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{"created":"2022-01-31T16:00:40.450390+00:00","id":"lit15558","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Bruchmann, K.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 319-320","fulltext":[{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"L\u00fcteraturbericht.\n31&\neine blofs vorgestellte Bewegung, und dies scheint durchaus notwendig zu sein zur vollen W\u00fcrdigung des Liedes oder der Melodie.\u201c Obgleich die Bemerkung absolut nichts zu thun hat mit dem Ursprung der Musik aus dem Zeitsinn, und durchaus nichts mit der behaupteten Identit\u00e4t des Muskelsinnes und Zeitsinnes, so ist sie doch ungemein, charakteristisch. Seit zehn Jahren bildet die Frage, ob wir mit der Musikvorstellung Bewegungen oder Bewegungsvorstellungen associieren m\u00fcssen, eine der wichtigsten und gew\u00f6hnlichsten Diskussionen der physiologischen Litteratur, die seit Stumpf und Stricker bis auf Charcot-und Ribot zu einer kleinen Bibliothek angewachsen ist, und nun pr\u00e4sentiert uns der Verfasser die Frage in ihrem urspr\u00fcnglichen Stadium mit einer bibliographischen Unbefangenheit, als wenn sie wirklich eineunbekannte Neuheit w\u00e4re. Wir d\u00fcrfen unter diesen Umst\u00e4nden doch, hoffen, dafs er mit der Zeit noch die weiteren Stadien dieser Frage samt deren wahrscheinlicher L\u00f6sung vom H\u00f6rensagen kennen lernen wird, verzichten aber im Vorhinein darauf, den gegenw\u00e4rtigen Stand, nach zehn Jahren als Neuigkeit mitgeteilt zu h\u00f6ren.\nWallaschek (London).\nB. Bourdon. L\u2019expression des \u00e9motions et des tendances dans le langage.\nParis. Alcan. 1892. 374 S. Fr. 7.50.\nWie keine Form ohne Inhalt ist, so giebt es eine ganze Reihe von mehr formalen Bestandteilen und Eigenschaften des sprachlichen Ausdruckes, welche, obgleich scheinbar fast nur \u00e4ufserlich, dennoch als Folge eines inneren Grundes zu betrachten sind. Nicht um den Unterschied der sogen, formlosen und Formsprachen, um die Verschiedenheit der Grammatik handelt es sich hier, sondern haupts\u00e4chlich um den Einflufs, den Tendenzen und Emotionen auf die sprachlichen Aufserungen \u00fcben. Tendenz ist psychophysische Neigung oder Wesensrichtung; Emotion Steigerung des organischen Durchschnittes. Da ist zun\u00e4chst zu fragen, welche Wirkung beide auf die Elementar-Ph\u00e4nomene des Wortes haben, d. h. auf Intensit\u00e4t, Tonh\u00f6he, Wahl des Lautes, Dauer, Sprechpausen. Tendenz ist z. B. das Vorherrschen der Dentale \u00fcber die Labiale, dieser \u00fcber die Gutturale. Ist die Wahl der Laute meist eigentlich keine Wahl zu nennen, so ist ihre Dauer schon eher von der Emotion abh\u00e4ngig. Auch bei der Verteilung der Intensit\u00e4ten ist das subjektive Element der Emotion beteiligt. Zwar ist die Intensit\u00e4t im allgemeinen eine abnehmende, da das Wichtigste vorangestellt zu werden pflegt (in Tonh\u00f6he, Phrase und Satz \u2014 dessen Definition S. 233 \u2014), aber die Anordnung sprachlich dargestellter objektiver Ereignisse unterliegt doch der Subjektivit\u00e4t des Redenden. Eine besondere Behandlung verlangt der Accent (131 f.) und der Vers (303 f.), zu dem auch wesentlich Assonanz und Alliteration geh\u00f6ren (184 f.) Den Anfang der Syntax bildet die primitive Wortfolge \u2014 soweit sie uns erreichbar ist. Verfasser weist nach, dafs dabei euphonische R\u00fccksichten mitspielen, wie man auch in der Anwendung einfacher Laute Abwechselung liebt (167). Zu den zusammengesetzten Ph\u00e4nomenen, denen das dritte Buch gewidmet ist, geh\u00f6rt auch die Zahl der W\u00f6rter im Satz, f\u00fcr die Verfasser zu verschiedenen Zeiten aus-","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"320\nLi ttera turberich t.