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{"created":"2022-01-31T17:00:35.088253+00:00","id":"lit15326","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, L. William","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 368-372","fulltext":[{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\nLitteraturbericM.\ndoppelten Gesichtspunkte begr\u00fcndet er seine Thesen in zwei Kapiteln, deren erstes das St\u00f6rende der Immoralit\u00e4t vonseiten der \u00e4sthetischen Lust behandelt, w\u00e4hrend das zweite denselben Punkt von den objektiven Elementen des Sch\u00f6nen aus zu erh\u00e4rten sucht.\nIn der ersten Beweisf\u00fchrung steht der Begriff der Harmonie der menschlichen Organisation im Mittelpunkte. Das unsittliche Kunstwerk kann die Gef\u00fchlswirkung des Sch\u00f6nen nur unvollkommen erreichen, weil diese Harmonie im Nachempfinden beeintr\u00e4chtigt wird. Im zweiten Kapitel kommt dieselbe centrale Bedeutung dem Begriffe der Propor-tioniertheit zu. Das objektiv Sch\u00f6ne ist sinnliche Darstellung des Ideals, zugleich aber eine Beproduktion der Wirklichkeit, der der K\u00fcnstler den Stempel seiner Pers\u00f6nlichkeit aufpr\u00e4gt. Unter den Elementen des Sch\u00f6nen kommt aber eine besondere Bedeutung der Proportioniert-heit zu; Unproportioniertheit ist ein Element der H\u00e4fslichkeit. Nat\u00fcrlich ist nun das Unmoralische ein Unproportioniertes, und wir sind \\yieder bei einem Quod erat demonstrandum angelangt.\nA. D\u00f6ring.\nBenjamin Jves Gilman. Report on an Experimental Test of Musical\nExpressiveness. Americ. Journ. of Psychol. IV. 4 u. V. 1 (50 S.). (1892).\nG. schildert uns hier ein in mancher Hinsicht interessantes musikpsychologisches Experiment. Zu dem Zwecke, die Ausdrucksf\u00e4higkeit der Musik zu untersuchen, veranstaltete er ein Konzert. Die H\u00f6rer, denen das Programm unbekannt blieb, bestanden aus 16 Herren und 12 Damen, unter ihnen kein Musiker von Fach, dagegen einige direkt unmusikalische Individuen. Vor Beginn jedes St\u00fcckes wurden Fragen gestellt, betreffend die Vorstellungen bezw. Stimmungen,, die das St\u00fcck in dem H\u00f6rer erweckte; letzterer hatte dann nach Beendigung des St\u00fcckes eine Antwort sogleich in ein Notizbuch einzutragen, nat\u00fcrlich unter Vermeidung eines jeden vorherigen Gedankenaustausches. Die angewandten Instrumente waren Klavier und Violine; Gesangspartien Wurden wegen der st\u00f6renden Associationen, die sich leicht an den Text anschliefsen konnten, nicht von der menschlichen Stimme, sondern von der Geige wiedergegeben. Die meisten St\u00fccke wurden mehrmals gespielt ; das Konzert w\u00e4hrte ungef\u00e4hr 4 Stunden. G. teilt uns zuerst 11 der vorgelegten Fragen nebst s\u00e4mtlichen darauf ergangenen Antworten mit und kn\u00fcpft im zweiten Teil an jede Antwortserie Auseinandersetzungen und Folgerungen, indem er die wahre Bedeutung, den eigentlichen Inhalt eines Musikwerkes darnach bemifst, wie weit sich \u00dcbereinstimmungen in den Urteilen der Majorit\u00e4t der H\u00f6rer finden.