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{"created":"2022-01-31T15:56:40.201127+00:00","id":"lit15544","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Pelman, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 235-236","fulltext":[{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturberich t.\n235\nWie bei der An\u00e4sthesie und Amnesie wird auch bei der Abulie eine systematisierte, eine lokalisierte und eine allgemeine Form angenommen. \u201eEs besteht eine Einengung des Geistes f\u00fcr die Handlungen, ganz so wie f\u00fcr die Empfindungen und Vorstellungen.\u201c\nAuch die Beeintr\u00e4chtigungen der Bewegung bei Hysterie werden auf \u00e4hnliche psychische St\u00f6rungen zur\u00fcckgef\u00fchrt und ebenso Ver\u00e4nderungen des Charakters. Die gemeinsame Grundlage, auf welcher alle die besprochenen St\u00f6rungen beruhen, bildet der \u201eMangel an geistiger Einheit, die Einschr\u00e4nkung der seelischen Verkn\u00fcpfungsf\u00e4higkeit und das Erhaltenbleiben der automatischen Vorg\u00e4nge, die in \u00fcbertriebener Entwickelung hervortreten\u201c. Das Buch ist sehr reich an interessanten Beobachtungen und verdient ein eingehendes Studium.\nLiebmann (Bonn).\nFreiherr von Schrenck-Notzing. Der Hypnotismus im M\u00fcnchener Krankenhause. Eine kritische Studie \u00fcber die Gefahren der Suggestionsbehandlung. Leipzig, Ambr. Abel. 1894. 39 S.\nEs ist ein kleines, aber sehr streitbares H\u00e4uflein, diese Herren von der Hypnose, und es ist nicht ganz unbedenklich, sich ihrem Unwillen -auszusetzen. Das hat der Assistenzarzt des M\u00fcnchener Krankenhauses, Dr. Friedrich, zu seinem Schaden erfahren m\u00fcssen, als er seine Beobachtungen im VI. Bande der Annalen der st\u00e4dtischen allgemeinen Krankenh\u00e4user, M\u00fcnchen 1894, unter dem Titel \u201eDie Hypnose als Heilmittel\u201c ver\u00f6ffentlichte und auf Grund dieser Beobachtungen zu dem Schl\u00fcsse kam, dafs ihre Anwendung keinen Nutzen, wohl aber Schaden bringen k\u00f6nne.\nvon Schrenck bem\u00fcht sich, die Unrichtigkeit dieses Schlusses nachzuweisen und durch die mangelhafte und verfehlte Art des angewendeten \\ erfahrens zu erkl\u00e4ren, und Friedrich wird sich jetzt, wie man so sagt, seiner Haut zu wehren und die Angriffe seines Gegners zu widerlegen haben.\nAnscheinend hat ihm dies Schrenck nicht gerade leicht gemacht, in jedem Falle aber ist er ein offener und durchaus anst\u00e4ndiger Gegner, mit dem die Waffen zu kreuzen Genufs gew\u00e4hrt. Der Hauptvorwurf Schrencks gipfelt darin, dafs Friedrich sich gegen die elementarsten Anforderungen hypnotherapeutischen Eingreifens vergangen und daher seine Mifserfolge selbst verschuldet habe. Er wirft ihm unvorsichtiges Experimentieren vor, dabei habe er sich in seinen Experimenten nichts weniger als auf den Standpunkt der BERNHEiMSchen Schule gestellt, und wenn er daher nichts als Mifserfolge erlebt habe, so d\u00fcrfe er diese Mifserfolge nicht auf die Nanziger Schule abw\u00e4lzen. Nichts sei verkehrter, als dem therapeutischen Hypnotismus die Schulden aufzuladen, die ein unvorsichtiger \u00e4rztlicher Dilettantismus auf dem psychologischen Gebiete der Suggestion aufgeh\u00e4uft habe.\nvon Schrenck benutzt diese Gelegenheit, um der von ihm so hart getadelten Methode die richtige gegen\u00fcberzustellen, und er weist wiederholt darauf hin, wie ungef\u00e4hrlich diese sei. Die Gefahren entst\u00e4nden nur durch ein unvorsichtiges Handhaben der Methode in unge\u00fcbter Hand, nicht aber durch die Methode selber, und weder","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLitteraturbericht.