Open Access
{"created":"2022-01-31T15:59:04.415505+00:00","id":"lit15546","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Fraenkel","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 236-237","fulltext":[{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nLitteraturbericht.\nFriedrich noch sein Meister Ziemssen seien auf Grund des vorliegenden Materiales berechtigt, sich in einer so absprechenden Weise dar\u00fcber zu \u00e4ufsern, wie sie es getlian. Soweit Schrenok.\nIn einem derartigen Streite ist es dem Dritten meist versagt, ohne gewissenhafte Nachpr\u00fcfung der Behauptungen oder eine eingehende Kenntnis der F\u00e4lle Partei zu nehmen. An und f\u00fcr sich schadet ja ein solcher Streit nichts, vielleicht f\u00f6rdert er die Sache, denn er ist ja, wie Heraclit sagt und von Schrenok anf\u00fchrt: \u201eder Vater aller Dinge\u201c.\nPelman.\nv. Krafft-Ebing. Lehrbuch der Psychiatrie auf klinischer Grundlage f\u00fcr praktische \u00c4rzte und Studierende. F\u00fcnfte, vermehrte und verbesserte Auflage. Stuttgart, Enke. 1893. 698 S.\nDas bekannte Lehrbuch des Wiener Gelehrten tritt hier in der f\u00fcnften Auflage hervor, und eine weitere Empfehlung ist wohl durch diese Thatsache allein \u00fcberfl\u00fcssig gemacht. Die Vorz\u00fcge des Buches sind allgemein anerkannt und schon oft hervorgehohen worden, und so kann ich mich auf die Bemerkung beschr\u00e4nken, dafs in dieser 5. Auflage den Erweiterungen des psychiatrischen Studiums volle Rechnung getragen wurde, und Krafft - Ebings Lehrbuch trotz der reichen Entwickelung der psychiatrischen Litteratur nach wie vor an der Spitze marschiert,\tPelman.\nMichel Bombarda (Lissabon). Contribution \u00e0 l\u2019\u00e9tude des actes purement automatiques chez les ali\u00e9n\u00e9s. Berne neurol I. No. 18. (1893.)\nWas man von Bewegungsvorg\u00e4ngen bei Irren weifs, beruht auf reflektorischem Reiz von seiten der sensiblen oder sensorischen Nerven. Dafs aber die psycho-motorischen Centren der Hirnrinde, unabh\u00e4ngig von jenen, in Erregung versetzt werden k\u00f6nnen, beweist die jACKSONSche Epilepsie, wenn sie dem Druck von Tumoren auf die motorischen Centren ihren Ursprung verdankt.\nEs fragt sich aber, ob das Lachen, Schreien, Springen, Tanzen, Zerreifsen und Handgreiflichwerden der Irrsinnigen, trotz ihres willk\u00fcrlichen Charakters, von einer mittelbaren Erregung der motorischen Centren durch die sensorischen herr\u00fchren, wie Meynert, oder direkt entstehen, wie Mendel behauptet. \u25a0\u2014 Bei den impulsiven Handlungen der Melancholischen, wo Hallucinationen und fixe Wahnideen stets zu Grunde liegen, ist die Reaktion stets reflektorischer Art. Bei den Sinnesdelirien mit psychischer Schw\u00e4che begegnet man dagegen oft willk\u00fcrlichen Akten, wo die Langsamkeit der \u00c4ufserung, die stundenlange monotone Wiederholung ein- und desselben Aktes, durchaus nicht an Erregung sensorischer Centren denken lassen.\nZur Begr\u00fcndung f\u00fchrt Verfasser drei eigene F\u00e4lle an, von denen die beiden ersten noch Zweifel an der rein automatischen Natur der Bewegungen zulassen.\nNicht so Fall III. Dementia primitiva. Stupor, impulsive Gewalthandlungen. Keine Hallucinationen oder Wahnvorstellungen.