\nSoviel \u00fcber den Thatbestand. Bevor wir zur Besprechung der Resultate \u00fcbergehen, noch einige Worte \u00fcber den wissenschaftlichen Wert des Experimentes. Dasselbe ist unleugbar nichts weniger als einwurfsfrei. Vor allem durfte der Versuch nicht an einem so zusammengesetzten, die verschiedenartigsten Bestandteile in sich enthaltenden Gebilde, wie ein ganzes Musikst\u00fcck es ist, gemacht werden. Dasselbe erzeugt stets eine ungeregelte Reihe sich widerstreitender Eindr\u00fccke, von denen nur einige wenige in dem Urteil des H\u00f6rers Aufnahme finden","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n369\nk\u00f6nnen. Aber welchem Elemente verdankt dann dieses Urteil seinen Ursprung? Der Melodie oder der Begleitung, der Tonart oder der Harmonisation? Eine derartige Analyse ist nur dann m\u00f6glich, wenn man jene Einzelfaktoren auch wirklich gesondert der Pr\u00fcfung unterwirft. Einen sch\u00fcchternen Anlauf dazu finden wir in Frage VII; sonst wird der H\u00f6rer fast g\u00e4nzlich der komplexen Einwirkung eines Gesamtst\u00fcckes \u00fcberlassen. \u2014 Die L\u00e4nge des Konzertes f\u00fchrte zu schliefslicher Erm\u00fcdung; die allzu schnelle Aufeinanderfolge der Nummern hemmte die frische Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr jede einzelne. \u2014 Ferner ist der mehrmalige Ersatz gewisser Instrumente durch andere bedenklich. Denn da die Klangfarbe einen entschiedenen Beitrag zur Eigent\u00fcmlichkeit des Gesamteindrucks liefert, so verringert sich in diesen F\u00e4llen die Wahrscheinlichkeit, dafs das Resultat der ad\u00e4quate Ausdruck f\u00fcr die eigentliche Bedeutung des St\u00fcckes sei. \u2014 Ein Mangel, den G. selbst zugiebt, besteht darin, dafs Fragen gestellt wurden, weil durch dieselben schon die Unbefangenheit der H\u00f6rer beeintr\u00e4chtigt wurde und sich leicht Associationen und Suggestionen einschlichen ; auch ist die Fragestellung selbst nicht immer ganz gl\u00fccklich, wie z B. in X und XI. \u2014 Endlich ist die Entscheidung durch Majorit\u00e4t doch etwas gar zu mechanisch bei so verschiedenartig konstituierten und vorbereiteten Zuh\u00f6rern.\nAber trotz aller dieser M\u00e4ngel ist der Wert des Versuchs nicht zu gering zu bemessen. Jenes Urteil, das sich im gew\u00f6hnlichen Leben bildet \u00fcber die F\u00e4higkeit einer Tondichtung, Ereignisse zu schildern, Gedanken und Stimmungen auszudr\u00fccken, entspringt in Wirklichkeit nicht lediglich dem Eindruck der Musik. Wir kennen den Titel des St\u00fcckes, die Bestimmung, f\u00fcr welche es, und oft die Stimmung, aus welcher heraus es geschrieben ist; wir kennen die dramatische Situation, die es begleitet, die Worte (bei Gesangswerken), die dazu geh\u00f6ren, das Urteil anderer \u00fcber das St\u00fcck, ja wir bekommen oft eine lange Erl\u00e4uterung dazu in die Hand gedr\u00fcckt. Wie leicht schreiben wir da der Musik eine Leistung zu, die das ausschliefsliche oder doch haupts\u00e4chliche Werk jener Nebenumst\u00e4nde ist! Es fehlte nicht nur bei den Laien, sondern auch bei den meisten Musiktheoretikern viel zu sehr an psychologischer Schulung, als dafs sie h\u00e4tten \u00fcbersehen k\u00f6nnen, wie viel oder wie wenig jene Thatsachen zur Interpretation eines Musikst\u00fccks beitragen k\u00f6nnten. In der Vermeidung jener verwirrenden Nebenumst\u00e4nde nun liegt die Bedeutung des G.schen Versuchs; die H\u00f6rer konnten sich (abgesehen von den \u201eFragen\u201c) der reinen Musik mit voller Unbefangenheit hingeben. Daher sind die erhaltenen Resultate so wertvoll und zum Teil, wenn auch nicht so sehr f\u00fcr Psychologen, so doch f\u00fcr Musiker, \u00fcberraschend; \u2014 fast immer, wenn G. seine Fragen an fr\u00fcher gef\u00e4llte Urteile von Musiktheoretikern (Gurney, Rubinstein, Engel) ankn\u00fcpft, kommt er zu abweichenden Ergebnissen.