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{"created":"2022-01-31T15:47:51.723243+00:00","id":"lit15537","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Cohn, Jonas","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 227","fulltext":[{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n227\nkreise zur\u00fccktreten. Das bez\u00fcgliche Material ist dann in solcher F\u00fclle herbeigeschafft, dafs es dem Geiste leicht erscheint, auf Grund der wahrgenommenen Umst\u00e4nde und unter Benutzung fr\u00fcherer Analogien das Eintreten gewisser Ereignisse, sowie das Aussprechen gewisser Worte und Redensarten vorauszusehen. Im Hochgef\u00fchl des Beherrschens der Umst\u00e4nde suggeriert sich das Subjekt den Gedanken des Yoraussehens, und unter dem Einfl\u00fcsse dieses Gedankens wird dann f\u00e4lschlicherweise eine Identit\u00e4t zwischen Vorhergesehenem und Eintreffendem angenommen.\nOb es Telepathie in dem von Lalande erw\u00e4hnten Sinne giebt, weifs ich nicht. Jedenfalls w\u00fcrde dann der eben geschilderte Vorgang ein Vorstadium sein, aus welchem sich der telepathische Zustand entwickeln k\u00f6nnte. \u2014 Sehr wohl kann, wie Dugas behauptet, in den erw\u00e4hnten intensiven Zust\u00e4nden gleichzeitiger Erregung und Hemmung eine momentane Verdoppelung der Pers\u00f6nlichkeit Vorkommen. \u2014 Die Experimente von Bourdon endlich sind f\u00fcr das vorliegende Problem von grofser Wichtigkeit.\nGiessler (Erfurt).\nBourdon. La sensation de plaisir. Rev. philos. Bd. 36. S. 225\u2014237. (Okt 1893).\nBourdon betrachtet die Lust als eine specifische Empfindung, und zwar als die des Kitzels. Der Kitzel gilt ihm dabei nat\u00fcrlich als eine besondere Qualit\u00e4t des Hautsinns. Er h\u00e4lt dabei selbstverst\u00e4ndlich die Unlust f\u00fcr identisch mit der vielfach angenommenen Schmerzempfindung. Um seine Lehre verteidigen zu k\u00f6nnen, unterscheidet er die Lust (le plaisir) vom Angenehmen (agr\u00e9able) und ebenso den Schmerz (la douleur) vom Unangenehmen (d\u00e9sagr\u00e9able). Das Angenehme ist durch N\u00e4herungs-, das Unangenehme durch Abstofsungsbewegungen charakterisiert. Die Lust ist angenehm, aber nicht alles Angenehme erzeugt Lust. Bourdon sucht nun nachzuweisen, dafs die lustvollen Empfindungen aller Sinnesgebiete von leichten Tastreizen begleitet sind. So soll z. B. die Lust an tiefen T\u00f6nen von den Vibrationen des Thorax herr\u00fchren, die beim Aus-stofsen dieser T\u00f6ne entstehen. Was sich so nicht erkl\u00e4ren l\u00e4fst, wird entweder auf Associationen zur\u00fcckgef\u00fchrt oder unter die Kategorie des Angenehmen und Unangenehmen gebracht. Indem die Theorie Bourdons dieser Ausflucht bedarf, weist sie selbst auf die Unm\u00f6glichkeit hin, die Lust als specifische Empfindung zu fassen. In der That n\u00e4mlich ist diese Unterscheidung des Angenehmen von der Lust v\u00f6llig willk\u00fcrlich. Wenn die Empfindung eines tiefen Tones lustvoll ist, ist dann die Consonanz nur \u201eangenehm\u201c, oder erregt etwa auch sie st\u00e4rkeren \u201eKitzel\u201c, als die Dissonanz? Nebenbei sei darauf hingewiesen, dafs st\u00e4rkerer oder l\u00e4ngere Zeit fortgesetzter Kitzel keineswegs lustvoll ist, vielmehr bekanntlich selbst als Folterqual Verwendung gefunden hat.\nJ. Cohn (Leipzig).\n15*","page":227}],"identifier":"lit15537","issued":"1894","language":"de","pages":"227","startpages":"227","title":"Bourdon: La sensation de plaisir. Rev. Philos. Bd. 36, S. 225\u2013237, Okt. 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:47:51.723252+00:00"}