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{"created":"2022-01-31T17:00:18.040826+00:00","id":"lit15327","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Offner","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 372-373","fulltext":[{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nLitteraturbericht.\nGurnet durch die Terzenfolgen den Eindruck k\u00f6rperlicher Mattigkeit und Schlaffheit empfing. \u2014 In Bezug auf die Einzelheiten der \u00fcbrigen Fragen mufs ich auf den Artikel seihst verweisen.\tW. Stern.\nGeorg Turic. Der Entschlufs im Willensprocesse. Ztschr. f. exakte Phil. Bd. 19. S. 172-209 u. S. 237-281. (1892.)\nNachdem der Verfasser, von dem wir zur Entschuldigung seines unerquicklichen Stiles glauben wollen, dafs das Deutsche seine Muttersprache nicht ist, als echter Herbart-Scholastiker sich zuerst mit den H\u00e4uptern der Schule \u00fcber die Grundbegriffe auseinandergesetzt und f\u00fcr das Wollen drei Entwickelungsstufen: Besinnen, Erw\u00e4gen, Beschliefs\u00ebn, statuiert hat, legt er sich zun\u00e4chst die Frage vor: Woher stammt in der Wollung die th\u00e4tige Kraft, die im Entschlufsprocesse die Handlung als m\u00f6glich und notwendig erscheinen l\u00e4fst?\nMit Herbart geht er davon aus, dafs jede urspr\u00fcnglich unbewufste, durch materielle Reize hervorgerufene Bewegung von der Seele durch die Muskelempfindung begleitet und wahrgenommen werde. Die Betrachtung dieser Muskelempfindung und des Verh\u00e4ltnisses zwischen Leib und Seele f\u00fchrt ihn zu M\u00fcnsterbergs Willenstheorie, die er, so gut es eben geht, der HERBARTSchen Philosophie anzupassen sich bem\u00fcht. Durch das Nervenorgan sieht er es erm\u00f6glicht, dafs die sensorische Erregung hin\u00fcberwirkt auf die motorische Bahn. Dieser unbewufste Bewegungsimpuls kommt also zu st\u00e4nde lediglich durch die Materie. Sie reicht allerdings nicht mehr hin, meint der Verfasser, pl\u00f6tzlich den M\u00fcNSTERBERGSchen Standpunkt verlassend, diese Erregungen zu einheitlicher Wirkung zu bringen. Das ist Aufgabe der Seele. Was von diesen \u00e4ufseren Bewegungen gilt, das gilt auch von den inneren, besonders bei der Vorstellungsreproduktion.\nEs sind somit die Vorstellungen, welche von einer Empfindung reproduciert werden, sowie diese selbst, welche ihrerseits durch einen \u00e4ufseren Reiz bedingt ist, nur die bewufsten psychischen Zeichen eines unbewufsten materiellen Bewegungsimpulses, welcher die zweckm\u00e4fsige Bewegung erzeugen soll. Diese Vorstellungen repr\u00e4sentieren das ver-standesm\u00e4fsige Element, die Empfindung der ablaufenden Erregung das th\u00e4tige Element im Entschlufsprocesse.\nZur Beantwortung der zweiten Frage : Hat das Handeln selbst einen bestimmbaren Einflufs in dem Entschliefsungsprocesse? sucht er nach dem Charakteristikum des Handelns, sowohl des \u00e4ufseren wie des inner4 liehen, und findet es in der Bewegung. Die Vorstellung dieser Bewegung bezw. die Muskelempfindung und die sogenannte Gesamtvorstellung (vgl. Volkmann, Lehrb. d. Psych. \u00a761\u201462) ist dasjenige Element der Handlung, welches die Ausf\u00fchrbarkeit derselben erkennen und ihre Zweck-m\u00e4fsigkeit beurteilen l\u00e4fst, sowie der materiellen bewufstlosen Erregung die Richtung weist. Die Betontheit der Muskelempfindung giebt das die Th\u00e4tigkeit hemmende Element, das an die Gesamtvorstellung gekn\u00fcpfte","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"Litter atwbericht.