\nEs stellt sich nun vor allem heraus, dafs die Ausdrucksf\u00e4higkeit der Musik weit geringer ist, als man gemeiniglich annimmt. Die \u00dcbereinstimmungen in den Urteilen einer gr\u00f6fseren Anzahl von H\u00f6rern sind nur h\u00f6chst d\u00fcrftig und beschr\u00e4nken sich auf ganz allgemeine Punkte, meist nur auf Stimmungen, w\u00e4hrend die im Anschlufs an die Musik sich\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie V.\t24","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nLitteraturbericht.\neinstellenden PhantasiegeMlde mannigfach variieren. Aber noch mehr. Jene \u00dcbereinstimmungen sind nicht einmal alle auf Rechnung des \u201egeistigen Inhalts\u201c der Musik zu setzen. Viele von ihnen sind nichts als ein Ausdruck f\u00fcr die rein \u00e4ufserliche Struktur des St\u00fcckes oder f\u00fcr die hlofse Schallempfindung als solche. So leitet G. das Mehrheitsurteil \u00fcber Beethovens F-moll-Pr\u00e4ludium: \u201eWiederkehrende Th\u00e4tigkeit ohne Fortschritt\u201c daraus ah, dafs das gleiche Thema mehrmals sich wiederholt, und dafs der Schlufs von derselben Figur gebildet wird,, mit der das Werk anhebt. \u00c4hnlich entsteht nach G. \u201eunbefriedigtes Streben nach Erf\u00fcllung\u201c (Frage II) einfach dadurch, dafs das Musikst\u00fcck nicht in dem Grundton ahschliefst, den man schon im Geiste anticipiert, sondern in einem andern unerwarteten Ton. (Also auch alle geradezu malende Musik w\u00fcrde hierhergeh\u00f6ren.) Wie wenig nach Ausscheidung dieser Elemente noch \u00fcbrig bleibt als die eigentliche Bedeutung, als der in der Musik zum Ausdruck kommende Inhalt, zeigt folgende Tabelle :\nName des St\u00fccks\tMe hr heit s urteile\t\n\tPhantasiegebilde\tGem\u00fctsbewegung\nI. F-moll-Pr\u00e4lud. f. Pianof.\t\u25a0*\t\nv. Beethoven.\t0\t0\nII. \u201e0 mio Fernando\u201c, Arie\t\t\naus Donizettis La Favorita, 8 Takte.\t0\tJammern.\n\u201eDurch die W\u00e4lder . .\u201c, Arie aus Webers Freisch\u00fctz, 5 Takte.\tKraft und Frohsinn.\t\nIII. BEETH.,Klavierson.op.28.\t\t\nAllegro bis Takt 13fi.\tErgebung.\tGl\u00fcck.\nIV. Chopin, Ballade II op. 38\t0\tFriede, von Furcht\nV. BEETH.,Klavierson.op.l09. Andante (ohne Var.).\t\tgefolgt. Religi\u00f6ses Gef\u00fchl.\nVI. \u201eUngl\u00fcckselige kleine\t\t\nNadel\u201c, Cavatine B\u00e4rb-\tSchw\u00e4che und\tBek\u00fcmmernis und\nchens aus Mozarts Figaro\tEinfachheit.\tWunsch.\nVII. \u201eEr ward verschm\u00e4het..\u201c,\t?\tTraurigkeit.\nArie aus Handels Messias VIII. Bach, Pr\u00e4lud. Es-moll (Wohltemp. Klavier).\t0\tErnste Bewegung.\nIX. \u201eHorch auf den Klang\t\tGegensatz von\nder Zither.\u201c Serenade aus Mozarts Don Juan.\t?\tth \u00e4tiger und leidender Gem\u00fctsart.\nX. \u201eDer rote Sarafan.\u201c Russ. Volkslied.\t?\tP\nXL \u201eWennDirdieKarten..\u201c, Gesang aus Bizets Car-\tAls Gesang: Die \u00e4ufserste, aber ruhige\t\nmen.\tKlage eines Weihes.\t","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"Litterdturberich\u00ef.