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{"created":"2022-01-31T16:17:48.400260+00:00","id":"lit15566","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Stern, L. William","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 399-400","fulltext":[{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Litter aturbericht.\n399\nDafs es mit dem Begriff seiner ,Punktion1 nicht abgethan ist, scheint der Verfasser selbst zu f\u00fchlen; wenigstens verfolgt er ihn nicht weiter und schl\u00e4gt nun denjenigen Weg ein, den vor ihm jeder andere Dogmatiker eingeschlagen hat; es ist der der willk\u00fcrlichen begrifflichen Synthese. Kurzerhand bestimmt er, dafs Bewegung und Empfindung ein und dasselbe seien. Ganz unrichtig mag dies bei richtiger Interpretation nicht sein; aber man will doch wissen, wieso und warum. So leicht, wie sich\u2019s der Verfasser macht, geht das Ding nicht; er sagt n\u00e4mlich in seiner verschwommenen Art : \u201eIst nun das, was wir uns \u2014 freilich in ganz \u00fcberfl\u00fcssiger Weise \u2014als h\u00f6chst komplicierte Bewegung der Ganglienzelle denken, in Wirklichkeit, d. i. konkret, die Empfindung selbst, was sind nun, wiederum konkret genommen, die Zust\u00e4nde der Ganglienzelle bei Abwesenheit jeder Empfindung, desgleichen die noch immer hoch komplicierten Vorg\u00e4nge in den Nerven, in der Betinaaus-breitung? Wir m\u00fcssen sie alle zu dem Genus der Empfindung z\u00e4hlen \u2014 diejenigen der Ganglienzelle etwa als ,unterbewufste\u2018 und die \u00fcbrigen als unbewufste Empfindungszust\u00e4nde. Und in gleicher Weise m\u00fcssen wir die \u00e4ufseren \u00c4therschwingungen als unbewufste ,Empfindungsdifferentiale1 auffassen. Und so gestaltet sich uns der Monismus nicht allein als eine Aufhebung der einen der Glieder des Dualismus, weil \u00fcberfl\u00fcssig und unbegr\u00fcndet, sondern auch als eine Aufhebung des Gegensatzes \u00fcberhaupt. Nicht ist die eine Seite auf Kosten der anderen erweitert worden, sondern beide Seiten sind in gleicher Weise aufgehoben und in gleicher Weis\u00ab beibehalten.11 Beferent findet, dafs der Autor noch ein Drittes aufgehoben und leider nicht wieder hergestellt hat, n\u00e4mlich die M\u00f6glichkeit eines Verst\u00e4ndnisses; wenigstens findet er ein solches Verfahren ebenso willk\u00fcrlich als unverst\u00e4ndlich und verzichtet seinerseits darauf, diese Gedankenspr\u00fcnge weiter zu verfolgen. Zu bemerken d\u00fcrfte noch sein, dafs der Verfasser die Absicht hegt, uns mit vier oder f\u00fcnf B\u00fcchern dieser Art zu beschenken. Dafs daraus ein Gewinn f\u00fcr die philosophische Betrachtungsweise sich ergehen werde, mufs, nach dem Vorliegenden beurteilt, entschieden verneint werden. Dem Herrn Autor fehlt es ganz und gar an einer sauberen, zuverl\u00e4ssigen Methode der Begriffsbildung. K\u00fchnheit und Absprechen \u00fcber die Leistungen anderer reichen zur \u201eVerj\u00fcngung der Philosophie\u201c heute nicht mehr aus.\tA. Bau (M\u00fcnchen).\nJ. Makk Baldwin, A new method of child study. Science. Vol. XXI.\nS. 213\u2014215. (21. April 1893.)\n-----Distance and color perception by infants. Science. Vol. XXI,\nS. 231 u. 232. (28. April 1893.)\nErster Artikel. Die zuverl\u00e4ssige Verwertung von Beobachtungen und Experimenten am kleinen Kinde ist deswegen so schwierig, weil die Deutung der kindlichen Aufserungen eine gar so unsichere ist. B. exemplificiert auf die Versuche \u00fcber den Farbensinn. Wenn z. B. ein Kind Farben, die ihm vorgelegt werden, benennen soll, so ist gar nicht zu bestimmen, welchen Anteil Unterscheidungsf\u00e4higkeit f\u00fcr Farben, Farbenged\u00e4chtnis, Schwierigkeit der Aussprache, Festigkeit der Asso-","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400.