach den gegebenen Belegstellen auch bei den r\u00f6mischen Dichtern noch die Bezeichnungen f\u00fcr Blau die schwankendsten gewesen sind und manchmal f\u00fcr solche N\u00fcancen angewendet werden, die wir kaum noch dem Blau zurechnen w\u00fcrden, ebenso wie dieses nach Gladstone bei Homer, nach Geiger bei den Indern der Fall ist.\tArthor K\u00f6nig.\nF. Holmgren. Studien \u00fcber die elementaren Farbenempfindungen. Erster Abschnitt. Skand. Arch. f. Physiol. Bd. 1. S. 152\u2014183 [mit 1 Figur] (1889). Zweiter Abschnitt. Ebenda. Bd. 3. S. 253\u2014294 [mit 1 Figur u. 1 Tafel] (1891).\nAuf dem internationalen medicinischen Kongrefs zu Kopenhagen im Jahre 1884 berichtete Holmgren \u00fcber Versuche, welche er zur Bestimmung der Grundfarben im Sinne der YouNG-HELMHOLTZschen Theorie in der Weise angestellt hatte, dafs er von spektral erleuchteten kleinen Punkten Bilder auf der Retina erzeugte, deren Durchmesser zweifellos kleiner als der Durchmesser eines Zapfens war. Rote, gr\u00fcne und violette Punkte erschienen immer in ihrer wirklichen Farbe, w\u00e4hrend gelbe Punkte entweder rot oder gr\u00fcn, und blaue Punkte entweder gr\u00fcn oder violett gesehen wurden. Zwei Jahre sp\u00e4ter (1886) liefs Holmgren dann durch den Referenten in der Berliner Physiologischen Gesellschaft davon Mitteilung machen, dafs ihm der Versuch auch mit weifsem Lichte","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nLitteratur bericht.\ngegl\u00fcckt sei, indem feine Punkte, welche weifses Licht aussendeten, ihm entweder rot oder gr\u00fcn oder violett erschienen. Da in diesen Thatsachen, wenn keinerlei Beobachtungsfehler vorliegen, ein experimenteller Beweis f\u00fcr die Dichtigkeit der Young -HelmholtzscIien Farbentheorie gesehen werden mufs, so kann es uns nicht wundern, dafs die Versuche von beiden der in der Theorie des Farbensehens leider noch immer unvermittelt einander gegen\u00fcberstehenden Parteien sorgf\u00e4ltig gepr\u00fcft wurden; auf beiden Seiten war das Ergebnis ein negatives. Weder E. Hering noch der von dem Beferenten zu dieser Nachpr\u00fcfung veranlafste D. Isaaohsen konnten den Farbenwechsel beobachten. E. Hering gab aufserdem eine genaue Diskussion der Fehlerquellen, welche wohl bei Holmgrens Untersuchungen das Ergebnis gef\u00e4lscht haben k\u00f6nnten. Nachdem nun Holmgren von der schweren Augenkrankheit, die er sich bei jenen Beobachtungen zugezogen hatte, erfreulicherweise wiederhergestellt ist, unterzieht er sich der dankenswerten Arbeit, seinen fr\u00fcheren kurzen vorl\u00e4ufigen Mitteilungen die ausf\u00fchrliche Darstellung folgen zu lassen. Es wird der historische Entwickelungsgang, den diese Untersuchung genommen, eingehend geschildert und zugleich eine genaue Beschreibung der benutzten Apparate gegeben. Die Fehlerquellen, welche Hering erw\u00e4hnt, sind thats\u00e4chlich vermieden worden, und somit bleibt die Ursache unbekannt, weshalb Hering sowohl wie Isaaohsen (an dessen Beobachtungen sich der Beferent beteiligte) die Erscheinungen nicht gesehen haben. Hoffentlich wird die Untersuchung nochmals, jetzt unter sorgf\u00e4ltiger B\u00fccksicht auf die von Holmgren dabei gemachten Erfahrungen, von anderen Beobachtern wieder aufgenommen.\nEine dritte Mitteilung \u00fcber denselben Gegenstand, die u. a. auch theoretische Betrachtungen bringen soll, ist von Holmgren versprochen. Wir werden \u00fcber dieselbe sp\u00e4ter berichten.\tArthur K\u00f6nig.\nB. Hilbert. Die Chloropie. Centralbl. f. prakt. Awgenheilk. Jahrg. 17.\nS. 50-52. 1893.\nDer Verfasser giebt einen kurzen \u00dcberblick \u00fcber die wenigen bisher in der Litteratur beschriebenen F\u00e4lle von Chloropie und macht n\u00e4here Mitteilungen \u00fcber einen von ihm selbst beobachteten Fall, wo einer neurasthenischen und \u00fcberaus leicht erregbaren Frau alles, was sie betrachtete, in einem grasgr\u00fcnen Nebel erschien. Die Empfindung der Farben war weder aufgehoben noch auch durch die Chloropie ver\u00e4ndert.\nArthur K\u00f6nig.\nH. Ohlemann. Beitrag zur S\u00e7hulmyopie. Knapp und Schweiggers\nArchiv f. Augenheilkunde. Bd. XXVI. S. 168\u2014181. (1893.)\nOhlemann untersuchte die Augen der Sch\u00fcler des Gymnasiums zu Minden. Es lagen den Untersuchungen die Anweisungen f\u00fcr die Augenpr\u00fcfungen des kgl. preufs. Kultusministeriums zu Grunde. Auf Z\u00e4hlbl\u00e4ttchen ist der Name des Sch\u00fclers, die Klasse, Sch\u00fclerzahl derselben, die Frage nach der Erblichkeit, das Lebens- und das Schulalter enthalten. Es werden die Besultate der Sehpr\u00fcfung f\u00fcr die N\u00e4he und die Ferne, event, mit korrigierenden Konkav- oder Konvexgl\u00e4sern eingetragen.","page":352}],"identifier":"lit15306","issued":"1893","language":"de","pages":"351-352","startpages":"351","title":"F. Holmgren: Studien \u00fcber die elementaren Farbenempfindungen, Erster Abschnitt","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:26:32.115621+00:00"}