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Johannes Volkelt: Psychologische Streitfragen, Artikel III: Paul Natorps Einleitung in die Psychologie. Zeitrschr. f. Philos. u. philos. Kritik, Bd. 102, S. 1–31, 1893

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{"created":"2022-01-31T17:02:06.361732+00:00","id":"lit15380","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 57-59","fulltext":[{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\nJohannes Volkelt. Psychologische Streitfragen. Artikel III: Paul\nNatorps Einleitung in die Psychologie. Zeitschr. f\u00fcr Philos. u. philos.\nKritik. Bd. 102. S. 1\u201431. (1893.)\nVon der Ansicht ausgehend, dafs Psychologie die Thatsachen der inneren Erfahrung beschreiben, analysieren und auf unerfahrbare psychische Kr\u00e4fte, Einheiten und Zusammenh\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren hat, tritt Verfasser sowohl in Bezug auf das Objekt, wie auf die Methode der Psychologie in entschiedenen Gegensatz zu Natorp, der sich engstens an Kant anschliefst. So erkennt er die Un ge genst\u00e4ndlich keit und Unerkennbarkeit der Bewufstheit (= Beziehung des Bewufstseinsinhaltes auf das Ich) nicht an, da sie der Selbstbeobachtung und dem eigenen Verfahren Natorps widerspr\u00e4che und lediglich durch formalistische Bedenken bewiesen werde. Auch werden Qualit\u00e4tsunterschiede durch den Hinweis auf Lust-und Unlustgef\u00fchle, Intensit\u00e4tsgrade mit K\u00fccksicht auf die verschiedenen Grade der Aufmerksamkeit f\u00fcr die Bewufstheit in Anspruch genommen. Wenn man mit diesen Ausf\u00fchrungen Volkelts die entsprechenden Natorps vergleicht, kann man sich des Eindruckes nicht erwehren, als ob beide \u00fcberhaupt von einem verschiedenen Ich-Bewufst-sein sprechen, und im Grunde keine Meinungsverschiedenheit vorli\u00e9ge. Natorp handelt von dem transscendentalen, merkmallosen, Volkelt von dem empirischen, genau bestimmten Selbstbewufssein. \u2014 Berechtigter und stichhaltiger sind die Einwendungen Volkelts gegen den NATORPSchen Satz, dafs die Psychologie keine erkl\u00e4rende, Kausalzusammenh\u00e4nge aufdeckende Wissenschaft sei, da es nur einen Gegenstand g\u00e4be und dieser Objekt der Naturwissenschaften sei. Um diese Behauptung zu beweisen, h\u00e4tte Natorp die Unm\u00f6glichkeit, psychische Erscheinungen kausal zu verkn\u00fcpfen, aus sachlichen Gr\u00fcnden nachweisen m\u00fcssen und nicht mit Verwechselung von Ausgangspunkt und Gegenstand wissenschaftlicher Erkenntnis bei rein formalen Gr\u00fcnden sich genug sein lassen. Die Gr\u00fcnde dieses Irrtums Natorps sucht Volkelt einerseits darin, dafs N. das Transsubjektive der erschlossenen K\u00f6rperwelt \u00fcbersehen und so keinen Blick f\u00fcr das rein Subjektive der Bewufstseinsthatsachen habe, anderseits darin, dafs auch Kant die Kategorien und Gesetze nur auf das R\u00e4umliche anwende. Hierin liegt viel Richtiges. Dagegen erscheint es nicht richtig, wenn nach Volkelt Natorp nicht schon auf Grund seiner Bewufstheitstheorie zu dieser Stellung zur Psychologie berechtigt w\u00e4re. Denn, wenn auch die Bewufstheit ein Merkmal der Bewufstseins-","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nLitteraturbericht.