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n237\nPatient, 18 Jahre alt, tr\u00e4gt Degenerationszeichen: Zur\u00fcckliegende Stirn, Platykephalie, vorspringenden rechten Scheitelh\u00f6cker und vorgew\u00f6lbte Ohrmuscheln. \u2014 Gesichtsausdruck starr. Blick leer. Katatonische Muskelstarre mit Zittern bei passivem Versuch, den Gliedern eine andere Stellung zu geben. Patient spricht nicht. In heftigem Wutanfall Angriff auf die W\u00e4rterinnen. Trotz Zwangsjacke und auch nachdem dieselbe entfernt ist, klopft er mit H\u00e4nden und F\u00fcfsen in regel-m\u00e4fsigem Tempo, ohne wieder in Wut zu geraten, zuckt bei Kneipen der Haut; der am Ellenbogen kontrahierte Arm, ebenso die Hand der einen Seite wird mit Gewalt aufgebrochen, er klopft weiter mit der anderen, der Arm kr\u00fcmmt sich wieder, die H\u00e4nde bleiben offen, nur der Daumen stark abduciert. \u2014 Die Masturbation wird durch Drohung mit der Zwangsjacke verhindert. \u2014 Die Wutangriffe auf das Personal wiederholen sich.\nDiese scheinbar willk\u00fcrlichen Zornausbr\u00fcche sind aber rein automatisch, unabh\u00e4ngig von sensorischer Heizung und Wahnvorstellung. \u2014 F\u00fcr den automatischen Charakter der Bewegungen sprechen nicht nur die in regelm\u00e4fsigem Tempo sich wiederholende Flexion und Extension der Arme, sondern auch vor allem die Extensionsstellung der aufgebrochenen Hand, die in die vorige Lage h\u00e4tte zur\u00fcckkehren m\u00fcssen, wenn es sich um einen willk\u00fcrlichen Akt oder um Hallucination gehandelt h\u00e4tte. Der Fall beweist somit die direkte Erregung motorischer Centren.\tFraenkel.\nG. Minoazzini. Sul collezionismo nelle diverse forme psicopatiche.\nEie. di freniatria. XIX. Heft 4. S. 541. (1893.)\nObgleich der Sammeltrieb, um den es sich hier handelt, eine in Irrenanstalten sehr gew\u00f6hnliche Erscheinung ist, so ist derselbe in seiner Besonderheit noch wenig untersucht und wird sogar in den grofsen Handb\u00fcchern \u00fcber Psychiatrie nur obenhin gestreift. Thats\u00e4chlich wird der Sammeltrieb nicht selten mit dem von Marc in die Wissenschaft eingef\u00fchrten Ausdruck Kleptomanie verwechselt. Allerdings giebt es Zwischenzust\u00e4nde, in denen Sammeltrieb und Stehlsucht vereinigt Vorkommen. Daraufhin unterscheidet Verfasser folgende Formen:\n1.\tSammeltrieb, der sich auf bestimmte Einzeldinge beschr\u00e4nkt (Monokollektivismus), wie B\u00fccher, Bilder, Postmarken, Autographen, Schr\u00e4nke u. a. m. Solange alle diese Dinge Kunst- und wissenschaftlichen Zwecken dienen, ist das Sammeln derselben berechtigt, wird jedoch pathologisch, wenn die Freude am Besitz in Leidenschaft ausartet, die zu ihrer Befriedigung, nicht selten bei \u00fcbrigens normalen Individuen, zu Verm\u00f6gensverschwendung und zu gesetzwidrigen Mitteln verf\u00fchrt. Diese Form findet Verfasser bei Geisteskranken selten; nur bei 6,3% derer, die \u00fcberhaupt sammeln.\n2.\tDie Form, bei der alles ohne Unterschied gesammelt wird (Polykollektivismus), kommt nur bei Geisteskranken vor. Die aufgelesenen Gegenst\u00e4nde sind in erster Reihe Abf\u00e4lle von Efswaren, Brot, Fleisch, K\u00e4se. (Efsbar freilich ist f\u00fcr einen Geisteskranken auch alles andere, Glas, N\u00e4gel, Steine. Von einem meiner Spezialisten wurden","page":237}],"identifier":"lit15546","issued":"1894","language":"de","pages":"236-237","startpages":"236","title":"Michel Bombarda: Contribution \u00e0 l'\u00e9tude des actes purement automatiques chez les ali\u00e9n\u00e9s. Revue neurol. I, No. 18, 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:59:04.415510+00:00"}