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{"created":"2022-01-31T15:56:39.579384+00:00","id":"lit15541","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wallaschek","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 233-234","fulltext":[{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n233\nSchl\u00e4fenlappen, ferner Insula Reilii, und linkerseits in den vorderen H\u00e4lften der Gyri occipito-temporales inf., des Gyrus occipitalis III und der unteren H\u00e4lfte des Gyrus supramarginalis et angularis. Verfasser bespricht nun die Erkl\u00e4rung der Seelenblindheit aus dem vorliegenden Befunde, was aber besser im Original einzusehen ist. Dieselbe stellt \u00fcberhaupt eine Teilart oder Variet\u00e4t der sog. Apraxie dar. Verfasser wendet sich speziell gegen eine von A. Starr aufgestellte Behauptung, dafs die Apraxie durch einseitige und haupts\u00e4chlich linksseitige L\u00e4sionen bedingt sei.\nVon grundlegender Bedeutung ist, die in dem dritten Abschnitt: \u201eZur Lokalisation der Worttaubheit\u201c niedergelegte Beobachtung. Die anatomische Grundlage der Worttauhheit (Kussmaul) oder subkortikalen sensorischen Aphasie Wernickes bildet einen wegen seiner Dunkelheit und principiellen Bedeutung besonders interessanten Punkt der Lehre von der Aphasie, Bei dem in Hede stehenden Fall hat sich nun eine Erweichung des Schl\u00e4fenlappens, der REiLSchen Insel, einzelner Teile der vorderen Central- und untersten Stirnwindung rechterseits, das Gyrus sphenoidalis I und das Gyrus supramarginalis linkerseits ergeben. Eine W\u00fcrdigung dieses Befundes zu geben, w\u00fcrde die Grenzen eines Referates \u00fcbersteigen ; derselbe wird in der Litteratur der Aphasie seine Rolle spielen. In einem vierten Aufsatz endlich bespricht Verfasser in treffenderWeise einen Fall, welcher nach dem \u00fcblichen Schema als eine Kombination von transkortikaler sensorischer Aphasie mit motorischer Aphasie aufgefafst werden konnte.\tGoldscheider (Berlin).\nH. Gossen. \u00dcber zwei F\u00e4lle von Aphasie. Dissert. Berlin. 50 S. Auch Arch. f. Psychiatrie. Bd. XXV. Heft 1. (1893.)\nDer Verfasser untersuchte zwei F\u00e4lle von Aphasie in der ersten medizinischen Klinik zu Berlin nach dem von Rieger angegebenen Schema t\u00fcr ein Inventar der menschlichen Intelligenz. Er fand in dem ersten Falle (36j\u00e4hrige Arbeiterfrau) St\u00f6rungen der gesamten psychischen Funktionen, besonders des Erinnerungsverm\u00f6gens. Am schlechtesten war das optische Ged\u00e4chtnis (nur 3 Buchstaben wurden behalten), etwas besser das akustische (4\u20145 Buchstaben, 3\u20144 Silben). Von taktilen Eindr\u00fccken wurden nur 3 richtig lokalisiert. Rein passive Bewegungen, wie die bei geschlossenen Augen zum Schreiben von Zahlen oder Figuren gef\u00fchrte Hand, konnten nicht in Erinnerung behalten werden. Unmittelbare Nachahmung war ebenfalls gering (wegen der mangelhaften Association zwischen optischen und motorischen Funktionen). Rechts und links wurde dabei h\u00e4ufig verwechselt., Intellektuelle Vorg\u00e4nge, die auf rein innerer Association beruhen, sowie die Th\u00e4tigkeit des identificierenden Erkennens waren wesentlich verlangsamt.\nBeim Lesen konnte Patientin einige kurze Silben nur dann lesen, wenn sie vorher laut buchstabieren durfte. Bei zweiziffrigen Zahlen erkannte sie die Ziffern richtig, ohne jedoch den Begriff der Zahl zu erfassen. \u00c4hnlich beim Schreiben. Bemerkenswert war auch, dafs Patientin gewisse Formen des Schmeckens nicht benennen konnte, z. B. bei Chinin gab sie ihrem Widerwillen Ausdruck, wufste aber nicht","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nLitter aturbericht.