Open Access
{"created":"2022-01-31T17:03:38.114773+00:00","id":"lit15320","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pilzecker, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 359-360","fulltext":[{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n359\nH. Charlton Bastian. On the neural processes underlying attention and volition. Brain, XV, No. 57 (1892) S. 1\u201434. (Auch Revue philosophique, Bd. 33, 'S. 353\u2014384.)\nIn einer Bede vor der neurologischen Gesellschaft zu London behandelt Verfasser die beiden in enger Beziehung zu einander stehenden Probleme der Aufmerksamkeit und des 'Willens. Nachdem er die diesbez\u00fcglichen Ansichten der englischen Philosophen bis 1840 er\u00f6rtert, den modernen Standpunkt an den Theorien Wundts und Ribots k\u00fcrz skizziert, \u25a0wendet er sich zuerst der Aufmerksamkeit als der fr\u00fcheren Th\u00e4tigkeit, aus deren Entwickelung erst die Willehshandlung herv\u00f4rg\u00eahe, zu.\nAuf die Frage nach der Ausf\u00fchrung eines Aktes Unwillk\u00fcrlicher Aufmerksamkeit weifs Verfasser keine neue Antwort zu geben. Was die Beziehungen der Aufmerksamkeit zur motorischen Th\u00e4tigkeit anlangt, so erkennt er die untrennbare Verbindung beider an, erkl\u00e4rt es aber f\u00fcr nicht exakt, in der Aufmerksamkeit einen wesentlich motorischen Prozefs ZU sehen. Im wachen Leben best\u00fcnde eine fortw\u00e4hrende Woge molekularer Bewegung, die von aufsen her erzeugt zu Ganglienzellen fortfli\u00e9fse, von dort nach einer anderen Gruppe solcher gelange und weiter auf Nervenwegen entweder diffus oder auf bestimmten Bahnen nach aufsen zu den Muskeln str\u00f6me, wo sie den Tonus unterhielte, das notwendige Gleichgewicht zwischen den Gruppen antagonistischer Muskeln bewirke. Da im Schlaf dieses \u201eAusstrahlen der \u00e4ufseren Eindr\u00fccke durch das Nervensystem\u201c vermindert sei, so sei auch jene diffuse Welle geschw\u00e4cht, wodurch Kopfwackeln, Erschlaffung der Glieder ei\u00fctr\u00e4ten, Neben dieser allgemeinen gebe es aber noch eine speziellere Muskelth\u00e4tigkeit bei der Aufmerksamkeit, indem gewisse mit besonderen sensoriellen Reizen assoziierte Bewegungen als die Regulatoren der sensoriellen Th\u00e4tigkeit anfzufassen seien. Die Frage nach der Lokalisation der Aufmerksamkeit giebt Verfasser Gelegenheit, auf das WuNDTsehe Apperzeptionsschema einzugehen, das ihm keine Sympathien erweckt. Er lokalisiert die Aufmerksamkeit in keiner bestimmten Region des Gehirns, glaubt vielmehr, dafs ihre Apparate \u00fcber die ganze Oberfl\u00e4che der Grofshirnrinde zerstreut seien.\nDie Th\u00e4tigkeit des Willens ist, je nachdem sie auf den Ablauf unserer Gedanken oder die Hervorbringung k\u00f6rperlicher Bewegungen sich richtet, in eine innere und eine \u00e4ufsere geteilt worden. So Bain, Ribot, James, Wundt. Des Letzteren Apperzeption zur Erkl\u00e4rung der inneren Willensth\u00e4tigkeit verwirft Verfasser, meint vielmehr im Anschlufs an Bain, jedes absichtliche Festhalten einer Gedankenreihe, Bowie jede Substitution einer solchen an Stelle einer anderen komme nur mit H\u00fclfe von Erregungen der Muskeln der Sprache resp. der Sinnesorgane zu Stande, welche in Gefolgschaft eines der Glieder unserer Gedankenverbindungen auftr\u00e4ten. Bez\u00fcglich der \u00e4ufseren Willenshandlung schliefst sich Verfasser im wesentlichen der von James Mill \u00fcber die Willensbewegung vertretenen Anschauungen an, wonach dabei eine in sensoris\u00f6hen Gentren stattfindende Reproduktion der bei Gelegenheit fr\u00fcherer \u00e4hnlicher Bewegungen entstandenen visuellen, auditiven und kin\u00e4sthetischen Eindr\u00fccke in den niederen motorischen Gentren infolge physiologischer","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"S 60\nLitteraturbericht.