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{"created":"2022-01-31T14:42:33.733928+00:00","id":"lit15520","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ziehen","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 209-211","fulltext":[{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Htteraturbericht.\n209\nObduktionsbefunde liegen bislang in 20 F\u00e4llen vor. Zw\u00f6lfmal fand sieb eine Erkrankung beider Occipitallappen, einmal ein Herd im rechten Occipitallappen und linken Stirniappen, einmal ein Herd im linken Occipitallappen und rechten Parietalhirn. In sechs F\u00e4llen wurde nur eine einseitige Erkrankung konstatiert (zweimal im rechten Occipitallappen, zweimal im linken Occipitallappen und zweimal im linken Parietalhirn). Ein Fall, wo auch bei genauer mikroskopischer Untersuchung sich nur ein Occipitallappen erkrankt gefunden h\u00e4tte, liegt bislang nicht vor. Die Hypothese von Webnicke u. a., dafs Seelenblindheit nur bei doppelseitigen Erkrankungen vorkomme, besteht also vorl\u00e4ufig noch zu Recht.\nWelche besondere Gegend des Occipitallappens zerst\u00f6rt sein mufs, damit Seelenblindheit zu st\u00e4nde kommt, l\u00e4fst sich noch nicht entscheiden. Die mediane Fl\u00e4che des Occipitallappens ist schon \u00f6fter ein- oder doppelseitig zerst\u00f6rt gefunden worden, ohne dafs ein Anzeichen von Seelenblindheit die Hemianopsie begleitete. Am h\u00e4ufigsten ist Seelenblindheit bei Herderkrankungen an der Aufs en fl\u00e4che des Occipitallappens und des angrenzenden Parietallappens beobachtet worden. Eine grofse Rolle spielt endlich auch die Zerst\u00f6rung der Balkenstrahlung und der Associationssysteme des Occipitallappens.\tZiehen (Jena).\nW. Zinn. Das Rindenfeld des Auges in seinen Beziehungen zu den prim\u00e4ren Opticuscentren. Dissert. W\u00fcrzburg. Auch: M\u00fcnch, med. Wochensclir. 1892. No. 28 u. 29.\nZ. giebt eine kurze historische \u00dcbersicht \u00fcber die einschl\u00e4gige Litteratur und eine freilich nichts weniger als vollst\u00e4ndige \u00dcbersicht \u00fcber die einschl\u00e4gigen verwertbaren F\u00e4lle. Weiterhin teilt er einen von ihm selbst beobachteten Fall von Dementia paralytica mit. Die wichtigsten Symptome intra vitam waren Parese des rechten Armes und Beines, Pupillendifferenz (r > i), Tr\u00e4gheit der Pupillarreaktionen, Schwerf\u00e4lligkeit der Sprache und Schwachsinn. Die Pupillendifferenz verschwand sp\u00e4ter. Exakte Sehpr\u00fcfungen waren nicht m\u00f6glich. Die Sektion ergab eine Erweichung, welche den Gyrus occipitalis I und II v\u00f6llig, den Lobulus lingualis, Gyrus occipito-temporalis, Gyrus hippocampi, Cuneus und Praecuneus teilweise zerst\u00f6rt hatte. Die sekund\u00e4re Degeneration liefs sich bis zu den prim\u00e4ren Opticuscentren (inkl.) und in den linken Tractus opticus verfolgen. Z. best\u00e4tigt damit den von Monakow aufgestellten Satz, dafs Erkrankungen des Occipitalhirns auch beim Erwachsenen zu absteigenden Atrophien f\u00fchren.\tZiehen (Jena).\nVialet. Les centres c\u00e9r\u00e9braux de la vision et l\u2019appareil nerveux visuel intra-c\u00e9r\u00e9bral. Paris, F. Alcan. 1893. 355 S.\nVialet hat den Occipitallappen des menschlichen Gehirns auf Serienschnitten (PALSche F\u00e4rbung) untersucht und im Anschlufs daran in f\u00fcnf F\u00e4llen von kortikaler Hemianopsie analoge Untersuchungen angestellt.