\n373\nSpannungsgef\u00fchl giebt das die innere Handlang hemmende Element beim Entschlielsen.\nDie letzte Frage endlich nach den Faktoren, welche die Wollung so innig mit der Ich-Vorstellung verbinden, beantwortet er dadurch, dafs er \u00e4ufsere wie innere, bewufste Bewegungserscheinungen eben dieses Ich bilden, d. h. dem Ich als Teilungsvorstellungen angeh\u00f6ren l\u00e4fst.\nDies scheinen die leitenden Gedanken der keineswegs immer klar und \u00fcbersichtlich geschriebenen Arbeit zu sein.\nOffnes (Aschaffenburg).\nC. von Ksztwicki. \u00dcber die graphische Darstellung der Kehlkopf Bewegungen beim Sprechen und Singen. K\u00f6nigsberg 1892. 16 S.\nVerfasser findet, dafs der Kehlkopf beim Intonieren hoher T\u00f6ne steigt, tiefer T\u00f6ne sinkt. Die Musculi thyreo-hyoidei und sterno-thyreoidei sind demnach von grofser Bedeutung f\u00fcr das Sprechen und Singen. Die Exkursionen des Kehlkopfes lassen sich durch einen dem MAREvschen nachgebildeten Registrierapparat auch graphisch fixieren.\nSchaefer.\nA. Mohr. Beitr\u00e4ge zur Physiologie des Schreibens. Inaug.-Dissert. Berlin 1892. 29 S.\nWenn man mit geschlossenen Augen auf einer der Feder gar keinen Widerstand bietenden Fl\u00e4che schreibt, so bleiben dem Schreibenden zur Kontrole, ob die beabsichtigte Schreibbewegung auch wirklich ausgef\u00fchrt ist, nur die Bewegungsempfindungen des schreibenden Gliedes \u00fcbrig. Verfasser schrieb nun erst mit dem Zeigefinger allein, dann mit der Hand allein so kleine Schrift, dafs er eine eben noch merkliche Bewegungsempfindung hatte. Indem er dann aus der Gr\u00f6fse der Schrift den Winkel berechnete, um den sich beim Schreiben der Zeigefinger im Metakarpalgelenk resp. die Hand im Handgelenk verschoben hatte, ergab sich ihm die kleinste wahrnehmbare Gelenkexcursion f\u00fcr das Zeigefinger-Metacarpalgelenk, sowie f\u00fcr das Handgelenk. Verfasser dehnte seine Versuche auch noch auf Ellbogen-, Schulter-, H\u00fcft- und Kopfgelenk aus. Bei Ataktischen sind die Werte nat\u00fcrlich gr\u00f6fser. \u2014 Die kleine Untersuchung h\u00e4tte wohl ebensogut, wenn nicht richtiger den Titel: \u201eBeitr\u00e4ge zur Lehre von den Bewegungsempfindungen\u201c verdient.\nSchaefer.\nPierre Janet. L\u2019anesth\u00e9sie hyst\u00e9rique.\n\u2014 La suggestion chez les hyst\u00e9riques. Conf\u00e9rences faites \u00e0 la Salp\u00eatri\u00e8re. Archives de Neurologie No. 69 u. 70 (1892).\nZwei an interessanten Beobachtungen reiche Arbeiten, in denen Verfasser die Vorg\u00e4nge bei den Empfindungsst\u00f6rungen und den Suggestionswirkungen an Hysterischen psychologisch analysiert. Die hysterische An\u00e4sthesie ist nach ihm eine Krankheit der Pers\u00f6nlichkeit, eine psychische St\u00f6rung, \u201eune maladie psychologique\u201c ; in der Psyche sind die Empfin-","page":373}],"identifier":"lit15327","issued":"1893","language":"de","pages":"372-373","startpages":"372","title":"Georg Turic: Der Entschlu\u00df im Willensprocesse. Ztschr. f. exacte Phil. Bd. 19, S. 172\u2013209 u. S. 237\u2013281, 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:18.040832+00:00"}