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{"created":"2022-01-31T16:06:13.253578+00:00","id":"lit15515","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Kronthal, P.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 204-205","fulltext":[{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nLi tier a turbericht.\nTempo), oder wenn wir als Dirigenten Takt schlagen, durch den Muskelsinn (auch hier giebt der Muskelsinn meiner Ansicht nach nur \u00fcber das Tempo Aufschlufs), und schliefslich f\u00e4ngt ein S\u00e4nger, der rhythmisch richtig singen will, auch an, sich unwillk\u00fcrlich den Takt zu schlagen (hier ist Rhythmus im Sinne von Takt gebraucht). Mit Recht hebt D. hervor, wie verschieden wir \u00fcber Rhythmus (soll heifsen Tempo) urteilen, je nachdem wir ein Musikst\u00fcck blofs h\u00f6ren oder auch den Takt schlagen, also je nachdem wir nach dem Geh\u00f6rsinn oder Muskelsinn urteilen, ja ich w\u00fcrde auch innerhalb des Muskelsinnes unterscheiden zwischen Selbstspielen und hlofsem Taktgehen. \u00dcber diesen Takt selbst, ganz abgesehen vom Zeitmafs, gieht uns meiner Ansicht nach keine Empfindung Auf-schlufs, man mufs ihn wissen oder f\u00fchlen, er ist keine Qualit\u00e4t der Empfindung, sondern der Vorstellung, also von kortikalen Vorg\u00e4ngen abh\u00e4ngig, die physiologisch zu verfolgen uns bisher nicht gelungen ist. Immerhin geh\u00f6rt auch er zur musikalischen F\u00e4higkeit, und man ersieht daraus, aus wieviel verschiedenen Teilen diese F\u00e4higkeit zusammengesetzt ist. Mit Recht hebt daher D. hervor, dafs diese Bef\u00e4higung nicht eine unteilbare, spezifische Einheit sei, sondern das Resultat verschiedener Anlagen. Daraus aber folgt weiter, dafs die musikalische Anlage nicht vom Ohr allein abh\u00e4ngt, und dafs schliefslich zwischen Tontaubheit und Musiktauhheit zu unterscheiden sei. Unter letzterer verstehe man die Unf\u00e4higkeit, einzeln wahrgenommene T\u00f6ne als zusammengeh\u00f6rige Einheit zu erfassen. Ich habe mich an anderer Stelle daf\u00fcr ausgesprochen, dafs diese Eigent\u00fcmlichkeit in letzter Linie auf Mangel an Taktgef\u00fchl (\u00dcbersicht, Gliederung) beruhe. Ich wiederhole hier die von Dauriac gerichtete Aufforderung an Psychiater, zu untersuchen, inwieweit bei F\u00e4llen von Aphasie und Amusie, Musiktaubheit und Tontaubheit untereinander von aphatischen St\u00f6rungen abh\u00e4ngen, beziehungsweise nicht beeinflufst werden, eine Beobachtung, die meines Wissens in den meisten Beobachtungsschemen nicht gen\u00fcgend gew\u00fcrdigt ist.\nDer Artikel ist ungemein fein geschrieben und zeugt von einer gl\u00fccklichen Vereinigung psychologischer Beobachtung mit musikalischpraktischer Erfahrung. Ich schliefse meinen Bericht mit dem Bewufst-sein, nur wenige Fragen des reichhaltigen Inhaltes besprochen zu haben.\nWallaschek (London).\nA. Koelliker. Handbuch der Gewebelehre des Menschen. 6. umgearb.\nAufl. 2. Bd. 1. H\u00e4lfte. Leipzig, Engelmann, 1893. 372 S.\nDafs der Autor die Lehre vom Nervengewebe in zwei Teilen erscheinen l\u00e4fst, entschuldigt er durch das Vorwort. Er macht auf den schnellen Wechsel der Methoden und der daraus folgenden Anschauungen aufmerksam und h\u00e4lt es deshalb f\u00fcr ratsam, den ersten Teil erscheinen zu lassen. Der Schlufs d\u00fcrfte uns Ostern 1894 erfreuen.