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{"created":"2022-01-31T13:49:31.119511+00:00","id":"lit15458","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 247-248","fulltext":[{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n247\nbrauchbar, so dafs die durchschnittliche Verteilung von Merkmalen in einer grofsen Menge von Nachkommen, deren Abstammung bekannt, vorausgesagt werden k\u00f6nne. (S. 358.) Jetzt aber wird bemerkt (S. XIV), dafs diese Theorie der Revision bed\u00fcrfe. Eigene Erw\u00e4gungen und die Gr\u00fcnde Wkismanns haben ihn \u00fcberzeugt, dafs die Tendenz zu erblicher \u00dcbertragung erworbener Merkmale, wenn nicht null, so doch aufser-ordentlich gering sei. Ferner w\u00fcrde er jetzt grofses Gewicht legen, wie in seinem Buche Natural Inheritance geschehen, auf den Unterschied eigentlicher Variation, bei der die entgegenwirkende Tendenz des Regresses nicht vergessen werden d\u00fcrfe, und der Bildung von Spielarten, die neue typische Centren darstellen. \u2014 Nach wie vor legt er grofses Gewicht darauf, dafs die Verbesserung der nat\u00fcrlichen Gaben zuk\u00fcnftiger Generationen des Menschengeschlechtes in weitem Umfange, obwohl nur mittelbar \u2014 durch Leitung \u2014 in unserer Macht stehe. Mit Recht erblickt er in solcher zweckm\u00e4fsig geleiteten Auslese ei ne ethisch politische Aufgabe, die des h\u00f6chsten Ranges w\u00fcrdig sei. Aber sein historisches Urteil erweist sich als etwas beschr\u00e4nkt, wenn er meint (S. 344), dafs die Kirche einst \u201ealle edlen Naturen eingefangen und zum C\u00f6libate verurteilt habe\u201c. Ebenso, wenn er (S. 345 f.) den religi\u00f6sen Verfolgungen einen erheblichen Effekt zur Verschlechterung der Rasse zuschreibt.\tF. T\u00f6nnies (Kiel).\n0. Fl\u00fcgel. Zur Psychologie und Entwickelungsgeschichte der Ameisen.\nZe\u00fcschr. f. exakte Philos. 1893. XX. S. 36\u201498.\nImmer . deutlicher beginnt in neuester Zeit die vergleichende Experimentalpsychologie sich von ihrer Mutterdisciplin, der Physiologie, abzuzweigen. In das Gebiet dieser j\u00fcngsten Wissenschaft f\u00e4llt auch die vorliegende Untersuchung. Sie ist allerdings nicht experimentellen, sondern rein kritisch-philosophischen Charakters und haupts\u00e4chlich der Frage gewidmet, ob die komplicierten Zweckm\u00e4fsigkeitshandlungen der Tiere dem Instinkte oder einer Intelligenz zuzuschreiben sind. Verfasser macht gleich dem viel citierten Wasmann mit anzuerkennender Sch\u00e4rfe Front gegen den noch immer allzu beliebten Anthropomorphismus, lehnt aber andererseits auch die Ansicht ab, dafs das Tier rein mechanisch, in blinder Automatie handle. \u201eDer Tr\u00e4ger des Scharfsinns, der Verstand\u201c \u2014 welchen das Tier kundgiebt \u2014 \u201eist der Verstand des Sch\u00f6pfers, nicht des Tieres.\u201c Gewisse Schwierigkeiten, welche dem Darwinismus bei der Erkl\u00e4rung der Erwerbung und Vererbung tierischer Kunstfertig-, keiten entgegentreten, st\u00e4rken den Verfasser im Glauben an einen pers\u00f6nlichen Sch\u00f6pfer. Die umfangreiche Abhandlung ist \u2014 auch f\u00fcr anders denkende Leser \u2014 reich an interessanten Einzelheiten.\nScHAEFEB (Rostock).\nF. Windsoheid. Ein Fall von Cannabinvergiftung. Wiener medizin. Presse. 1893. No. 21;\nIn Anbetracht der zahlreichen, neuerdings in Angriff genommenen Experimente \u00fcber die Einwirkung toxischer Mittel auf Vorg\u00e4nge des","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nLitter aturbericht.