\nerscheinungen ist, so kann man sie dock nickt zum Gegenst\u00e4nde einer Wissensckaft macken, wenn sie, wie Natorp dock annimmt, okne Merkmale ist und an den Bewu\u00dftseinsinhalten, sowie sie Gegenst\u00e4nde der Naturwissenschaften sind, nickts \u00e4ndert. - Dafs durck eine gesonderte Kausalverkn\u00fcpfung der psyckiscken Ersclieinungen neken der der pkysiscken die Einkeit der Zeit vernicktet w\u00e4re, kann Volkelt nickt zugeken. Daf\u00fcr jedock, dafs \u201ein der psyckiscken Zeit alles,. was darin gesckiekt, genau ekenso eindeutig nack Zugleick- und Nackeinandersein Bestimmt ist, wie in der objektiven\u201c, Bringt er keine Beweise. Wenn Kant mit Reckt sagt, dafs alle psyckiscken Erscheinungen successiv erfolgen, so wird allerdings ein tiefgreifender Untersckied zwischen suk-jektiver und objektiver Zeit sein. Es ist in der Tkat nickt einzuseken, wie Zugleicksein okne Zuk\u00fclfenakme der Raumvorstellung erkannt werden soll. Dagegen aber, dafs letztere, wie Natorp meint, auch auf psychische Ersckeinungen Anwendung finden sollte, wendet sich Volkei.t mit aller Entschiedenheit und erkennt dem Wahrnehmungsinhalt r\u00e4umliche Beschaffenheit, aber unr\u00e4umliches Dasein zu. In nickt recht einleuchtender Weise sucht Volkeltbei diesem Punkte zwiscken dem Wakrne hmungs-raume und dem Raume des Naturgeschehens zu unterscheiden, indem dieser einheitlich und von physikalischen Bewegungen erf\u00fcllt, jener in \u201eMillionen von Exemplaren vorhanden\u201c und von Qualit\u00e4ten erf\u00fcllt sei. Da einerseits die Millionen von Raumexemplaren, wie bereits Kant bemerkte, in nickts von dem unendlichen Raume sich unterscheiden und nur als dessen Teile angesehen werden k\u00f6nnen, da anderseits die ferneren Unterschiede, welche Volkekt selbst nennt, nur den den Raum erf\u00fcllenden Inhalt treffen, so sieht man nicht ein, wodurch jene beiden Raumarten an sich verschieden sein sollten. Eine psychologische Darlegung des Wesens der Raumvorstellung w\u00e4re hierf\u00fcr die erste Bedingung. \u2014 Gegen die\nNatorp sehe Auffassung der n a t ur w i s s e n s c h a f 11 i c h e n Psychologie, als einer Wissenschaft, welche die Bewufstseinserscheinungen auf physiologische und physikalische Vorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren hat, macht Volkei.t auf die Unm\u00f6glichkeit, Empfindungen durch Bewegungen zu erkl\u00e4ren, aufmerksam. Dafs dieser oft betonte Einwand gegen den Monismus nicht durch die subtile Unterscheidung Natorps zwischen einem Dualismus des Geschehens und einem solchen der Erkenntnisbedingungen und durch die Behauptung, dafs letzerer die Einheit der Erfahrung nicht st\u00f6re, beseitigt werde, hebt Volkei.t mit Recht hervor. Der verschiedene Grad an Exaktheit und objektiver Bestimmbarkeit, den Natorp selbst zugiebt, sichert zur Gen\u00fcge die un\u00fcberbr\u00fcckbare Kluft zwischen Quale und Quantum. \u2014 Dafs Volkelt auch mit den NATORPSchen Ausf\u00fchrungen \u00fcber die eigentliche Psychologie nicht einverstanden ist, l\u00e4fst sich schon aus all diesem erwarten. Und so tritt er denn einerseits f\u00fcr die M\u00f6glichkeit einer Beschreibung ohne Annahme von Kausalzusammenh\u00e4ngen und unbehindert der fliefsenden, unbestimmbaren Natur der psychischen Thatsachen, anderseits gegen die Rekonstruktion des Subjektiven aus dem Objektiven durch die Psychologie ein. Von dem Inhalte einer solchen Rekonstruktion und von ihrer