\nEinleitend behandelt K. in einem kurzen Paragraphen das Nervensystem im allgemeinen und er\u00f6rtert die Bestandteile des WALDEYERSchen Neurons. Der n\u00e4chste Abschnitt besch\u00e4ftigt sich des genaueren mit","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n205\nden Elementen des Nervensystems. Die markhaltigen und marklosen Fasern, die Nervenzellen werden eingehend beschrieben. Etwas eigent\u00fcmlich ber\u00fchrt stellenweise die Anordnung des Stoffes, wie z. B. die Schilderung der markhaltigen Nervenfasern damit einsetzt, dafs die BANViERSchen Einschn\u00fcrungen beschrieben werden. Auch h\u00e4tte vielleicht mehr Nachdruck darauf gelegt werden k\u00f6nnen, dafs der Begriff \u201eNervenzelle\u201c histologisch durchaus kein einheitlicher ist, sondern sehr verschiedene Nervenzellen bekannt sind. K. besch\u00e4ftigt sich neben der allgemeinen Schilderung genauer nur mit der multipolaren Zelle des Vorderhirns und den Zellen der Spinalganglien.\nDer n\u00e4chste grofse Abschnitt, der in dem vorliegenden Bande noch nicht beendet wird, sondern in der allgemeinen Darstellung des Mittelund Vorderhirns abbricht, schildert das centrale Nervensystem. Zuerst wird das R\u00fcckenmark des Menschen abgehandelt. Es werden die Methoden der Forschung beschrieben, dann die einzelnen Elemente. Ein in seiner pr\u00e4gnanten Fassung prachtvolles Kapitel stellt die Resultate zusammen. Aus den anatomischen Verh\u00e4ltnissen wird eine Physiologie des gesamten Markes, wie seiner einzelnen Teile abgeleitet. Der n\u00e4chste Paragraph schildert anschaulich und klar die Entwickelung der Medulla spinalis, ein weiterer das R\u00fcckenmark der Fische, Amphibien, Reptilien, V\u00f6gel und S\u00e4ugetiere. Vielleicht w\u00e4re auch hier eine andere Ordnung des Stoffes ratsamer gewesen, indem die einfacheren Verh\u00e4ltnisse zuerst und zuletzt die komplizierten heim Menschen dargestellt worden w\u00e4ren.\nAufsteigend kommen wir zur Medulla oblongata. Die Pyramiden-und Schleifenkreuzung, die Pons- und Vierh\u00fcgel werden makro- und mikroskopisch beschrieben; es folgen die Hirnnerven und ihre Entwickelung mit Ausnahme des Opticus und Olfactorius. Die Fasern und Zellen des verl\u00e4ngerten Markes und der basalen Teile des Hinterhirns werden eingehend gew\u00fcrdigt, und wieder fafst ein kurzes, klares Kapitel die Resultate zusammen. Eine allgemeinere Beschreibung des Kleinhirns und eine genauere seiner histologischen Elemente und deren Zusammenhang werden zum Abschlufs gebracht. Im Beginn der allgemeinen Beschreibung des Mittel- und Vorderhirns bricht der vorliegende Band ah.\nHochbefriedigt und in Bewunderung vor dem Autor legt man das Buch aus der Hand. Nicht ist wesentlich Neues berichtet, nicht ist die Form der Darstellung besonders gl\u00e4nzend, aber die umfassende Kenntnis des Gegenstandes, die genaueste Ber\u00fccksichtigung der gesamten einschl\u00e4gigen Litteratur von Gerlach bis Golgi, die Klarheit der Gedanken und der Sprache, die Vermeidung jeder Weitschweifigkeit und alles \u00dcberfl\u00fcssigen sind so grofse Vorz\u00fcge des Werkes, dafs ich unbedenklich es als das beste \u00fcber das in Rede stehende Gebiet bezeichne.\nSehr bedaure ich, dafs K. nicht genauer auf die histologischen Methoden eingegangen ist. Seine reiche Erfahrung geht uns somit leider verloren. \u2014 Eine sehr grofse Zahl von Abbildungen, zum geringen Teil farbig, die Mehrzahl in Holzschnitt und Zinkographie ausgef\u00fchrt, sind lobend zu erw\u00e4hnen.\nP. Kronthal (Berlin).","page":205}],"identifier":"lit15515","issued":"1894","language":"de","pages":"204-205","startpages":"204","title":"A. Koelliker: Handbuch der Gewebelehre des Menschen. 6. umgearb. Auflage, 2. Bd., 1. H\u00e4lfte. Leipzig, Engelmann 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:06:13.253583+00:00"}