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{"created":"2022-01-31T17:00:08.317679+00:00","id":"lit15395","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"M\u00fcller, G. E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 72-73","fulltext":[{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nLitter aturbcricht.\nschiefe Richtung angewiesen hat. Das Thema \u201esubjektive \u00dcberzeugung\u201c d\u00fcrfte schon das Ziel der verschiedenen Angriffe sein. Jedenfalls ist die Identificierung dieser mit \u201eGlauben\u201c und \u201eMeinen\u201c nichts weniger als voraussetzungslos. Daher kommt es auch, dafs Verfasser an die wichtige Thatsache nicht gedacht hat, dafs wir oft hewufst etwas glauben, wohl an die fehlenden Gr\u00fcnde f\u00fcr unser Urteil denken und doch letzteres f\u00e4llen. Dies hat mit objektiven Gr\u00fcnden nichts zu thun. Viele Urteile nehmen wir als sicher hin, die einer wissenschaftlichen Pr\u00fcfung weit weniger stand halten, als andere, welche wir nur als glaubhaft oder gar als zweifelhaft hinstellen.\tA. Wreschner (Berlin).\nM. L. Patrizi. La simultan\u00e9it\u00e9 et la succession des impulsions volontaires sym\u00e9triques. Archives italiennes de biologie. XIX. 1893. S. 126 ff.\nP. f\u00fchrte seine Versuche unter Befolgung der von Mosso f\u00fcr die Ergographie aufgestellten Vorschriften mittelst zweier Ergographen aus, an deren einem der rechte und an deren anderem der linke Mittelfinger der Versuchsperson arbeitete. Das zu erhebende Gewicht war f\u00fcr beide Finger stets dasselbe (2 oder 3 kg), und die Hebungen fanden stets bei maximalem Willensimpulse statt. Bei dem einen Verfahren, dem Simultanverfahren, vollf\u00fchrten beide Mittelfinger ihre Hebungen gleichzeitig. Die Zahl der Hebungen, welche mit einem Intervalle von zwei Sekunden aufeinander folgten, betrug einen vorgeschriebenen Wert (40, 50 oder 60). Bei dem anderen Verfahren, dem alternierenden Verfahren, wurde die gleiche Anzahl von Gewichtshebungen von beiden Fingern in der Weise geleistet, dafs zuerst der eine Mittelfinger sein Gewicht hob, alsdann nach einer Sekunde der andere Mittelfinger seine Hebung vollf\u00fchrte, hierauf nach Verlauf von einer Sekunde wieder der erstere, dann nach Abflufs einer weiteren Sekunde wieder der andere Finger in Th\u00e4tigkeit trat u. s. f., so dafs bei beiden Verfahrungsweisen von jedem der beiden Finger die gleiche Anzahl von Hebungen bei gleicher Gr\u00f6fse des Gewichtes und gleichem Zeitintervalle (zwei Sekunden) zwischen den einzelnen Hebungen ausgef\u00fchrt wurde und nur der Unterschied bestand, dafs die beiden Finger bei dem einen Verfahren ihre Hebungen gleichzeitig, hei dem anderen aber alternierend ausf\u00fchrten. Zwischen den Benutzungen der beiden Verfahrungsweisen verflofs eine Ruhezeit, welche zur Wiederherstellung der vollen Leistungsf\u00e4higkeit der Muskeln gen\u00fcgte. Auch wurde in den einen F\u00e4llen das eine, in den anderen das andere Verfahren vor dem anderen benutzt. Es zeigte sich, dafs durch die gleiche Anzahl von Gewichtshebungen bei dem Simultanverfahren weniger Arbeit geleistet wurde, als bei dem alternierenden Verfahren, und zwar beruhte diese Differenz im wesentlichen darauf, dafs der linke Mittelfinger bei dem Simultanverfahren weniger Arbeit leistete, als bei dem alternierenden Verfahren. Ein entsprechendes Resultat ergab sich, wenn die Gewichtshebungen zun\u00e4chst nach dem Simultan-","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n73\nverfahren ausgef\u00fchrt und dann ohne wesentliche Unterbrechung nach dem alternierenden Verfahren fortgesetzt wurden. Sobald das erstere Verfahren durch