\nDer erste Teil ist der Beschreibung des Chiasma und des Tractus opticus gewidmet, der zweite der Beschreibung des intracerebralen Ver-\nZeitsclirift f\u00fcr Psychologie VII.\t14","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nLitter aiurbericht.\nlaufes der Sehfasern. Verfasser giebt ein sehr klares, korrektes Bild aller einschl\u00e4gigen anatomischen Verh\u00e4ltnisse. Die gesamte Litteratur ist mit ausreichender Kritik ber\u00fccksichtigt. Ganz besonders machen wir auf die eignen Untersuchungen des Verfassers \u00fcber das Marklager des Occipitallappens aufmerksam. Dieselben erg\u00e4nzen die einschl\u00e4gigen Untersuchungen von Sachs in vielen Punkten. 23 wohlgelungene Figuren sind heigegeben.\nWeiterhin giebt Verfasser eine sehr vollst\u00e4ndige Zusammenstellung aller derjenigen F\u00e4lle von kortikaler Hemianopsie, in welchen ein eindeutiger Sektionsbefund vorliegt. Dieselbe f\u00fcllt allein fast 100 Seiten. Es folgt eine genaue Darstellung des mikroskopischen Befundes in f\u00fcnf vom Verfasser seihst beobachteten F\u00e4llen. Zahlreiche Abbildungen sind auch hier dem Texte beigegeben. Von den Schl\u00fcssen des Verfassers heben wir nur folgende hervor.\n1.\tLokalisation der kortikalen Sehsph\u00e4re. Mit sehr stichhaltigen Gr\u00fcnden widerlegt Verfasser die Ausf\u00fchrungen Monakows, der auf Grund eines wenig beweiskr\u00e4ftigen Falles angenommen hatte, dafs auch der Gyrus angularis und die der lateralen Konvexit\u00e4t angeh\u00f6rige Partie des Occipitallappens Endigungen von Sehnervenfasern enthalte. Alle anderen reinen F\u00e4lle und speciell auch diejenigen des Verfassers sprechen daf\u00fcr, dafs das optische Empfindungsfeld ausschliefslich der Medialfl\u00e4che angeh\u00f6rt. Da in einem Fall des Verfassers auch eine auf den Gyrus lingualis und fusiformis und die'Spitze des Hinterhauptlappens beschr\u00e4nkte L\u00e4sion gekreuzte Hemianopsie hervorgerufen hatte, spricht er dem optischen Empfindungsfeld eine erheblich gr\u00f6fsere Ausdehnung zu als Henschen; nach Vialet w\u00fcrde dasselbe von der F. occipitalis bis zur F. temporalis inferior reichen und somit die ganze Rindengegend umfassen, in welcher der Vicq D\u2019AzYRSche Streifen nachzuweisen ist.\nDie Annahme Wilbbands, dafs besondere Rindenfelder f\u00fcr die r\u00e4umliche Wahrnehmung, die Farbenwahrnehmung und die Lichtwahrnehmung existieren, widerlegt Verfasser gleichfalls. In seinem einen Fall (Herd im Gyrus lingualis und fusiformis und in der Spitze des Occipitallappens) bestand zuerst eine typische Hemiachromatopsie, aus der sich sp\u00e4ter eine vollst\u00e4ndige Hemianopsie entwickelte. Verfasser macht sehr plausibel, dafs erstere nur eine Vorstufe der letzteren darstellt\n2.\tDie optischen Leitungsbahnen. Die Verfolgung der sekund\u00e4ren Degenerationen in drei F\u00e4llen reiner kortikaler Heminanopsie hat Vialet erm\u00f6glicht, die Projektionsfasern des Cuneus, des Gyrus lingualis und fusiformis und der Spitze des Occipitallappens einzeln genau zu verfolgen. Bez\u00fcglich der Details verweisen wir auf das Original. Er leugnet, dafs die Sehfasern im occipitalen Marklager ein kompaktes B\u00fcndel bilden, vielmehr liegen sie an der unteren und lateralen Wand des Hinterhirns zerstreut.\n3.\tDie grauen Kerne der Sehbahn. Vialet stimmt mit Monakow dahin \u00fcberein, dafs das optische Empfindungsfeld vorzugsweise mit dem hinteren (und lateralen) Abschnitt des Pulvinar und mit dem hinteren (und lateralen) Abschnitt des lateralen Knieh\u00f6ckers und nur in geringerem Mafse mit dem vorderen Vierh\u00fcgel in Verbindung steht.