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{"created":"2022-01-31T15:57:04.027722+00:00","id":"lit15504","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Schumann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 6: 485-486","fulltext":[{"file":"p0485.txt","language":"de","ocr_de":"L\u00fcteraturbericht.\n485\nperson die Ansicht Urbantschitschs widerlegt war, dafs eine Verursachung der Schwankungen durch Nervenerm\u00fcdung nur hei einem geringen Teil der beobachteten F\u00e4lle denkbar erschien; weitaus in den meisten F\u00e4llen sei sie unannehmbar, da kein pl\u00f6tzlicher Ausfall der Empfindung stattf\u00e4nde, sondern ein stetiges Auf- und Abwogen derselben bei grofser Unregelm\u00e4fsigkeit der Erscheinung sich beobachten lasse ; ja selbst wenn die Minimalempfindung unter die Reizschwelle gesunken sei, liefse sich doch noch ein merkliche Beeinflussung des Bewufstseins durch dieselbe konstatieren, welche merklich verschieden sei von dem durch objektive Unterbrechung des Ger\u00e4usches entstehenden Eindr\u00fccke. Verfasser ist der Ansicht, dafs es sich dabei um einen psychophysischen Zustand handle, \u201eder sich in dem Festhalten des Erinnerungsbildes \u00fcber die reale Reizung hinaus\u201c beth\u00e4tige, und dafs die Ursache der Schwankungen in einer Ver\u00e4nderung dieses Zustandes zu suchen sei.\nDie f\u00fcr den zeitlichen Verlauf der Schwankungen gewonnenen Werte sind, wie Verfasser richtig erkennt, mannigfachen Fehlerquellen unterworfen. Sie ergeben indes deutlich, dafs von einer Periodicit\u00e4t der Schwankungen, wie sie ff. Lange behauptete, nicht die Rede sein kann. F\u00fcr die verschiedenen Versuchspersonen fielen die Empfindungspausen je nach der Art des beobachteten Ger\u00e4usches verschieden lang aus, und es ergab sich dabei die interessante Thatsache, dafs diejenigen Ger\u00e4usche, bei denen eine Versuchsperson recht kurze und seltene Schwankungen zeigte, auch langer objektiver Unterbrechungen, um zu verschwinden, bedurften, mit anderen Worten: dafs die Erinnerungsbilder gerade dieser Art von Ger\u00e4usch von der betreffenden Versuchsperson am leichtesten und deutlichsten vorgestellt und festgehalten werden konnten.\nAuf Grund dieser Ergebnisse kommt Verfasser zu einer Theorie der sinnlichen Aufmerksamkeit, die sich im wesentlichen mit der vom Referenten bereits fr\u00fcher gegebenen deckt.\nIn der zweiten Arbeit wird die Annahme M\u00fcnsterbergs, wonach es sich bei den oben beschriebenen Schwankungen um Ver\u00e4nderungen der Fixation und der Accomodation handeln soll, gepr\u00fcft. Wurde statt der weifsen Scheibe eine schwarze mit einem f\u00fcnfmal unterbrochenen weifsen Radius genommen, so liefsen sich die Schwankungen in der Auffassung der grauen Ringe ebenso beobachten, w\u00e4hrend nach M. in diesem Falle im Moment der Ablenkung aus der Fixationsstelle die grauen Ringe, auf seitliche Netzhautteile auftreffend, sich vom schwarzen Grunde noch deutlicher als vorher h\u00e4tten abheben m\u00fcssen. Wurde ferner die Accomodation durch Atropinisierung des Auges aufgehoben, so dauerten gleichwohl die Schwankungen fort. Verfasser kommt zu dem Schlufs, dafs, solange der Reiz eben merklich ist, die Schwankungen vielmehr von centralen als von peripheren Bedingungen abh\u00e4ngen.\nA. Pilzecker (G\u00f6rtingen).\nTh. L. Bolton. The growth of memory in school children. Am\u00e8ne.\nJoicrn. of Psychol. IV. S. 362\u2014380 (1892).\nIn den Schulen zu Worcester wurden Versuche \u00fcber das Ged\u00e4chtnis in der Weise gemacht, dafs den Kindern die Ziffern einer mehrstelligen","page":485},{"file":"p0486.txt","language":"de","ocr_de":"486\nLitter aturbericiit.