Open Access
{"created":"2022-01-31T15:53:22.460566+00:00","id":"lit15543","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Liebmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 234-235","fulltext":[{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nLitter aturbericht.\nanzugeben, dafs es bitter sei. Der Verfasser nennt das gustatorische Aphasie. Endlich sind hervorzuheben grofse Schwankungen der Aufmerksamkeit. Der anatomische Herd der Erkrankung d\u00fcrfte in der optischen Sph\u00e4re zu suchen sein.\nDie zweite Patientin (46 Jahre) zeigt das typische Bild der Paraphasie, Paralexie und Paragraphie. Das optische Ged\u00e4chtnis war f\u00fcr die zeitliche Folge optischer Beize so stark herabgesetzt, dafs nur 3 Buchstabenbilder in der richtigen Ordnung aneinandergereiht werden konnten. Das akustische Ged\u00e4chtnis war in der Besserung begriffen (5 Buchstaben, Silben, Zahlen). Bei taktilen Eindr\u00fccken wurden nur zwei Beize lokalisiert. Die zu Buchstabenreihen geh\u00f6rigen Wortkl\u00e4nge vermochte sie mitunter nicht zu associieren, sie konnte z. B. richtig buchstabieren, aber dann das Wort doch nicht aussprechen, w\u00e4hrend der obigen Patientin das Buchstabieren zum Lesen half. Ziffern und Zahlen liest und schreibt Patientin richtig (bis 5 Stellen).- Was sie in gew\u00f6hnlicher Schrift zu schreiben vermag, das schreibt sie alles auch in Spiegelschrift mit der linken Hand. Die Schreibgeschwindigkeit war herabgesetzt, die Koncentration der Aufmerksamkeit mangelhaft. Der anatomische Herd der Erkrankung d\u00fcrfte \u2014 \u201ewenn man lokalisieren will\u201c \u2014 das linke H\u00f6rcentrum sein.\nDie Arbeit wird Spezialisten auf dem Gebiete der Aphasie wegen der genauen Beobachtung und ausf\u00fchrlichen, durch zahlreiche Beispiele erl\u00e4uterten Beschreibung willkommen sein. Wallaschek (London).\nGilles de la Tourette. Die Hysterie nach den Lehren der Salp\u00eatri\u00e8re.\nAutorisierte deutsche Ausgabe von Dr. Karl Gr\u00fcbe. Leipzig und Wien, Franz Deuticke. 1894. 330 S.\nGilles de la To\u00fcrettes Monographie ist auch in Deutschland als die eingehendste Arbeit \u00fcber Hysterie anerkannt worden und die vorliegende, wohlgelungene \u00dcbersetzung daher mit Freuden zu begr\u00fcfsen.\nLiebmann (Bonn).\nPierre Janet. Der Geisteszustand der Hysterischen (die psychischen Stigmata). \u00dcbersetzt von Dr. Max Kahane. Leipzig und Wien, Franz Deuticke. 1894. 197 S.\nDas vorliegende Buch bildet den ersten Teil eines Werkes \u00fcber den Geisteszustand der Hysterischen. Es behandelt die psychischen Stigmata, d. h. die wesentlichen, dauernden geistigen Krankheitssymptome der Hysterie; ein zweiter Band wird sich mit den periodisch auftretenden, aufserwesentlichen Erscheinungen besch\u00e4ftigen. In f\u00fcnf Kapiteln wird die An\u00e4sthesie, die Amnesie, die Abulie in ihren verschiedenen Formen, die Bewegungst\u00f6rungen und die Ver\u00e4nderungen des Charakters abgehandelt. Die hysterische An\u00e4sthesie ist ein Zustand \u201epsychischer Ablenkung (Zerstreutheit) und macht die Befallenen unf\u00e4hig, gewisse Empfindungen dem Ichbewufstsein einzuverleiben, \u2014 sie ist ihrem Wesen nach eine Einengung des Bewufstseinsfeldes\u201c.\nDas Kapitel \u00fcber die Amnesien ist im wesentlichen bereits fr\u00fcher in den Archives de Neurologie ver\u00f6ffentlicht, und in dieser Zeitschrift \u2014 Bd. V. S. 129 \u2014 besprochen worden.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberich t.