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{"created":"2022-01-31T16:08:50.273871+00:00","id":"lit15567","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Wreschner, Arthur","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 7: 400-401","fulltext":[{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400.\nLitter aturbericht.\nciation zwischen Wort und Farbe an den Antworten haben. \u00c4hnliches gilt von anderen bisher verwandten Methoden. B. schl\u00e4gt nun vor, eine \u00c4ufserungsart des Kindes zu benutzen, welche am wenigsten den Fehler der Vieldeutigkeit besitzt, und die das unverf\u00e4lschteste Abzeichen des sinnlichen Eindruckes in seiner einfachsten Gestalt ist; dies ist die motorische Reaktion auf denselben, insbesondere die Gestikulation der Hand. Findet sich z. B., dafs das Kind mit einiger Regelm\u00e4fsigkeit nach einer Farbe greift, nach einer anderen nicht, so ist dies ein Zeichen f\u00fcr die Unterscheidungsf\u00e4higkeit in Bezug auf diese Farben.\nZweiter Artikel. B. wandte diese Methode nun auf sein 9 Monate altes T\u00f6ehterchen an, indem er ihm verschiedene Farben in verschiedener Entfernung vorlegte. Das Verh\u00e4ltnis der F\u00e4lle, in denen nach einer Farbe gegriffen wurde, zu allen F\u00e4llen, in denen sie dargeboten wurde, gab ein Mafs f\u00fcr die Lustbetontheit der Farbe. Diese war am gr\u00f6fsten bei Blau, es folgten: Rot, Weifs, Gr\u00fcn und Braun. (Bei Preyer steht Blau am Ende.) \u2014 In der Distanzsch\u00e4tzung stellte sich eine ziemliche Sicherheit heraus, indem das Kind nur selten nach Objekten griff, die aufserhalb des Bereichs seines Armes lagen.\nDie Methode scheint in der That einer weiteren Ausbildung f\u00e4hig zu sein.\tW. Stern (Berlin).\n1.\tW. v. Bechterew. \u00dcber die Geschwindigkeitsver\u00e4nderungen der psychischen Processe zu verschiedenen Tageszeiten. Neurolog. Centralhl. XII. No. 9. S. 290-292. (1893.)\n2.\tH. Higier. Mitteilung an den Herausgeber. Ebda. No. 13. S. 470\u2014472.\nAuf Veranlassung Bechterews untersuchten Ostankow und Grau an vier Personen die Reaktion*-, Unterscheidungs-, Assoziationsund Wahlzeit morgens, mittags und abends, um den Einflufs der Tageszeit zu bestimmen. Auch einfache Rechenoperationen wurden zu diesem Zwecke ausgef\u00fchrt. Als Zeitmesser diente das Hippsche Chronoskop. Das Ergebnis bilden acht S\u00e4tze, nach denen am Abend die psychischen Processe schneller vor sich gehen, als am Morgen und an diesem wiederum schneller, als nachmittags, wie \u00fcberhaupt die Nahrungsaufnahme verz\u00f6gernd wirkt. Je komplizierter der psychische Vorgang ist, desto gr\u00f6fser der Einflufs. Bei den Assoziationen gewinnen am Abend die inneren ein \u00dcbergewicht \u00fcber die \u00e4ufseren. Die Ablenkung der Aufmerksamkeit \u2014 durch das Lesen eines Buches bewirkt \u2014 steigert wohl die Verz\u00f6gerung im Verh\u00e4ltnis zur Kompliziertheit des Vorganges,, modifiziert aber kaum den Einflufs der Tageszeiten. Assoziationen werden bei abgelenkter Aufmerksamkeit beschleunigt. Das Greisenalter wirkt verlangsamend. Ungerade Zahlen werden langsamer addiert resp. subtrahiert, als gerade, und die Addition resp. Subtraktion \u00fcberhaupt langsamer als die Multiplikation.\nDiesen Resultaten gegen\u00fcber beobachtete Higier ein Ansteigen der psychischen Leistungsf\u00e4higkeit von morgens bis mittags (11\u201412), dann ein Sinken bis 5 Uhr nachmittags, darauf wieder ein Ansteigen bis gegen 9 Uhr abends und schliefslich wieder ein Sinken bis 12 Uhr nachts derart, dafs die Maxima und Minima am Tage gr\u00f6fser sind als am Abend. Bei Raumsch\u00e4tzungen fallen diese Schwankungen weg.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Litteraturbericht.