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{"created":"2022-01-31T17:03:06.215161+00:00","id":"lit15467","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 256","fulltext":[{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nLitteraturbericht.\ndem ich vollkommen zustimme, wenn er mit einem blendenden Ausdrucke sagt: \u201edie Psychologie ist f\u00fcr die socialen Thatsachen, was die Chemie f\u00fcr die lebenden Wesen ist\u201c, und wenn er nach stabilen Wahrheiten, nach allgemeinen Formeln sucht, denen unter allen Umwandlungen und Entwickelungen ihre Geltung verbleibe. Seine Andeutungen \u00fcber sociale Logik haben aber noch ziemlich unvermittelt neben jenes Theorem der Nachahmung sich gestellt. Der Gedanke des M\u00fcssens, dem solche Logik eine allgemeine Begr\u00fcndung geben soll, ist noch weit tiefer und mannigfacher, als er ihn darstellt,\tF. T\u00f6nnies (Kiel).\nM. Beaujeu. Psychologie des premiers C\u00e9sars. Paris, G. Masson. 56 S.\nDer Verfasser will an der Hand der geschichtlichen \u00dcberlieferung das Leben der f\u00fcnf ersten C\u00e4saren einer wissenschaftlichen Untersuchung unterziehen, um zu einer Entscheidung dar\u00fcber zu gelangen, ob sie dem Einfl\u00fcsse einer erblichen Anlage anheimfielen, oder ob ihre Verkehrtheit ein Ergebnis der Zeit und der Umst\u00e4nde war.\nDafs \u00e4hnliche Untersuchungen bereits fr\u00fcher angestellt worden, und unter anderen ein gewisser G. Feeytag die Bezeichnung des C\u00e4sarenwahnsinns daf\u00fcr aufgebracht hat, ist dem Herrn Verfasser anscheinend nicht bekannt, aber auch abgesehen davon mangelt ihm mit Ausnahme des Mutes so ziemlich alles andere, um ein solches Unterfangen zu einem gedeihlichen Ende zu bringen.\nEtwas Neues erfahren wir nicht, das Altbekannte wird ohne alle Kritik vorgebracht; und des Buches K\u00fcrze ist sein wesentlichster Vorteil.\nWas Freytag mit wenigen scharfen Strichen ausf\u00fchrt, dafs, je h\u00f6her der Mensch stehe, er um so gr\u00f6fsere Schranken n\u00f6tig habe, um die Willk\u00fcr seines Wesens zu b\u00e4ndigen, und um so gr\u00f6fser die Versuchungen seien, diese Schranken zu \u00fcberschreiten, dafs nichts gef\u00e4hrlicher sei, als unumschr\u00e4nkte Herrschermacht, wo der Einzelne nicht auf die H\u00fclfe seiner Nebenmenschen angewiesen sei, das erhalten wir von Beaujeu verd\u00fcnnt und in einer gelehrten Sauce serviert.\nNach ihm bestehen beim Menschen zwei Instinkte, welche die Gruppe des Ehrgeizes bilden, Instinkte mit vorwiegend socialen Ent-\u00e4ufserungen, und zwar der Stolz oder das Bed\u00fcrfnis der Herrschaft und die Eitelkeit, oder das Bed\u00fcrfnis der Anerkennung.\nF\u00fcr gew\u00f6hnlich werden sie durch die \u00e4ufseren Umst\u00e4nde in Schranken gehalten, bei den C\u00e4saren aber bestand diese Hemmung nicht und daher ihr .Heranwachsen zum C\u00e4sarenwahnsinn, f\u00fcr dessen Entwickelung die Erblichkeit ohne Bedeutung, die sociale Mitte alles ist.\nSo ohne weiteres m\u00f6chte ich das nicht unterschreiben, andererseits trage ich kein Verlangen, mich mit Herrn Beaujeu dar\u00fcber auseinanderzusetzen, nur das erlaube ich mir noch in aller Eile zu bezweifeln, dafs wir den C\u00e4sarenwahnsinn oder die \u201eCesarite\u201c auf allen Stufen der socialen Leiter und \u00fcberall da finden, wo jemand pl\u00f6tzlich eine h\u00f6here Stellung erlangt hat, als die war, welche er vordem einnahm.\nPelman.","page":256}],"identifier":"lit15467","issued":"1894","language":"de","pages":"256","startpages":"256","title":"M. Beaujeu: Psychologie des premiers C\u00e9sars. Paris, G. Masson","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T17:03:06.215167+00:00"}