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n211\n4.\tBeziehungen der Netzhaut zum optischen Empfindungsfeld. Eine Durchsicht der verwertbaren F\u00e4lle ergiebt dem Verfasser, dafs die sog. Projektion der Netzhaut auf die Sehsph\u00e4re f\u00fcr den Menschen bislang nicht nachgewiesen ist. Die von Monakow angenommene allgemeine Fusion der peripherischen Sehfasern in den Sehganglien (Pulvinar etc.) bestreitet er. Die Hypothese Wii.brand.s, dafs jede Macula lutea mit beiden optischen Empfindungsfeldern Zusammenh\u00e4nge, wird acceptiert.\n5.\tKommissuren- und Associationsfasern der Sehsph\u00e4re. Auch diese fand Vialet in seinen F\u00e4llen degeneriert. Er unterscheidet\na)\tdie interhemisph\u00e4rischen oder Balkenfasern,\nb)\tdie occipito-temporalen Associationsfasern.\nLetztere entspringen im ganzen Occipitallappen. Ein Teil gelangt in die \u00e4ufsere Kapsel und den Linsenkern, der gr\u00f6fsere in den Temporallappen (= Fasciculus longitudinalis inferior). Die untersten dieser Fasern verbinden zum Teil das optische Empfindungsfeld mit der Sprachregion.\n6.\tDas optische Erinnerungsfeld. Auch Vialet nimmt ein solches an und verlegt es auf die laterale Konvexit\u00e4t des Occipital-lappens. Die Bahn, welche es mit dem Empfindungsfeld verkn\u00fcpft, ist vielleicht im Fasciculus transversus cunei (Sachs) und im Fasciculus transversus gyri lingualis zu suchen.\nF\u00fcr die Erkenntnis der Anatomie und Physiologie der Sehbahnen und Sehcentren bedeutet das Buch Vialets einen erheblichen Fortschritt.\nZiehen (Jena).\nB. Wlassak. Die optischen Leitungsbahnen des Frosches. Arch. f.\nAnat. u. Physiol. Physiol. Abt. 1893. Suppl.\nVerfasser hat die centripetale optische Leitungsbahn vom Austritt des Sehnerven aus dem Bulbus bis zur Endigung im Centralorgan bei Bana esculenta untersucht. F\u00fcr erwachsene Tiere kam die rasche GoLGische Methode (nach Bamon t Cajal) zur Anwendung. Die Markscheidenentwickelung wurde bei \u00e4lteren Larven verfolgt. Die kleinste war 40 mm lang. Dabei ergab sich, dafs der Grad der Hirnentwickelung in weiten Grenzen von der L\u00e4nge der Larven unabh\u00e4ngig ist. Bei sehr grofsen Exemplaren waren manche Systeme noch marklos, welche bei kleineren schon markhaltig waren. Aufserdem wurde durch Besektion eines kleinen St\u00fcckes des Opticus k\u00fcnstlich Degeneration erzeugt und diese sowohl mittelst der MARCHischen, wie mittelst der WEiGERTschen Methode verfolgt.\nVerfasser unterscheidet im Opticus drei B\u00fcndel:\n1. Das Axenb\u00fcndel. Dasselbe umgiebt sich am fr\u00fchesten mit Markscheiden. In dem Chiasma nimmt es die dorsalste Schicht ein. Es besteht vorwiegend aus Fasern gr\u00f6fseren Kalibers. Seine Endigungen liegen im Dach des Mittelhirns, und zwar in der dritten und vierten Schicht (bei Z\u00e4hlung von aufsen nach innen). Da bei Larven in nach Weigert gef\u00e4rbten Schnitten schwarze Tropfen den Fasern anliegen und auch zwischen bezw. in den den Opticusventrikel auskleidenden Zellen sich vorfinden, so schliesft W., dafs die Marksubstanz von aufsen\n14*","page":211}],"identifier":"lit15520","issued":"1894","language":"de","pages":"209-211","startpages":"209","title":"Vialet: Les centres c\u00e9r\u00e9braux de la vision et l'appareil nerveux visuel inra-c\u00e9r\u00e9bral. Paris, F. Alcan 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:33.733933+00:00"}