Ausf\u00fchrbarkeit ohne Beschreibung und ohne Annahme von Kausalzusammenh\u00e4ngen kann er sich keine","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht\n59\nVorstellung machen. Aus den Ausf\u00fchrungen Natorps geht jedoch keineswegs hervor, dafs er auch eine Beschreibung und Kausalverkn\u00fcpfung derselben Erscheinungen, mit denen es auch die Naturwissenschaft zu thun hat, nur in umgekehrter Reihenfolge nicht zul\u00e4fst. Nur die Beschreibung und Herstellung von Kausalzusammenh\u00e4ngen zwischen That-sachen, welche ein der Psychologie allein eigenes Erkl\u00e4rungsgebiet bilden sollen, will doch wohl Natorp ausschliefsen. \u2014 Zum Schl\u00fcsse wendet sich Volkelt noch gegen den erkenntnistheoretischen Standpunkt Natorps und bezeichnet denselben wohl nicht ohne Unrecht und trotz aller gegenteiligen Bem\u00fchungen Natorps als den von Kant namentlich vertretenen \u201esubjektiven Idealismus\u201c, f\u00fcr den es nichts wahrhaft Objektives, Transsubjektives giebt.\tA. Wreschner (Berlin).\nV. Lange. \u00dcber eine h\u00e4ufig vorkommende Ursache von der langsamen und mangelhaften geistigen Entwickelung der Kinder. Berlin, 1893. A. Hirschwald. 21 S.\nVerfasser schildert, wie die sog. adenoiden Vegetationen im Nasenrachenraum die Aussprache verschlechtern. Die Sprache verliert Leben und Klang, die Nasalen Verlieren die Resonanz, werden vielfach durch Lippenbuchstaben ersetzt, viele Worte werden \u00fcberhaupt unverst\u00e4ndlich (tote Sprache). Dabei besteht Schwerh\u00f6rigkeit bis Taubheit, meistens in wechselnder Intensit\u00e4t. Der Gesichtsausdruck wird stumpfsinnig, dumm, starrend, gleichsam geistesabwesend. In manchen Gegenden leiden 46 % der stotternden Kinder an der oben genannten Affektion. Aufserdem fehlt aber einer grofsen Menge dieser Kranken mehr oder weniger die F\u00e4higkeit, die Gedanken festzuhalten, sie zeigen eine grofse Tr\u00e4gheit und Langsamkeit, die Gedanken auf einen bestimmten Punkt zu sammeln. Dadurch bleiben die Kinder in ihrer intellektuellen Entwickelung zur\u00fcck. Gl\u00fcclicherweise ist in vielen solcher F\u00e4lle ein chirurgischer Eingriff von dauerndem Erfolg.\nUmpfenbach (Bonn).\nBevan Lewis. An. Improved Reaction-Time Instrument. Journ. of Mental Science. Bd. 39. S. 505\u2014508. (1893.)\nEs handelt sich um eine Anzahl Verbesserungen an einem in Deutschland wohl noch ganz ungebr\u00e4uchlichen Instrumente, welches die Zeiten durch das Fallen eines Kl\u00f6tzchens inifst, das durch einen magnetischen Anker losgelassen, resp. aufgehalten wird. Die gesamte Fallzeit des Klotzes betr\u00e4gt 3/io Sekunde. Um nun auch l\u00e4ngere Zeiten messen zu k\u00f6nnen, hat Lewis vier Kl\u00f6tzchen so kombiniert, dafs bei Beendigung des Falles das vorhergehende immer das folgende ausl\u00f6st. Ferner hat er die mit dem Apparate verbundenen Vorrichtungen f\u00fcr akustische und optische Signale verbessert und die den Versuch st\u00f6renden Nebenger\u00e4usche durch geeignete Mafsnahmen abged\u00e4mpft.\nJ. Cohn (Leipzig).","page":59}],"identifier":"lit15380","issued":"1894","language":"de","pages":"57-59","startpages":"57","title":"Johannes Volkelt: Psychologische Streitfragen, Artikel III: Paul Natorps Einleitung in die Psychologie. Zeitrschr. f. Philos. u. philos. 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