Open Access
{"created":"2022-01-31T17:03:54.531821+00:00","id":"lit15334","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 377-378","fulltext":[{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n377\nC. F. Jordan. Das R\u00e4tsel des Hypnotismus und seine L\u00f6sung. Perd.\nD\u00fcmmlers Verlag. Berlin 1892. 79 S.\nJordan hat bereits 1890 eine Schrift herausgegehen unter dem Titel: Das B\u00e4tsel des Hypnotismus. Die vorliegende Schrift ist eine Erweiterung derselben. Er beschreibt nach den einleitenden Betrachtungen erst die verschiedenen Grade und Klassen der Hypnose, die verschiedenen Arten des Hypnotisierens (Braid, Mesmer, Li\u00e9bault etc.), die somatischen und psychischen Erscheinungen der Hypnose (L\u00e4hmungen, Hyper\u00e4sthesie, anatomische Ver\u00e4nderungen, Amnesie, posthypnotische Suggestion u. s. w.), wobei er an \u00e4hnliche Erscheinungen des normalen Lebens (Schlaf, Traum, Nachtwandeln) ankn\u00fcpft, um dann zum eigentlichen Zweck der vorliegenden Schrift, d. h. zur L\u00f6sung des R\u00e4tsels des Hynotismus zu kommen. Die bisherigen Erkl\u00e4rungsversuche gen\u00fcgen nicht.\nErbespricht kurz die Versuche von Heidenhain und Weiss, Charcot-sche Schule, Preyer, Mesmer, Obersteiner, um dann des Ausf\u00fchrlichen bei ' Li\u00e9beault und der Nancyer Schule zu verweilen, die bekanntlich die Hypnose durch die Suggestion erkl\u00e4ren will, d. h. (lie s\u00e4mtlichen Erscheinungen der Hypnose w\u00fcrden erzeugt durch Erweckung entsprechender Vorstellungen, besonders von Phantasievorstellungen. Li\u00e9beault selbst ist \u00fcbrigens von dieser Erkl\u00e4rung zur\u00fcckgekommen. Jordan bezeichnet diese Erkl\u00e4rung als ein Spiel mit Worten, aber keine Erkl\u00e4rung der Thatsachen. Suggestion allein gen\u00fcge nicht, auch nicht die hlofse Vorstellung, um eine bestimmte Lebens\u00e4ufserung zu bewirken. Sonst w\u00fcrden ja auch durch Autosuggestion alle unsere guten Vors\u00e4tze sogleich in die That umgesetzt werden ! Wir k\u00f6nnen auch nicht immer trotz aller Anstrengung und lebhafter Vorstellung uns Schlaf bewirken. Ebensowenig gen\u00fcgt die Vorstellung einer hypnotischen Erscheinung an sich, um dieselbe hervorzurufen. Dazu geh\u00f6ren eben noch gewisse Bedingungen. In der Hypnose ist die Suggestibilit\u00e4t gesteigert, d. h. irgend eine in dem Hypnotisierten auftauchende Vorstellung findet keine oder doch nur wenige Hemmungen, so dafs sie kritiklos angenommen und zur Wirksamkeit gelangen kann. Nun treten aber im sogenannten hypnotischen Rapport sehr starke Hemmungen auf ! Der Hynotisierte nimmt von denen, mit welchen er nicht im Rapport steht, gar keine Vorstellungen auf. Ja, er negiert unter Umst\u00e4nden die Gegenwart anderer Personen aufser dessen, mit dem er im Rapport steht (negative Hallucination).\nAuf das Wort allein kommt es auch nicht an, dafs Einfl\u00fcsterungen von Dingen, die nicht da sind, oder von Handlungen, die man thun soll, von Erfolg begleitet sind. Dazu geh\u00f6rt einmal, dafs die eigene Beobachtung und Entschliefsung des zu Hypnotisierenden eine unsichere, schwankende ist. Dann mufs auch die Geistesrichtung des letzteren mit dem Hypnotiseur in etwas sympathisieren. Das blofse Wort als solches gen\u00fcgt auch nicht. Auf die Pers\u00f6nlichkeit des Hypnotiseurs kommt es an, die k\u00f6rperlich und geistig wirken kann und mufs. Jordan holt hier die j\u00c4GERSche Duftsph\u00e4re herbei. N\u00e4here ich mich einem Menschen, so werde ich von seinen Lehensstoffen mehr oder weniger durchtr\u00e4nkt, ich merke daher etwas von dem Leben, der Natur dieses Menschen. Die Lebensstoffe sind die k\u00f6rperlichen Tr\u00e4ger der menschlichen Per-","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378.