\n371\nSo gering aber die eigentliche Ausdrucksf\u00e4higkeit der Musik ist, so grofs ist ihre Suggestionsf\u00e4higkeit, d. h. so wenig Gedanken und Gef\u00fchle sich notwendig mit einem bestimmten Musikst\u00fcck verbinden, so viel verm\u00f6gen sich daran anzuschliefsen, und zwar in einer Mannigfaltigkeit und mit einer Leichtigkeit, die, wie G.s Versuch zeigt, geradezu staunenswert ist. Es ist verdienstlich, dafs der Autor jene beiden Wirkungssph\u00e4ren der Musik streng scheidet, aber er scheint der letzteren zu geringe Bedeutung beizumessen. Nicht dafs ein Tonwerk die Phantasie in eine Bahn lenkt, sondern dafs es sie befl\u00fcgelt, nicht dafs man sich etwas bestimmtes dabei denken mufs, sondern dafs man so unendlich vieles dabei denken kann, das verleiht ihm seinen Wert. Mit wie grofsem Unrecht freilich oft solche der Musik nur zuf\u00e4llig assoeiierten Bestandteile zu ihrem wesentlichen Inhalt gez\u00e4hlt werden, geht u. a. recht deutlich aus Frage IV hervor. Rubinstein hatte von jener Ballade behauptet, dafs sie mit Notwendigkeit eine kleine Geschichte von einer Blume zum Gegenstand habe, die dem schmeichelnden Winde Widerstand leiste und schliefslich von ihm geknickt werde. Daraufhin stellt G. die Frage, welche dramatische Situation das St\u00fcck wohl verk\u00f6rpere, und man'sehe nun die Antworten: kein einziger H\u00f6rer vermag mit demselben auch nur eine \u00e4hnliche Erz\u00e4hlung zu verbinden. Die abweichendsten und seltsamsten Phantasiegebilde kommen da zum Vorschein: der eine erz\u00e4hlt von Puppen, ein anderer von einem hinkenden Mann; ein Wiegenlied glaubt dieser, das Gebrause der See jener zu vernehmen: Rubinstein ist gl\u00e4nzend widerlegt. \u2014; Nach einer anderen Seite interessant ist eine Antwort auf die Frage VI. Jene Cavatine wird in der Oper von B\u00e4rbchen bei der Gelegenheit gesungen, da sie \u00e4ngstlich eine verlorene Nadel sucht. Entgegen dem Mehrheitsurteil bemerkt nun ein H\u00f6rer, das St\u00fcck erwecke in ihm die Vorstellung von jemandem, der, geteilt zwischen Hoffnung und Angst, etwas Verlorenes suche. Der Betreffende hat m\u00f6glicherweise jene Oper 12 Jahre vorher einmal gesehen, doch gab eisern Urteil ab, ohne dafs eine Erinnerung daran in ihm auftauchte. Ob nun hier ein unbewufstes Wiedererkennen nach so langer Zeit, ob Zufall oder ob eine gewisse Kongenialit\u00e4t des H\u00f6rers mit Mozart anzunehmen sei, l\u00e4fst G. unentschieden, doch neigt er sich der letzteren Annahme zu. \u2014 Die VII. Nummer ist die einzige, wo der Zuh\u00f6rer den empfangenen Eindruck nicht nur schildern, sondern sich auch Rechenschaft dar\u00fcber geben soll, was an der Musik denselben hervorrufe. Die ersten 8 Takte der H\u00c4NDELSchen Arie dr\u00fccken anerkanntermafsen Traurigkeit aus : \u201eWelche von den (zu diesem Zweck numerierten) Phrasen der Melodie thun dies besonders und warum ?\u201c Es stellt sich heraus, dafs namentlich eine zweimal vorkommende Phrase von drei abw\u00e4rts gehenden Terzen und das pl\u00f6tzliche Eintreten eines ges statt g (d. h. Moll statt Dur) dem St\u00fcck den traurigen Charakter verleihen. Von Interesse sind die Erkl\u00e4rungen, warum jene Terzeng\u00e4nge traurig erscheinen. Einige werden dadurch erinnert an Seufzer, welche die Rede, die durch den Gang der Melodie ausgedr\u00fcckt wird, unterbrechen ; ein anderer findet in der ganzen Melodie die Schilderung eines Menschenlebens, in jenen G\u00e4ngen die unheilbringenden Schicksalsf\u00fcgungen, w\u00e4hrend der Musik\u00e4sthetiker\n24*","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nLitteraturbericht.