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{"created":"2022-01-31T16:03:55.009781+00:00","id":"lit15517","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 206-208","fulltext":[{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nLitteraturbericht.\nL. Edinger. Vergleichend-entwickelungsgeschichtliche und anatomische Studien im Bereiche der Hirnanatomie. 3. Riechapparat und Ammons-horn. Anat. Ans. 1893. No. 10 und 11.\nDie phylogenetisch \u00e4lteste Hirnrindenth\u00e4tigkeit ist an die Riechwahrnehmung gekn\u00fcpft, denn phylogenetisch zuerst sendet der Nervus olfactorius Bahnen zu h\u00f6heren Hirncentren. Sie enden hei den Fischen noch im Stammgebiete, erheben sich aber bei den Amphibien schon zu der rudiment\u00e4ren Rinde des Mantels und treffen bei den Reptilien bereits eine ausgebildete Rindenformation. Diese zeigt die Charaktere und Lage der Ammonsrindenformation, welche wir von den S\u00e4ugern kennen. Bei diesen selbst erf\u00e4hrt die Riechrinde eine ungew\u00f6hnliche Ausbildung und Komplikation.\nBesonders hervorgehohen sei noch aus der vorliegenden Arbeit, dafs E. das Ganglion habenulae mit seinen Adnexen als wahrscheinlich zum System des Olfactorius geh\u00f6rig ansieht. Diese Anschauung des hervorragenden Hirnanatomen ist insofern besonders interessant, als Mendel vor kurzer Zeit auf Grund von Degenerationsexperimenten das Ganglion habenulae in Beziehung zur Irisbewegung brachte.\tP. Kronthal (Berlin).\nC. VON Monakow. Experimentelle und pathologisch-anatomische Untersuchungen \u00fcber die optischen Centren und Bahnen nebst klinischen Beitr\u00e4gen zur kortikalen Hemianopsie und Alexie. Arch, f\u00fcr Psychiatrie XXHI. 3. S. 609-671 und XXIV. 1. S. 229-269 (1892).\nVerfasser hatte in fr\u00fcheren Arbeiten gezeigt, dafs nicht nur hei neugeborenen, sondern auch bei erwachsenen Tieren die Exstirpation der Sehsph\u00e4re zu einer sekund\u00e4ren Degeneration der ganzen Sehbahn (einschliefslich der prim\u00e4ren optischen Centren: vordererVierh\u00fcgel, \u00e4ufserer Knieh\u00f6cker, Pulvinar) bis in den Tractus und Nervus opticus f\u00fchrt. Er weist jetzt an drei sorgf\u00e4ltig untersuchten F\u00e4llen nach, dafs auch bei dem Menschen Herderkrankungen des Occipitallappens nach l\u00e4ngerer Zeit zu ebensolchen Degenerationen f\u00fchren. Die Sehsph\u00e4re des Menschen umfafst nach M. den Cuneus, den Lobus lingualis und wahrscheinlich auch die beiden Gyri occipitales. Das Corpus geniculatum externum erscheint speciell dem Cuneus und dem Lobus lingualis zugeordnet. Die Fasermassen, welche die Sehsph\u00e4re mit den prim\u00e4ren optischen Centren verkn\u00fcpfen, liegen vorzugsweise im ventralen Abschnitt des sagittalen Marklagers des Hinterhauptlappens. Der dorsale Abschnitt desselben enth\u00e4lt vor allem die Projektionsfasern des Lobulus parietalis superior und des Gyrus angularis. M. nimmt weiterhin an, dafs die meisten Fasern der Sehstrahlungen aus den Axencylinderforts\u00e4tzen der Ganglienzellen des \u00e4ufseren Knieh\u00f6ckers und des Pulvinars entspringen. Die aus den Axencylinderforts\u00e4tzen der Solit\u00e4rzellen der Sehsph\u00e4re ent-springenden Fasern der Sehstrahlungen wenden sich gr\u00f6fstenteils dem vorderen Vierh\u00fcgel zu.\nDie Fasern der Balkentapete h\u00e4lt M. f\u00fcr Associationsfasern. In dem einen der mitgeteilten F\u00e4lle erstreckte sich der Krankheitsherd bis in den Gyrus hippocampi. Die zugeh\u00f6rige sekund\u00e4re Degeneration","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n207\nbetraf die Fimbria, die Fornixs\u00e4ule und das mediale Ganglion des Corpus mammillare. Das GuDDENSche Haubenb\u00fcndel, sowie das Vicq D\u2019AzYn\u2019sche B\u00fcndel waren intakt. Somit haben die letztgenannten B\u00fcndel mit dem Fornix keinen direkten Zusammenhang. Die Endb\u00e4umchen der meisten Fornixfasern liegen im Corpus mammillare.