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{"created":"2022-01-31T17:00:44.980158+00:00","id":"lit15366","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ebbinghaus, Hermann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 5: 414-415","fulltext":[{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nLitteraturberich t\ndie wirtschaftlichen Verh\u00e4ltnisse armer Landschaftsbewohner herabblickt. Interessant w\u00e4re es auch, zu sehen, wie je nach dem Umfange der \u00fcberblickten Landschaft und je nach der T\u00fclle der Wahrnehmungen ein immer gr\u00f6fserer Bestandteil der gesamten inneren Welt des Beschauers herausgelockt, ein immer rascheres und intensiveres Arbeiten der psychischen Punktionen angeregt wird. Endlich w\u00fcrde es sich fragen, in welcher Weise und wieweit beim wiederholten Beschauen derselben Landschaft das R\u00e4tselhafte verschwindet.\nGiessler (Erfurt).\nWilliam James. Thought before language: a deaf-mutes recollections.\nPhilosophical Review, Bd. 1 6. S. 613\u2014624. (1892.)\nVerfasser ver\u00f6ffentlicht ein sehr beachtenswertes Selbstbekenntnis eines taubstummen Zeichenlehrers aus Kalifornien, Mr. Th. d\u2019Estrella, \u00fcber die Entwickelung seines Vorstellungslebens, bevor er die Zeichensprache verstand. Es zeigt . sich, dafs die M\u00f6glichkeit zur Bildung abstrakter Gedanken ihm zu Gebote stand, ehe er die M\u00f6glichkeit kannte, sich anderen verst\u00e4ndlich zu machen. Das Erscheinen und Verschwinden des Sonnenballes war ihm zuerst r\u00e4tselhaft. Der Anblick des Ballspiels f\u00fchrte ihn zu der Erkl\u00e4rung, dafs ein sehr starker Mann hinter den H\u00fcgeln jeden Morgen einen Feuerball hoch in den Himmel schleudere und abends wieder auffange. Die Existenz eines m\u00e4chtigen Wesens aufser ihm begann f\u00fcr ihn eine grofse Rolle zu spielen. Die Wolken hielt er f\u00fcr den Dampf aus der Tabakspfeife jenes Wesens, den Nebel f\u00fcr den Atem des Gottes an einem kalten Morgen. Die weiteren interessanten Urteilsbildungen sind im Original nachzulesen. Er beging anfangs zahlreiche Diebst\u00e4hle, zur Ehrbarkeit wurde er jedoch nicht durch die Lehren anderer, nicht durch die Entdeckung der Handlung und Bestrafung gef\u00fchrt, sondern durch die Gr\u00f6fse seiner Schuld. Er stahl einmal so viel, dafs ihm die B\u00fcrde zu schwer wurde. Was ein unmoralisches Individuum in der Neigung best\u00e4rkt h\u00e4tte, verursachte hier die R\u00fcckkehr zur Ehrbarkeit.\tPlaczek (Berlin).\nChe. Wiener. Die Freiheit des Willens. Festrede zum Direktoratswechsel der technischen Hochschule zu Karlsruhe. Karlsruhe, Braunsehe Hofbuchdruckerei. 1891. 24 S;\n\u00dcber Freiheit des Willens liest man schwerlich noch, um sich zu belehren, sondern um die \u00fcberall zug\u00e4ngliche Belehrung vielleicht einmal in einer besonders einfachen oder besonders ansprechenden Form zu haben. Dafs dem Verfasser eine solche zu finden gelungen sei, kann man im allgemeinen anerkennen, obwohl er die Sache zuerst etwas zu pedantisch und breit anfafst und daf\u00fcr dann hinterher, bei der Er\u00f6rterung von Verantwortlichkeit, Strafe u- a., etwas abf\u00e4llt.