\nZahl mit m\u00f6glichst gleicher Betonung und in m\u00f6glichst gleichen Intervallen einmal vorgelesen wurden mit der Aufforderung, dieselben im Ged\u00e4chtnis zu behalten und auf ein bestimmtes Signal hin niederzuschreiben. Von den Schlufsfolgerungen, welche der Verfasser aus den Resultaten zieht, sind haupts\u00e4chlich die folgenden zu erw\u00e4hnen:\n1.\tDer Umfang des Ged\u00e4chtnisses \u00fcberschreitet nicht die Zahl von sechs Ziffern; er w\u00e4chst mit dem Alter der Kinder und ihrer \u00dcbung.\n2.\tDer Umfang des Ged\u00e4chtnisses mifst die F\u00e4higkeit der Kinder, ihre Aufmerksamkeit zu konzentrieren.\n.\t3. Scharfer Verstand ist zwar \u00f6fter von einem grofsen Ged\u00e4chtnis-\numfang begleitet, aber durchaus nicht immer.\n4.\tM\u00e4dchen behalten besser, als Knaben.\n5.\tBeim Vergessen sind drei Stadien zu unterscheiden. Beim ersten Stadium verwirrt sich die Reihenfolge der Ziffern; heim zweiten fallen einige Elemente aus, indem sich andere daf\u00fcr substituieren ; beim dritten tritt ein Verlust einiger Elemente ohne jeden Ersatz ein.\n6.\tEs ist eine Tendenz vorhanden, die Zahl der Vorstellungen zu\n\u00fcbersch\u00e4tzen, wenn dieselbe auch nur wenig das Maximum des Ged\u00e4chtnisumfanges \u00fcberschreitet, w\u00e4hrend die Zahl in der Regel untersch\u00e4tzt wird.\t; ; Schumann (Gottingen).\nMax Offnes. \u00dcber die Grundformen der Vorstellungsverbindung.\nPsychologische Studie. Philos. Monatshefte. Bd. 28. S., 385\u2014416 und . \u25a0 513\u2014547. (1892.)\nEine verdienstliche Arbeit, die unter weitgehender Ber\u00fccksichtigung der Litter\u00e4tur und unter Beachtung der experimentellen Arbeiten dennoch mit Selbst\u00e4ndigkeit die psychologische Entstehungsweise, der Associationen in ihren s\u00e4mtlichen Hauptformen zu analysieren sucht.\n\u2014\tIndem sich 0. sowohl . gegen die schulm\u00e4fsige Einteilung der Associationen, wie auch gegen diejenige Wundts wendet, .erkennt er als die Hauptarten der Vorstellungsverbindung nur die Association gleichzeitiger und die aufeinanderfolgender Vorstellungen an. Zur, Erkl\u00e4rung der eigentlichen Simultanassociation glaubt er die psychophysische Hypothese annehmen zu d\u00fcrfen, dafs bei gleichzeitiger Erregung zweier \u00f6rtlich getrennter Ganglienkomplexe \u201eder Process .auf diejenige Eeitu\u00fcgsbahn \u00fcbergeht, welche beide Punkte verbindet\u201c. Hierdurch wird feine funktionelle Disposition, der Ganglien und der Leitungsbahn en geschaffen, so dafs bei erneuter Erregung des einen Komplexes der Procefs wieder denselben Ablauf nimmt. Einige gegen eine derartige Lokalisation erhobene Bedenken sucht er zu entkr\u00e4ften.\n\u2014\tKur als eine Unterart der Simultanass\u00f6ciation betrachtet Verfasser die sogenannte Association nach \u00c4hnlichkeit, und seine scharfsinnigen Auseinandersetzungen \u00fcber diesen Punkt verdienen besondere Beachtung. Sehr gut unterscheidet er an dieser Vorstellungsverbindung zwei .Stufen. Die erste ist die eigentliche \u00c4hnlichkeitsassociation. Eine gegenw\u00e4rtige Vorstelluhgsgruppe enth\u00e4lt Elemente, die schon fr\u00fcher einmal als Bestandteile einer anderen Gruppe im Bewufstsein waren. Indem nun die Erregung, die jene gemeinsamen","page":486}],"identifier":"lit15504","issued":"1894","language":"de","pages":"485-486","startpages":"485","title":"Th. L. Bolton: The growth of memory in school children. Americ. Journ. of Psychol. IV, S. 362-380, 1892","type":"Journal Article","volume":"6"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:57:04.027728+00:00"}