\nGurnet durch die Terzenfolgen den Eindruck k\u00f6rperlicher Mattigkeit und Schlaffheit empfing. \u2014 In Bezug auf die Einzelheiten der \u00fcbrigen Fragen mufs ich auf den Artikel seihst verweisen.\tW. Stern.\nGeorg Turic. Der Entschlufs im Willensprocesse. Ztschr. f. exakte Phil. Bd. 19. S. 172-209 u. S. 237-281. (1892.)\nNachdem der Verfasser, von dem wir zur Entschuldigung seines unerquicklichen Stiles glauben wollen, dafs das Deutsche seine Muttersprache nicht ist, als echter Herbart-Scholastiker sich zuerst mit den H\u00e4uptern der Schule \u00fcber die Grundbegriffe auseinandergesetzt und f\u00fcr das Wollen drei Entwickelungsstufen: Besinnen, Erw\u00e4gen, Beschliefs\u00ebn, statuiert hat, legt er sich zun\u00e4chst die Frage vor: Woher stammt in der Wollung die th\u00e4tige Kraft, die im Entschlufsprocesse die Handlung als m\u00f6glich und notwendig erscheinen l\u00e4fst?\nMit Herbart geht er davon aus, dafs jede urspr\u00fcnglich unbewufste, durch materielle Reize hervorgerufene Bewegung von der Seele durch die Muskelempfindung begleitet und wahrgenommen werde. Die Betrachtung dieser Muskelempfindung und des Verh\u00e4ltnisses zwischen Leib und Seele f\u00fchrt ihn zu M\u00fcnsterbergs Willenstheorie, die er, so gut es eben geht, der HERBARTSchen Philosophie anzupassen sich bem\u00fcht. Durch das Nervenorgan sieht er es erm\u00f6glicht, dafs die sensorische Erregung hin\u00fcberwirkt auf die motorische Bahn. Dieser unbewufste Bewegungsimpuls kommt also zu st\u00e4nde lediglich durch die Materie. Sie reicht allerdings nicht mehr hin, meint der Verfasser, pl\u00f6tzlich den M\u00fcNSTERBERGSchen Standpunkt verlassend, diese Erregungen zu einheitlicher Wirkung zu bringen. Das ist Aufgabe der Seele. Was von diesen \u00e4ufseren Bewegungen gilt, das gilt auch von den inneren, besonders bei der Vorstellungsreproduktion.\nEs sind somit die Vorstellungen, welche von einer Empfindung reproduciert werden, sowie diese selbst, welche ihrerseits durch einen \u00e4ufseren Reiz bedingt ist, nur die bewufsten psychischen Zeichen eines unbewufsten materiellen Bewegungsimpulses, welcher die zweckm\u00e4fsige Bewegung erzeugen soll. Diese Vorstellungen repr\u00e4sentieren das ver-standesm\u00e4fsige Element, die Empfindung der ablaufenden Erregung das th\u00e4tige Element im Entschlufsprocesse.\nZur Beantwortung der zweiten Frage : Hat das Handeln selbst einen bestimmbaren Einflufs in dem Entschliefsungsprocesse? sucht er nach dem Charakteristikum des Handelns, sowohl des \u00e4ufseren wie des inner4 liehen, und findet es in der Bewegung. Die Vorstellung dieser Bewegung bezw. die Muskelempfindung und die sogenannte Gesamtvorstellung (vgl. Volkmann, Lehrb. d. Psych. \u00a761\u201462) ist dasjenige Element der Handlung, welches die Ausf\u00fchrbarkeit derselben erkennen und ihre Zweck-m\u00e4fsigkeit beurteilen l\u00e4fst, sowie der materiellen bewufstlosen Erregung die Richtung weist. Die Betontheit der Muskelempfindung giebt das die Th\u00e4tigkeit hemmende Element, das an die Gesamtvorstellung gekn\u00fcpfte","page":372}],"identifier":"lit15326","issued":"1893","language":"de","pages":"368-372","startpages":"368","title":"Benjamin Ives Gilman: Report on an Experimental Test of Musical Expressiveness. Americ. Journ. of Psychol. IV, 4 u. V. 1, 50 S., 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:35.088259+00:00"}