\n235\nWie bei der An\u00e4sthesie und Amnesie wird auch bei der Abulie eine systematisierte, eine lokalisierte und eine allgemeine Form angenommen. \u201eEs besteht eine Einengung des Geistes f\u00fcr die Handlungen, ganz so wie f\u00fcr die Empfindungen und Vorstellungen.\u201c\nAuch die Beeintr\u00e4chtigungen der Bewegung bei Hysterie werden auf \u00e4hnliche psychische St\u00f6rungen zur\u00fcckgef\u00fchrt und ebenso Ver\u00e4nderungen des Charakters. Die gemeinsame Grundlage, auf welcher alle die besprochenen St\u00f6rungen beruhen, bildet der \u201eMangel an geistiger Einheit, die Einschr\u00e4nkung der seelischen Verkn\u00fcpfungsf\u00e4higkeit und das Erhaltenbleiben der automatischen Vorg\u00e4nge, die in \u00fcbertriebener Entwickelung hervortreten\u201c. Das Buch ist sehr reich an interessanten Beobachtungen und verdient ein eingehendes Studium.\nLiebmann (Bonn).\nFreiherr von Schrenck-Notzing. Der Hypnotismus im M\u00fcnchener Krankenhause. Eine kritische Studie \u00fcber die Gefahren der Suggestionsbehandlung. Leipzig, Ambr. Abel. 1894. 39 S.\nEs ist ein kleines, aber sehr streitbares H\u00e4uflein, diese Herren von der Hypnose, und es ist nicht ganz unbedenklich, sich ihrem Unwillen -auszusetzen. Das hat der Assistenzarzt des M\u00fcnchener Krankenhauses, Dr. Friedrich, zu seinem Schaden erfahren m\u00fcssen, als er seine Beobachtungen im VI. Bande der Annalen der st\u00e4dtischen allgemeinen Krankenh\u00e4user, M\u00fcnchen 1894, unter dem Titel \u201eDie Hypnose als Heilmittel\u201c ver\u00f6ffentlichte und auf Grund dieser Beobachtungen zu dem Schl\u00fcsse kam, dafs ihre Anwendung keinen Nutzen, wohl aber Schaden bringen k\u00f6nne.\nvon Schrenck bem\u00fcht sich, die Unrichtigkeit dieses Schlusses nachzuweisen und durch die mangelhafte und verfehlte Art des angewendeten \\ erfahrens zu erkl\u00e4ren, und Friedrich wird sich jetzt, wie man so sagt, seiner Haut zu wehren und die Angriffe seines Gegners zu widerlegen haben.\nAnscheinend hat ihm dies Schrenck nicht gerade leicht gemacht, in jedem Falle aber ist er ein offener und durchaus anst\u00e4ndiger Gegner, mit dem die Waffen zu kreuzen Genufs gew\u00e4hrt. Der Hauptvorwurf Schrencks gipfelt darin, dafs Friedrich sich gegen die elementarsten Anforderungen hypnotherapeutischen Eingreifens vergangen und daher seine Mifserfolge selbst verschuldet habe. Er wirft ihm unvorsichtiges Experimentieren vor, dabei habe er sich in seinen Experimenten nichts weniger als auf den Standpunkt der BERNHEiMSchen Schule gestellt, und wenn er daher nichts als Mifserfolge erlebt habe, so d\u00fcrfe er diese Mifserfolge nicht auf die Nanziger Schule abw\u00e4lzen. Nichts sei verkehrter, als dem therapeutischen Hypnotismus die Schulden aufzuladen, die ein unvorsichtiger \u00e4rztlicher Dilettantismus auf dem psychologischen Gebiete der Suggestion aufgeh\u00e4uft habe.\nvon Schrenck benutzt diese Gelegenheit, um der von ihm so hart getadelten Methode die richtige gegen\u00fcberzustellen, und er weist wiederholt darauf hin, wie ungef\u00e4hrlich diese sei. Die Gefahren entst\u00e4nden nur durch ein unvorsichtiges Handhaben der Methode in unge\u00fcbter Hand, nicht aber durch die Methode selber, und weder","page":235}],"identifier":"lit15543","issued":"1894","language":"de","pages":"234-235","startpages":"234","title":"Pierre Janet: Der Geisteszustand der Hysterischen (die psychischen Stigmata). Leipzig u. Wien, Franz Deuticke 1894","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:53:22.460576+00:00"}