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{"created":"2022-01-31T17:02:30.751456+00:00","id":"lit15461","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schaefer","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 250-251","fulltext":[{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nLitteraturbericht.\nmid Schw\u00e4chungen eines Tones zu einer neuen Tonwahrnehmung Anlafs geben. \u2014 Die geistreiche Theorienkomposition des Verfassers l\u00e4fst Eins vermissen; n\u00e4mlich neben der Hypothese, dafs akustische Interferenzerscheinungen im nerv\u00f6sen Apparate m\u00f6glich sind, auch Hypothesen dar\u00fcber, wie ihr Zustandekommen daselbst physiologisch zu denken sei.\nSCHAEFER (Rostock).\nE. Bloch. Das binaurale H\u00f6ren. Zeitschrift f. Ohrenheilk. 1893. Bd. XXIV S. 25-86.\nDie Untersuchung behandelt das binaurale H\u00f6ren von drei Gesichtspunkten aus. Es sind dies die endocephale Lokalisation, die gegenseitige Intensit\u00e4tssteigerung diotisch zugeleiteter Schalleindr\u00fccke und die Beziehung des binauralen H\u00f6rens zur Erkennung der Schallrichtung. Was zun\u00e4chst die endocephale Lokalisation anlangt, so ist das Dahingeh\u00f6rige dem Leser aus den Originalaufs\u00e4tzen des Referenten in dieser Zeitschrift hinreichend bekannt. Eingehendere Besprechung verdient der zweite Punkt.\nZuerst beobachtete Le Roux [Gaz. hebdom, de M\u00e9d. et de Chirurgie, 1875 S. 296), dafs, abgesehen von dem bekannten Lokalisationswechsel, auch die Intensit\u00e4t einer vor einem Ohre aufgestellten Stimmgabel nine \u00c4nderung, und zwar eine auffallende Zunahme erf\u00e4hrt, wenn gleichzeitig eine gleich l\u00e4ute unisone Gabel vor das andere Ohr gehalten wird. . Der Zuwachs betr\u00e4gt scheinbar viel mehr als das Doppelte. Sp\u00e4ter konstatierte Silvanus P. Thompson [Philos. Magazine and Journal of Science, Vol. IV, 1877, S. 274], dafs zwei leicht gegeneinander verstimmte Gabeln, welche einzeln unh\u00f6rbar sind, Schwebungen h\u00f6ren lassen, wenn sie gleichzeitig vor je ein Ohr gehalten werden. Die an sich unh\u00f6rbaren T\u00f6ne heben sich also beim Zusammenwirken gewissermafsen gegenseitig \u00fcber die Schwelle. Sehr eingehende Untersuchungen auf diesem Gebiete lieferte dann Urbantschitsch [Pfl\u00fcgers Arch. Bd. 31, S. 280 ff. und Arch, f. Ohrenheilk. XXXIII, S. 186 ff.]. Er best\u00e4tigte die Versuche von Le Roux als auch dann g\u00fcltig, wenn statt zweier unisoner. Gabeln ein hoher und ein tiefer Ton, oder ein Ton und ein Ger\u00e4usch, oder zwei Ger\u00e4usche gew\u00e4hlt werden. Ein einseitiges, unh\u00f6rbares Uhrticken wird meist h\u00f6rbar, wenn das andere Ohr durch einen Gabelton affiniert wird. Ferner- fand er, dafs Uhrticken binotisch noch h\u00f6rbar ist, wenn die Ohren einzeln es schon, nicht mehr wahrnehmen ; und beobachtete gleich Politzer [Mail\u00e4nder Kongr\u00e9fs 1890], dafs Uhrenticken, wenn es auch bei binotischer Zuleitung unh\u00f6rbar geworden ist, noch dadurch wieder wahrnehmbar gemacht werden kann, dafs man gleichzeitig eine t\u00f6nende Stimmgabel auf die Kopfknochen setzt. Schliefslich hat U. auch noch f\u00fcr andere Sinnesorgane nachgewiesen, dafs die Wahrnehmung eines Reizes durch einen gleichzeitigen Reiz des gleichnamigen Sinnesorganes der. anderen K\u00f6rperseite deutlicher wird. Mit U. ist auch Verfasser nach diesen experimentellen Resultaten der Ansicht, dafs binotische Wahrnehmungen sich gegenseitig verst\u00e4rken, ja sogar \u00fcber die Schwelle heben k\u00f6nnen; es sei wohl anzunehmen, dafs die Erregung eines Sinnescentrums die Erregbarkeit des gleichnamigen Centrums der anderen Seite ..erh\u00f6he. \u2014","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"j\u00c2tteraturbericht.