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{"created":"2022-01-31T17:02:19.973171+00:00","id":"lit15397","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Umpfenbach","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 75-76","fulltext":[{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"L\u00fcteraturbericht.\n(O\nVersuchsperson zu beugen, ein erheblicher Widerstand, welcher durch Erregung des antagonistisch wirkenden Streckmuskels bedingt sei, nicht entgegen. Ferner beruhen jene Schwankungen auch nicht auf den Verh\u00e4ltnissen der Atmung; und eine mittelst des Plethysmographen angestellte Untersuchung dar\u00fcber, ob die kurzdauernden Schwankungen (minor variations) in Beziehung zu vasomotorischen Vorg\u00e4ngen st\u00fcnden, ergab gleichfalls ein negatives Resultat. Hinsichtlich der langdauernden Schwankungen (major variations) spricht sich L. f\u00fcr die Vermutung aus, dafs dieselben durch eine im Verlaufe der Kontraktionsreihe eintretende Steigerung der Blutcirkulation innerhalb des Muskels und der beteiligten zentralen Organe des Nervensystemes zu st\u00e4nde k\u00e4men. Den kurzdauernden Schwankungen schreibt er einen in der Hauptsache rein zentralen Ursprung zu. Eine Best\u00e4tigung dieser Ansicht findet er darin, dafs sich analoge Schwankungen atch bei geistigen Prozessen und, wie er durch eigeneVersuche nachweist, auch beim Knieph\u00e4nomen zeigen. Bei dieser Auffassung scheint ihm die Thatsache bemerkenswert, dafs bei seiner Person die \u00dcbung sich dahin geltend macht, das Auftreten der kurzdauernden Schwankungen zu verz\u00f6gern und die Kegelm\u00e4fsigkeit in der Arbeitsleistung zu erh\u00f6hen. Der Umstand, dafs die Aufmersamkeit, welche die Versuchsperson den Gewichshebungen zuwendet, sich nicht stets auf derselben H\u00f6he befindet, sondern gelegentlich sinkt und dann wieder anw\u00e4chst, darf nach den Erfahrungen von L. bei Erkl\u00e4rung der hier in Hede stehenden Schwankungen der muskul\u00e4ren Leistungsf\u00e4higkeit nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen.\nG. E. M\u00fcller (G\u00f6ttingen).\nV. Krafft - Ebing. Hypnotische Experimente. 2. Auflage. Stuttgart, Enke. 1893.\nK. -wiederholt die fr\u00fcheren Experimente von Forel, Bernheim, Hebold u. a. und versetzt durch hypnotische Suggestion eine 33j\u00e4hrige, nicht nerv\u00f6shysterische Person in fr\u00fchere Lebensphasen, z B. ihr 7., 19. Lebensjahr, wo sie sich dann ebenso giebt, schreibt und spricht, wie sie sich nach Aussage der Mutter damals gegeben hat. Die Hypnotisierte \u00e4ufsert Gedanken und benimmt sich in einer Art und Weise, wie es der Dreiunddreifsigj\u00e4hrigen ohne Hypnose nicht m\u00f6glich ist. Dabei fehlt dann alle Erinnerung der Erlebnisse von der suggerierten Lebensphase bis zur Jetztzeit. Diese Experimente nennt K. eine im unbewufsten Geistesleben k\u00fcnstlich hervorgerufene Reproduktion von fr\u00fcheren, im bewufsten Dasein gr\u00f6fstenteils latenten Lebensphasen. K. behauptet, es handle sich dabei um eine wirkliche Wiederhervorrufung (individueller) fr\u00fcherer Ichpers\u00f6nlich-keiten. Der 33j\u00e4hrigen Person zu suggerieren, sie sei 70 Jahre alt, wollte nicht gelingen. Diese Experimente seien, erw\u00e4hnt K. noch ausdr\u00fccklich, die beste Widerlegung der von Meynert u. a. aufgestellten Behauptung, welcher zufolge die Hypnose, weil sie das Vorstellungsleben auf einen Punkt einengt, dem Bl\u00f6dsinn (k\u00fcnstlichen Bl\u00f6dsinn) anolog","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nLitteraturbericht.