das letztere ersetzt wurde, zeigte sich eine Erh\u00f6hung der Leistungsf\u00e4higkeit, die f\u00fcr den linken Mittelfinger betr\u00e4chtlich, f\u00fcr den rechten hingegen nur unerheblich war. Wurden die Versuche umgekehrt nach dem alternierenden Verfahren begonnen und nach dem Simultanverfahren fortgesetzt, so zeigte sich hei Eintritt des letzteren Verfahrens eine Herabsetzung der Leistungsf\u00e4higkeit, welche links erheblich, rechts hingegen nur unbetr\u00e4chtlich war. Waren die beiden Mittelfinger in der Weise th\u00e4tig, dafs nur der linke ein Gewicht hob, der rechte aber sich ganz ohne Belastung bewegte, so leistete der linke Finger in dem Falle, wo er sich alternierend mit dem rechten Finger bewegte, durch eine konstante Anzahl von Hebungen mehr Arbeit, als in dem Falle, wo er sich gleichzeitig mit dem rechten Finger bewegte.\nP. erkl\u00e4rt die im vorstehenden angef\u00fchrten Versuchsthatsachen daraus, dafs es sich hei der willk\u00fcrlichen Bewirkung einer gleichzeitigen symmetrischen Bewegung beider K\u00f6rperh\u00e4lften um das Eintreten zweier psychischer Akte handele, denen sich die Aufmerksamkeit nicht gleichzeitig zuwenden k\u00f6nne. Da die rechte Hirnh\u00e4lfte (des Rechtsh\u00e4nders) weniger arheits- und koordinationsf\u00e4hig sei, als die linke, so werde sie von dem Energieverluste, welcher bei dem Simultanverfahren durch die Koordination bedingt werde, st\u00e4rker betroffen, als die linke Hirnh\u00e4lfte. P. teilt ferner die Resultate von Versuchen mit, bei denen die eine Hand das eine Mal hei v\u00f6lliger Ruhe der anderen Hand die ihr vorgeschriebene Zahl von Gewichtshehungen ausf\u00fchrte, das andere Mal hingegen unter sonst gleichen Umst\u00e4nden in der Weise, dafs die andere Hand nach dem alternierenden Verfahren auch mit in Th\u00e4tigkeit versetzt wurde. Es zeigt sich, dafs eine Hand hei Mitth\u00e4tigkeit der anderen Hand nach dem alternierenden Verfahren mehr Arbeit leistet, als dann, wenn sie allein th\u00e4tig ist. P. schliefst hieraus, dafs eine Th\u00e4tigkeit der einen K\u00f6rperh\u00e4lfte in gewissem Grade f\u00f6rderlich f\u00fcr eine nachfolgende entsprechende Th\u00e4tigkeit der anderen K\u00f6rperh\u00e4lfte wirke. Und indem er \u2014 ohne eigentliche Begr\u00fcndung \u2014 annimmt, dafs eine solche f\u00f6rderliche gegenseitige Beeinflussung der beiden Hirnh\u00e4lften auch dann vorhanden sei, wenn dieselben nach dem Simultanverfahren gleichzeitig in Th\u00e4tigkeit versetzt seien, kommt er zu dem Resultate, dafs die Differenz der einerseits nach dem alternierenden Verfahren und andererseits nach dem Simultanverfahren erzielten Arbeitsleistungen nicht ohne weiteres als ein genauer Ausdruck des bei dem Simultanverfahren durch die Koordination bedingten Energieverlustes anzusehen sei.\nLeider l\u00e4fst sich aus den Angaben von P. nicht ersehen, inwieweit die von ihm mitgeteilten Resultate nicht hlofs an einem einzigen Individuum, sondern an mehreren Individuen gewonnen worden sind, von denen jedes in v\u00f6lliger Unkenntnis \u00fcber die an den anderen erzielten Resultate erhalten wurde. Die Befolgung der letzteren Vorschrift scheint mir in diesem der Suggestion nicht unzug\u00e4nglichen Untersuchungsgebiete fast unerl\u00e4fslich.\nG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).","page":73}],"identifier":"lit15395","issued":"1894","language":"de","pages":"72-73","startpages":"72","title":"M. L. Patrizi: La simultan\u00e9it\u00e9 et la succession des impulsions volontaires sym\u00e9triques. Archives italiennes de biologie, XIX, 1893, S. 126 ff.","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:00:08.317685+00:00"}