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{"created":"2022-01-31T16:04:58.893341+00:00","id":"lit15518","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 208-209","fulltext":[{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nLitteraturbericht.\nim Corpus geniculatum externum und den caudalen Abschnitten des Pulvinars gelegen. Beide Begionen h\u00e4ngen um so vollst\u00e4ndiger von der Occipitalrinde ab, d. h. entarten um so vollst\u00e4ndiger, wenn die Occipital-rinde zerst\u00f6rt wird, je h\u00f6her das Tier steht. Irgend welche selbstst\u00e4ndige Beth\u00e4tigung des \u00e4ufseren Knieh\u00f6ckers und Pulvinars bei dem Sehakt (etwa wie diejenige des Lohus opticus der niederen Tiere) ist ausgeschlossen, da ihre Verk\u00fcmmerung nach Exstirpation der Occipitalrinde nur dann verst\u00e4ndlich ist, wenn ihre einzige Punktion die Zuleitung der Netzhauterregungen zur Hirnrinde ist.\nDie beil\u00e4ufigen Er\u00f6rterungen des Verfassers \u00fcber Alexie \u2014 gegen deren specielle Lokalisation im Gyrus angularis er sich wendet \u2014 sind im Original nachzulesen. \u2014 Zwei Tafeln illustrieren die topographischen Verh\u00e4ltnisse der Sehbahn.\tZiehex (Jena).\nFriedrich M\u00fcller. Ein Beitrag zur Kenntnis der Seelenblindheit. Arch, f. Psychiatrie. XXIV. 3. S. 856-918. (1892.)\nM. teilt ausf\u00fchrlich zwei F\u00e4lle von Seelenblindheit mit. Ein Sektionsbefund liegt nur im zweiten Falle vor, und auch in diesem ist das klinische Bild zu kompliciert und die post mortem nachgewiesene Zerst\u00f6rung zu ausgedehnt, als dafs bestimmte Schl\u00fcsse zu ziehen erlaubt w\u00e4re. Verfasser kn\u00fcpft an die Krankengeschichten eine theoretische Er\u00f6rterung \u00fcber das optische Wiedererkennen. Die Annahme eines von dem optischen Empfindungsfeld getrennten optischen Erinnerungsfeldes erscheint ihm \u201ezu einfach und zu grob, um den komplicierten Vorgang des optischen Wiedererkennens ganz zu erkl\u00e4ren\u201c. Auch die LissAUERSche Unterscheidung einer kortikalen und einer transkortikalen Seelenblindheit erscheint M. noch verfr\u00fcht. Er schl\u00e4gt statt dessen vor, eine Seelenblindheit mit Verlust der optischen Erinnerungsbilder und eine solche ohne Verlust der optischen Erinnerungsbilder zu unterscheiden. F\u00fcr die letztere bietet der zweite von M. berichtete Fall ein gutes Beispiel : Die Kranke konnte aus dem Ged\u00e4chtnis Personen und Dinge der Form und Farbe nach gr\u00f6fstenteils richtig beschreiben, ohne dieselben wieder zu erkennen, wenn sie vor ihr standen. Hier war also nur die Identi-ficierung der neuen Gesichtsempfindung mit dem Erinnerungsbild aufgehoben. \u00dcbrigens ergiebt genauere Untersuchung, dafs die F\u00e4lle der zweiten Kategorie s\u00e4mtlich nicht rein sind, indem doch stets auch eine gewisse Zahl von Erinnerungsbildern verloren gegangen ist.\nEine (\u00fcbrigens nicht vollst\u00e4ndige) Zusammenstellung der in der Litteratur vorhandenen F\u00e4lle von Seelenblindheit ergiebt, dafs unter 30 F\u00e4llen nur sieben keine Alteration des Gesichtsfeldes aufwiesen. Gerade in diesen sieben F\u00e4llen war die Gesichtsfelduntersuchung zum Teil sehr ungenau. Eechtsseitige Hemianopsie bestand in sechs, linksseitige in sieben F\u00e4llen. Doppelseitige Gesichtsfelddefekte wurden in zehn F\u00e4llen konstatiert. Unter 22 F\u00e4llen, bei welchen \u00fcberhaupt Angaben \u00fcber das Farbensehen vorliegen, fand sich 13 mal St\u00f6rung des Farbensehens, und zwar vier mal v\u00f6lliger Verlust des Farbensinns. Die eine Patientin M.