\ngebildeter Litteratur verschiedenen Durchschnitt findet. Ferner wird das Verh\u00e4ltnis der langen und kurzen Vokale in ein- und mehrsilbigen W\u00f6rtern behandelt. Verfasser bemerkt in einer ganzen Eeihe von indokeltischen Sprachen wachsende Neigung zur Einsilbigkeit. Das vierte Buch (277 f.) er\u00f6rtert die parties inutiles du discours, sprachliche Kategorien wie Substantiv, Verbum u. s. w., den Vers und seine Wirkung, die Schrift. Das Ergebnis seiner m\u00fchsamen und sorgf\u00e4ltigen statistisch - experimentellen Untersuchungen auf diesem noch wenig bearbeiteten Gebiet formuliert Verfasser dahin, dafs die Intensit\u00e4t der Emotionen das gew\u00f6hnliche Sprechen nur beeinflufst \u201edans un sens dynamog\u00e9nique\u201c, weil die fortlaufende Bede sich nur mit einer m\u00e4fsigen Emotion vertr\u00e4gt. Wo die nat\u00fcrlichen Durchschnittskr\u00e4fte der Bede gesteigert werden, liegen Ph\u00e4nomene der Nachahmung vor, wie z. B. Schw\u00e4che oder Kraft durch Senkung oder Erh\u00f6hung der Stimme nachgeahmt werde. So sei die Sprache vor allem Ph\u00e4nomen der Nachahmung, wie sich auch bei ihrer Erlernung zeige, was aber nicht die Zustimmung zu einer gewissen Lehre von der Onomatop\u00f6ie zu bedeuten hat (38). Die Methode im einzelnen ist nur aus dem Buche selbst zu ersehen.\nK. Bruchmann (Berlin).\nWm. L. Bryan. On the development of voluntary motor ability. Amer.\nJourn. of Psychol. V. 2 S. 125\u2014204. (1892.)\nDurch sorgsame und zahlreiche Untersuchungen ist B. bem\u00fcht, die Entwickelung der willk\u00fcrlichen Bewegungsf\u00e4higkeit zu studieren, deren Erforschung bisher recht widerspruchsvolle Besultate geliefert hat. Die Messungen wurden mit H\u00fclfe\u2019eines feinen und fast fehlerfrei funktionierenden Apparates vorgenommen, dessen detaillierte Schilderung in dem lesenswerten Originale einzusehen ist. Die willk\u00fcrlich e Bewegungsf\u00e4higkeit der einzelnen Gelenke wurde unter den verschiedenartigsten Bedingungen des Grundversuches gepr\u00fcft. Das Besultat ist, dafs schon nach 10\u201415 Sekunden Arbeit eine erkennbare Erm\u00fcdung eintritt, welche nach 10\u201415 Minuten betr\u00e4chtlich wird. Die weitere Steigerung erfolgt langsam. Nach dreist\u00fcndiger Arbeit ist das linke Handgelenk kraftlos.\nLokale Abk\u00fchlung reduziert die Zahl der Fingerbewegungen erheblich, doch verursacht sie keine entsprechende \u00c4nderung in der Bewegungsf\u00e4higkeit der anderen Gelenke.\nB, kommt zu dem Besultate, dafs der Bhythmus der resultierenden Bewegung zwar nicht identisch mit dem Bhythmus der centralen Innervation sei, aber doch in einem engen Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnis zu ihr stehe.\nDie Beschleunigung des Muskelrhythmus bei M\u00e4dchen zwischen 12 und 13 und Knaben zwischen 13 und 14 Jahren ist ein Ausdruck hoher Spannung in deren Nervencentren. Die sp\u00e4teren Ver\u00e4nderungen im Organismus bedingen eine nerv\u00f6se Ersch\u00f6pfung, welcher eine Erholung mit entsprechender Beschleunigung des Muskelrhythmus folgt.\nPlaczek (Berlin).","page":320}],"identifier":"lit15558","issued":"1894","language":"de","pages":"319-320","startpages":"319","title":"B. Bourdon: L'expression des \u00e9motions et des tendances dans le langage. Paris, Alcan 1892","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:00:40.450395+00:00"}