\nLitteraturbericht.\ns\u00f6nlichkeit. Mehr als durch Gang, Blick, Stimme etc. erkenne ich die Pers\u00f6nlichleit eines Menschen durch seine Duftsph\u00e4re. In dem zu Hypnotisierenden mufs die hypnotische Disposition vorhanden sein. Dieselbe bringt die sonst wirkungslose Suggestion zur Wirksamkeit, nicht umgekehrt, wie die Suggestionstheoretiker behaupten.\nDie Lebensstoffe des Hypnotiseurs dringen in den K\u00f6rper der Versuchsperson ein, machen dort L\u00e4hmungserscheinungen, l\u00e4hmen die Wirksamkeit ihrer Lebensstoffe und regieren schliefslich bis zu einem gewissen Grad den fremden K\u00f6rper selbst. Hierdurch ist die hypnotische Disposition geschaffen. Halten sich die beiderseitigen Lebensstoffe die Wage, so tritt keine Hypnose ein, d. h. die Versuchsperson ist nicht hypnotisierbar. Die Lebenstoffe des Hypnotiseurs fassen haupts\u00e4chlich Gehirn und Nerven der Versuchsperson an. Hierdurch glaubt Jordan den hypnotischen Rapport hinl\u00e4nglich erkl\u00e4rt. Die psychischen Erscheinungen der Hypnose erkl\u00e4rt er dann durch Ausschaltung des Oberbewufstseins in der Hypnose, und somit des Freistehens des Unter-bewufstseins f\u00fcr den Hypnotiseur. Ob dieser dann durch seine Lebensstoffe direkt ein wirkt, oder ob Telepathie vorliegt, l\u00e4fst Jordan einstweilen noch offen.\nJordans Schrift liest sich gut, doch bleibt auch nach ihrer Lekt\u00fcre der Hypnotismus \u201eein R\u00e4tsel\u201c. Die Verbindung desselben mit den j\u00c4GERSchen Theorien wird kaum dazu beitragen, der Sache weitere Freunde zu erwerben. \u2022\tUmpfenbach (Bonn).\nW. v. Bechterew. \u00dcber zeitliche Verh\u00e4ltnisse der psychischen Processe bei in Hypnose befindlichen Personen. Neurol. Gentralbl. XI. No. 10.\nS. 305-307. (1892.)\nAn drei hysterischen und mit hypnotischer Suggestion behandelten Patientinnen l\u00e4fst B. untersuchen : a) die einfache Reaktionszeit, b) die Apperceptionszeit, c) die Wahlzeit, alles f\u00fcr Geh\u00f6rseindr\u00fccke, ferner d) die Associationszeit f\u00fcr Worte und e) die Zeit f\u00fcr das Z\u00e4hlen einfacher Zahlen. Es ergiebt sich : Im normalen und wachen Zustande sind a, b und c von \u00e4hnlicher Gr\u00f6fse, wie bei gesunden Individuen, d und e etwas gr\u00f6fser. W\u00e4hrend der Hypnose sind a, b und c durchweg verl\u00e4ngert, d und e dagegen meist etwas k\u00fcrzer, als im wachen Zustande. Wird suggeriert, dafs die Operationen schneller zu vollf\u00fchren seien, so vermindern sich durchweg alle Zeiten, und zwar werden jetzt d und e ausnahmslos k\u00fcrzer als im wachen Zustande, a, b und c bisweilen ebenfalls. W\u00e4hrend der Vorboten eines Anfalls oder nach \u00dcberwindung eines solchen waren alle Processe deutlich verl\u00e4ngert.\nEbbinghaus.\nvon Krafft-Ebing. Eine experimentelle Studie auf dem Gebiete des Hypnotismus nebst Bemerkungen \u00fcber Suggestion und Suggestionstherapie. 3. verm. Aufl. Stuttgart. Enke. 1893. 108 S.\nIn dieser dritten Auflage f\u00fcgt Verfasser seinen in den fr\u00fcheren Auflagen ver\u00f6ffentlichten Beobachtungen \u00fcber hypnotische Zust\u00e4nde bei einer Hysterischen seine seitherigen Erfahrungen \u00fcber Suggestion als","page":378}],"identifier":"lit15334","issued":"1893","language":"de","pages":"377-378","startpages":"377","title":"C. F. Jordan: Das R\u00e4tsel des Hypnotismus und seine L\u00f6sung. Ferd. D\u00fcmmlers Verlag, Berlin 1892","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:54.531827+00:00"}