\nLitter aturbericht.\ndation zwischen Wort und Farbe an den Antworten haben. \u00c4hnliches gilt von anderen bisher verwandten Methoden. B. schl\u00e4gt nun vor, eine \u00c4ufserungsart des Kindes zu benutzen, welche am wenigsten den Fehler der Vieldeutigkeit besitzt, und die das unverf\u00e4lschteste Abzeichen des sinnlichen Eindruckes in seiner einfachsten Gestalt ist; dies ist die motorische Reaktion auf denselben, insbesondere die Gestikulation der Hand. Findet sich z. B., dafs das Kind mit einiger Regelm\u00e4fsigkeit nach einer Farbe greift, nach einer anderen nicht, so ist dies ein Zeichen f\u00fcr die Unterscheidungsf\u00e4higkeit in Bezug auf diese Farben.\nZweiter Artikel. B. wandte diese Methode nun auf sein 9 Monate altes T\u00f6chterchen an, indem er ihm verschiedene Farben in verschiedener Entfernung vorlegte. Das Verh\u00e4ltnis der F\u00e4lle, in denen nach einer Farbe gegriffen wurde, zu allen F\u00e4llen, in denen sie dargeboten wurde, gab ein Mafs f\u00fcr die Lustbetontheit der Farbe. Diese war am gr\u00f6fsten bei Blau, es folgten: Rot, Weifs, Gr\u00fcn und Braun. (Bei Preyer steht Blau am Ende.) -\u2014 In der Distanzsch\u00e4tzung stellte sich eine ziemliche Sicherheit heraus, indem das Kind nur selten nach Objekten griff, die aufserhalb des Bereichs seines Armes lagen.\nDie Methode scheint in der That einer weiteren Ausbildung f\u00e4hig zu sein.\tW. Steen (Berlin).\n1.\tW. v. Bechterew. \u00dcber die Geschwindigkeitsver\u00e4nderungen der psychischen Processe zu verschiedenen Tageszeiten. Neurolog. Cmtralbl. XII. No. 9. S. 290-292. (1893.)\n2.\tH. Higier. Mitteilung an den Herausgeber. Ebda. No. 13. S. 470\u2014472.\nAuf Veranlassung Bechterews untersuchten Ostankow und Grau an vier Personen die Reaktions-, Unterscheidungs-, Assoziationsund Wahlzeit morgens, ' mittags und abends, um den Einflufs der Tageszeit zu bestimmen. Auch einfache Rechenoperationen wurden zu diesem Zwecke ausgef\u00fchrt. Als Zeitmesser diente das Hippsche Chronoskop. Das Ergebnis bilden acht S\u00e4tze, nach denen am Abend die psychischen Processe schneller vor sich gehen, als am Morgen und an diesem wiederum schneller, als nachmittags, wie \u00fcberhaupt die Nahrungsaufnahme verz\u00f6gernd wirkt. Je komplizierter der psychische Vorgang ist, desto gr\u00f6fser der Einflufs. Bei den Assoziationen gewinnen am Abend die inneren ein \u00dcbergewicht \u00fcber die \u00e4ufseren. Die Ablenkung der Aufmerksamkeit \u2022\u2014 durch das Lesen eines Buches bewirkt \u2014 steigert wohl die Verz\u00f6gerung im Verh\u00e4ltnis zur Kompliziertheit des Vorganges,, modifiziert aber kaum den Einflufs der Tageszeiten. Assoziationen werden bei ahgelenkter Aufmerksamkeit beschleunigt. Das Greisenalter wirkt verlangsamend. Ungerade Zahlen werden langsamer addiert resp. subtrahiert, als gerade, und die Addition resp. Subtraktion \u00fcberhaupt langsamer als die Multiplikation.\nDiesen Resultaten gegen\u00fcber beobachtete Higier ein Ansteigen der psychischen Leistungsf\u00e4higkeit von morgens bis mittags (11\u201412), dann ein Sinken bis 5 Uhr nachmittags, darauf wieder ein Ansteigen bis gegen 9 Uhr abends und schliefslich wieder ein Sinken bis 12 Uhr nachts derart, dafs die Maxima und Minima am Tage gr\u00f6fser sind als am Abend. Bei Raumsch\u00e4tzungen fallen diese Schwankungen weg.","page":400}],"identifier":"lit15566","issued":"1894","language":"de","pages":"399-400","startpages":"399","title":"J. Mark Baldwin: A new method of child study. Distance and color perception by infants. Science, Vol. XXI, S. 213\u2013215, 21. April 1893, Science, Vol. XXI, S. 231 u. 232, 28. April 1893","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:48.400266+00:00"}