\nsein soll. Ein Mo\u00efses Wort (Suggestion eines bestimmten Alters) rufe eben ganze Komplexe von Erinnerungsbildern wach. \u2014\nGrossmann (Novemberheft 1893 der Zeitschrift f\u00fcr Hypnotismus) wendet bei Besprechung der K.schen Experimente ein, dafs doch nicht ausgeschlossen sei, da die betreffende Person schon mehrfach zu denselben Experimenten gebraucht worden sei, dafs ein gut Teil des Gebahrens der Hypnotisierten durch fr\u00fchere Hypnosen, d. h. durch in fr\u00fcheren Hypnosen beigebrachte Suggestionen sich erkl\u00e4ren lasse. Mit Bernheim, Forei, und Eichet will Grossmann nicht an eine Wiederhervorrufung individueller fr\u00fcherer Ichpers\u00f6nlichkeiten glauben, sondern er erkl\u00e4rt auch den K.schen Fall f\u00fcr durch hypnotische Suggestion geschaffene blofse Typen kindlicher und jugendlicher Pers\u00f6nlichkeiten (objectivations des types-Richet).\tTJmpfenbach (Bonn).\nMax Hirsch. Suggestion und Hypnose. Ein kurzes Lehrbuch f\u00fcr \u00c4rzte.\nLeipzig, Abel. 1893. 209 S.\nDie ABELSche Sammlung medizinischer Lehrb\u00fccher verfolgt haupts\u00e4chlich praktische Ziele. Auch das vorliegende Buch besch\u00e4ftigt sich zum gr\u00f6fsten Teil mit der Anwendung von Suggestion und Hypnose mit der allgemeinen und speziellen Suggestionslehre. Doch giebt H. vorher einen lesenwerten geschichtlichen \u00dcberblick und berichtet kurz, aber ziemlich ausf\u00fchrlich \u00fcber Bedeutung, Wesen etc. der Suggestion und des Hypnotismus, weshalb das Buch allen, die sich \u00fcber die hierhergeh\u00f6rigen Fragen mal kurz orientieren wollen, bestens empfohlen werden kann. Der mit diesen Sachen mehr Vertraute wird wohl kaum etwas Neues in dem Werkchen finden.\tTJmpfenbach (Bonn).\nC. M. Williams. A Review of the Systems of Ethics, founded on the\nTheory of Evolution. London und New York, Macmillan & Co. 1893.\nXVI u. 581 S.\nDer Gedanke, die verschiedenen vom evolutionistischen Standpunkte entworfenen Versuche systematischer Ethik einer vergleichenden Sch\u00e4tzung zu unterziehen, ist ein gl\u00fccklicher. Der Gegensatz zwischen evolutionistischer und absoluter, metaphysischer, intuitionistischer Moral ist mindestens ebenso zeitgem\u00e4fs und zur Orientierung geeignet, wie die gel\u00e4ufigeren zwischen Kausalit\u00e4t und Teleologie, Realismus und Idealismus, Utilitarismus und Rationalismus, Eud\u00e4monismus und Rigorismus, Optimismus und Pessimismus, \u2014 obwohl nach Leckys Vorg\u00e4nge noch gegenw\u00e4rtig mehrere der genannten Kategorienpaare in einer Weise identifi-ciert werden, dafs danach bemessen der Evolutionismus einfach als ein anderer Name erscheint f\u00fcr die realistische, utilitaristische, eud\u00e4mo-nistische, kausal-mechanistische Betrachtungsweise. Aber mit Recht zeigt der Verfasser, dafs die evolutionistische Ethik nicht nur keinen Gegensatz bildet zur teleologischen Weltbetrachtung, vielmehr folgerichtig derselben nicht entbehren kann, wie dies im allgemeinen schon F. A. Lange dargethan hat. Und w\u00e4hrend bisher die hervorragendsten Darstellungen","page":76}],"identifier":"lit15397","issued":"1894","language":"de","pages":"75-76","startpages":"75","title":"V. Krafft-Ebing: Hypnotische Experimente. 2. Aufl., Stuttgart, Enke 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:19.973176+00:00"}