Open Access
{"created":"2022-01-31T17:02:50.974818+00:00","id":"lit15390","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 64-65","fulltext":[{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nLitteraturhericht.\nder Sehbilder entstellt nun im Bewufstscin des Kindes eine Reihe unterschiedener und an Intensit\u00e4t abnehmender Vorstellungen A, A', A\u201c, A\u201c\\ an welchen sich auch die begleitenden Muskelempfindungen des Auges beteiligen. Diese Reihe ist bis jetzt weder eine zeitliche, noch r\u00e4umliche. Nun nehme man aber an, dafs der leuchtende Punkt sehr schnell von links nach rechts bewegt werde, und dann ebenso schnell von rechts nach links wiederkehre: es entsteht eine neue Reihe A\u201c',A\u2018\u2018, A\u2018, A. W\u00e4hrend in der ersten Reihe die Intensit\u00e4t von A\u201c\u2018 nach A hin ahnahm, ist das hier in umgekehrter Ordnung der Fall. Infolge der Beharrung der Gesichtseindr\u00fccke verschmelzen nun aber A und A, A\u2018 und A\u2018 u. s. w. in beiden Reihen, so dafs eine neue Reihe von konstanter Intensit\u00e4t hervorgeht. Jetzt erscheinen die Elemente der Reihe wenn auch noch als distinkte, doch als gleichzeitige; die Reihe ist r\u00e4umlich geworden, eine leuchtende Linie.\nStatt des leuchtenden Punktes kann auch das Auge sich bewegen. Eine Fl\u00e4che entsteht dann in \u00e4hnlicher Weise aus der Linie, wie diese aus dem Punkte.\nVoraussetzung vorstehender Ableitung der Raumesvorstellung ist, dafs es eine koexistierende Vielheit (nicht aber notwendig einen objektiven Raum) gieht. Obige Methode der Ableitung ist dann dadurch charakterisiert, dafs sie die successive Auffassung der koexistierenden Vielheit durch die Beharrung der Gesichtsbilder wieder koexistent werden l\u00e4fst.\tL. H\u00f6pfnek (Berlin).\nJ. J. van Biervliet. La m\u00e9moire. Publi\u00e9e par la Facult\u00e9 de Philosophie et Lettres de l\u2019Universit\u00e9 de Gand. Engelcke, Gand; und F. Alcan, Paris. 1893. 40 Seiten.\nAuf kaum 34 Seiten behandelt Verfasser in oft erm\u00fcdender Ausf\u00fchrlichkeit Theorie, Krankheiten und Hygiene des Ged\u00e4chtnisses, sowie auch das Wesen der Empfindungen. Die Aufstellung und wissenschaftliche Durchf\u00fchrung eigener Gedanken fehlt fast g\u00e4nzlich. Aber seihst die Behandlung der bisherigen Ergebnisse oder Vermutungen h\u00e4lt sich an der Oberfl\u00e4che. Zur fl\u00fcchtigen Orientierung der Nichtfachm\u00e4nner ist jedoch diese durchaus gemeinverst\u00e4ndliche Arbeit mit ihren oft sehr anschaulichen und zweckm\u00e4fsig gew\u00e4hlten Beispielen recht geeignet und empfehlenswert.\nDie Verschiedenheit der Empfindungen wird auf die Verschiedenheit in den Ersch\u00fctterungen der Nervenenden zur\u00fcckgef\u00fchrt, da die Leitung durch die Nerven stets mit gleicher Geschwindigkeit erfolge. Wenn auch f\u00fcr die einzelnen Arten der Sensationen bestimmte Bezirke der Grofshirnrinde anzunehmen seien, so sei doch dieselbe Zelle f\u00fcr verschiedene Eindr\u00fccke empf\u00e4nglich.\nDas Wesen des Ged\u00e4chtnisses findet Verfasser nicht in den unver\u00e4ndert, wenn auch unbewufst, w\u00e4hrend des ganzen Lebens verharrenden Gehirneindr\u00fccken, sondern in einer trace-disposition, d. h. in einer zur\u00fcckgebliebenen Spur, welche sich in der Anpassung des Organismus zur Wiederholung des ersten Eindruckes mit gr\u00f6fserer Leichtigkeit \u00e4ufsert. Die F\u00e4higkeit der trace-disposition f\u00fchrt er auf die mehr","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n65\nplastische als elastische Natur der Nerven- und Gehirnsubstanz zur\u00fcck. Die psychologische Seite