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{"created":"2022-01-31T17:00:29.641485+00:00","id":"lit15393","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 68-69","fulltext":[{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nLitteraturbericht.\nZiemlich ausf\u00fchrlich hat B. das absolute Tonged\u00e4chtnis besprochen und dabei den wertvollen Aufsatz zu Grunde gelegt, den k\u00fcrzlich v. Kries in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlicht hat, den ich hier als bekannt voraussetzen mufs. B. ist nicht mit allen Schlufsfolgerungen einverstanden, die v. Kries gezogen hat. Nach B. hat jede Erkennung ein subjektives und ein objektives Element (402), die Tonerkennung jedoch nur ein subjektives (?), und dieses bestehe in der relativen Leichtigkeit, mit welcher die Bewegungselemente des Tones in diejenige der Aufmerksamkeit \u00fcbergehen (403). Durch die Vermittelung der motorischen Elemente der Aufmerksamkeit (des \u201eGesetzes der sensorisch-motorischen Association\u201c) soll die einmal geh\u00f6rte Tonh\u00f6he wiedererkannt werden (403). Eine Analogie dazu bestehe auch auf dem Gebiete der Farben, wo die Unterscheidung und Erkennung auch durch associierte Muskelbewegungen erleichtert werde (405). \u2014 Kein Zweifel, auch die Erkennung der Tonh\u00f6he wird durch Muskelbewegungen erleichtert, oft geradezu erst m\u00f6glich gemacht, und in dieser Beziehung l\u00e4fst Baldwins Theorie nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig, nur ist das dann kein absolutes Tonged\u00e4chtnis mehr, sondern ein Urteil \u00fcber Tonh\u00f6he durch Heranziehung von H\u00fclfs-vorstellungen. Auf diese Art (etwa durch Bewegung des Larynx) kann jedermann die Tonh\u00f6he erkennen, ohne absolutes Tonged\u00e4chtnis zu besitzen; dieses besteht vielmehr darin, dafs direkt, ohne Zuh\u00fclfenahme von H\u00fclfsvorstellungen und Associationen die Tonh\u00f6he erkannt wird, wie das unter anderem auch Stumpf in seiner Tonpsychologie auseinander-gesetzt hat. Ferner: wir sollen erkennen nach den motorischen Elementen der Aufmerksamkeit, diese werden erregt durch die motorischen Beigaben des Tones selbst (motor associates of the tone [403]); diese letzteren sind nun offenbar immer gleich, wie kommt es dann, dafs die motorischen Elemente der Aufmerksamkeit und damit das ganze absolute Tonged\u00e4chtnis bei verschiedenen Menschen so verschieden, bei vielen gar nicht vorhanden ist ? Es mufs also noch ein Element hinzukommen, das Baldwins Theorie nicht erkl\u00e4rt, und ich bin daher seit den durch Kries ver\u00f6ffentlichten Thatsachen noch immer geneigt, das absolute Tonged\u00e4chtnis durch Benennungsassociation zu erkl\u00e4ren.\nWallaschek (London).\nJ. M. Baldwin. New Questions in Mental Chronometry. Med. Ree.\nNew York. Vol. 43. No. 15. 15. April 1893.\nIm Zusammenhang mit dem vorigen Artikel bespricht Baldwin nochmals die psychologischen Typen und erw\u00e4hnt, dafs die Unterscheidung von sensorischem und motorischem Typus (Lange) in den willk\u00fchrlichen Bewegungen der Sprache und Schrift sich auch auf will-k\u00fchrliche Bewegungen \u00fcberhaupt anwenden lasse, und dafs jede Person in allen Bewegungen dem Geh\u00f6rs-, Gesichts- oder Bewegungstypus angeh\u00f6re. Die diesbez\u00fcgliche Aufmerksamkeit werde durch Gewohnheit und Erziehung in eine bestimmte Richtung gedr\u00e4ngt. Demgem\u00e4fs w\u00fcrde sich auch die Reaktionszeit \u00bbnach den drei Typen richten und nicht blofs in sgpsorische und motorische Reaktionszeit einzuteilen sein (wie Wundt meinte).","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n69\nIn seinem Laboratorium macht B. gegenw\u00e4rtig Experimente \u00fcber die Reaktionszeit dreier verschiedener Typen. Bei einem ist die motorische Reaktion (Hand) k\u00fcrzer, als die sensorische (Geh\u00f6r), bei dem zweiten sind beide fast gleich, bei dem dritten, einem Musiker, ist die sensorische um beil\u00e4ufig, ein Viertel k\u00fcrzer, als die motorische. Innerhalb der motorischen Reaktion unterscheidet B. wieder zwischen optischer und kin\u00e4sthetischer motorischer Reaktion, je nachdem das reagierende Organ gesehen wird oder nicht. Im ersteren Falle ist die Reaktion k\u00fcrzer (aufser bei Personen des extremen motorischen Typus). Die Resultate werden sp\u00e4ter noch ausf\u00fchrlich ver\u00f6ffentlicht werden.\nSchliefslich kommt B. abermals darauf zu sprechen, die Reaktionszeit zur Beurteilung von Sprachst\u00f6rungen zu benutzen. Eine Person mit ungew\u00f6hnlich kurzer motorischer Reaktionszeit werde wahrscheinlich nur Sprachst\u00f6rungen in Verbindung mit St\u00f6rungen des Muskelged\u00e4chtnisses unterworfen sein, doch ist B. nicht sicher, ob eine solche gesetz-m\u00e4fsige Beziehung bei wirklicher Aphasie gefunden werden k\u00f6nne.\nWallaschek (London).\nW. Resl. Zur Psychologie der subjektiven \u00dcberzeugung. Zeitschrift f\u00fcr exakte Philosophie. Bd. XX. Heft 1. S. 1\u201436. Heft 2. S. 115\u2014155. (1893.)\n\u201eVom exakt realistischen Standpunkte auf Grundlage der schon anerkannten psychologischen Gesetze soll die Art und Weise dargethan werden, wie die subjektive \u00dcberzeugung aus der Natur und Wechselwirkung verschiedener Seelenzust\u00e4nde hervorgeht, sich fortbildet und ihrerseits wieder andere Seelenth\u00e4tigkeiten beeinflufst.\u201c Unter subjektiver \u00dcb erzeugung versteht Verfasser ein Urteil, welches trotz unzureichender objektiver Gr\u00fcnde mit der Zuversicht der G\u00fcltigkeit stattfindet. Urteilen selbst aber wird als ein Appercipieren, und dieses, im Anschl\u00fcsse an Herbart, als \u201eein Zugesellen solcher Seelenzust\u00e4nde zu den neu eintretenden Vorstellungen, welche durch die letzteren irgendwie hervorgerufen werden\u201c, erkl\u00e4rt. Im ersten Teile der Abhandlung sucht nun Verfasser aus diesem Apperceptionsbegriffe den Unterschied zwischen analytischem und synthetischem, positivem und negativem, allgemeinem und partikul\u00e4rem Urteile, wie auch das wechselvolle Schwanken zwischen Position und Negation abzuleiten. Auch das Entstehen \u00e4sthetischer Urteile wird in diesem Sinne erkl\u00e4rt. Sind n\u00e4mlich in dem neu eintretenden Vorstellungskomplexe Gegens\u00e4tze vorhanden, welche ein Spannungsgef\u00fchl hervorbringen, so entstehen Mifsbilligungs-urteile, w\u00e4hrend andererseits F\u00f6rderungsgef\u00fchle Billigungsurteile zur Folge haben. Jene f\u00fchren unmittelbar, diese nur mittelbar zu postula-tiven Urteilen (\u201ees soll\u201c oder \u201esollte nicht sein\u201c), sobald durch verschiedene Umst\u00e4nde Pausen in der St\u00e4rkung der Gegens\u00e4tze eintreten, hierdurch das \u00e4sthetische Subjekt im Bewufstsein sinkt und ein \u201eStreben\u201c erfolgt. Bereits dieser Abschnitt der Arbeit zeigt eine zu einseitige Ber\u00fccksichtigung der Association der Vorstellungen. Noch mehr zeigt sich aber dieses in den folgenden Ausf\u00fchrungen, wo Verfasser an seine eigentliche Aufgabe, die Erkl\u00e4rung der subjektiven \u00dcberzeugung aus dem HERBARTSchen Apperceptionsbegriffe, herangeht. Unter objektiven","page":69}],"identifier":"lit15393","issued":"1894","language":"de","pages":"68-69","startpages":"68","title":"J. M. Baldwin: New Question in Mental Chronometry. Med. Rec. New York, Vol. 43, No. 15, 15. April 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:29.641491+00:00"}