\u2019s erkannte Farben nicht, suchte aber doch aus einem Haufen farbiger Wollb\u00fcndel zu einer vorgelegten Farbe stets die richtige gleiche Farbe heraus (= \u201eamnestische Farbenblindheit\u201c).","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Htteraturbericht.\n209\nObduktionsbefunde liegen bislang in 20 F\u00e4llen vor. Zw\u00f6lfmal fand sieb eine Erkrankung beider Occipitallappen, einmal ein Herd im rechten Occipitallappen und linken Stirniappen, einmal ein Herd im linken Occipitallappen und rechten Parietalhirn. In sechs F\u00e4llen wurde nur eine einseitige Erkrankung konstatiert (zweimal im rechten Occipitallappen, zweimal im linken Occipitallappen und zweimal im linken Parietalhirn). Ein Fall, wo auch bei genauer mikroskopischer Untersuchung sich nur ein Occipitallappen erkrankt gefunden h\u00e4tte, liegt bislang nicht vor. Die Hypothese von Webnicke u. a., dafs Seelenblindheit nur bei doppelseitigen Erkrankungen vorkomme, besteht also vorl\u00e4ufig noch zu Recht.\nWelche besondere Gegend des Occipitallappens zerst\u00f6rt sein mufs, damit Seelenblindheit zu st\u00e4nde kommt, l\u00e4fst sich noch nicht entscheiden. Die mediane Fl\u00e4che des Occipitallappens ist schon \u00f6fter ein- oder doppelseitig zerst\u00f6rt gefunden worden, ohne dafs ein Anzeichen von Seelenblindheit die Hemianopsie begleitete. Am h\u00e4ufigsten ist Seelenblindheit bei Herderkrankungen an der Aufs en fl\u00e4che des Occipitallappens und des angrenzenden Parietallappens beobachtet worden. Eine grofse Rolle spielt endlich auch die Zerst\u00f6rung der Balkenstrahlung und der Associationssysteme des Occipitallappens.\tZiehen (Jena).\nW. Zinn. Das Rindenfeld des Auges in seinen Beziehungen zu den prim\u00e4ren Opticuscentren. Dissert. W\u00fcrzburg. Auch: M\u00fcnch, med. Wochensclir. 1892. No. 28 u. 29.\nZ. giebt eine kurze historische \u00dcbersicht \u00fcber die einschl\u00e4gige Litteratur und eine freilich nichts weniger als vollst\u00e4ndige \u00dcbersicht \u00fcber die einschl\u00e4gigen verwertbaren F\u00e4lle. Weiterhin teilt er einen von ihm selbst beobachteten Fall von Dementia paralytica mit. Die wichtigsten Symptome intra vitam waren Parese des rechten Armes und Beines, Pupillendifferenz (r > i), Tr\u00e4gheit der Pupillarreaktionen, Schwerf\u00e4lligkeit der Sprache und Schwachsinn. Die Pupillendifferenz verschwand sp\u00e4ter. Exakte Sehpr\u00fcfungen waren nicht m\u00f6glich. Die Sektion ergab eine Erweichung, welche den Gyrus occipitalis I und II v\u00f6llig, den Lobulus lingualis, Gyrus occipito-temporalis, Gyrus hippocampi, Cuneus und Praecuneus teilweise zerst\u00f6rt hatte. Die sekund\u00e4re Degeneration liefs sich bis zu den prim\u00e4ren Opticuscentren (inkl.) und in den linken Tractus opticus verfolgen. Z. best\u00e4tigt damit den von Monakow aufgestellten Satz, dafs Erkrankungen des Occipitalhirns auch beim Erwachsenen zu absteigenden Atrophien f\u00fchren.\tZiehen (Jena).\nVialet. Les centres c\u00e9r\u00e9braux de la vision et l\u2019appareil nerveux visuel intra-c\u00e9r\u00e9bral. Paris, F. Alcan. 1893. 355 S.\nVialet hat den Occipitallappen des menschlichen Gehirns auf Serienschnitten (PALSche F\u00e4rbung) untersucht und im Anschlufs daran in f\u00fcnf F\u00e4llen von kortikaler Hemianopsie analoge Untersuchungen angestellt.\nDer erste Teil ist der Beschreibung des Chiasma und des Tractus opticus gewidmet, der zweite der Beschreibung des intracerebralen Ver-\nZeitsclirift f\u00fcr Psychologie VII.\t14","page":209}],"identifier":"lit15518","issued":"1894","language":"de","pages":"208-209","startpages":"208","title":"Friedrich M\u00fcller: Ein Beitrag zur Kenntnis der Seelenblindheit. Arch. f. Psychiatrie, XXIV, 3, S. 856\u2013918, 1892","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:04:58.893347+00:00"}