\nFriedrich noch sein Meister Ziemssen seien auf Grund des vorliegenden Materiales berechtigt, sich in einer so absprechenden Weise dar\u00fcber zu \u00e4ufsern, wie sie es getlian. Soweit Schrenok.\nIn einem derartigen Streite ist es dem Dritten meist versagt, ohne gewissenhafte Nachpr\u00fcfung der Behauptungen oder eine eingehende Kenntnis der F\u00e4lle Partei zu nehmen. An und f\u00fcr sich schadet ja ein solcher Streit nichts, vielleicht f\u00f6rdert er die Sache, denn er ist ja, wie Heraclit sagt und von Schrenok anf\u00fchrt: \u201eder Vater aller Dinge\u201c.\nPelman.\nv. Krafft-Ebing. Lehrbuch der Psychiatrie auf klinischer Grundlage f\u00fcr praktische \u00c4rzte und Studierende. F\u00fcnfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Stuttgart, Enke. 1893. 698 S.\nDas bekannte Lehrbuch des Wiener Gelehrten tritt hier in der f\u00fcnften Auflage hervor, und eine weitere Empfehlung ist wohl durch diese Thatsache allein \u00fcberfl\u00fcssig gemacht. Die Vorz\u00fcge des Buches sind allgemein anerkannt und schon oft hervorgehohen worden, und so kann ich mich auf die Bemerkung beschr\u00e4nken, dafs in dieser 5. Auflage den Erweiterungen des psychiatrischen Studiums volle Rechnung getragen wurde, und Krafft - Ebings Lehrbuch trotz der reichen Entwickelung der psychiatrischen Litteratur nach wie vor an der Spitze marschiert,\tPelman.\nMichel Bombarda (Lissabon). Contribution \u00e0 l\u2019\u00e9tude des actes purement automatiques chez les ali\u00e9n\u00e9s. Berne neurol I. No. 18. (1893.)\nWas man von Bewegungsvorg\u00e4ngen bei Irren weifs, beruht auf reflektorischem Reiz von seiten der sensiblen oder sensorischen Nerven. Dafs aber die psycho-motorischen Centren der Hirnrinde, unabh\u00e4ngig von jenen, in Erregung versetzt werden k\u00f6nnen, beweist die jACKSONSche Epilepsie, wenn sie dem Druck von Tumoren auf die motorischen Centren ihren Ursprung verdankt.\nEs fragt sich aber, ob das Lachen, Schreien, Springen, Tanzen, Zerreifsen und Handgreiflichwerden der Irrsinnigen, trotz ihres willk\u00fcrlichen Charakters, von einer mittelbaren Erregung der motorischen Centren durch die sensorischen herr\u00fchren, wie Meynert, oder direkt entstehen, wie Mendel behauptet. \u25a0\u2014 Bei den impulsiven Handlungen der Melancholischen, wo Hallucinationen und fixe Wahnideen stets zu Grunde liegen, ist die Reaktion stets reflektorischer Art. Bei den Sinnesdelirien mit psychischer Schw\u00e4che begegnet man dagegen oft willk\u00fcrlichen Akten, wo die Langsamkeit der \u00c4ufserung, die stundenlange monotone Wiederholung ein- und desselben Aktes, durchaus nicht an Erregung sensorischer Centren denken lassen.\nZur Begr\u00fcndung f\u00fchrt Verfasser drei eigene F\u00e4lle an, von denen die beiden ersten noch Zweifel an der rein automatischen Natur der Bewegungen zulassen.\nNicht so Fall III. Dementia primitiva. Stupor, impulsive Gewalthandlungen. Keine Hallucinationen oder Wahnvorstellungen.","page":236}],"identifier":"lit15544","issued":"1894","language":"de","pages":"235-236","startpages":"235","title":"Freiherr v. Schrenck-Notzing: Der Hypnotismus im M\u00fcnchener Krankenhause, Eine kritische Studie \u00fcber die Gefahren der Suggestionsbehandlung. Leipzig, Ambr. Abel 1894","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:56:40.201133+00:00"}