\nGegen die engere Begrenzung der Sehsph\u00e4re, wie sie S\u00e9guin, Nothnagel u. a. angenommen haben, wendet M. ein, dafs in den angeblich beweisenden F\u00e4llen eine mikroskopische Untersuchung unterlassen worden sei; nach seinen Erfahrungen finde man in der makroskopisch nichts Auff\u00e4lliges bietenden Umgebung von Erweichungsherden oft schwere mikroskopische Ver\u00e4nderungen. Auch ergiebt eine genauere Ber\u00fccksichtigung der einzelnen arteriellen Ern\u00e4hrungsgebiete, dafs bei den Erweichungen ein gr\u00f6fserer Bindenbezirk in Mitleidenschaft gezogen sein mufs.\nF\u00fcr eine Projektion der Netzhaut auf die Sehsph\u00e4re reichen die seitherigen pathologisch-anatomischen Befunde nicht aus. Speciell h\u00e4lt M. die \"VViLBRANDSche Theorie noch f\u00fcr ganz unbewiesen. Aus dem Fall 1 geht \u00fcbrigens mit Sicherheit hervor, dafs die Macula lutea in allen ihren Abschnitten in beiden Hemisph\u00e4ren und in beiden Tractus optici repr\u00e4sentiert ist; es war n\u00e4mlich die rechte Sehsph\u00e4re im weitesten Umfange durch den Krankheitsherd ausgeschaltet und der rechte Tractus nahezu v\u00f6llig degeneriert, und doch ging die Trennungslinie des hemi-anopischen Gesichtsfelddefektes um 10\u00b0 links am Fixationspunkt vorbei und liefs somit die Macula lutea frei.\nVor allem hebt M. auch hervor, dafs der End b\u00e4um einer in einer Ganglienzelle der Netzhaut entspringenden Sehnervenfaser im Corpus geniculatum externum sehr wohl mit mehreren Ganglienzellen (z. T. durch Vermittelung der von ihm angenommenen \u201eSchaltzellen\u201c) und durch diese mit mehreren zur Sehsph\u00e4re ziehenden Fasern des sagittalen Marklagers in Verbindung stehen k\u00f6nnte. Speciell vermutet M., dafs die der Macula lutea entstammenden Tractusfasern nicht in einer umschriebenen Begion des Corpus geniculatum externum endigen, sondern, entsprechend der Wichtigkeit der Macula lutea f\u00fcr das Sehen, sich \u00fcber das ganze Corpus geniculatum externum zerstreuen. Die Macula lutea w\u00fcrde hiernach auf die ganze Sehsph\u00e4re projiciert sein. Ihre Bindenprojektion w\u00fcrde gewissermafsen eine Art eingeschobener Sehsph\u00e4re in der Sehsph\u00e4re bilden.\nM. gelangt daher zu dem Schlufs, dafs eine Projektion der Netzhautsegmente auf die Occipitalrinde \u201enur mittelbar und nur in dem Sinne stattfindet, dafs die \u00dcbertragung der Erregungen zweier homonymer Netzhautsegmente auf die Binde gew\u00f6hnlich durch Vermittelung der den bez\u00fcglichen Tractusfasern zun\u00e4chst liegenden Zellgruppen der prim\u00e4ren Centren geschieht\u201c.\nBeim Kaninchen und bei den niederen Wirbeltieren spielt der Vordere Zweih\u00fcgel noch eine ziemlich dominierende und selbst\u00e4ndige Bolle, beim Menschen dient er wahrscheinlich lediglich den Opticusreflexen (im Sinne Munks). Die \u201eEndkerne\u201c des N. opticus (im Sinne von His und K\u00f6lliker) sind beim Menschen und bei den h\u00f6heren S\u00e4ugetieren","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nLitteraturbericht.