\n251\nIn eigenen Versuchen best\u00e4tigt und erweitert Verfasser die Ergebnisse von Le Roux. Letztere bestehen auch dann zu Recht, wenn die Gabeln nicht unison, sondern verstimmt sind. Je gr\u00f6fser jedoch das Intervall ist, um so geringer wird die gegenseitige Verst\u00e4rkung. \u00c4hnliches gilt auch von Ger\u00e4uschen.\nDie wichtigste Aufgabe des binauralen H\u00f6rens liegt in der Erkennung der Schallrichtung. Im wesentlichen \u00fcbereinstimmend mit Politzer, Steinh\u00e4user, Kessel, v. Kries u a., kommt Verfasser nach umfangreichen eigenen Versuchen im Gegensatz zu der PREYER-M\u00fcNSTERBERGSchen Annahme von der Beteiligung der Bogeng\u00e4nge an der Bestimmung der Schallrichtung zu folgenden Schl\u00fcssen: Die Erkennung der Schallrichtung, welche am vollkommensten in der horizontalen und frontalen Ebene geschieht, beruht auf einer Intensit\u00e4tsvergleichung der beiderseitigen Wahrnehmungen und auf dem Einfl\u00fcsse der Ohrmuscheln auf die Zuleitung der Schallwellen zum Ohre. Die Unterschiede in der Dauer, St\u00e4rke und Klangfarbe des Schalles und Erfahrungen des t\u00e4glichen Lebens helfen mit. Die Richtungsbestimmung mit nur einem Ohre ist stets sehr mangelhaft.\tSchaefer (Rostock).\nW. Weygandt. Entstehung der, Tr\u00e4ume. Eine psychologische Abhandlung. Leipzig, Gr\u00fcbel u. Sommerlatte, 1893. 51 S.\nAbgesehen von der Kritisierung fr\u00fcherer einschl\u00e4giger Werke und abgesehen von der Schilderung der vom Verfasser angewandten experimentellen Methode enth\u00e4lt die vorliegende Abhandlung nichts als die experimentelle Nachpr\u00fcfung der schon von Wundt konstatierten That-sache, dafs die meisten Traum Vorstellungen Illusionen sind, indem sie von leisen Sinneseindr\u00fccken ausgehen. Die genannte Pr\u00fcfung, welche mit anerkennenswerter Ausdauer drei Vierteljahre hindurch fortgesetzt wurde, bezog sich auf folgende Gebiete : Erinnerungsempfindungen, Harn-und Geschlechtsreiz, Atembewegung, Kreislauf, Hunger und Durst, Gleichgewicht, Gesicht und Geh\u00f6r, Geschmack und Geruch, Tast- und Temperatursinn. Neues wird jedoch nicht geboten. Dafs mit dem Harnreize sich die Vorstellungen \u201eWasser, Urin\u201c etc. associieren, dafs je nach der Art der Atembewegung der eigene K\u00f6rper leichter oder schwerer beweglich erscheint, dafs ein Alterieren der Kreislaufbewegung eine Verwirrung in der Traumsituation zur Eolge hat, ferner die Wirkungsweise der durch die Sinneswege zugef\u00fchrten Reize \u2014 das alles.ist schon bekannt und in den einschl\u00e4gigen (Werken verzeichnet vorzufinden.\nDankenswert w\u00e4re es aber gewesen, wenn der Verfasser das ihm zu Gebote stehende Material dazu verwendet h\u00e4tte, um die Frage nach der Entstehung der Tr\u00e4ume auch wirklich in umfassender Weise zu behandeln. Vom Auftreten des Reizes bis zum Entstehen des auffafsbaren Traumbildes ist n\u00e4mlich in vielen F\u00e4llen noch ein weiter Weg. Und f\u00fcr die Psychologie sind auch diejenigen Tr\u00e4ume von Wichtigkeit, wo der Tr\u00e4umende sich nicht sofort in der Traumsituation zurechtfindet, sondern bei denen ein allm\u00e4hliches Entstehen und Entwickeln des Traumbewufst-","page":251}],"identifier":"lit15461","issued":"1894","language":"de","pages":"250-251","startpages":"250","title":"E. Bloch: Das binaurale H\u00f6ren. Zeitschrift f. Ohrenheilk. 1893, Bd. XXIV, S. 25-86","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:02:30.751462+00:00"}