\npsychischen Lehens d\u00fcrfte es angebracht sein, auf den vorliegenden Aufsatz aufmerksam zu machen, weil durch den von Windscheid dargestellten Fall die Frage der g\u00fcnstigsten Resorptionsverh\u00e4ltnisse des Magens in einem Sinne beantwortet wird, der den bisherigen Voraussetzungen (Kr\u00e4peein, M\u00fcnsterberg) direkt zuwiderl\u00e4uft. Es blieb n\u00e4mlich bei einem vollkommen gesunden, durchaus normalen jungen Manne von 28 Jahren eine enorme Dosis von Extractum Cannabis indic\u00e4e (\u201eHaschisch\u201c), zwischen 4 und 6 TJhr nachmittags in verschiedenen' Dosen in den n\u00fcchternen Magen aufgenommen his 'A9 Uhr abends v\u00f6llig wirkungslos, w\u00e4hrend zu der genannten Zeit, unmittelbar nach dem Gen\u00fcsse des Abendessens, (also rund nach etwa vier Stunden) ein m\u00e4chtiger \u201eHaschischrausch\u201c ausbrach, dessen \u201etolles Excitationsstadium\u201c, lVs Stunden mit unverminderter St\u00e4rke anhielt. Sofern man nicht etwa in diesem Falle eine ganz abnorme Magenbeschaffenheit der Versuchsperson annehmen will, d\u00fcrfte diese Erfahrung f\u00fcr das Arbeiten mit toxischen Mitteln zu psychologischen Zwecken vielleicht die jedesmalige Anregung der Verdauungsth\u00e4tigkeit etwa durch eine geringe gleichzeitige Nahrungsaufnahme empfehlen. Mettmann (Leipzig).\nH. Schiess. \u25a0 Kurzer Leitfaden der Refraktions- und Accommodations-Anomalien, eine leicht fafsliche. Anleitung zur Brillenbestimmung f\u00fcr praktische \u00c4rzte und Studierende. Bergmann, Wiesbaden, 1893. 69 S. m. 30 Abbildungen.\nIn \u00fcberaus schlichter, verst\u00e4ndlicher Sprache erkl\u00e4rt Verfasser auf nur 69 Seiten die Linsentheorie, die Accommodation, den Begriff der Sehsch\u00e4rfe, die Refraktions- und Accommodationsfehler des Auges. Dennoch ist das Buch kein kahles Repetitorium, sondern es sucht \u00fcberall das tiefere Verst\u00e4ndnis zu wecken, die streitigen Gebiete zu erschliefsen, vielleicht gar hie und da einen Parteistandpunkt zu vertreten, was jedoch (wenigstens nach Ansicht des Referenten) in einem sonst guten Buche nichts schadet. Bekanntlich ist das Verst\u00e4ndnis dieses Fachzweiges bei der Mehrzahl der \u00c4rzte noch immer mangelhaft, und es steht einem solchen Buche ein weites Feld offen.\tC. du Bois-Retmond.\nW. Wundt. Ist der H\u00f6rnerv direkt durch Tonschwingungen erregbar?\nPhilos, Stud. 1893. Bd. VIII. S. 641-652.\nWundt sagt sich von dem \u201eDogma\u201c der specifischen Energie der einzelnen Acusticusfasern los und stellt eine neue Theorie des H\u00f6rens auf. Jeder Ton, den unser Ohr empf\u00e4ngt, kommt hiernach auf einem doppelten Wege ins Centralorgan und damit zum Bewufstsein. Erstens, trifft er, der Resonanzhypothese gem\u00e4fs, auf das CoRTische Organ und wird dort von der auf ihn abgestimmten Faser aufgenommen und weitergeleitet. Zweitens aber gelangt er auch mit Umgehung des CoRTischen Organs auf dem Wege der Knochenleitung direkt zu den in die Spindel der Schnecke eingeschlossenen Endfasern des H\u00f6rnerven, indem die Tonschwingungen Unmittelbar -vorn Knochen auf die Nervenst\u00e4mmchen zur","page":248}],"identifier":"lit15458","issued":"1894","language":"de","pages":"247-248","startpages":"247","title":"F. Windscheid: Ein Fall von Cannabinvergiftung. Wiener medizin. Presse, 1893, No. 21","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:49:31.119517+00:00"}