\nim Corpus geniculatum externum und den caudalen Abschnitten des Pulvinars gelegen. Beide Begionen h\u00e4ngen um so vollst\u00e4ndiger von der Occipitalrinde ab, d. h. entarten um so vollst\u00e4ndiger, wenn die Occipital-rinde zerst\u00f6rt wird, je h\u00f6her das Tier steht. Irgend welche selbstst\u00e4ndige Beth\u00e4tigung des \u00e4ufseren Knieh\u00f6ckers und Pulvinars bei dem Sehakt (etwa wie diejenige des Lohus opticus der niederen Tiere) ist ausgeschlossen, da ihre Verk\u00fcmmerung nach Exstirpation der Occipitalrinde nur dann verst\u00e4ndlich ist, wenn ihre einzige Punktion die Zuleitung der Netzhauterregungen zur Hirnrinde ist.\nDie beil\u00e4ufigen Er\u00f6rterungen des Verfassers \u00fcber Alexie \u2014 gegen deren specielle Lokalisation im Gyrus angularis er sich wendet \u2014 sind im Original nachzulesen. \u2014 Zwei Tafeln illustrieren die topographischen Verh\u00e4ltnisse der Sehbahn.\tZiehex (Jena).\nFriedrich M\u00fcller. Ein Beitrag zur Kenntnis der Seelenblindheit. Arch, f. Psychiatrie. XXIV. 3. S. 856-918. (1892.)\nM. teilt ausf\u00fchrlich zwei F\u00e4lle von Seelenblindheit mit. Ein Sektionsbefund liegt nur im zweiten Falle vor, und auch in diesem ist das klinische Bild zu kompliciert und die post mortem nachgewiesene Zerst\u00f6rung zu ausgedehnt, als dafs bestimmte Schl\u00fcsse zu ziehen erlaubt w\u00e4re. Verfasser kn\u00fcpft an die Krankengeschichten eine theoretische Er\u00f6rterung \u00fcber das optische Wiedererkennen. Die Annahme eines von dem optischen Empfindungsfeld getrennten optischen Erinnerungsfeldes erscheint ihm \u201ezu einfach und zu grob, um den komplicierten Vorgang des optischen Wiedererkennens ganz zu erkl\u00e4ren\u201c. Auch die LissAUERSche Unterscheidung einer kortikalen und einer transkortikalen Seelenblindheit erscheint M. noch verfr\u00fcht. Er schl\u00e4gt statt dessen vor, eine Seelenblindheit mit Verlust der optischen Erinnerungsbilder und eine solche ohne Verlust der optischen Erinnerungsbilder zu unterscheiden. F\u00fcr die letztere bietet der zweite von M. berichtete Fall ein gutes Beispiel : Die Kranke konnte aus dem Ged\u00e4chtnis Personen und Dinge der Form und Farbe nach gr\u00f6fstenteils richtig beschreiben, ohne dieselben wieder zu erkennen, wenn sie vor ihr standen. Hier war also nur die Identi-ficierung der neuen Gesichtsempfindung mit dem Erinnerungsbild aufgehoben. \u00dcbrigens ergiebt genauere Untersuchung, dafs die F\u00e4lle der zweiten Kategorie s\u00e4mtlich nicht rein sind, indem doch stets auch eine gewisse Zahl von Erinnerungsbildern verloren gegangen ist.\nEine (\u00fcbrigens nicht vollst\u00e4ndige) Zusammenstellung der in der Litteratur vorhandenen F\u00e4lle von Seelenblindheit ergiebt, dafs unter 30 F\u00e4llen nur sieben keine Alteration des Gesichtsfeldes aufwiesen. Gerade in diesen sieben F\u00e4llen war die Gesichtsfelduntersuchung zum Teil sehr ungenau. Eechtsseitige Hemianopsie bestand in sechs, linksseitige in sieben F\u00e4llen. Doppelseitige Gesichtsfelddefekte wurden in zehn F\u00e4llen konstatiert. Unter 22 F\u00e4llen, bei welchen \u00fcberhaupt Angaben \u00fcber das Farbensehen vorliegen, fand sich 13 mal St\u00f6rung des Farbensehens, und zwar vier mal v\u00f6lliger Verlust des Farbensinns. Die eine Patientin M.\u2019s erkannte Farben nicht, suchte aber doch aus einem Haufen farbiger Wollb\u00fcndel zu einer vorgelegten Farbe stets die richtige gleiche Farbe heraus (= \u201eamnestische Farbenblindheit\u201c).","page":208}],"identifier":"lit15517","issued":"1894","language":"de","pages":"206-208","startpages":"206","title":"C. von Monakow: Experimentelle und pathologisch-anatomische Untersuchungen \u00fcber die optischen Centren und Bahnen nebst klinischen Beitr\u00e4gen zur kortikalen Hemianopsie und Alexie. Arch. f. Psychiatrie XXIII, 3, S. 609\u2013671 u. XXIV, 1, S. 229\u2013269, 1892","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:03:55.009787+00:00"}