\nanzugeben, dafs es bitter sei. Der Verfasser nennt das gustatorische Aphasie. Endlich sind hervorzuheben grofse Schwankungen der Aufmerksamkeit. Der anatomische Herd der Erkrankung d\u00fcrfte in der optischen Sph\u00e4re zu suchen sein.\nDie zweite Patientin (46 Jahre) zeigt das typische Bild der Paraphasie, Paralexie und Paragraphie. Das optische Ged\u00e4chtnis war f\u00fcr die zeitliche Folge optischer Beize so stark herabgesetzt, dafs nur 3 Buchstabenbilder in der richtigen Ordnung aneinandergereiht werden konnten. Das akustische Ged\u00e4chtnis war in der Besserung begriffen (5 Buchstaben, Silben, Zahlen). Bei taktilen Eindr\u00fccken wurden nur zwei Beize lokalisiert. Die zu Buchstabenreihen geh\u00f6rigen Wortkl\u00e4nge vermochte sie mitunter nicht zu associieren, sie konnte z. B. richtig buchstabieren, aber dann das Wort doch nicht aussprechen, w\u00e4hrend der obigen Patientin das Buchstabieren zum Lesen half. Ziffern und Zahlen liest und schreibt Patientin richtig (bis 5 Stellen).- Was sie in gew\u00f6hnlicher Schrift zu schreiben vermag, das schreibt sie alles auch in Spiegelschrift mit der linken Hand. Die Schreibgeschwindigkeit war herabgesetzt, die Koncentration der Aufmerksamkeit mangelhaft. Der anatomische Herd der Erkrankung d\u00fcrfte \u2014 \u201ewenn man lokalisieren will\u201c \u2014 das linke H\u00f6rcentrum sein.\nDie Arbeit wird Spezialisten auf dem Gebiete der Aphasie wegen der genauen Beobachtung und ausf\u00fchrlichen, durch zahlreiche Beispiele erl\u00e4uterten Beschreibung willkommen sein. Wallaschek (London).\nGilles de la Tourette. Die Hysterie nach den Lehren der Salp\u00eatri\u00e8re.\nAutorisierte deutsche Ausgabe von Dr. Karl Gr\u00fcbe. Leipzig und Wien, Franz Deuticke. 1894. 330 S.\nGilles de la To\u00fcrettes Monographie ist auch in Deutschland als die eingehendste Arbeit \u00fcber Hysterie anerkannt worden und die vorliegende, wohlgelungene \u00dcbersetzung daher mit Freuden zu begr\u00fcfsen.\nLiebmann (Bonn).\nPierre Janet. Der Geisteszustand der Hysterischen (die psychischen Stigmata). \u00dcbersetzt von Dr. Max Kahane. Leipzig und Wien, Franz Deuticke. 1894. 197 S.\nDas vorliegende Buch bildet den ersten Teil eines Werkes \u00fcber den Geisteszustand der Hysterischen. Es behandelt die psychischen Stigmata, d. h. die wesentlichen, dauernden geistigen Krankheitssymptome der Hysterie; ein zweiter Band wird sich mit den periodisch auftretenden, aufserwesentlichen Erscheinungen besch\u00e4ftigen. In f\u00fcnf Kapiteln wird die An\u00e4sthesie, die Amnesie, die Abulie in ihren verschiedenen Formen, die Bewegungst\u00f6rungen und die Ver\u00e4nderungen des Charakters abgehandelt. Die hysterische An\u00e4sthesie ist ein Zustand \u201epsychischer Ablenkung (Zerstreutheit) und macht die Befallenen unf\u00e4hig, gewisse Empfindungen dem Ichbewufstsein einzuverleiben, \u2014 sie ist ihrem Wesen nach eine Einengung des Bewufstseinsfeldes\u201c.\nDas Kapitel \u00fcber die Amnesien ist im wesentlichen bereits fr\u00fcher in den Archives de Neurologie ver\u00f6ffentlicht, und in dieser Zeitschrift \u2014 Bd. V. S. 129 \u2014 besprochen worden.","page":234}],"identifier":"lit15541","issued":"1894","language":"de","pages":"233-234","startpages":"233","title":"H. Gossen: \u00dcber zwei F\u00e4lle von Aphasie. Dissertation, Berlin, Auch Arch. f. Psychiatrie, Bd. XXV, Heft 1, 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:56:39.579389+00:00"}