\nAssoziation: diejenigen Vorg\u00e4nge einleitet, welche zur Ausf\u00fchrung der gew\u00fcnschten Bewegung f\u00fchren. Von jenen Bestandteilen der Bewegungs-Vorstellung ist nach Charlton Bastian der auditive oder visuelle Bestandteil immer der zuerst eingeleitete, erst von ihm aus gelangt die Erregung auf Assoziationsbahnen nach den kinasthetischen zugeh\u00f6rigen Centren und von da nach den eigentlichen motorischen Centren. Verfasser hebt die Wichtigkeit jener sensoriellen Th\u00e4tigkeit f\u00fcr die Ausf\u00fchrung von Willensbewegungen besonders hervor und weist sie an einem Falle von Aphasie, verbunden mit Agraphie, nach. Zum Schlufs wendet er sich gegen die Auffassung der kin\u00e4sthetischen als motorischer Centren. Die Existenz kortikaler motorischer Centren f\u00fcr die Ausf\u00fchrung von Willensbewegungen anzunehmen, sei unn\u00f6tig, vielmehr seien motorische Centren nur aufserhalb der psychischen Sph\u00e4re im verl\u00e4ngerten Mark, sowie im R\u00fcckenmark zu suchen.\tA. Pilzecker (G\u00f6ttingen).\nE. Rosenbaum. Warum m\u00fcssen wir schlafen? Eine neue Theorie des Schlafs. Inaug.-Dissert. Berlin 1892. 62 S.\nIm Anschlufs an RANKESche Versuche kommt Verfasser zu der Ansicht, dafs in dem w\u00e4hrend des Wachens fortw\u00e4hrend th\u00e4tigen Nervensystem durch chemische Umsetzungen Wasser gebildet wird. Dieses Wasser wird nur durch die Lunge ausgeschieden und zwar weniger rasch als es sich in der Nervensubstanz ansammelt. Wenn der Wasser\u00fcberflufs; die Quellung der Nervenzellen, einen gewissen Grad erreicht hat, tritt der Schlaf ein. Warum das dann geschieht, also den Kernpunkt der ganzen neuen Theorie, \u00fcberl\u00e4fst Verfasser dem Leser zwischen den Zeilen herauszufinden. Er stellt sich offenbar vor, dais das zu reichlich vorhandene Wasser einfach mechanisch die Zufuhr frischer Substanz an Stelle der verbrauchten hindert und damit allerdings dies Weiter-Funk-tionieren auf hebt, dessen Sistieren als Schlaf bezeichnet wird. Verschwindet das Wasser w\u00e4hrend der Ruhe durch Exspiration, so treten die inzwischen im Organismus aufgespeicherten assimilierten Nahrungsstoffe an seine Stelle, und die Nervenzellen werden wieder leistungsf\u00e4hig, das Erwachen bereitet sich vor. \u2014 Gewichtige St\u00fctzen seiner Theorie bringt Verfasser nicht bei; ein um so luftigeres Geb\u00e4ude von Nebenhypothesen erbaut er auf seinem Grundgedanken und kr\u00f6nt dasselbe mit der These, dafs die Intelligenz dem prozentualischen Wassergehalt des Gehirns umgekehrt proportional und nach diesem zu messen sei, wenigstens beim Kinde. Im ganzen ist die Dissertation , schon wegen der fleifsigen historischen \u00dcbersicht \u00fcber die \u00e4ltesten und \u00e4lteren Schlaftheorien, f\u00fcr Interessenten immerhin lesenwert.\tSchaefer.\nH. Cornelius. Verschmelzung und Analyse\u00bb Vierteljahrsschr. f. wies. Philos. Bd. 16. S. 404\u2014446 u. Bd. 17. S. 30\u201475. (1892 u. 1893.)\nDer Begriff der Verschmelzung ist seit Stumpfs bekannter Verwertung desselben in der \u201eTonpsychologie\u201c (II. 1890) mehrfach Gegenstand psychologischer Diskussionen geworden. In der That hat er erst","page":360}],"identifier":"lit15320","issued":"1893","language":"de","pages":"359-360","startpages":"359","title":"H. Charlton Bastian: On the neural processes underlying attention and volition. Brain, XV, No. 57, 1892, S. 1\u201334","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:38.114779+00:00"}