\nEr will, was im Grunde alle wollen, die die Frage nicht mit den Interessen der mittelalterlichen Theologie verquicken, wobei ihm allerdings die v\u00f6llige \u00dcbereinstimmung seiner Gedanken mit denen von Hobbes und Spinoza, Priestley und Hume nicht recht zum Bewufstsein kommt. Freiheit im Sinne des Sprachgebrauchs ist nicht Freiheit von Bestimmungs-","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n415\ngr\u00fcnden, von Ursachen \u00fcberhaupt, absolute Ursachlosigkeit, sondern Freiheit von Ursachen, die aufserhalb des Handelnden liegen, Freiheit von \u00e4ufserem Zwang, Bestimmtwerden von innen heraus, ex sola sua natura. In diesem Sinne spricht jeder von ihr, wenn er ein Pferd auf der Wiese frei nennt und unter dem Heiter unfrei, den Herrn frei und den Sklaven unfrei. Jener erste Sinn aber ist f\u00fcr uns ein Unsinn geworden, eine Vorstellung des kindlichen Menschen und in der gegenw\u00e4rtigen Frage eine Erfindung der mittelalterlichen Theologen. Will man diesen mifsverst\u00e4ndlichen Sinn einen Augenblick beibehalten, so ist gar kein Zweifel, dafs man das Wollen des Menschen unfrei nennen mufs, denn es ist allemal tausendfach und zureichend bedingt, jederzeit durchaus das bestimmte Resultat einer bestimmten Konstellation \u00e4ufserer und innerer Momente. In dem sprachgebr\u00e4uchlichen und somit richtigeren Sinne dagegen ist ebensowenig ein Zweifel, dafs dieses selbe menschliche Wollen frei genannt werden mufs; unter Umst\u00e4nden n\u00e4mlich, und auch mehr oder weniger frei, eben je nach den Umst\u00e4nden. Unfrei ist der Mensch in der Trunkenheit, oder bei geistiger Krankheit, oder unter dem \u00fcberw\u00e4ltigenden sinnlichen Heiz des Moments, frei dagegen, wenn er seine Entschl\u00fcsse aus vern\u00fcnftiger \u00dcberlegung fafst, im Hinblick auf Vergangenheit und Zukunft, aus dem Wesen seiner ganzen ihrer selbst bewufsten Pers\u00f6nlichkeit heraus.\tEbbinghaus.\nL.Bouveret. Die Neurasthenie (Nervenschw\u00e4che),nach der2.franz\u00f6sischen Auflage deutsch bearbeitet von Dr. Otto Dornbl\u00fcth. Leipzig und Wien. Franz Deuticke. 1893. 288 S.\nPie Monographie Bouverets \u00fcber die Neurasthenie, deren wohl-gelungene deutsche Bearbeitung durch Dornbl\u00fcth uns vorliegt, behandelt auf 288 Seiten den Gegenstand in sehr ausf\u00fchrlicher und ersch\u00f6pfender Weise, sich anschliefsend an die bekannten, grundlegenden Arbeiten und gest\u00fctzt auf eigene reiche Erfahrung und vollst\u00e4ndige Beherrschung der einschl\u00e4gigen Litteratur. B. hat sich nicht darauf beschr\u00e4nkt, die sog. Neurasthenie im engeren Sinne mit ihren mannigfachen Krankheitserscheinungen und ihren Ursachen zu schildern und nach den Krankheitsbildern eine Anzahl klinischer Formen der Neurasthenie zu gruppieren, sondern indem er auf die vielfachen \u00dcberg\u00e4nge zu anderen Neurosen, resp. Psychoneurosen und die h\u00e4ufige Verbindung von neurasthenischen mit anderen nerv\u00f6sen Symptomen hinweist, nimmt er das verwandte Gebiet der \u201etraumatischen Neurose\u201c in den Rahmen seiner Arbeit auf und widmet der traumatischen' Hysterie, Neurasthenie und Hystero-Neurasthenie ein langes Kapitel. \u2014 Bei der Behandlung der Neurasthenie hebt Verfasser hervor, dafs die.hypnotische Suggestion beider Neurasthenie nicht angebracht sei, und sagt-:- \u201eGewisse St\u00f6rungen bei Personen, die man der Hypnose unterworfen hat, deuten darauf hin, dafs die hypnotische Suggestion kein geeignetes Mittel sei, den Willen und die geistige Energie der Patienten zu heben ; das ist aber eine der Hauptaufgaben der Behandlung.\u201c\tBrie (Bonn).","page":415}],"identifier":"lit15366","issued":"1893","language":"de","pages":"414-415","startpages":"414","title":"Chr. Wiener: Die Freiheit des Willens, Festrede zum Direktoratswechsel der technischen Hochschule zu Karlsruhe. Karlsruhe, Braunsche Hofbuchdruckerei 1891","type":"Journal Article","volume":"5"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:44.980164+00:00"}