\n401\nJe wichtiger derartige Untersuchungen sind, um so bedauernswerter ist es, dafs die n\u00e4heren Angaben \u00fcber die Versuchsanordnung fehlen. Gerade in dieser Frage ist letztere von der gr\u00f6fsten Bedeutung. So schreibt Bechterew selbst der Nahrungsaufnahme einen hohen Einflufs zu und gieht anderseits nicht einmal Zahl und Zeit der t\u00e4glichen Mahlzeiten an. Auch die Besch\u00e4ftigung in den Zwischenstunden ist in keiner Weise n\u00e4her bezeichnet. Ja seihst die Anzahl der Versuche, aus denen die einzelnen Resultate gewonnen sind, wird nicht mitgeteilt. Oder soll die Angabe gen\u00fcgen, dafs an jeder Person 1500\u20142000 Versuche angestellt wurden ! Wie verteilen sich diese auf die einzelnen angef\u00fchrten psychischen Prozesse? In welchen Zwischenr\u00e4umen fanden die einzelnen Versuche statt? Umfafste jede Sitzung alle Arten der oben angef\u00fchrten psychischen Prozesse? etc.\nAuch die Erkl\u00e4rung der beobachteten Thatsachen kann durchaus nicht als eine befriedigende bezeichnet werden. Wie schon Higier bemerkt, reicht der Einflufs der Nahrungsaufnahme nicht hierzu aus. Vielmehr w\u00e4ren andere physiologische und psychologische Thatsachen noch zu ber\u00fccksichtigen gewesen.\nDafs nach alledem ein festes Urteil \u00fcber den Widerstreit der Beobachtungen beider Gew\u00e4hrsm\u00e4nner nicht m\u00f6glich ist, liegt klar auf der Hand. Higiers Ansicht st\u00fctzt sich ferner nur auf Additionsaufgaben, wie \u00fcberhaupt auf Versuche, die zu ganz anderem Zwecke angestellt sind. Wie schwer letzteres ins Gewicht f\u00e4llt, kann jeder, der experimentell psychologisch arbeitet, beurteilen. Hierzu kommt noch die individuelle Anlage, die Anzahl und Methode der Versuche, Verwertungsart der Resultate etc. Vor allem jedoch ist darauf hinzuweisen, dafs in beiden F\u00e4llen die Maxima experimentell nicht festgestellt wurden, was eine gen\u00fcgende Anzahl von Versuchen zu jeder Tages- und Abendstunde erfordern w\u00fcrde. Ja Bechterew experimentierte gerade in den Stunden, die Higier frei liefs. Wenn man sich auf ein Erschliefsen der wirklichen Maxima einlassen will, so liefsen sich verschiedene Hypothesen aufstellen, nach denen die Differenz des Tages- und Abendmaximums \u2014 dies ist ja der eigentliche strittige Punkt \u2014 gar nicht eine so bedeutende ist.\nDies jedoch lernen wir aus den Untersuchungen, mit welchem Rechte bereits Fechner auf genaue Innehaltung derselben Tageszeit bei Versuchen, die verglichen werden sollen, drang.\nArthur Wreschner (Berlin).\nJ. Ward. \u201eModern\u201c Psychology: a Reflexion. Mind. (N. S.) H. No. 5.\nS. 54\u201482. (1893.)\nWie jede neue Geistesrichtung es mit sich bringt, dafs manche ihrer Vertreter zu Neuheitsfanatikern werden und das richtige Mafs in ihrer Anwendung nicht zu halten verm\u00f6gen, so ist es auch der physiologischen Psychologie ergangen. Eine Methode, die neben anderen eine h\u00f6chst wichtige Rolle zu spielen berufen ist, n\u00e4mlich die experimentelle, wird als die alleinseligmachende gepriesen; ein Problem, dessen L\u00f6sung allerdings h\u00f6chst bedeutungsvoll ist, n\u00e4mlich die Frage nach dem\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie VII.\t26","page":401}],"identifier":"lit15567","issued":"1894","language":"de","pages":"400-401","startpages":"400","title":"1. W. v. Bechterew: \u00dcber die Geschwindigkeitsver\u00e4nderungen der psychischen Processe zu verschiedenen Tageszeiten, 2. H. Higier: Mitteilung an den Herausgeber. Neurolog. Centralbl. XXI, No. 9, S. 290\u2013292, 1893, Ebda., No. 13, S. 470\u2013472","type":"Journal Article","volume":"7"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:50.273877+00:00"}