des Ged\u00e4chtnisses ist hier fast gar nicht-ber\u00fccksichtigt, wie sie \u00fcberhaupt in der Abhandlung viel zu kurz kommt So soll der Hinweis auf den anatomischen Zusammenhang aller Nervenzellen und auf das G'esetz der Erhaltung der Kraft ausreichen, um die Association der Vorstellungen nach Koexistenz und Succession zu erkl\u00e4ren. Ebenso wird das Wiedererkennen nicht psychologisch etwa durch einen Akt des Vergleichens und mit Zuh\u00fclfenahme der Identit\u00e4t des Selbst-bewufstseins, sondern durch das Zur\u00fcckbleiben einer materiellen Spur und die daraus folgende geringere Anstrengung im Vergleich mit gleichzeitigen neuen Empfindungen erkl\u00e4rt. \u2014 Die Anzahl der Wiederholungen aber sei an den associierten, zu einer Zeit nicht vereinbarenden Nebenvorstellungen zu erkennen, w\u00e4hrend die Lokalisierung des ersten Eindruckes durch die astronomische Zeit und den Grad der Verdunkelung der Vorstellung infolge der mittelbaren und unmittelbaren Verbindung mit immer neuen Neben Vorstellungen erm\u00f6glicht sei. \u2014 Das Sichbesinnen bezeichnet Verfasser als ein unvollkommenes Ged\u00e4chtnis.\nIn dem Kapitel \u00fcber die Physiologie des Ged\u00e4chtnisses unterscheidet Verfasser zwischen aktiver und passiver Aufmerksamkeit, je nachdem das Bewufstsein des Bandes zwischen den einzelnen Vorstellungen vorhanden ist oder fehlt. Letztere findet sich namentlich in der Jugend, nimmt mit der Plasticit\u00e4t der Zellen immer mehr dann ab. \u2014 Die Erblichkeit des Ged\u00e4chtnisses wird als wahrscheinlich hingestellt.\nDie Krankheiten des Ged\u00e4chtnisses teilt Verfasser nach Ribot in Amnesie und Hypermnesie ein. Sie sind bedingt durch physiologische, resp. psychologische Vorg\u00e4nge, welche der Wirksamkeit der Spuren f\u00f6rderlich oder hinderlich sind. Ein Verschwinden der Spuren dagegen sei unwahrscheinlich.\nDie Vorschriften f\u00fcr die Hygiene des Ged\u00e4chtnisses werden aus der Theorie der trace-disposition abgeleitet: 1. Der erste Eindruck mufs bei der gr\u00f6fsten Energie des Organismus aufgenommen werden (z. B. in Morgenstunden). 2. Die peripherische Aufmerksamkeit mufs m\u00f6glichst angestrengt sein, d. h. dem eigentlich th\u00e4tigen Sinnesorgan mufs alle m\u00f6gliche Kraft zugef\u00fchrt, und alle anderen m\u00fcssen m\u00f6glichst aufser Th\u00e4tigkeit gesetzt werden (H\u00f6ren bei verschlossenen Augen). 3. Ganz besonders aber mufs die centrale Aufmerksamkeit beim Entstehen des Gehirneindruckes eine recht intensive sein. Schliefslich ist auch die individuelle Anlage f\u00fcr bestimmte Arten von Eindr\u00fccken hier nicht aufser acht zu lassen. Der Tonk\u00fcnstler z. B. wird alle Eindr\u00fccke mit dem Geh\u00f6rsinn m\u00f6glichst in Verbindung bringen.\nA. Wbeschner (Berlin).\nOswald K\u00fclpe. Das Ich und die Aufsenwelt. Philos. Studien. Bd. VII.\nHeft 3. S. 394\u2014413, und Bd. VIII. Heft 2. S. 311-341. (1892.)\nDer Inhalt der Abhandlung deckt sich fast v\u00f6llig mit Wundts bekannter Theorie vom Vorstellungsobjekt. Das urspr\u00fcnglich Gegebene ist nicht die Vorstellung und nicht das Objekt, sondern das naive Erlebnis. Die Scheidung desselben in einen subjektiven und einen objek-\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VII.\t5","page":65}],"identifier":"lit15390","issued":"1894","language":"de","pages":"64-65","startpages":"64","title":"J. J. van Biervliet: La m\u00e9moire, Publi\u00e9e par la Facult\u00e9 de Philosophie et Lettres de l'Universit\u00e9 de Gand. Engelcke, Gand u. F. Alcan, Paris 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:50.974823+00:00"}